
Schnelle Inflation am Bardarbunga: Neue Messungen sollen Klarheit bringen
Gestern berichtete ich über das Erdbeben M 4,8, das den Bardarbunga am Abend des 5. Mai erschütterte. Die Magnitude des Bebens wurde nach einer manuellen Überprüfung auf M 5,3 hochgestuft, womit es sich in den Reigen der starken Erdbeben unter der Caldera einreiht. Dem Hauptbeben folgen gut 20 schwächere Erdstöße.
Wie es der Zufall so will, hielt sich der Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson von der Universität Island zur Zeit des Erdbebens am Bardarbunga auf und führte am Vulkan Schwerkraftmessungen durch. Magnús geht der Fragestellung nach, wie schnell sich das Magma unter dem Vulkan akkumuliert, und will die Heberate des Calderabodens genau ermitteln. Da sich der Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull befindet, sind direkte Messungen der Hebegeschwindigkeit schwierig, da man eine mehrere Hundert Meter mächtige Eisschicht zwischen sich und der Caldera hat. Da das Eis eine Eigendynamik hat, kann man aus der Hebung des Eises die Hebung des Calderabodens mit Messungen an der Oberfläche nicht exakt bestimmen.
Bisherige Messungen ergaben, dass sich der Calderaboden mit einer Rate von 2–3 Metern pro Jahr hebt, was eine sehr imposante Heberate darstellt. Bei der großen Holuhraun-Eruption in den Jahren 2014–15 kam es zu einer Subsidenz des Bodens von mehr als 60 Metern. Gut ein Drittel der Senkung wurde durch die Hebung, die kurz nach der Eruption einsetzte, bereits wieder kompensiert. Damals traten nördlich des Gletschers 1,1 Kubikkilometer Lava aus und kreierten das größte Lavafeld auf Island seit der Laki-Eruption 1783.
Der Bardarbunga zählt zu den aktivsten und mächtigsten Vulkanzentren des Landes. Gemeinsam mit Katla, Hekla und Grímsvötn ist er für rund 80 Prozent aller Ausbrüche in Island in den letzten Jahrhunderten verantwortlich. Die Eruptionen am Bardarbunga finden für gewöhnlich nicht im Bereich der Caldera statt, sondern aus Eruptionsspalten, die sich in einiger Entfernung zum Gletscher öffnen. Das Magma bahnt sich seinen Weg durch unterirdisch verlaufende magmatische Gänge, so wie wir es in den letzten Monaten auch von der Reykjaneshalbinsel her kennen.
Mit ersten Ergebnissen der aktuellen Schwerkraftmessungen wird innerhalb der nächsten zwei Wochen gerechnet. Die Vulkanologen blicken gespannt auf die Daten – und auf das, was sie über die Zukunft des Bardarbunga verraten könnten. Allerdings werden sich keine genauen Prognosen zum Zeitpunkt der nächsten Eruption anstellen lassen. Bislang ist unklar, ob sie wieder so viel Magma wie vor der Eruption 2014 ansammeln muss, damit es zu einem weiteren Ausbruch kommt, oder ob dieser auch bei einem geringeren Druck starten kann.