
Nach Schwarmbeben vom 1. September: Vulkanologen entdecken starke Bodendeformation am Monte Olibano
Im Zuge des starken Schwarmbebens vom 1. September senkte sich der Boden im Bereich des Monte Olibano südlich der Solfatara deutlich ab. Wie das INGV heute in seinem Monatsbulletin für den August bekannt gab, kam es auch zu horizontalen Verschiebungen.
Der Monte Olibano liegt zwischen Solfatara-Krater und der Küste und ist Standort der italienischen Luftwaffenakademie gewesen. Bei der Erhebung handelt es sich um das Relikt eines alten Lavadoms und Gravitationsmessungen identifizierten im flachen Untergrund der Struktur eine Anomalie, die auf aufsteigendes Magma hindeutet, weswegen bereits kleine Veränderungen große Unruhen bei den Anwohnern der Campi Flegrei erzeugen. Dementsprechend beunruhigt dürften die Menschen auf die Veröffentlichung des INGVs reagieren, nach der sich der Boden um etwa 25 mm in süd-südwestlicher Richtung verschob und um ca. 20 mm absenkte. Die Tiltmeterstation HDM registrierte eine sprunghafte Verschiebung von 110 µrad in südlicher Richtung, was ein vergleichsweise großer Wert ist. Bei früheren Erdbeben in dem Areal gab es ebenfalls Bodenbewegungen in der gleichen Richtung, diese waren aber deutlich kleiner. Um den Dom herum hob sich der Boden weiterhin. Offenbar geriet der Monte Olibano infolge der Beben ins Rutschen, wobei es natürlich auch sein kann, dass die Beben infolge der Rutschung auftreten. Sollte ersteres der Fall gewesen sein, dann könnte ein verstärkter Fluidaufstieg Beben und Rutschung verursacht haben.
Die Bodenhebung summierte sich an der Messstation RITE im August auf 1510 mm. Die Gesamtzahl der Erdbeben lag bei 596 und war damit überdurchschnittlich hoch. In den letzten Monaten kam es auch vermehrt zu Erdbeben, die tiefer als 4 Kilometer lagen, was als Indiz einer Magmenakkumulation interpretiert werden kann.
Schaut man sich die Grafiken zu den Messdaten des Berichts an, dann erkennt man, dass alle geophysikalischen und geochemischen Parameter nur eine Richtung kennen und steil nach oben streben. Das gilt insbesondere auch für die CO2-Emissionen, die im August bei überdurchschnittlichen 5500 Tonnen am Tag lagen. Auch das Verhältnis von H2S/CO2 nahm Anfang des Monats besorgniserregende Werte an, die zeigen, dass sich in einer Tiefe zwischen 6 und 8 Kilometern Magma ansammelte – so die Interpretation der INGV-Vulkanologen.
Mir persönlich ist es ein Rätsel, wie im Angesicht dieser Daten das Risiko eines Vulkanausbruchs von manchen Entscheidungsträgern klein geredet werden kann.