Alaska von Taifun Halong getroffen

Ein Taifun im hohen Norden – Wie der Klimawandel Alaskas Küsten verwundbarer macht

Der Taifun Halong fegte in den letzten Tagen über die Westküste Alaskas hinweg und hinterließ eine Spur der Verwüstung: Die orkanartigen Winde verursachten meterhohe Sturmfluten und der Taifun hatte sintflutartige Regenfälle im Gepäck. Sturm und Regen trafen abgelegene Dörfer wie Kipnuk, Kwigillingok und Nome mit voller Wucht. Häuser wurden von ihren Fundamenten gerissen, Straßen weggespült, Kommunikationssysteme sowie Strom- und Wasserversorgung brachen zusammen. Mindestens ein Mensch kam ums Leben, mehrere galten zeitweise als vermisst. Über 50 Bewohner mussten gerettet werden – einige von den Dächern ihrer überfluteten Häuser.




Der Sturm fegte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h über die Küste Alaskas hinweg. Die Sturmflut erreichte einen Pegel von mehr als 180 Zentimeter über dem Normalstand. Ganze Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten, während Rettungsteams versuchen, die von der Sturmflut Eingeschlossenen zu erreichen.

Taifune gelten eigentlich als Phänomen tropischer Breiten. Sie entstehen über warmem Meerwasser, wo sie durch aufsteigende, feuchtwarme Luft gespeist werden. Dass ein solcher Sturm Tausende Kilometer nach Norden zieht und Alaska erreicht, ist ungewöhnlich – aber kein Zufall. Meteorologen führen das Ereignis auf eine Kombination aus einer außergewöhnlichen Wetterlage und langfristigen klimatischen Veränderungen zurück.

Eine entscheidende Rolle spielte dabei der Jetstream. Hierbei handelt es sich um ein starkes Windband in großer Höhe, das normalerweise die Grenze zwischen kalter Polarluft und warmer Tropenluft markiert. Aktuell mäandriert er stark und verläuft ungewöhnlich weit nach Norden. Eine solche wellenförmige Struktur ist ein Zeichen seiner Schwächung: Der Temperaturunterschied zwischen Arktis und Tropen, der den Jetstream antreibt, nimmt durch die arktische Erwärmung ab. Die Folge sind langsamere, instabilere Strömungen, die Sturmsysteme auf untypische Bahnen lenken oder sie länger über einer Region festhalten.

Diese geschwächte Strömung zog den Taifun Halong weit nach Norden – hinein in den Bereich der Beringsee, deren Wasser in diesem Herbst außergewöhnlich warm ist. Dort wandelte sich der Sturm in ein außertropisches Tief um, behielt aber genug Energie, um an der Küste Alaskas orkanartige Winde und Rekordfluten zu verursachen.

Klimaforscher sehen in Ereignissen wie Halong ein Warnsignal. Die Arktis erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt, die Meere im Nordpazifik speichern zunehmend Wärme, und die atmosphärischen Strömungen verlieren an Stabilität. Diese Veränderungen könnten in Zukunft dazu führen, dass tropische Stürme häufiger in nördliche Breiten vordringen – mit Folgen für Regionen, die bisher kaum auf solche Extremereignisse vorbereitet sind.

„Wir erleben hier etwas, das früher undenkbar war“, sagte ein Sprecher der US-Küstenwache. „Alaska steht an der Frontlinie des Klimawandels.“

Liparische Inseln: 3 Erdbeben nahe Vulcano

Nahe Vulcano ereigneten sich 3 Erdbeben im Magnituden größer 2

Aufgrund anhaltender Erdbebentätigkeit im Liparischen Archipel bleibt auch Vulcano im Fokus der Berichterstattung, denn in den letzten Wochen zogen hier nicht nur die Häufigkeit der Erdbeben wieder an, sondern auch Gasausstoß und Fumarolentemperaturen. Seit gestern gab es im Liparischen Archipel 3 Erdbeben mit Magnituden größer 2. 




Vulcano. © EMSC

Das stärkste Beben hatte die Magnitude 2,7 und ein Epizentrum, das vor dem Kap von Milazzo lag. Das Kap passiert man, wenn man mit der Fähre nach Vulcano übersetzt. Zwei weitere Beben Mb 2,2 manifestierten sich sowohl östlich als auch westlich von Vulcano, wobei sich das Epizentrum des westlichen Bebens ca. 6 Kilometer vor der Küste der Insel befand. Alle Erschütterungen lagen in Tiefen von mehr als 100 Kilometern und damit in jenem Teil der Asthenosphäre, in dem durch partielles Schmelzen Magma entsteht. Darüber hinaus ist diese Zone unter den Liparischen Inseln und dem Tyrrhenischen Meer aus tektonischer Sicht sehr interessant, da hier die Ionische Platte in einem flachen Winkel abtaucht und sich unter den nebeneinander liegenden Platten von Afrika und der Tyrrhenischen Mikroplatte schiebt. Die Grenze zwischen den beiden Platten verläuft entlang einer Störungszone, die östlich von Vulcano verläuft.

Die Erdbeben sind also tektonischer Natur, doch da der Vulkanismus der Region an tiefe tektonische Prozesse gekoppelt ist, könnten die Erdbeben eine Vorläufer-Symptomatik bald folgender vulkanotektonischer Prozesse nahe der Oberfläche sein.

Die tiefen tektonischen Prozesse und insbesondere die Subduktion der Ionischen Platte koppeln übrigens die süditalienischen Vulkanprovinzen Ätna und Liparische Inseln mit den Vulkanen Vulcano und Stromboli sowie die Region Neapel mit Vesuv und Campi Flegrei. Am letztgenannten Vulkan kam es in den letzten 24 Stunden zu weiteren flach liegenden Erdbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Hier sehen wir eine fortgeschrittenere Phase des vulkanischen Aufladungsprozesses, als es auf Vulcano bis jetzt der Fall ist. Da das vulkanische System der Campi Flegrei ungleich größer ist als jenes von Vulcano, könnte es auf der Insel dennoch schneller zu einem Ausbruch kommen.

Island: Erdbeben Mb 4,0 unter Bardarbunga

Mittelstarkes Erdbeben (Mb 4,0) unter Bardarbunga löste kleinen Nachbebenschwarm aus

Bereits am Sonntagabend ereignete sich um 21:59 UTC ein Erdbeben der Magnitude 4,0 unter dem isländischen Calderavulkan Bardarbunga. Das Hypozentrum lag in etwa 3.600 m Tiefe, das Epizentrum rund 4500 m östlich des Calderazentrums. Es folgte ein kleiner Nachbebenschwarm mit zehn Erschütterungen, von denen die stärkste eine Magnitude von 3,3 erreichte. Insgesamt wurden innerhalb von 48 Stunden 21 Erdbeben unter dem Vatnajökull registriert.

Das Beben löste auf Island zwar keine große Besorgnis aus, war dem Isländischen Wetterdienst (IMO) jedoch eine Stellungnahme wert. Naturgefahrenexpertin Jarþrúður Ósk Jóhannesdóttir erklärte gegenüber MBL, man habe Erdbeben dieser Magnitude erwartet. Bereits am 19. September hatte sich ein Beben der Stärke 3,9 ereignet, und am 27. Juli sogar eines mit Mb 5,2.

Bardarbunga ist der größte Zentralvulkan Islands. Seine Caldera misst gut 10 Kilometer im Durchmesser und liegt direkt über dem Zentrum des isländischen Mantelplumes, wo ein Großteil des Magmas aufsteigt, das die Vulkane im Inselinneren speist.

Die Isländer sind an das Leben in einer rauen Umgebung mit zahlreichen Naturgefahren gewöhnt. Da sich der aktuelle Erdstoß weitab von Siedlungen ereignete, wurde er nicht gespürt und löste auch keine große Besorgnis aus. Dennoch verfolgen Forscher die Aktivität unter dem Vatnajökull genau und wissen, dass mindestens zwei der dortigen Vulkane sich derzeit auf Eruptionen vorbereiten. Wann diese stattfinden werden, lässt sich jedoch nicht vorhersagen.

Auch das Svartsengi-Gebiet auf der Reykjanes-Halbinsel wird weiterhin intensiv beobachtet. Nachdem die Bodenhebung am Freitag wieder das Niveau vor dem letzten Ausbruch erreicht hat – bei dem rund 12 Millionen m³ Lava eruptiert wurden – erklärte Benedikt Gunnar Ófeigsson, Leiter der Deformationsmessungen beim IMO, dass der nächste Ausbruch unmittelbar bevorstehen könnte. Als weiteres Indiz führte er das Schwarmbeben vom Samstag an. Seither ist es seismisch allerdings wieder ruhiger geworden. Ich rechne mit einer Eruption eher im November.