Neue Sonnenflecken und großes koronales Loch: erhöhte Wahrscheinlichkeit für geomagnetische Stürme und Polarlichter
Die Sonne zeigt sich in den letzten Tagen weiterhin ungewöhnlich aktiv, insbesondere da sie sich in einer Phase abnehmender Aktivität befinden sollte. Die neu entstandene Sonnenfleckenregion AR4316 im Südost-Quadranten sorgt für eine Reihe von C-Klasse-Flares sowie einen stärkeren M1.3-Flare. Die komplexe Magnetstruktur dieser Region, erhöht die Wahrscheinlichkeit stärkerer Sonneneruptionen. Auch die Region AR4317 im Nordost-Quadranten vergrößert sich und stößt gelegentlich C-Klasse-Flares aus.

Diese erhöhte Sonnenaktivität spiegelt den fortschreitenden Verlauf des aktuellen Sonnenzyklus 25 wider, der nach seinem Maximum im Jahr 2024 noch immer eine höhere Frequenz von Sonnenflecken und Flares als in ruhigen Phasen aufweist. Dennoch bleibt die derzeitige Aktivität moderat und stellt keine Gefahr für die Erde dar. Dennoch könnten stärkere Sonnenstürme entstehen, die Satelliten und andere elektrisch betriebene Infrastruktur beeinflussen könnten.
Ein besonderes Augenmerk gilt derzeit einem großen koronalen Loch, das der Erde gegenübersteht und schnellen Sonnenwind in Richtung unseres Planeten sendet. Diese Strömung erhöht ab dem 22. Dezember die geomagnetische Aktivität, was bereits von der NOAA mit einer G1-Warnung („leichter geomagnetischer Sturm“) für den 22. und 23. Dezember bestätigt wurde. Solche Ereignisse können in mittleren geografischen Breiten, vor allem ab etwa 45 Grad Nord, zu sichtbaren Polarlichtern führen. Der Sonnenwind aus dem koronalen Loch wird voraussichtlich bis zum 24. Dezember die Erde erreichen und die geomagnetische Unruhe weiter anheizen.
Carrington-Ereignis – Selten, aber nicht ausgeschlossen
Ein häufig diskutiertes Thema im Zusammenhang mit starker Sonnenaktivität ist das sogenannte Carrington-Ereignis von 1859, das bislang stärkste dokumentierte Sonnensturmereignis. Es führte damals zu massiven geomagnetischen Störungen, durchgebrannten Telegraphenleitungen und hellen Polarlichtern selbst in tropischen Regionen. Wissenschaftler schätzen die Wahrscheinlichkeit eines vergleichbaren Ereignisses heute als sehr gering ein, typischerweise weniger als ein paar Prozent pro Jahr, wobei oft 1 Prozent als Faustregel gilt. Dennoch bleibt die Gefahr bestehen, da solche extremen Ereignisse im Verlauf eines starken Sonnenzyklus theoretisch auftreten können. Ein „paar Prozent pro Jahr“ bedeutet aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit eines Carrington-Ereignisse pro Jahrhundert bei mehr als 100 Prozent liegt. Somit wäre ein erneuter starker Sonnensturm statistisch gesehen mehr als überfällig.
Würde ein solches Carrington-Ereignis heute eintreten, hätte es weitreichende Folgen für unsere technologische Infrastruktur. Hochspannungsnetze, Satelliten, Navigations- und Kommunikationssysteme, Rechenzentren, könnten massiv gestört oder sogar zerstört werden. Der globale wirtschaftliche Schaden wäre enorm, da viele kritische Systeme abhängig von Elektronik und Stromversorgung sind. Die Folge wären Chaos und Anarchie – extreme Zustände, die sich nicht schnell beseitigen lassen und auf die sich jeder vorbereiten sollte. Zudem könnten Polarlichter in ungewöhnlichen Breitengraden sichtbar werden, was den ernsten Einfluss dieses Naturereignisses verdeutlichen würde.
Zusammenfassend zeigt die Sonne aktuell eine moderate Aktivität mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für geomagnetische Stürme der Stufe G1, ausgelöst durch koronale Löcher und aktive Sonnenfleckenregionen. Während ein extrem starkes Ereignis wie ein Carrington-Sturm gegenwärtig unwahrscheinlich ist, bleibt die kontinuierliche Beobachtung der Sonne essenziell, um frühzeitig auf mögliche Gefahren reagieren zu können.