Gesteigerte Seismizität an mehreren Lokationen auf Island – Schutzwälle bei Grindavik müssen erhöht werden
Seit Monaten ist es um den Fischerort Grindavik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel still bestellt gewesen, was vor allem daran lag, dass die Lavaströme der letzten beiden Eruptionen nicht in Richtung Süden flossen. Doch vor dem erwarteten 10. Ausbruch bei Svartsengi gerät der Ort wieder in den Fokus der journalistischen Aufmerksamkeit.
Grund hierfür lieferte der Bürgermeister von Grindavik, der sich gegenüber dem Fernsehsender RUV dahingehend äußerte, dass man auf Nachrichten von Seiten der Regierung warte, die Gelder für die Erhöhung der Lavaschutzwälle bei Grindavik genehmigen muss. Der Bürgermeister meinte, dass die Wälle um mindestens 3 Meter erhöht werden müssten und man mit den Arbeiten nicht erst dann anfangen könne, wenn der Ausbruch gestartet ist.
Grindavik sieht inzwischen aus wie eine alte Festung aus historischen Zeiten, die von meterhohen Erdwällen umgeben ist. Diese sind nur an den wenigen Stellen offen, wo sie Straßen einfassen. Diese Lücken können in kürzester Zeit geschlossen werden, sollte tatsächlich ein Lavastrom anrollen. Die Erdwälle haben sich als erfolgreiche Verteidigungsstrategie gegen mehrere Lavaströme erwiesen, die ansonsten in der Stadt eingefallen sind. Bislang gelangte nur ein kleinerer Lavastrom an den Stadtrand von Grindavik und der entstammte einer Eruptionsspalte, die sich hinter den Erdwällen geöffnet hatte.

Dass es zu einer weiteren Eruption kommen wird, steht zwar nicht hundertprozentig fest, ist aber sehr wahrscheinlich, denn in den nächsten Tagen erreicht die Bodenhebung nahe des Geothermalkraftwerks Svartsengi den gleichen Stand wie vor der letzten Eruption. Außerdem nimmt die Anzahl sporadischer Erdbeben in der Region langsam zu, was ein Anzeichen dafür ist, dass der Druck im unterirdischen Speicher- und Fördersystem langsam steigt.
Erdbeben gibt es im benachbarten Krysúvik-System heute wieder sehr viele und der Erdbebenschwarm hat sich wieder deutlich verstärkt. Die Bodenabsenkung hält weiter an, so dass die Vulkanologen hier eigentlich nicht mit einer Eruption rechnen.
Eine erhöhte Seismizität gibt es auch am Grjotarvatn bei Borganes und unter den von Gletschern bedeckten Vulkanen Katla und Bardarbunga. In den letzten 48 Stunden wurden unter ganz Island 149 Erdbeben registriert.