Stromboli: Erdbeben Mb 2,2

Erdbeben Mb 2,2 vor der Südostküste von Stromboli – Vulkan bis jetzt nur mäßig aktiv, kommt jetzt die Steigerung?

Datum: 16.05.2025 | Zeit: 15:25:44 UTC | Koordinaten: 38.707 ; 15.324 | Tiefe: 102 km | Mb 2,0

Am Stromboli manifestierte sich gestern Nachmittag um 15:25:44 UTC ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2,2. Verortet wurde das Epizentrum 42 km nordöstlich von Lipari und etwa 12 Kilometer vor der Südostküste des Inselvulkans im Tyrrhenischen Meer vor Sizilien. Das Hypozentrum lag in 102 Kilometern Tiefe und damit in einer Zone der Asthenosphäre, in der sich Magma durch partielles Schmelzen bildet. Tiefe Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer südöstlich von Stromboli und Vulcano sind oft frühe Indikatoren, dass sich die Aktivität am Stromboli steigern kann, wobei es zu einer Häufung dieser Erdbeben kommen muss. Aus der aktuellen Tätigkeit lässt sich diese noch nicht ablesen, aber das Beben könnte am Anfang neuer Ereignisse stehen.

Mäßige Aktivität am Stromboli

Die Aktivität des Stromboli ist aktuell vergleichsweise bescheiden und auf dem Niveau, das über Jahrzehnte als normal angesehen wurde. Also eigentlich genau richtig, um der Cima einen Besuch abzustatten, wäre der Aufstieg in die Gipfelregion des Vulkans nicht weiterhin untersagt. Etwaige Alarmzeichen einer stärkeren Eruptionsphase sind anhaltendes Lavaspattering. Wenn dieses über mehrere Stunden oder sogar Tage anhält, ist am Vulkan äußerste Vorsicht geboten und ein Aufenthalt im Gipfelbereich des Vulkans lebensgefährlich – obgleich es auch ohne Warnzeichen zu spontanen Eruptionen kommen kann, die einen am Krater in Teufelsküche bringen.

Das LGS attestiert dem Stromboli einen mittelstarken Aktivitätsindex: Gestern wurden pro Stunde 11,1 VLP-Erdbeben registriert, die Tremoramplitude bewegt sich im gelben Bereich und es wurde wenig Schwefeldioxid emittiert. Die Kohlendioxidwerte waren mit 456 Tonnen am Tag moderat und höher als in den Vortagen. Es wurde eine hohe Infraschalltätigkeit registriert, was auf häufige strombolianische Eruptionen schließen lässt, der Schalldruck war aber niedrig, so dass die Eruptionen eher klein gewesen sein müssen.

Aufräumarbeiten nach Schlammlawinen auf Stromboli

Doch die Inselbewohner dürfte die Aktivität des Vulkans momentan ziemlich wurscht sein, denn sie kämpfen mit anderen Naturgewalten: Wie vorgestern beschrieben, kam es zu einem Unwetter mit starken Regenfällen, die wieder Schlamm- und Schuttströme ausgelöst haben, die durch die Gassen von Stromboli Ort flossen. Dabei kam es auch zu Schäden an der Infrastruktur. Man ist mit Aufräumarbeiten beschäftigt und macht sich zunehmend Sorgen, wohin das alles noch führen soll. Der Boden erodiert weiter, Vegetation fasst nur schwer Fuß und die Abflussrinnen werden immer tiefer. Da es in Zukunft aufgrund des Klimawandels immer extremere Niederschlagsereignisse geben wird, ist die Prognose für Stromboli nicht gut. Immer mehr Menschen fordern Hilfe von der Regierung, die bis dato aber ausblieb. Nicht nur für die Bewohner ist das schlecht, sondern auch für die Touristen, für die die Insel immer unattraktiver wird: Nach den Unwettern wird Stromboli oft tagelang von den Tragflächenbooten nicht angesteuert, die Gassen und Pfade sind kaputt und der Aufstieg zum Gipfel gesperrt. Die Strafen restriktiv, sollte man die Verbote ignorieren und erwischt werden. Die goldenen Zeiten für Vulkanbeobachter scheinen vorbei zu sein!

Türkei: Erdbeben Mb 5,0 bei Konya

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0 erschütterte Provinz Konya in der Türkei

Datum: 15.05.2025 | Zeit: 12:46:36 UTC | Koordinaten: 39.058 ; 33.268 | Tiefe: 7 km | Md 5,0

Am Donnerstagnachmittag um 15:46 Uhr Ortszeit wurde die Zentraltürkei von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,0 erschüttert. Diese Magnitude stammt vom GFZ. Der türkische Erdbebendienst meldete eine Magnitude von 5,2. Das Hypozentrum lag in nur 7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich in der Provinz Konya und wurde 17 km östlich des Ortes Kulu verortet. Hier leben 47.000 Menschen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden dabei jedoch keine unmittelbaren Schäden oder Verletzten gemeldet.

Die Erschütterungen waren auch in mehreren benachbarten Provinzen spürbar, darunter in der Hauptstadt Ankara. Dem EMSC liegen aus einem 500 Kilometer messenden Umkreis zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Das Erdbeben wurde teilweise als stark empfunden und dauerte 30 bis 40 Sekunden.

Konya-Gouverneur İbrahim Akın erklärte gegenüber der Presse, dass lokale und nationale Einsatzkräfte im betroffenen Gebiet unterwegs waren, um die Lage zu begutachten. Größere Schäden wurden dabei nicht festgestellt. In Moscheen in Kulu seien kleinere Risse an Minaretten festgestellt worden. Viele Anwohner nahe des Epizentrums waren ins Freie geflüchtet und harrten dort eine Weile aus, da man sich vor einem noch stärkeren Beben fürchtete.

Tektonischer Hintergrund des Bebens bei Kulu

Tektonisch betrachtet liegt das betroffene Gebiet in Zentralanatolien weit entfernt zwischen den beiden dominierenden tektonischen Strukturen der Türkei. Bei diesen handelt es sich um die Nord- und Südanatolische Verwerfungen, die den Anatolischen Block gegen Eurasien und Arabien abgrenzen. Während diese Störungen grob in Ost-West-Richtung verlaufen, gibt es in Zentralanatolien Intraplattendeformationen, die Störungszonen verursachen, die mehr oder weniger senkrecht zu den beiden großen Blattverschiebungen verlaufen.  Zu diesen Störungen zählen zwei Systeme, die das Tuz-Gölü-Becken haben absinken lassen. Bei diesen Störungen handelt es sich um die Şereflikoçhisar-Aksaray-Verwerfungslinie und die Chianbely-Sultanhan-Verwerfungszone. Zwischen diesen Verwerfungen liegt die Senke des Salzsees Tuz-Gölü, an dessen Nordende sich das Beben manifestierte.

Vulkanische Landschaft Zentralanatoliens

In der Erdbebenregion gibt es mehrere vulkanische Manifestationen, die aber als erloschen oder schlafend gelten. Von daher ist es unwahrscheinlich, dass das Erdbeben eine Eruption auslöst. Das nächste große vulkanische Zentrum ist das Karapınar-Vulkanfeld, ca. 80–100 km südlich von Kulu. Hier gab es zuletzt vor ca. 3000 Jahren Eruptionen. Näher am Tuz-Gölü liegen mehrere Dagi – hierbei handelt es sich um wahrscheinlich erloschene Vulkane.

Campi Flegrei: Nationaler Notstand ausgerufen

Panorama über Pozzuoli und Küste der Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Ausrufung des nationalen Notstands für das Gebiet der Campi Flegrei aufgrund der Zunahme der Erdbebenaktivität

Das Erdbeben der Magnitude 4,4, das gestern den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bei Neapel erschütterte, verursachte nicht nur weitere Schäden in Pozzuoli und Umgebung, sondern verunsicherte die Bewohner des Areals zusätzlich: Viele Menschen flüchteten bei dem Erdbeben ins Freie, und der Bürgermeister von Pozzuoli forderte die Bevölkerung auf, dort zu verweilen, bis die Häuser kontrolliert wurden. In der Konsequenz wurde gestern Abend der Notstand für das Gebiet ausgerufen.

Für die Ausrufung des nationalen Notstandes verantwortlich zeigt sich Nello Musumeci, der Minister für Katastrophenschutz. Er appellierte an die Regierung, seiner Empfehlung nachzukommen, was dann auch schnell geschah: Der Ministerrat genehmigte den Antrag.

Der nationale Ausnahmezustand ist eine gesetzlich vorgesehene Maßnahme, die bei außergewöhnlichen Ereignissen wie Naturkatastrophen, großen Bränden oder gesundheitlichen Krisen ergriffen werden kann. Im Falle der Phlegräischen Felder wurde er aufgrund der zunehmenden seismischen Aktivität und des Bradyseismus verhängt. Mit dieser Maßnahme wird es Behörden ermöglicht, schneller und flexibler auf die Notlage zu reagieren. Dazu gehört die Möglichkeit, gesetzliche Vorgaben und Haushaltsgrenzen temporär zu umgehen, finanzielle Mittel bereitzustellen sowie ggf. persönliche Freiheiten einzuschränken, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.

Die Gültigkeit eines nationalen Ausnahmezustands beträgt zunächst zwölf Monate und kann einmalig um weitere zwölf Monate verlängert werden. Ziel ist es, bestehende Verfahren zu beschleunigen und notwendige Hilfsmaßnahmen effizient umzusetzen, insbesondere im Hinblick auf Schutzmaßnahmen, Unterstützung der betroffenen Bevölkerung und mögliche Wiederaufbauarbeiten.

Das Ausrufen des nationalen Notstands zeigt, wie dramatisch die Lage in den Campi Flegrei ist und wie sehr die Menschen unter den fortwährenden Erdbeben leiden. Der Erdstoß gestern war der zweitstärkste, der jemals in dem vulkanischen Gebiet gemessen wurde. Nachdem ich gestern über das Erdbeben berichtet hatte, manifestierten sich zwei weitere Erdstöße mit Magnituden im Dreierbereich, die von den Anwohnern deutlich gespürt worden waren. Neben der Angst vor einem starken Erdbeben mit einer Magnitude über 5, das die von der anhaltenden Aktivität geschwächte Bausubstanz vermutlich stark zusetzen würde, schwebt noch das Damoklesschwert eines sich möglicherweise zusammenbrauenden Vulkanausbruchs.

Island: Erdbeben Md 5,0 an der TFZ

Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island intensiviert – Stärkste Erdbeben Md 5,0

Datum: 14.05.2025 | Zeit: 05:20:49 UTC | Koordinaten: 66.547 ; -17.715 | Tiefe: 13,5 km | Md 5,0

Der Erdbebenschwarm nördlich von Island, der gestern begonnen hat, setzt sich heute nach einer temporären Abschwächung fort und brachte sogar das stärkste Beben des Schwarms hervor. Die Magnitudenangaben schwanken ein wenig und wurden beim IMO mit 5,0 angegeben. Beim EMSC kommt das Beben auf eine Magnitude von 4,6. Der Erdstoß war in weiten Teilen von Nordisland zu spüren gewesen.

Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 13,5 Kilometern. Das Epizentrum wurde 13 Kilometer östlich von Grimsey verortet, also in etwa dort, wo sich das submarine Vulkanfeld befindet. Allerdings befindet sich dort auch das Skjalfandadjup-Becken, bei dem es sich tektonisch betrachtet um einen Graben handelt, an dessen Randstörungen es durchaus zu Erdbeben kommen kann. Daher ist es momentan noch unklar, ob es sich um rein tektonische Erdbeben handelt oder ob Magma seine glühenden Finger im Spiel hat. Letzteres halte ich aufgrund der Tiefe der Erdbeben für durchaus möglich, denn die Beben ereignen sich in einer Zone unter der festen Erdkruste, an der Magma versuchen könnte, aufzusteigen, um in die Erdkruste einzudringen. Dass bereits ein submariner Vulkanausbruch begonnen hat, halte ich für wenig wahrscheinlich.

Das Erdbeben ereigne sich im gleichen Gebiet wie das Erdbeben der letzten Nacht mit einer Magnitude von 4,7. Obwohl in den IMO-Tabellen bis jetzt „nur“ knapp 500 Beben angezeigt werden, teilten die Vulkanologen mit, dass bis heute Morgen um 6:00 Uhr weit über 700 Erschütterungen auftraten.

In der gleichen IMO-Erklärung heißt es, dass die Beben rein tektonischer Natur seien und nichts mit Magmenbewegungen zu tun hätten. Ein Statement, das ich so nicht unterschreiben würde, da bei ähnlichen Ereignissen vor einigen Jahren Ähnliches behauptet wurde, man später aber doch einräumen musste, dass wohl Magma die treibende Kraft hinter den Ereignissen war. Ganz so wie wir es in den letzten Monaten bei zahlreichen starken Schwarmbeben sahen, die sich entlang tektonischer Gräben manifestierten. Ich denke da an Santorin und die Beben bei Awash in Äthiopien und natürlich auch bei den Rifting-Ereignissen auf Reykjanes. Hier scheint es einen tieferen Zusammenhang zu geben, der von den Wissenschaftlern noch nicht hinlänglich verstanden wurde. Natürlich ist das auch ein typisches Henne-Ei-Problem: Was war zuerst da, die tektonischen – meist divergenten – Bewegungen der Erdkruste oder das Magma?

Update: Die Magnitude wurde auf 4,9 korrigiert.

Kreta: Erdbeben Mw 6,1 östlich der Insel

Starkes Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Inselwelt östlich on Kreta – Erdstoß war noch in Ägypten und Israel zu spüren gewesen

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 22:51:15 UTC | Koordinaten: 35.250 ; 26.946 | Tiefe: 71 km | Mw 6,1

Die ägäische Inselwelt nahe Kreta wurde gestern Abend um 22:51:15 UTC (00:51:15 MESZ) erneut von einem starken Erdbeben erschüttert. Es erreichte eine Magnitude von 6,1 und hatte sein Epizentrum rund 61 Kilometer östlich von Kreta sowie 38 Kilometer südsüdwestlich der Inseln Kassos und Karpathos. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 71 Kilometern, was als vergleichsweise tief gilt.

Diese Tiefe dürfte auch der Grund gewesen sein, warum das Beben weder größeren Schäden verursachte, noch einen Tsunami hervorbrachte und die Bewohner der Inseln mit dem Schrecken davonkamen. Wahrnehmungsmeldungen liegen aus einen mehrere Hundert Kilometer Durchmessenden Umkreis vor und selbst in Jerusalem soll das Beben zu spüren gewesen sein.

Das Ereignis macht erneut deutlich, dass im Untergrund entlang des Hellenischen Bogens erhebliche tektonische Spannungen bestehen und dass es an den dort verlaufenden Störungszonen jederzeit zu starken Erdbeben kommen kann.

Erdbeben manifestierte sich an einem Graben östlich von Kreta

Der Hellenische Bogen steht im Zusammenhang mit der Kollision der afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatten, bei der die afrikanische Platte unter die eurasische abtaucht (Subduktion). Nördlich bzw. hinter dem Hellenischen Bogen, der südlich von Kreta verläuft, existiert ein komplexes tektonisches System aus einem nicht-vulkanischen Inselbogen, einem vulkanischen Inselbogen (z. B. Santorin) und einem Back-Arc-System. Südlich der Subduktionszone wiederum verläuft am Meeresboden ein Riftsystem, das auf Dehnungsprozesse in der übergeordneten Plattentektonik hinweist.

Das aktuelle Beben ereignete sich an einer kleineren tektonischen Beckenstruktur, die zwar mit dem Hellenischen Bogen in Verbindung steht, jedoch eigene aktive Verwerfungen aufweist. Diese liegen zwischen Kreta, Kassos und Karpathos. Bei dieser Struktur handelt es sich um einen etwa 50 Kilometer langen Graben, der durch Krustendehnung und Absenkung entlang zweier parallel verlaufender Störungen entstanden ist. Zusätzlich zeigen geophysikalische Daten, dass dort auch linksseitige horizontale Verschiebungen stattfinden – ein Hinweis auf ein kombiniertes Dehnungs- und Scherregime.

Dank einer Forschungskooperation zwischen Geophysikern der Universität Athen und der Universität Hamburg weiß man heute, dass dieser Graben Teil eines größeren tektonischen Systems ist, das sich zwischen Ostkreta und der Insel Gavdos erstreckt. Entlang dieses Systems ereignete sich im Jahr 1303 ein sehr starkes Erdbeben mit einer geschätzten Magnitude von 8, das einen verheerenden Tsunami verursachte – unter anderem wurde damals die Stadt Alexandria in Ägypten überschwemmt. Solche Naturkatastrophen sind auch heute im Mittelmeerraum nicht ausgeschlossen.

Einen direkten Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und den Aktivitäten bei Santorin gibt es nicht – sieht man einmal von den übergeordneten plattentektonischen Prozessen der Ägäis ab.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 4,4 am 13. Mai

Blick über Pozzuoli und den Hafen. © Marc Szeglat

Starker Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkstes Beben Md 4,4 verursachte Einsturz eines Hauses

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 10:07:45 UTC | Koordinaten: 40.823 ; 14.114 | Tiefe: 5 km | Md 4,4

In den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) begann heute Nacht ein seismischer Schwarm, dessen bisheriger Höhepunkt heute Vormittag von 2 Erdbeben der Magnituden 4,4 und 3,5 markiert wurde, wobei auch Schäden entstanden. Beide Beben waren von den Anwohnern der Caldera deutlich zu spüren gewesen, wobei beim EMSC Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von gut 35 Kilometern eingingen. Ein Bebenzeuge will sogar in knapp 200 Kilometern Entfernung zum Epizentrum ein leichtes Schütteln gespürt haben.

Das Beben Md 4,4 ereignete sich um 10:07:45 UTC (12:07:45 Uhr MESZ) und hatte einen Erdbebenherd in 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich im Golf von Pozzuoli, wenige Meter von der Küste entfernt im Hafenbereich der Stadt. Hier hatte es bislang noch nicht so viele Erdbeben gegeben. Das Beben Md 3,5 lag direkt unter Pozzuoli, genauer zwischen dem Marcellum und Rione Terra, wo das Zentrum der Caldera liegt und die stärkste Bodenhebung gemessen wird. Diese hatte sich in den letzten Wochen auf eine Geschwindigkeit von 15 mm pro Monat reduziert, lag aber immer noch über dem langjährigen Mittel. In den nächsten Tagen werden wir sehen, ob sich die Hebegeschwindigkeit heute wieder erhöht hat.

Schäden und Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens in den Campi Flegrei

Mit einer Magnitude von 4,4 reiht sich die Erschütterung in den Reigen der stärksten Beben ein, die in den Campi Flegrei bislang gemessen wurden. Ein stärkeres Beben gab es nur vor genau 2 Monaten, das in einer Neubewertung auf Md 4,6 kam. Zuerst wurde es ebenfalls mit Md 4,4 eingestuft. Auch diesmal ist eine Korrektur des Wertes noch möglich, wobei sowohl auf- als auch abgestuft werden könnte. Fest steht aber, dass es eines der stärksten Beben in der Region war und dass es weitere Schäden verursacht hat. Aufgrund der langjährigen Zermürbung der Bausubstanz werden die Gebäude immer anfälliger, wobei einige Gebäude bereits als einsturzgefährdet gelten.

Entsprechendes hat man auch in Pozzuoli erkannt und nach dem Erdbeben gab es einen Appell des Bürgermeisters von Pozzuoli an die Bevölkerung, sich im Freien aufzuhalten und nicht in die Häuser zurückzukehren, bevor diese überprüft wurden. Ersten Berichten zufolge stürzte ein unbewohntes Haus teilweise ein. Es kam auch zu Erdrutschen am Monte Gauro. Schulen wurden geschlossen und der Zugverkehr eingestellt. Viele Menschen versammelten sich an den Evakuierungspunkten und verbrachten den Vormittag auf Plätzen.

Erdbeben und Bodenhebung der Campi Flegrei hängen mit Magmenaufstieg zusammen

Erst vor 2 Wochen zeigte sich INGV-Direktor Mauro de Vito optimistisch, dass es zu einer Entspannung der Lage kommen könnte, was mich allerdings sehr erstaunte. Die seismische Aktivität zeigt seit mehreren Jahren ein ähnliches Muster, bei dem sich stärkere seismische Phasen, die mit einer beschleunigten Bodenhebung einhergehen, mit ruhigeren Phasen abwechseln, bei denen es zu einer Reduzierung der Hebegeschwindigkeit des Bodens kommt. Auffällig ist, dass sich die Intervalle mit den ruhigeren Phasen in den letzten 2 Jahren signifikant verkürzten. Ich persönlich denke nicht, dass die aktuelle Bradyseismos-Phase kurzfristig einfach enden wird, so wie es bei den letzten – nur ca. 2 Jahre andauernden – Bradyseismosphasen im 20. Jahrhundert der Fall gewesen ist.

Die aktuelle Hebungsphase begann bereits vor 20 Jahren und es mehren sich die wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass sie nicht nur von magmatischen Fluiden ausgelöst wird, sondern direkt von Magma, das von einem tiefen in einen flacher liegenden Magmenkörper migriert. Wahrscheinlich ist der Druck im tiefen Magmenkörper inzwischen so groß geworden, dass sich von dort immer wieder Magmablasen lösen, die dann ähnlich dem Wachs in einer Lavalampe aufsteigen. Obgleich es Beispiele gibt, in denen langanhaltende Vulkanaufheizungsphasen nach Jahren ohne Eruption abgeklungen sind, wird der Prozess hier wahrscheinlich erst enden, wenn es zu einer nachhaltigen Druckentlastung infolge einer Eruption gekommen ist. In der weiteren Druckaufbauphase steigt auch das Risiko für Erdbeben, die durchaus stärkere Schäden hervorrufen könnten.

Santorin: Erdbeben Mb 4,9 vor der Ostküste

Griechische Inselwelt bei Santorin erneut von mittelstarken Erdbeben erschüttert – Magnitude 4,9

Datum: 12.05.2025 | Zeit: 23:30:10 UTC | Koordinaten: 36.621 ; 25.726 | Tiefe: 6 km | Mb 4,9

Östlich der griechischen Vulkaninsel Santorin ereignete sich gestern Abend um 23:30:10 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,9. Der Erdbebenherd wurde in 6 Kilometern Tiefe festgestellt. Das Epizentrum lag 36 km nordöstlich des Ortes Oía, kurz vor der Küste der kleinen Insel Anydros. In dem Areal lag das Zentrum der seismischen Krise, die uns Anfang des Jahres in Atem gehalten hat. Ein neuer Erdbebenschwarm blieb bis jetzt aus, allerdings ereigneten sich in den letzten 24 Stunden vier weitere Beben. Eines davon manifestierte sich – wie berichtet – direkt unter Santorin. Die Ereignisse zeigen, dass die Spannungen im Untergrund noch nicht abgebaut sind und sich auch wieder neue aufbauen könnten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Aktivität weiter verstärken wird, insbesondere, da die Spannungen von Magmenbewegungen im Untergrund verursacht werden könnten.

Interessanterweise hatte die griechische Tourismusministerin die Gegend um Santorin im April wieder für sicher erklärt und meinte, dem Saisonstart würde nichts im Wege stehen. Skeptisch eingestellte Seismologen hielten das für unverantwortlich und verwiesen auf ein weiterhin vorhandenes Potenzial starker Erdbeben. Ein solches gibt es entlang des Hellenischen Bogens allerdings immer. Wir Menschen werden uns dessen nur bewusst, wenn es bereits spürbare Erdbeben gibt.

Östlich von Santorini liegt eine komplexe Zone aus aktiver Dehnung, Subduktion und Störungszonen. Hier wirken die Kräfte der Afrikanischen und Eurasischen Platte indirekt zusammen, indem die Ägäische Mikroplatte dazwischen reagiert. Das Ergebnis sind zahlreiche Gräben, Erdbeben und lokale Hebungen/Senkungen, aber kein dominanter Vulkanismus wie auf Santorini selbst.

Island: Erdbeben Mb 4,7 an der TFZ

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,7 löst im Norden Islands Erdbebenschwarm aus – TFZ betroffen

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 04:02:03 UTC | Koordinaten: 66.571 ; -17.670 | Tiefe: 12 km | Mb 4,7

Vor der Nordküste von Island manifestierte sich heute Morgen um 04:02:03 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,7. Der Erdbebenherd befand sich in 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 Kilometer östlich der kleinen Insel Grímsey verortet. Das Beben wurde von den Bewohnern Nordislands deutlich wahrgenommen. Ein weiteres potenziell spürbares Beben hatte die Magnitude 3,6. Der Erdstoß löste einen Nachbebenschwarm aus, der bis jetzt aus fast 170 Einzelbeben besteht. 

Das Beben ereignet sich an der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ), einem wohlbekannten Störungssystem im Norden von Island, das den Übergang zwischen dem isländischen Riftsystem und die Fortsetzung des Mittelatlantischen Rückens bildet, der nördlich von Island als Kolbeinsey-Rücken bekannt ist. Die Störungen markieren die divergente Plattengrenze zwischen Europa und Nordamerika, wobei die meisten Störungen der TFZ als Transformstörungen angelegt sind, obgleich es auch hier eine Dehnungszone gibt. Die TFZ kompensiert die Versätze zwischen den Riftzonen und dem Kolbeinsey-Rücken.

Entlang der TFZ kam es in den letzten Jahren häufiger zu starken Schwarmbeben, die auch mit Magmaintrusionen verbunden waren. Seitdem im Jahr 2020 die Aktivität bei Reykjanes im Süden Islands anzog, sind starke Erdbebenschwärme an der TFZ seltener geworden.

Vulkanische und magmatische Aktivität an der TFZ im Norden von Island

Mit der Tjörnes-Fracture-Zone sind zwei submarine Vulkansysteme assoziiert: Es gibt submarine Vulkane bei der Insel Grímsey, etwa dort, wo es heute bebt. Hier gab es die oben erwähnten Magmaintrusionen. Tatsächlich wurde 1867/ 68 im südöstlichen Teil des Spaltensystems eine submarine Eruption beobachtet. Sie ereignete sich nördlich der Insel Manareyjar vor der Nordküste Islands entlang des Manareyjar-Rückens. Aktuell gibt es aber keine Hinweise auf einen Unterwasservulkanausbruch.

Weiter nördlich entlang des Kolbeinsey-Rückens ereignete sich zudem ein Erdbeben Mb 3,4. Das Epizentrum lag 224 km nördlich von Siglufjörður. Ob es einen Zusammenhang mit dem Erdbebenschwarm gibt, ist ungewiss.

Kreta: Erdbeben M 4,4 westlich der Insel

Erdbeben Mb 4,4 westlich von Kreta – Bodensenkungen detektiert

Datum: 12.05.2025 | Zeit: 02:17:43 UTC | Koordinaten: 35.124 ; 22.478 | Tiefe: 6 km | Mb 4,4

Im Mittelmeer, westlich der griechischen Insel Kreta, ereignete sich vergangene Nacht um 02:17:43 UTC ein Seebeben der Magnitude Mb 4,4. Das Hypozentrum lag in nur sechs Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 114 Kilometer west-südwestlich von Kíssamos lokalisiert. Wahrnehmungsberichte liegen nicht vor, und das Beben blieb ohne erkennbare Folgen.

In den letzten 24 Stunden wurden zudem vor der Südküste Kretas drei weitere Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich registriert. Diese Beben stehen sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Subduktionsprozessen entlang des Hellenischen Bogens, wo die Kontinentalplatten Afrikas und Europas kollidieren. Dabei wird die afrikanische Platte unter die europäische geschoben und im Erdmantel aufgeschmolzen – ein Vorgang, der maßgeblich zur Magmenbildung und somit zum Vulkanismus in der Mittelmeerregion beiträgt.

Bodenverformungen auf Kreta

Im Zusammenhang mit den Erdbeben bei Santorin habe ich mir gestern die Bodendeformationskarten des EGMS angesehen. Dabei stellte ich fest, dass nicht nur auf Santorin Bodenverformungen zu beobachten sind, sondern auch im Zentrum Kretas. Bereits am 1. Mai berichtete ich über Rissbildungen in der Region um die Dörfer Voutes, Koules und Magarikari. Die Risse traten nicht nur in Straßen, sondern auch in Hauswänden auf. Zwar handelt es sich um ein altbekanntes Phänomen, doch im April kam es zu einer Beschleunigung der Vorgänge, begleitet von zahlreichen schwachen Erdbeben, die allerdings nicht in der Shakemap des EMSC aufgeführt sind – vermutlich, weil ihre Magnituden unter 1 lagen.

Es liegt daher nahe, dass die via InSAR detektierten Bodenabsenkungen mit den beschriebenen Phänomenen i, Zentrum von Kreta zusammenhängen. Die Region ist gebirgig, und es erscheint durchaus möglich, dass hier Erdrutsche auftreten könnten.

Die InSAR-Daten zeigen außerdem signifikante Bodenhebungen auf Samos. Offenbar hat sich die gesamte Insel um mehr als zwei Zentimeter angehoben. Ich vermute tektonische Prozesse als Ursache und schätze die Erdbebengefahr auf Samos als hoch ein.

Weiteres Beben auf Santorin

Auch auf Santorin wurde in den vergangenen 24 Stunden erneute Seismizität verzeichnet. Direkt auf der Insel wurde ein Beben der Magnitude Mb 2,0 in nur zwei Kilometern Tiefe registriert. Vier weitere Beben ereigneten sich im Gebiet des Schwarmbebens vom Jahresanfang.