Aleuten: Starkbebenschwarm bei Andreanof-Inseln

Andreanof-Archipel der Aleuten von Starkbebenschwarm getroffen – Stärkstes Einzelbeben Mw 6,3

Datum 08.12.24 | Zeit: 19:57:08 UTC | Koordinaten: 50.952 ; -177.338 | Tiefe: 18 km | Mw 6,3

Das Andreanof-Archipel gehört zum vulkanischen Inselbogen der Aleuten, der sich zwischen Alaska und Kamtschatka aufspannt. Südlich des Inselbogens verläuft der Aleutengraben, und die dort stattfindende Subduktion ist Quelle für Erdbeben und Vulkanausbrüche. So auch diesmal, als gestern Abend ein Schwarm starker Erdbeben begann, dessen erstes um 19:57:08 UTC registriert wurde. Es handelte sich um ein Erdbeben der Magnitude 6,3 mit einem Hypozentrum in 18 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 801 km südwestlich von Unalaska (USA) und 1654 km östlich von Petropavlovsk-Kamchatsky (Russland) lokalisiert. Ein weiteres gleichstarkes Erdbeben ereignete sich in der vergangenen Nacht um 00:15:31 UTC, gefolgt von einem Beben der Magnitude 6,0. Doch das war nicht alles: Das GFZ registrierte insgesamt elf Beben mit Magnituden größer als 5,0.

Ein Blick auf die Topografie des Meeresbodens der Region zeigt, dass sich die Erdbeben im Delta eines submarinen Grabens manifestierten, entlang dem der Sockel der Aleuten stark abfällt. Dies ist eine Region, die für submarine Erdrutsche prädestiniert ist.

Die Beben ereigneten sich südlich einer Region, in der mehrere als aktiv eingestufte Vulkane liegen. Einer der bekanntesten Feuerberge in der Nähe ist der Great Sitkin, der derzeit in Eruption steht und effusiv tätig ist. Das Alaska Volcano Observatory (AVO) hat für den Vulkan die Warnstufe „Orange“ ausgegeben. Der Great Sitkin liegt nur etwa 150 Kilometer von den Epizentren entfernt, sodass die Beben potenziell das Verhalten des Vulkans beeinflussen könnten. Die seismische Messstation am Great Sitkin registrierte die Beben jedenfalls sehr deutlich.

Neben dem Great Sitkin gibt es weitere potenziell aktive Vulkane in der Nähe des Erdbebengebiets. Dazu gehören die Vulkane Mount Adagdak und Mount Moffett auf Adak Island sowie die Inselvulkane Kanaga und Tanaga. Insbesondere der Tanaga-Vulkan fiel im letzten Jahr durch Schwarmbeben auf, was zu Spekulationen über eine bevorstehende Eruption führte.

Erdbeben im Andreanof-Archipel, wie auch in den restlichen Aleuten, entstehen durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Nordamerikanische Platte entlang der Aleuten-Subduktionszone. Diese Zone ist eine der aktivsten tektonischen Grenzen der Welt und Teil des sogenannten Pazifischen Feuerrings. Im Jahr 1957 ereignete sich vor der Küste des Andreanof-Archipels ein Megathrust-Erdbeben mit einer Magnitude von 8,6. Dieses Erdbeben löste einen Tsunami aus, der sogar auf Hawaii messbar war.

Island: Starkes Erdbeben Mb 5,1 unter Bardarbunga

Starkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert Calderavulkan Bardarbunga – Zahlreiche Erdbeben gingen voran

Datum 08.12.24 | Zeit: 01:49:45 UTC | Koordinaten: 64.521 ; -17.569 | Tiefe: 3,9 km | Mb 5,1

Heute Nacht bebte es um 01:49:45 Uhr UTC unter dem isländischen Calderavulkan Bardarbunga mit einer Magnitude von 5,1. Das Epizentrum wurde 4,1 km ost-südöstlich des Calderazentrums verortet. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des IMO in 3,9 Kilometern Tiefe. Es war das zweite starke Erdbeben unter der Caldera in diesem Jahr. Am 21. April gab es sogar ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,4.

Dem aktuellen Erdbeben gingen einige Tage erhöhter seismischer Aktivität voraus, die sich besonders gestern im Tagesverlauf steigerte. Obwohl der Erdstoß vergleichsweise stark war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, was der Abgeschiedenheit der Region geschuldet sein dürfte.

Tatsächlich hielt ich mich 2014 wenige Tage vor der Eruption nur 50 Kilometer vom Bardarbunga entfernt auf und konnte auch keines der stärkeren Erdbeben dort spüren.




Laut IMO sind solche Erschütterungen unter dem Vulkan nicht unüblich, allerdings auch nicht alltäglich. Sie weisen darauf hin, dass sich unter dem Vulkan etwas tut. Was genau der Auslöser des Bebens war, bleibt jedoch spekulativ. Bereits während der großen Eruption im Jahr 2014 sackte das Dach der Caldera um mehr als 100 Meter ab. Erdbeben könnten also weiterhin eine Erscheinung dieser Subsidenz sein. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass direkt nach der Eruption eine erneute Magmenakkumulation einsetzte, ähnlich wie im Fall von Svartsengi. In diesem Fall könnten starke Beben auch mit Magmenaufstieg zusammenhängen, indem aufsteigendes Magma Druck auf das Calderadach ausübt und Erdbeben entlang von Störungszonen in diesem Gesteinsdeckel auslöst. Last but not least kommen rein tektonische Prozesse infrage, denn wie die meisten großen Zentralvulkane Islands liegt auch die Bárðarbunga-Caldera im Bereich des Störungsgürtels, der mit dem mittelatlantischen Rücken in Zusammenhang steht, der sich in zwei Armen geteilt quer durch Island zieht.

Die Bardarbunga-Caldera liegt unter dem großen Eisschild des Vatnajökull. Der Gletscher ist der mächtigste in Europa und bedeckt mehrere große Calderavulkane. Dass sich gerade hier so viele Vulkane befinden, liegt nicht nur an der großen divergenten Störungszone, sondern auch am Island-Mantelplume, dessen Zentrum unter dem Vatnajökull vermutet wird. Dass ausgerechnet unter dem größten Gletscher Europas vermutlich der größte Mantelplume liegt, der Schmelze aus dem Erdmantel zur Oberfläche transportiert, mutet ein wenig skurril an: Zwei gegensätzliche Superlative aus Feuer und Eis treffen hier aufeinander. Na, wenn das mal kein Stoff für Mythen und Legenden ist.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,7 vor Sulawesi

Starkes Erdbeben Mb 5,7 erschütterte Norden von Sulawesi – Mehrere Vulkane in der Nähe

Datum 06.12.24 | Zeit: 17:15:00 UTC | Koordinaten: 1.519 ; 121.211 | Tiefe: 30 km | Mb 5,7

Ein Erdbeben der Magnitude 5,7 erschütterte gestern Abend um 17:15 Uhr UTC die Küstenregion Minahasa auf Sulawesi in Indonesien. Das Epizentrum des Bebens lag 233 km westnordwestlich von Gorontalo. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 30 Kilometern lokalisiert.

Das Erdbeben ereignete sich 308 Kilometer nordnordöstlich von Palu, einer Stadt mit etwa 282.000 Einwohnern, und 233 Kilometer westnordwestlich von Gorontalo, das etwa 144.000 Einwohner zählt. In beiden Städten war das Beben zu spüren gewesen. Aufgrund der lokalen Uhrzeit am 7. Dezember um 01:15 Uhr nachts gingen aber nur wenige Wahrnehmungsmeldungen ein. Es gibt keine Berichte über Schäden oder Verletzte.

Das Erdbeben steht in direktem Zusammenhang mit der komplexen tektonischen Situation rund um die Celebessee. Diese Region ist eine der geodynamisch aktivsten Zonen der Welt, geprägt durch die Kollision mehrerer tektonischer Platten, darunter die Eurasische Platte, die Philippinische Platte und die Indo-Australische Platte, die direkt oder indirekt gegen die Mikroplatte der Celebessee drücken. Indirekt deshalb, weil die Erdkruste dieser Region Indonesiens in mehrere Mikroplatten zerbrochen ist, die den größeren Platten zum Teil vorgelagert sind.

Die Celebessee liegt zwischen der Insel Sulawesi und dem philippinischen Archipel. Sie wird durch die Subduktion der ozeanischen Kruste unter die Kontinentalränder der umliegenden Platten beeinflusst. Insbesondere die Minahasa-Verwerfung im Norden von Sulawesi ist Teil dieser Subduktionssysteme und verursacht häufig starke Erdbeben.

Die Region gehört zum Zikrumpazifischen Feuerring und dementsprechend viele aktive Vulkane gibt es hier, die auf das Erdbeben reagieren könnten. Zu den Reaktionen zählt, dass Vulkanausbrüche getriggert, aber auch beendet oder verhindert werden könnten. Auf Nordsulawesi liegt etwa der Vulkan Lokon, der Mitte November durch eine seismische Krise aufgefallen ist, sich mittlerweile aber wieder beruhigt hat. Auch die Inselvulkane Karangetang und Awu liegen im Wirkungskreis des Erdbebens. Am Karangetang gibt es einen schwach aktiven Lavadom, von dem nachts Rotglut ausgeht. Hier könnten sich am ehesten zeitnahe Eruptionen ereignen.

Campi Flegrei: Spürbares Erdbeben Mb 3,4

Der Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Schwarmbeben erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei – Stärkstes spürbares Beben Mb 3,4

Datum 06.12.24 | Zeit: 04:33:59 UTC | Koordinaten: 40.823 ; 14.135 | Tiefe: 0,5 km | Mb 3,4

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bleibt die Erde weiter unruhig: Seit gestern manifestierten sich 37 Erschütterungen. Das stärkste Einzelbeben brachte es heute Morgen um 05:33:59 Uhr Ortszeit auf eine Magnitude von 3,7. Das Beben wurde von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen. Es war der stärkste Erdstoß seit dem Spätsommer, als es zu einer Serie vergleichbarer Beben gekommen war, die große Besorgnis bei den betroffenen Menschen auslöste. Da das Hypozentrum in nur 500 m Tiefe lag, war es besonders stark zu spüren gewesen. Dem INGV gingen in kurzer Zeit 149 Wahrnehmungsmeldungen ein. Das Epizentrum lag im Stadtteil Pozzuoli Gerolamini, wenige Hundert Meter südwestlich des Solfatara-Kraters.

Die anderen Beben hatten überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Nur zwei weitere Erschütterungen brachten es auf Mb 1,7 und Mb 1,9. Die Tiefe der Erdbebenherde wenig unterhalb des Meeresspiegels deutet darauf hin, dass sich der Erdbebenschwarm im Hydrothermalsystem abspielte, wo der Druck weiter anzusteigen scheint. In diesem Zusammenhang ist eine neue Studie erschienen, auf die ich in einem gesonderten Bericht eingehen werde. Die Studie bestätigte den Druckanstieg und zudem, dass sich Magma in geringerer Tiefe befindet als noch vor kurzem angenommen. Keine schönen Prognosen für das Gebiet im Golf von Pozzuoli.

Der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 25.11. bis 01.12.2024 bestätigte den Trend der letzten Monate: Selbst wenn die Ereignisse in den Campi Flegrei in den letzten Monaten weniger mediale Aufmerksamkeit genossen, vor allem, weil stärkere Erschütterungen ausblieben, heißt es nicht, dass es zu einer Entspannung der Situation gekommen ist. Im Gegenteil, die Spannungen im Untergrund werden immer größer und das System heizt weiter auf: Die Gastemperatur der Fumarole von Pisciarelli liegt weiterhin bei 97 Grad. Gegenüber dem Sommer nahm die Temperatur um 2 Grad zu. Die Bodenhebung lag bei 10 Millimetern pro Monat. Es wurden 42 Erdbeben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,2.

USA: Starkes Erdbeben Mw 7,0 vor kalifornischer Küste

Küste von Nordkalifornien von starkem Erdbeben Mw 7,0 erschüttert – Kurzzeitig gab es Tsunami-Alarm

Datum 05.12.24 | Zeit: 18:44:26 UTC | Koordinaten: 40.403 ; -124.765 | Tiefe: 14 km | Mw 7,0

Heute Abend ereignete sich vor der Küste des US-Bundesstaates Kalifornien ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,0.

Das Hypozentrum des Bebens lag in einer Tiefe von 14 Kilometern, während das Epizentrum 56 Kilometer südwestlich von Fortuna lokalisiert wurde. Die Angaben sind noch vorläufig und könnten später korrigiert werden. Das Erdbeben fand um 10:44:26 Uhr Ortszeit statt.

Es wurde Tsunamialarm ausgelöst, der aber schnell wieder aufgehoben wurde. Außerdem kam es zu mehreren Nachbeben.

Über mögliche Schäden oder Opfer gibt es derzeit noch keine Informationen. Das Beben war stark genug, um theoretisch große Schäden zu verursachen, aber seine Lage vor der Küste einer vergleichsweise dünn besiedelten Region in Nordkalifornien gibt Grund zur Hoffnung, dass es nicht zur Katastrophe gekommen ist.

Dem EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein. Der am weitesten entfernte Bebenzeuge befand sich in fast 460 Kilometern Entfernung.

Dieses Erdbeben kann als ein bedeutendes tektonisches Ereignis in einer der geologisch aktivsten Regionen Nordamerikas angesehen werden.

Tektonischer Kontext

Das Beben ereignete sich an der Mendocino Triple Junction vor der Küste von Nordkalifornien. Diese Region ist der Schnittpunkt dreier tektonischer Platten: der Pazifischen Platte, der Gorda-Platte und der Nordamerikanischen Platte. Die Plattengrenzen, die hier zusammentreffen, gehören zu den bedeutendsten Störungssystemen im Westen der USA:

  • Cascadia-Subduktionszone: Hier taucht die Gorda-Platte unter die Nordamerikanische Platte ab.
  • Mendocino-Transform-Störung: Sie trennt die Gorda-Platte von der Pazifischen Platte.
  • San-Andreas-Störung: Sie bildet die Grenze zwischen der Pazifischen und der Nordamerikanischen Platte.

Diese dynamische und komplexe tektonische Zone ist für ihre seismische Aktivität bekannt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Ereignis zu einem Dominoeffekt führt, der weitere Erdbeben entlang einer dieser bedeutenden Störungszonen auslöst. Forscher schätzen die Wahrscheinlichkeit als groß ein, dass es in den nächsten 3 Jahrzehnten Starkbeben entlang der Cascadia-Störung oder an der San-Andreas-Fault geben wird, von denen auch Metropole betroffen werden könnten.

An der Küste in Nähe des Epizentrums kam es zu Stromausfällen, größere Schäden wurden aber nicht gemeldet.

Iran: Erdbeben M 5,6 fordert Verletzte

Starkes Erdbeben im Südwesten des Irans verursacht Schäden – Mindestens 15 Personen verletzt

Datum 05.12.24 | Zeit: 04:02:39 UTC | Koordinaten: 31.773 ; 49.626 | Tiefe: 6 km | Mb 5,6

Heute Morgen ereignete sich im Südwesten des Iran ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6. Das Hypozentrum lag in nur sechs Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 35 Kilometer ost-südöstlich von Masdsched Soleiman lokalisiert. Diese Stadt ist eine alte Industriestadt mit historischer Bedeutung, deren Bausubstanz vermutlich teilweise veraltet ist. Medienberichten zufolge kam es zu Gebäudeschäden. 15 Personen wurden verletzt, einige davon mit Knochenbrüchen, und in Krankenhäuser eingeliefert. Genauere Umstände, wie es zu den Verletzungen kam, wurden nicht mitgeteilt. Knochenbrüche deuten darauf hin, dass mindestens einige Verletzungen durch Stürze auf der Flucht aus Gebäuden entstanden sein könnten.

Es kam zu zwei Nachbeben mit den Magnituden 4,9 und 5,0. Auch diese Erdbebenherde lagen in ungewöhnlich geringen Tiefen.

Masdsched Soleiman befindet sich in der Provinz Chusestan, die Teil des Zagros-Gebirges ist. Diese Region ist geprägt von intensiver tektonischer Aktivität, da hier die Arabische Platte mit der Eurasischen Platte kollidiert. Die Spannungen in der Erdkruste entladen sich häufig in Form von Erdbeben.

Die besondere tektonische Situation der Region sorgt auch für ihren Rohstoffreichtum. Tatsächlich wurde in der Nähe von Masdsched Soleiman das erste Erdölförderfeld des Nahen Ostens erschlossen, und zwar im Jahr 1908. Die Bildung von Erdöllagerstätten ist oft an tektonische Störungszonen gekoppelt, die als Fallen für das Erdöl dienen und verhindern, dass es unterirdisch abfließt.

Das Erdbebengebiet liegt in der übergeordneten tektonischen Einheit des Zagros Folded Thrust Belt. Durch die Subduktion der Arabischen Platte unter die Eurasische Platte gerät das Land hinter der Subduktionszone unter Spannung. Dies hat zur Entstehung einer Abfolge von Falten und Überschiebungen geführt, die während der Orogenese des Zagros-Gebirges entstanden sind. Das Gebirge ist von einer Serie parallel verlaufender Störungen durchzogen, die in Nordwest-Südost-Richtung verlaufen – in der gleichen Richtung wie der Persische Golf und das Rote Meer weiter südwestlich.

An der Fortsetzung des Störungssystems im Süden des Iran ereignete sich ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude von 4,2. In diesem Bereich mischt auch die Indische Platte mit, die ebenfalls mit der Arabischen und der Eurasischen Platte kollidiert. Dementsprechend ist die gesamte Region ein Erdbebengebiet mit hohem Gefahrenpotenzial.

Mauna Loa: Erdbeben Mb 4,2

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,2 erschüttert Vulkan Mauna Loa auf Hawaii

Datum 30.11.24 | Zeit: 18:40:35 UTC | Koordinaten: 19.480 ; -155.398 | Tiefe: 21 km | Mb 4,2

Auf Big Island Hawaii manifestierte sich gestern Abend um 18:40:35 UTC (morgens um 08:40 Uhr Ortszeit) ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Epizentrum wurde 18 km westlich des Ortes Volcano lokalisiert. Auf den ersten Blick könnte man denken, es wäre wieder ein Beben am Kilauea gewesen, doch tatsächlich wurde diesmal eine Region südlich des Nordostrifts des benachbarten Vulkans Mauna Loa erschüttert. Hierbei handelt es sich um den höchsten Vulkan der Welt, zumindest, wenn man seine Höhe vom Meeresboden aus betrachtet. Das Epizentrum wurde genauer lokalisiert und befand sich laut Medienberichten im Bereich der Mauna Loa Road. Das Hypozentrum des Bebens lag in 21 Kilometern Tiefe und es liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang mit aufsteigendem Magma gibt, obwohl die Vulkanologen vom HVO das dementieren. Selbst wenn das Erdbeben nicht direkt vulkanotektonischen Ursprungs war, könnte doch aufsteigendes Magma das Spannungsfeld im Untergrund ändern, so dass eine lokale Störungszone aktiviert wurde. Ein weiterer Auslöser des Bebens könnten Spannungen gewesen sein, die durch die Auflast der Insel auf die Erdkruste verursacht werden.

Der Erdstoß konnte praktisch auf der gesamten Insel Big Island Hawaii wahrgenommen werden. Innerhalb der ersten Stunde meldeten mehr als 130 Bewohner, darunter aus den Bezirken Puna, Hilo, Hamakua Coast, North Kona und Kau, das Erdbeben.

Laut HVO war die Stärke des Bebens nicht ausreichend, um Schäden an Gebäuden oder der Infrastruktur zu verursachen. Dennoch könnten in den kommenden Tagen bis Wochen Nachbeben auftreten.

Der Mauna Loa selbst befindet sich in einem Stadium langsamer Magmenakkumulation, wobei langsam ein relativer Begriff ist. Sie läuft momentan wesentlich schneller ab, als es vor der letzten Eruption vor gut 2 Jahren der Fall gewesen ist. Der Vulkan befindet sich zwar noch nicht kurz vor einer Eruption, aber es fehlen nur noch gut 10 Zentimeter Bodenhebung, bis man das Hebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch erreicht hat. Seit dem Ende jener Eruption hob sich der Boden bereits um mehr als 30 Zentimeter an.

Und was macht der Kilauea? Hier geht die Erdbebentätigkeit entlang des Ostrifts weiter. Heute wurden bereits fast 160 Erschütterungen detektiert, wobei möglicherweise auch Erdbeben vom Mauna Loa mitgezählt werden. Leider werden die Grafiken zu langfristigen Beobachtung der Bodenhebung seit einigen Wochen nicht aktualisiert. Die Kurzfristdaten zeigen, dass eine leichte Deflation registriert wird, wahrscheinlich weil man sich in der entsprechenden Phase eines D/I-Events befindet.

Island: Erdbeben an der Katla

Erdbebenserie unter der Außenflanke der Katla

Heute Nacht manifestierte sich im Bereich des subglazialen Vulkans Katla eine Erdbebenserie, die aus neun Einzelbeben bestand. Die Magnituden lagen zwischen 0,9 und 1,4. Die Hypozentren befanden sich in einer Tiefe von weniger als 5 Kilometern. Das Besondere an diesem kleinen Schwarm ist, dass sich die Beben nicht unter der Caldera ereigneten, sondern unter der südwestlichen Flanke nahe der Basis des Vulkans, der vom Gletscher Mýrdalsjökull bedeckt ist. Die Beben reihen sich überwiegend wie Perlen auf einer Schnur auf und folgen dem Verlauf der Gletscherzunge Sólheimajökull. Würden die Beben flacher liegen, würde ich sie als Indiz für einen sich anbahnenden Gletscherlauf interpretieren, doch dafür sind sie zu tief gewesen. Ich kann mich nicht daran erinnern, in diesem Areal schon vergleichbare Beben gesehen zu haben. Darüber hinaus gab es einige Beben im Bereich der Caldera sowie bei der weiter nordwestlich gelegenen Hekla. Ob es sich um tektonische Erschütterungen handelte oder ob magmatische Fluide ihre Finger im Spiel hatten, ist ungewiss.




Doch diese Bebenserie war nicht die einzige, die Island in den letzten 48 Stunden erschütterte. Insgesamt wurden unter der größten vulkanischen Insel der Welt mehr als 100 Beben verzeichnet. Auffällig sind dabei die anhaltenden Beben unter einem weiteren Gletscher, der gleich mehrere Vulkane bedeckt: dem Vatnajökull. Hier gab es 24 Beben, die meisten davon im Bereich der Bárðarbunga-Caldera.

Beben gab es auch an der beginnenden Snæfellsnes-Halbinsel, nahe Grjótarvatn, gut 20 Kilometer von Borgarnes entfernt. Der stärkste Erdstoß erreichte hier eine Magnitude von 2,7.

Natürlich bebte es ebenfalls im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, wobei sich die meisten Beben auf das Krýsuvík-System konzentrierten. Einige Beben ereigneten sich auch vor der Küste bei Reykjanestá und am Fagradalsfjall.

Eisdämme könnten Flüsse im Süden blockieren

Neben Vulkanen und Erdbeben gibt es auf Island weitere Naturgewalten, die aktuell für Schlagzeilen sorgen. Dabei handelt es sich nicht um vulkanisch bedingte Luftverschmutzung, sondern um sich aufschiebende Eismassen in den Flüssen Ölfusá und Hvítá im Süden der Insel. Diese Eisdämme blockieren oft Brücken und lassen die Flusspegel ansteigen, sodass es zu Überschwemmungen kommen kann. Das Isländische Meteorologische Institut (IMO) warnt davor, dass die Dämme mindestens bis zur nächsten Woche bestehen bleiben könnten, da erst dann wärmeres Wetter erwartet wird.

Italien: Erdbeben Mb 4,2 im Süden

Erdbeben Mb 4,2 erschüttert Süditalien – Beben auch am Ätna und Stromboli

Datum 28.11.24 | Zeit: 23:54:55 UTC | Koordinaten: 39.209 ; 16.358 | Tiefe: 20 km | Mb 4,2

Ein Erdbeben der Magnitude 4,2 erschütterte gestern Nacht den süditalienischen Stiefel 14 Kilometer südöstlich von Cosenza. Das Hypozentrum lag mit 20 Kilometern vergleichsweise tief, weshalb die Folgen an der Erdoberfläche gering blieben. Dennoch konnte der Erdstoß in einem Umkreis von mindestens 40 Kilometern gespürt werden. Es gingen aber nur wenige Wahrnehmungsmeldungen ein, was auch an der nachtschlafenden Zeit kurz vor Mitternacht gelegen haben könnte. Die Daten stammen vom EMSC. Das GFZ veröffentlichte leicht abweichende Daten. Hier wurde die Magnitude mit Mw 4,4 angegeben und der Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe fixiert.

In den vergangenen Monaten kam es in der Region Cosenza immer wieder zu Erdbeben. Die Tektonik dieser Region von Kalabrien ist relativ komplex und hängt zum einen mit der Auffaltung des Apennin-Gebirges im Zusammenhang, zum anderen mit der Subduktion am Tyrrhenischen Meer, die auch für die Bildung der Vulkane der Liparischen Inseln verantwortlich ist. In der Erdbebenregion gibt es zudem eine Host-und-Graben-Struktur, deren Mittelpunkt der Crati-Graben bildet. Der Graben verläuft in Nord-süd-Richtung und ist von zahlreichen kurzen Störungszonen umgeben. Hier vermute ich denn Ursprung des beschriebenen Erdbebens.

Schaut man sich die Shakemap beim EMSC genauer an, dann sieht man, dass es in der letzten Woche zahlreiche Beben im Bereich des Tyrrhenischen Meeres und auch auf Sizilien gegeben hat. Einige der Erdbeben lagen in großen Tiefen von mehr als 100 Kilometern.

Erdbeben an Stromboli und Ätna

Ein sehr interessantes Erdbeben manifestierte sich gestern unmittelbar vor der Südostküste der Vulkaninsel Stromboli. Es wird nur auf der INGV-Shakemap angezeigt und hatte eine Magnitude von Mb 1,8. Das Hypozentrum lag in nur 130 m Tiefe. An anderen Vulkanen wäre so ein einzelner Erdstoß nicht von Bedeutung, doch im Falle des Strombolis sieht das anders aus. Das Beben könnte ein Vorbote einer intensiveren Eruptionsphase sein.

Am Ätna auf Sizilien gab es schließlich ein kleines Schwarmbeben unter der Südflanke bei Ragalna. Mehr als 10 Erschütterungen wurden registriert. Die Erdbebenherde lagen in Tiefen zwischen 9 und 11 Kilometern. Die Magnituden waren gering. Hier könnte aufsteigendes Magma im Spiel sein, das sich seinen Weg zur Oberfläche bahnt. Sehr gut möglich, dass wir in einigen Tagen einen flach liegenden Schwarm im Osten des Vulkans sehen werden, denn das aufsteigende Magma scheint meinen langjährigen Beobachtungen nach beim Aufsteigen einen Bogen von Norden über den Süden nach Osten und dann zum Krater zu beschreiben. In diesem Monat wurden bislang 105 Beben am Ätna registriert. Deutlich mehr als im Sommer.