Ätna: Erdbeben im Nordwesten und ein aktiver Nordostkrater

Erneuter Erdbebenschwarm im Nordwesten des Ätnas – Aktivität im Nordostkrater dokumentiert

Auf Sizilien bereitet sich der Ätna offenbar auf seine nächste eruptive Phase vor. Darauf deuten erneute Erdbeben an verschiedenen Lokalitäten und in unterschiedlichen Tiefenniveaus hin, ebenso wie tief im Schlot stattfindende Explosionen im Nordostkrater. Der Südostkrater hingegen besticht derzeit durch seine ungewöhnliche Ruhe. Das stärkste Beben im Nordwesten erreichte eine Magnitude von 2,1 und hatte ein Hypozentrum in 23 Kilometern Tiefe.

Ätnabeben

Die Erdbeben unter der nordwestlichen Basis des Ätnas manifestierten sich in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember und wiesen Epizentren südlich von Randazzo sowie östlich von Maletto auf. Die Herdtiefen lagen sämtlich jenseits der 20-Kilometer-Marke und damit im untersten Stockwerk der Erdkruste. Obwohl es in dieser Tiefe mehrere Hundert Grad heiß ist, ist das Gestein noch nicht so plastisch, dass es nicht zu tektonisch bedingtem Sprödbruch kommen könnte – eine Möglichkeit, die einige Forscher auch für den Ätna postulieren. Ich halte es hingegen für unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um rein tektonische Beben handelt, und gehe davon aus, dass sie in erster Linie auf Magmenaufstieg zurückzuführen sind.

Zeitgleich ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm im Nordosten des Ätnas, unweit von Piedimonte Etneo. Die Hypozentren lagen in etwa sieben Kilometern Tiefe. Hier ist bekannt, dass Fluidaufstieg lokale Störungszonen aktivieren kann.

Intrakrateraktivität im Nordostkrater

Bereits am vergangenen Wochenende dokumentierte Michele Mammino tief im Schlot stattfindende Aktivität im Nordostkrater. In seinem Video ist zu sehen, wie der rotglühende, offene Schlot stoßweise Dampf ausstößt, was auf explosive Aktivität hindeutet. Tatsächlich wurde etwas rotglühende Schlacke ausgeworfen, die auf dem Kraterboden zurückfiel. Es gibt also schwache Intrakrateraktivität. Diese Beobachtungen decken sich mit dem Vorhandensein einer thermischen Anomalie im Nordostkrater, die auf Sentinel-Satellitenaufnahmen der vergangenen Wochen zu erkennen ist. Auf dem jüngsten Bild erschienen die Schlote im Zentralkrater wieder relativ kalt, Gleiches gilt für den Südostkrater.

Ich weiß von mehreren Vulkanspottern, die ihre Weihnachtsferien am Ätna verbringen – nicht zuletzt in der Hoffnung, ein ätneisches Silvesterfeuerwerk geboten zu bekommen. Nun verhält es sich mit der Vorhersage von Eruptionen ähnlich wie mit der Prognose weißer Weihnachten: Ein Vulkanfeuerwerk liegt im Bereich des Möglichen, wobei ich die Wahrscheinlichkeit derzeit nicht sehr hoch einschätze. Zwar zeigt sich der Ätna zunehmend seismisch aktiv, doch ist man noch weit von einer seismischen Krise entfernt, die neue Eruptionen ankündigen würde. Strombolianische Explosionen sind am Ätna aber jederzeit möglich und vielleicht steigert sich die Explosivität des Nordostkraters noch.

Gipfelstürmer sollten sich jedenfalls gut ausrüsten, denn es ist Winter am Ätna und im Gipfelbereich kann es besonders nachts sehr ungemütlich werden. Außerdem sollte man sich erkundigen, ob Zugangsbeschränkungen gelten. Generell darf der Kraterbereich nur mit Vulkanführer betreten werden.