Strahlungsstürme: Das Carringon-Ereignis von 1859
Das Carrington-Ereignis: Wenn die Sonne die Erde lahmlegt ‐ Wie wahrscheinlich ist ein erneutes Extremereignis und wie kann man sich schützen?
Am 1. September 1859 erlebte die Erde das stärkste jemals dokumentierte Sonnensturm-Ereignis, das heute als "Carrington-Ereignis" bekannt ist. Benannt nach dem britischen Astronomen Richard Carrington, der als Erster eine gewaltige Sonneneruption beobachtete, markiert dieses Ereignis einen historischen Höhepunkt der Sonnenaktivität mit weitreichenden Folgen für die damalige Technologie.
Damals war die Welt gerade dabei, moderne Kommunikationsmittel wie die Telegrafie einzuführen. Doch der massive koronale Massenauswurf der Sonne löste einen starken geomagnetischen Sturm aus, der weltweit Polarlichter bis in niedrige Breitengrade sichtbar machte. Noch gravierender: Telegrafenstationen funken ohne Stromversorgung, einige Geräte fingen sogar Feuer. Das Carrington-Ereignis demonstrierte eindrucksvoll, wie stark Sonnenaktivität unsere technische Infrastruktur beeinflussen kann.
In den letzten Jahrzehnten haben Wissenschaftler intensiv daran gearbeitet, das Risiko eines erneuten Extremereignisses einzuschätzen. Der Konsens liegt in etwa bei einer Wiederkehrwahrscheinlichkeit von etwa 0,7 bis 1 Prozent pro Jahr, was bedeutet, dass solch ein Ereignis statistisch alle 100 bis 150 Jahre auftreten kann. Da das letzte Ereignis vor rund 165 Jahren war, wächst das Interesse und die Sorge, wann die Sonne wieder einen derart starken Ausbruch haben könnte.
Die Sonne durchläuft einen elfjährigen Aktivitätszyklus, wobei die Gefahr starker Sonnenstürme in Phasen hoher Sonnenfleckenaktivität zunimmt. Dennoch sind präzise Vorhersagen bislang schwierig, weil die komplexen Prozesse hinter Sonneneruptionen noch nicht vollständig verstanden sind.
Folgen eines erneuten Carrington-Ereignisses heute
Sollte ein Sonnensturm der Stärke von 1859 heute die Erde treffen, könnten die Auswirkungen dramatisch sein und unsere moderne Zivilisation in ihren Grundfesten erschüttern: Moderne Gesellschaften sind wesentlich abhängiger von elektrischer Energie und Satellitenkommunikation. Geomagnetisch induzierte Ströme (GICs) könnten Hochspannungsnetze lahmlegen und Transformatoren zerstören, was großflächige und langanhaltende Stromausfälle zur Folge hätte. Satelliten könnten durch die Strahlung beschädigt werden, was GPS-Systeme, Flugnavigation, Mobilfunk und Internet-Verbindungen beeinträchtigt.
Auch Fluglinien müssten Polflüge einschränken oder umleiten, da erhöhte Strahlung ein Risiko für Passagiere und Besatzung darstellt. Kurzwellenfunk, der für Notfallkommunikation und militärische Zwecke essenziell ist, könnte zeitweise ausfallen. Zudem könnten Infrastrukturen wie Pipelines und Eisenbahnsysteme beeinträchtigt werden.
Wie kann man sich schützen?
Zum Glück haben Wissenschaft und Technik seit 1859 erhebliche Fortschritte gemacht. Heute beobachten Weltraumwetter-Satelliten wie NOAA und ESA die Sonnenaktivität kontinuierlich und können Warnungen aussprechen, sobald sich ein starker Sonnensturm ankündigt. Stromversorger können dann Schutzmechanismen aktivieren, etwa Transformatoren vorübergehend abschalten oder andere Schutzsysteme nutzen, um Schäden zu minimieren.
Auch bei Satelliten und Kommunikationssystemen gibt es robuste Design- und Notfallprotokolle, die helfen, Ausfälle zu reduzieren. Fluggesellschaften planen alternative Routen, um Strahlenbelastung zu minimieren, und es gibt nationale Krisenpläne für den Umgang mit großflächigen Stromausfällen.
Für die Bevölkerung gilt: Vorräte an Wasser, Lebensmitteln und Batterien anzulegen, wichtige Geräte aufzuladen und sich über alternative Kommunikationsmöglichkeiten zu informieren, sind sinnvolle Vorsorgemaßnahmen. Langfristig sind auch politische Kooperationen und Investitionen in Infrastrukturresilienz entscheidend, um die Gesellschaft widerstandsfähiger zu machen.
Fazit
Das Carrington-Ereignis von 1859 bleibt eine mahnende Erinnerung an die gewaltige Kraft der Sonne. Die Wahrscheinlichkeit für ein ähnliches Extremereignis in den kommenden Jahrzehnten ist real, wenn auch schwer genau vorherzusagen. Die potenziellen Auswirkungen auf unsere technisierte Welt sind enorm, doch dank moderner Technik und internationaler Zusammenarbeit sind wir heute besser gewappnet als je zuvor. Dennoch sollten Schutzmaßnahmen und Vorsorge weiter ausgebaut werden, um bei einem zukünftigen Sonnensturm nicht unvorbereitet dazustehen.
Erscheinungsjahr: 2025. Foto: © KI