Kanaren: Schwarmbeben auf Gran Canaria

Erdbebenschwarm an der Küste von Gran Canaria – stärkstes Beben Mb 2,8

In den frühen Morgenstunden des 30. Oktober 2025 hat das kanarische seismische Netzwerk vier Erdbeben im Nordwesten von Gran Canaria registriert. Die Ereignisse traten zwischen 01:19 und 04:50 Uhr (kanarische Zeit) in der Nähe der Gemeinde Agaete an der Nordwestküste auf. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 2,8 bei einer hypozentralen Tiefe von 2,5 Kilometern.  Ein weiteres Beben hatte die Magnitude 2,2. Aufgrund der geringen Tiefe wurden einige Erschütterungen in der Umgebung von Agaete leicht gespürt. Neben diesen beiden Beben ereigneten sich gut 20 Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Beben tauchen aber nicht in der allgemein zugänglichen Shakemap vom IGN auf, sondern nur in einer Notiz des Instituto Volcanológico de Canarias auf FB.

Die Aktivität weist deutliche Parallelen zu einer Serie von sechs Beben auf, die bereits am 20. Oktober in demselben Gebiet gemessen worden waren. Auch damals lagen die Hypozentren im oberflächennahen Bereich und deuteten auf eine Phase seismischer Unruhe im Nordwesten der Insel hin.

Geologisch gehört Gran Canaria zu den älteren Inseln des Archipels. Ihre Entstehung geht auf vulkanische Prozesse zurück, die vor rund 14 Millionen Jahren begannen. Das dominierende vulkanische Element der Insel ist der Tejeda-Komplex, ein gewaltiger, teilweise kollabierter Vulkan, dessen Caldera heute das Zentrum der Insel prägt. Der letzte bekannte Vulkanausbruch ereignete sich vor etwa 2 000 Jahren im Nordosten der Insel im Gebiet von Bandama – einem markanten Krater unweit von Las Palmas. Damit gilt der Vulkanismus auf Gran Canaria als ruhend, aber nicht als erloschen.

Die nun beobachteten Beben sind nach Einschätzung der Vulkanologen kein unmittelbares Anzeichen vulkanischer Aktivität, sondern Ausdruck lokaler Spannungsumlagerungen in der Erdkruste.

Deutschland: Erdbeben Mb 2,7 in der Vulkaneifel

Aktuelle Luftaufnahme vom Laacher-See-Vulkan. © Ulrich Bauch

Erdbeben Mb 2,7 erschüttert Osten der Vulkaneifel – Laacher See 8 Kilometer entfernt

Datum: 31.10.2025 | Zeit: 00:55:05 UTC | Koordinaten 50.364 ; 7.386 | Tiefe: 11 km | Mb 2,7

Und täglich grüßt das Murmeltier: Nachdem ich gestern Morgen über das Erdbeben Mb 1,6 bei Kruft berichtet habe, kann ich meine Berichte heute wieder mit einem Erdstoß in der Vulkaneifel beginnen, der sich unweit des Bebenspots von gestern manifestierte: Das Beben heute ereignete sich um 01:55:05 Uhr und hatte eine Magnitude von 2,7 bei einer Herdtiefe von 11 Kilometern. Das Epizentrum lag nur wenige Kilometer nördlich des Ortes Ochtendung, der für die gleichnamige Störung bekannt ist. Der Laacher-See-Vulkan befindet sich ca. 8 Kilometer nordwestlich des Epizentrums. Der Erdstoß konnte von den Anwohnern der Region Ochtendung deutlich gespürt werden, was relativ selten vorkommt. Bebenzeugen beschreiben, dass sie aus dem Schlaf gerissen wurden. Möbel wackelten und es war das typische tiefe Grollen der P-Wellen zu hören gewesen.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Wie auch bei dem Beben gestern liegt ein Steinbruchbetrieb in unmittelbarer Nähe des Epizentrums. Für gewöhnlich werden in den Steinbrüchen der Vulkaneifel Lava abgebaut und alte Schlackenkegel oder Lavaströme abgetragen. Hier sind es Tuff und Bims, die am Michelsberg abgebaut werden, die aus Ablagerungen bestehen, die beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor gut 12.900 Jahren gefördert wurden. Dennoch dürfte der Erdstoß tektonischen Ursprungs gewesen sein und mit der Ochtendunger Störung im Zusammenhang stehen, wobei auch die tektonisch bedingten Beben im Gebiet der Vulkaneifel im Verdacht stehen, überwiegend durch den Aufstieg magmatischer Fluide induziert zu werden.

In den letzten Wochen beobachten wir eine gesteigerte Seismizität im Bereich des Laacher-See-Vulkans. Sie deuten zwar noch keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch an, aber es könnten frühe Vorzeichen einer Reaktivierung der Magmaansammlung unter dem Vulkan sein. Doch bis es zu einer Eruption kommt – sofern überhaupt eine stattfinden wird – könnten Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte vergehen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Aktivität weiter erforscht werden muss, und plädiere für die Einrichtung eines vulkanologischen Observatoriums in der Region.

Die Luftaufnahme vom Laacher-See wurde mir von Vnet-Leser und Piloten Ulirch Bauch zur Verfügung gestellt.

Yellowstone-Caldera: Erdbeben Mb 3,7 bei Mammoth

Erdbeben Mb 3,7 südlich von Mammoth-Hot-Springs im Yellowstone – weitere Erdbeben folgten

Datum: 28.10.2025 | Zeit: 13:22:29 UTC | Koordinaten 44.799 ; -110.852 | Tiefe: 9 km | Mb 3,7

Bereits am Nachmittag des 28. Oktober ereignete sich im Norden des Yellowstone-Nationalparks ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Die Herdtiefe wurde mit rund neun Kilometern angegeben, das Epizentrum lag etwa 25 Kilometer nordöstlich von West Yellowstone. Damit befand es sich in relativer Nähe zu den bekannten Kalksinterterrassen von Mammoth Hot Springs, die rund 22 Kilometer nördlich des Epizentrums liegen. Dem Hauptbeben folgten fünf schwächere Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich; das bislang jüngste wurde am heutigen Tag registriert.

Yellowstone. © EMSC/Leaflet

Seismische Stationen in Norris und Mammoth zeichneten klare Signale auf. Nach Angaben des U.S. Geological Survey (USGS) deutet die Sequenz auf eine vorübergehende Druckverschiebung in der oberen Erdkruste hin – ein bekanntes Muster in dieser geologisch hochaktiven Region. Wahrscheinlich migrierten hydrothermale Fluide entlang einer Störungszone und erzeugten Spannungen, die die Erdbeben auslösten.

Mammoth Hot Springs markiert den nördlichen Rand des Yellowstone-Vulkansystems und liegt bereits außerhalb der eigentlichen Caldera. Das Gebiet ist geprägt von heißen Quellen, Kalkterrassen und Dampfquellen, die von Fluiden gespeist werden, die durch ein Netzwerk aus Brüchen und Spalten aufsteigen. In Tiefen von mehreren Kilometern wird das Wasser durch vulkanische Wärme aufgeheizt und lagert beim Aufstieg Minerale an der Oberfläche ab. Die Kalksinterterrassen verändern sich ständig – wer alle paar Jahre wiederkommt, erkennt den Wandel deutlich.

Die Yellowstone-Caldera selbst entstand vor etwa 640 000 Jahren durch einen gewaltigen Ausbruch. Seither zeigen sich immer wieder kleinere vulkanische Aktivitäten wie Magmaintrusionen, hydrothermale Explosionen und Erdbebenschwärme. Im Durchschnitt registrieren die Messnetze des USGS jährlich 1 500 bis 2 000 Beben in der Region – die aktuelle Aktivität liegt somit im normalen Bereich.

Island: Erdbebenschwarm an der Blauen Lagune

Erdbebenschwarm im Süden der Blauen Lagune bei Svartsengi – Möglicherweise menschengemacht

Heute Nachmittag manifestierte sich wenige Meter südlich der Blauen Lagune ein kleiner Erdbebenschwarm aus acht Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, und mein erster Gedanke war: „Nanu, sollte es jetzt dort losgehen?“ Doch bei genauerer Betrachtung der Daten beruhigte sich mein Puls wieder, denn die Beben lagen sehr flach – in nur wenigen Hundert Metern Tiefe. Dieser Umstand spricht gegen einen finalen Magmenaufstieg und einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch.

Blaue Lagune. © Vafri.is

Tatsächlich liegt die Blaue Lagune in direkter Nachbarschaft zum Geothermalkraftwerk Svartsengi und ist sogar ein Nebenprodukt – ich vermeide bewusst den Begriff Abfallprodukt – der dortigen Stromgewinnung. Das warme Wasser des Thermalresorts stammt aus den Geothermiebohrungen des Kraftwerks und wird zunächst zur Stromerzeugung genutzt, bevor es abgekühlt in die Blaue Lagune geleitet wird. Eine geniale Idee, die sich die Betreiber allerdings durch horrende Eintrittspreise vergolden lassen. Von der Blauen Lagune aus ist nicht nur das Geothermalkraftwerk zu sehen, sondern zwischen beiden Standorten befinden sich Bohrungen. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Erdbeben durch die Verpressung von Meerwasser entstanden, das zur Gewinnung von Erdwärme und Sole genutzt wird – und nicht mit der Magmenansammlung unter dem gleichen Gebiet in Zusammenhang stand.

Faktenbox: Blaue Lagune und Svartsengi

  • Das Geothermalkraftwerk Svartsengi nutzt ein geothermales Reservoir, das in etwa 1–2 km Tiefe in porösen Basalten liegt.
  • In dieses System wird Meerwasser aus dem nahegelegenen Atlantik gepumpt.
  • Das Meerwasser wird im heißen Gestein bis auf ca. 240 °C erhitzt und ein überheißes 2-Phasen Gemisch aus Wasser und Dampf steigt auf. An der Oberfläche wird es zur Strom- und Warmwassererzeugung verwendet.
  • Nachdem der Dampf genutzt wurde, wird das abgekühlte Wasser teilweise wieder in den Untergrund injiziert, um den Druck im Reservoir zu stabilisieren – ein gängiges Verfahren bei Geothermieanlagen.
  • Ein Teil dieses abgekühlten Wassers gelangt in das Lavafeld neben dem Kraftwerk – und bildet dort die Blaue Lagune.


Ich persönlich finde es optimistisch, den Betrieb von Geothermalkraftwerk und Resort aufrechtzuerhalten, während sich in etwa 4 bis 5 Kilometern Tiefe rund 14 Millionen Kubikmeter Magma ansammeln, die nur darauf warten, zur Erdoberfläche durchzubrechen. Doch bisher ist die Strategie der Isländer aufgegangen. In diesen Tagen jährt sich der Beginn der Ereignisse hier zum zweiten Mal – und es deutet sich bereits der zehnte Vulkanausbruch an.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht unvermindert weiter, und die anomalen Messwerte von gestern sind Geschichte. Jederzeit könnte eine Eruption einsetzen, und die Vorwarnzeit dürfte gering sein.

Update: Das IMO wies darauf hin, dass die Mikrobeben durch Explosionen ausgelöst wurden, die im Rahmen von Arbeiten unangekündigt durchgeführt wurden. Um welche Arbeiten es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt. Also „man made“ ja, aber nicht durch die Geothermie.

Deutschland: Erdbeben Mb 1,5 am Laacher-See-Vulkan bei Kruft

Schwaches Erdbeben Mb 1,5 bei Kruft am Laacher-See-Vulkan – wahrscheinlich tektonischen Ursprungs

Datum: 29.10.2025 | Zeit: 22:24:38 UTC | Koordinaten 50.386 ; 7.359 | Tiefe: 9 km | Mb 1,5

In der Vulkaneifel ereignete sich gestern Abend erneut ein schwaches Erdbeben. Das Epizentrum lag zu Füßen des Korretsbergs bei Kruft, ca. 6 Kilometer vom Laacher-Seevulkan entfernt. Bei MESC wurde es 10 km südwestlich von Neuwied verortet. Die Herdtiefe wurde mit 9 Kilometern angegeben. Das schließt einen Zusammenhang mit dem Tagebaubergwerk aus, das in unmittelbarer Nähe zum Epizentrum liegt. Außerdem ereignete sich das Beben um 23:24:38 Uhr Lokalzeit, so dass der Betrieb eigentlich geruht haben sollte.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor und auch ansonsten blieb das Beben ohne sichtbare Folgen. Unterirdisch scheinen in den letzten Wochen aber vermehrt Spannungen zu entstehen, die eine Zunahme der Seismizität um den Laacher-See-Vulkan bedingen. Beim Korretsberg handelt es sich um einen Schlackenkegel vulkanischen Ursprungs, der allerdings als erloschen gilt. In der Nähe verläuft auch die Ochtendunger Störung, an der es immer wieder zu schwachen Erdbeben kommt, von denen Forscher annehmen, dass sie durch Spannungen infolge von Fluidaufstieg induziert werden. Diese These wird durch das sporadische Auftreten von DLF-Erdbeben in großer Tiefe gestützt, deren niedrige Frequenzen ein Indiz dafür sind, dass sie durch Fluidbewegungen verursacht werden.

Die Fluide stehen mit dem Eifel-Mantelplume in Verbindung, der die Schmelze vom Erdmantel bis unter die Erdkruste transportiert, von wo aus dann magmatische Fluide aufsteigen. Hierbei wird es sich bis jetzt vornehmlich um wässrige Lösungen und Gas handeln, doch es ist auch nicht auszuschließen, dass eines Tages wieder frisches Magma aufsteigen wird, welches dann einen Magmenkörper bildet, von dem aus Vulkanausbrüche gespeist werden könnten. Unter dem Laacher-See-Vulkan existiert noch ein solcher Magmenkörper, der aber wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Schmelzanteil besitzt.

Campi Flegrei: Beschleunigung der Bodenhebung Mitte Oktober

Erdbebenaktivität weiterhin sehr hoch – Beschleunigung der Bodenhebung in den Campi Flegrei detektiert

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und ein Ende der Hebungsphase ist nicht in Sicht. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Bodenhebung hat sich weiter beschleunigt. Dem gestern veröffentlichten Wochenbulletin des INGV ist zu entnehmen, dass die Bodenhebungsrate seit Mitte Oktober auf Monatssicht von 15 mm auf 20 mm gestiegen ist. Zudem gab es im Beobachtungszeitraum zwischen dem 20. und 26. Oktober 178 Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 2,8.

Campi Flegrei. © INGV

Die Beschleunigung der Bodenhebung war bereits letzte Woche zu erahnen gewesen. Auch jetzt noch gibt es eine gewisse Unsicherheit, ob die Werte korrekt sind, denn es sind immer Korrekturen der Satellitenbahndaten nötig, die gut 2 Wochen Zeit brauchen. Von daher sind die neuen Werte noch als vorläufig zu betrachten. Aufgrund der hohen Seismizität der letzten Wochen konnte man bereits mit einer Beschleunigung der Hebegeschwindigkeit rechnen. Die Seismizität ist auch jetzt noch überdurchschnittlich hoch: Seit Montag gab es 43 schwache Erschütterungen, etwa so viele, wie man im Sommer noch pro Woche verzeichnete. Die Gefahr mittelstarker Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich ist ebenfalls erhöht.

Der Vulkan stößt weiterhin viel Kohlendioxid aus. Die Gastemperaturen lagen bei Pisciarelli im Schnitt bei 94 Grad. Die Solfatara-Hauptfumarole stößt hingegen 166 Grad heiße Gase aus, mit Spitzenwerten von ca. 170 Grad. Damit ist man zwar noch ein gutes Stück von kritischen Werten entfernt, ab denen man im Allgemeinen von einem unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch ausgeht, doch die seit Jahren langsam steigenden Werte sind bereits hoch und zeigen unmissverständlich, dass das Vulkansystem aufheizt. Eine magmatische Eruption scheint nicht unmittelbar bevorzustehen, die Gefahr phreatischer Ausbrüche ist aber real. Sollte so ein Ausbruch in der Solfatara passieren, dann werden sich die Auswirkungen sehr wahrscheinlich auf den Krater beschränken, wobei im Extremfall Gesteinsfragmente bis auf den teilweise bebauten Kraterrand fliegen können. Eine Explosion bei Pisciarelli, am Nordostfuß der Solfatara, könnte Wohngebäude stärker in Mitleidenschaft ziehen.

Karibik: Starkes Erdbeben Mw 6,5 bei den Leeward-Inseln

Starkes Erdbeben Mw 6,5 erschütterte Leeward-Inseln im Osten der Karibik

Datum: 27.10.2025 | Zeit: 12:38:40 UTC | Koordinaten 16.507 ; -59.593 | Tiefe: 10 km | Mw 6,5

Am Montagmittag hat ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,5 die östlichen Gewässer der Karibik erschüttert. Das Beben ereignete sich um 12:38 Uhr UTC und hatte seinen Herd in nur zehn Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom GFZ/EMSC 160 km ostnordöstlich von Beauséjour auf Guadeloupe verortet. Einige Minuten später folgte ein weiteres starkes Beben mit einer Magnitude von 6,0, begleitet von mehreren schwächeren Nachbeben.

Karibik. © EMSC/Leaflet

Besonders betroffen war der südliche Teil der Leeward-Inseln. Berichte über Schäden oder Verletzungen liegen bislang nicht vor, doch das Beben war weit über die Inseln hinweg spürbar und löste kurzzeitig ein Tsunami-Warnsignal aus, das später aufgehoben wurde.

Die Region ist tektonisch aktiv, da hier die Karibische Platte auf die Platten von Nord- und Südamerika trifft. Der aktuelle Erdstoß entstand infolge der Subduktion der Südamerikanischen Platte unter die Karibische Platte entlang des vergleichsweise kurzen Puerto-Rico-Grabens. Dieser Prozess verursacht nicht nur Erdbeben, sondern auch Schmelzen im oberen Erdmantel, die an den Vulkanen des Inselbogens der Kleinen Antillen als Lava eruptieren.

Die Kleinen Antillen sind vulkanischen Ursprungs und beherbergen mehrere markante Vulkane: Auf Guadeloupe erhebt sich die La Soufrière, bekannt für historische Ausbrüche und anhaltende hydrothermale Aktivität. Auch Montserrat mit dem Soufrière Hills liegt nicht weit entfernt. Unter der Wasseroberfläche existieren weitere, weniger bekannte submarine Vulkane wie Kick ’em Jenny, deren Aktivität schwer vorhersehbar ist. Seismische Erschütterungen könnten solche Eruptionen auslösen, bisher gibt es jedoch keine sichtbaren Anzeichen gesteigerter vulkanischer Aktivität.

Die Behörden in der Region beobachten die Lage weiterhin genau und empfehlen der Bevölkerung, offizielle Warnungen aufmerksam zu verfolgen.

Äthiopien: Erdbeben Mw 5,0 nahe Awash-Region

Erdbeben Mw 5,0 erschütterte Randbereich des Afar-Dreiecks in Äthiopien

Datum: 26.10.2025 | Zeit: 05:24:18 UTC | Koordinaten 9.626 ; 39.978 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Bereits gestern wurde der Randbereich des Afar-Dreiecks in Äthiopien erschüttert. Das Beben der Magnitude Mw 5,0 manifestierte sich um 05:24:18 UTC in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern. Das Epizentrum wurde 40 km südlich von Abomsa verortet. Das bekanntere Awash liegt rund 70 Kilometer südöstlich des Epizentrums, was den Erdstoß interessant macht: In dieser Region begann vor gut einem Jahr eine beispiellose Erdbebenserie, die durch starke Magmenintrusionen ausgelöst wurde und sich bis ins Frühjahr 2025 hinzog. Das aktuelle Erdbeben ordne ich bislang allerdings eher einer Randstörung auf der Westschulter des Ostafrikanischen Grabenbruchs zu, der sich im Afar-Dreieck weitet. Sollten in den nächsten Tagen weitere Erdbeben auftreten, könnte jedoch auch wieder eine Intrusion im Gang sein.

Awash-Region. © GFZ

Die Registrierung und Lokalisierung von Erdbeben im Afar-Dreieck und in der Wüste Danakil, die sich innerhalb des Dreiecks befindet, ist schwierig. Ein dichtes seismisches Netzwerk existiert dort praktisch nicht. Alle Erkenntnisse über die Erdbeben stützen sich auf wenige Seismometer, die mehrere Hundert Kilometer entfernt stehen. Daher werden schwächere Erdbeben oft gar nicht erst festgestellt.

Die magmatischen Gänge bildeten sich damals zwischen den beiden Vulkanen Fentale und Dofan. Am Fentale kam es nach einer anfänglichen Bodenhebung zu einer deutlichen Subsidenz und anschließendem Austritt von Methangas. In der Nähe des Dofan öffneten sich Spalten, und es kam zu hydrothermalen Eruptionen. Gelegentlich registriert MIROVA schwache thermische Anomalien an beiden Vulkanen, die auf heiße Gasaustritte hindeuten. Das aktuelle Erdbeben ereignete sich nordwestlich des Dofan.

Ein dritter Vulkan des Afar-Dreiecks ist der bekannte Erta Alé, wo sich im Sommer zwei neue Pitkrater gebildet haben. Sie entstanden in Bereichen, in denen früher ähnliche Krater existierten, die in den letzten Jahren jedoch von Lava aufgefüllt wurden. Seit den Kollaps-Ereignissen, die durch den Abfluss der Lava am Südrand der Caldera verursacht wurden, ist es an diesem Vulkan relativ ruhig geworden.

Ätna: Erdbebenschwarm in größerer Tiefe

Tiefer Erdbebenschwarm im Westen des Vulkans Ätna- 15 Beben am 22. Oktober registriert

Am 22. Oktober manifestierte sich im Westen des Vulkans Ätna ein tiefes Schwarmbeben, das aus 15 Einzelerschütterungen bestand. Über die 4 stärksten Beben hatte ich bereits am Folgetag berichtet, wobei das stärkste Beben laut INGV eine Magnitude von 3,3 hatte und sich in 20 Kilometern Tiefe zwischen den Orten Adrano und Bronte ereignete. In der Meldung vom 23. Oktober erwähnte ich, dass es weitere schwächere Erdbeben gegeben haben könnte. Nun werden sie mit einiger Verspätung in der Shakemap des INGV angezeigt.

Schwarmbeben Ätna. © INGV/Leaflet

Der Erdbebenschwarm ist insofern interessant, als dass er aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Intrusion von Magma in tiefen Krustenbereichen an der Ätnabasis zusammenhängt. In der Regel beginnt hier die Intrusion aus der Tiefe. Meistens sucht sich das Magma dann Aufstiegswege, die weiter im Süden liegen, um dann über den Osten in Richtung der Gipfelkrater zu wandern. Meiner Erfahrung nach dauert dieser Prozess gut 6 Monate, wobei es aber auch sein kann, dass die Druckerhöhung durch die tiefe Intrusion Magma mobilisiert, das sich bereits in flacheren Stockwerken des Reservoirs befindet, so dass das frisch intrudierte Magma in der Tiefe tatsächlich länger braucht, bis es oben am Krater angekommen ist.

Abgesehen von diesem tiefen Erdbebenschwarm ist die Seismizität in geringeren Tiefen aktuell ziemlich gering und es werden nur 4 schwache Erschütterungen angezeigt, die sich innerhalb einer Woche ereigneten. Eine ähnlich geringe Seismizität gab es in den letzten Monaten öfter zu sehen. Oft begannen effusive Eruptionen, ohne dass die Seismik vorher wieder signifikant anstieg.

Der Tremor bewegt sich gleichmäßig in der unteren Hälfte des gelben Bereichs und zeigt nur wenige Schwankungen.