Peru: Starkes Erdbeben Mw 7,2 erschüttert Küstenregion

Starkes Erdbeben MW 7,2 an der Küste von Peru – Tsunamialarm wurde ausgelöst

Datum: 28.06.2024 | Zeit: 05:36:38 UTC | Lokation:  -15.819 ; -74.364 | Tiefe: 30 km | Mw 7,2

Das südamerikanische Land Peru wurde heute Morgen von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,2 erschüttert. Laut dem EMSC lag das Hypozentrum in einer Tiefe von 30 Kilometern. Das Epizentrum wurde 51 km südöstlich von Acarí verortet. Andere Erdbebendienste kommen zu leicht abweichenden Werten. Beim GFZ wird eine Magnitude von 7,1 angegeben und eine Tiefe von 33 km. Beim USGS heißt es, dass der Erdbebenherd 28 Kilometer tief lag.

Das Dorf Atiquipa befindet sich in nur 8 Kilometern Entfernung. Dort rannten die Menschen in Panik auf die Straßen, doch ersten Medienberichten zufolge gab es keine Todesopfer. Die Begutachtung der Schäden läuft zur Zeit. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds hat sich das Beben oberflächlich nicht ganz so stark ausgewirkt, wie man es nur anhand der Magnitude vermuten könnte. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass es zu Schäden an der Infrastruktur gekommen ist.

Der Erdstoß wurde auch im 600 Kilometer entfernten Lima deutlich wahrgenommen. Zum Zeitpunkt des Bebens war es vor Ort 00:36 Uhr und die meisten Bürger dürften von dem Beben aus dem Schlaf gerissen worden sein.

Da sich das Erdbeben an der Küste manifestierte, gab das Pacific Tsunami Warning Center eine Tsunamiwarnung heraus. Man hielt es für möglich, dass bis zu 3 Meter hohe Wellen entstehen könnten, doch die Warnung wurde schnell wieder aufgehoben.

Peru und der größte Teil der südamerikanischen Pazifikküste befinden sich an der Grenze zwischen zwei tektonischen Platten: der Südamerikanischen Platte, die den Großteil des Kontinents bildet, und der Nazca-Platte, die sich entlang der Küste über den Pazifik erstreckt. An dieser Plattengrenze findet Subduktion statt, wobei die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte abtaucht, wodurch Spannungen entstehen, die Erdbeben auslösen können. Der gleiche Prozess zeichnet sich für den Vulkanismus der Region verantwortlich.

Update: Es gab nur vergleichsweise kleine Schäden. Die Angaben zu verletzen Personen schwanken zwischen 8 und 15.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 27.06.24

Hohe Erdbebenaktivität auf Island – Bodenhebung leicht beschleunigt

Auf unserer Lieblingsinsel Island zog die Erbebenaktivität an. In den letzten 48 Stunden wurden 146 Erschütterungen registriert. Das ist kein Rekordwert, aber dafür, dass es kein stärkeres Schwarmbeben gab, sind das schon viele Erschütterungen. Die Beben manifestieren sich in den bekannten Störungszonen in Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens und in den östlichen und nördlichen Vulkanzonen der Insel. Direkt betroffen sind Katla, Bardarbunga und die Askja. Im Norden rappelt es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Natürlich machten die Beben nicht vor der Reykjanes-Halbinsel halt. Dort gab es 67 Beben. Tatsächlich wurden auch einige Erschütterungen an der Sundhnukur-Kraterreihe detektiert. Die stärkste Erdbebenmanifestation in Form eines kleinen Schwarms fand sich offshore, genauer nahe Eldey, vor der äußersten Südwestspitze der Halbinsel.

Die Erdbebenmuster ähneln denen, wie wir sie in den letzten Monaten häufig sahen, wenn die Bodenhebung infolge der Inflation langsam wieder an Fahrt aufgenommen hat. Schaut man sich die Grafiken der GPS-Kurven genauer an, erkennt man aktuell eine leichte Beschleunigung der Hebungsrate des Bodens bei Svartsengi. Interessanterweise deutet sich an, dass die Hebungsrate an den Messstationen westlich und südlich von Svartsengi stärker zuzunehmen scheint als in den anderen Bereichen. Einige Forscher hatten eine entsprechende Verlagerung der eruptiven Tätigkeit prognostiziert. Doch wir müssen weitere Messwerte abwarten, ob sich der Trend bestätigt, bevor man in allzu große Spekulationen verfällt: Einzelne Messpunkte können immer aus der Reihe tanzen.

Gelder für Verstärkung der Dämme bei Grindavik freigegeben

Ungeachtet der bis jetzt langsameren Hebungsrate im Vergleich zu dem, was man auf Reykjanes in den letzten Monaten erlebte, bereitet man sich in Grindavik bereits auf den nächsten Ausbruch vor. Die Justizministerin Guðrún Hafsteinsdóttir gab wohl Gelder frei, um die Anti-Lava-Schutzanlagen bei Grindavik und Svartsengi weiter auszubauen. Die Dämme aus Gesteinsschutt sollen höher und breiter werden, wofür man sieben Milliarden ISK einkalkuliert hat.

Deutschland: Moderates Erdbeben bei Freiburg

Erdbeben Mb 4,2 erschütterts Schwarzwaldregion bei Freiburg – Anwohner aus dem Schlaf gerüttelt

Datum: 27.06.2024 | Zeit: 01:06:50 UTC | Lokation: 47.704 ; 7.859 | Tiefe: 8 km | Mb 4,2

Im äußersten Südwesten der Republik ereignete sich ein moderater Erdstoß der Magnitude 4,2. Das Hypozentrum befand sich in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 7 km nord-nordöstlich von Schopfheim verortet. Im Ort des Landkreises Lörrach leben ca. 19300 Menschen. Als nächste größere Stadt ist das schweizerische Basel angegeben, das 27 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Auch das deutsche Freiburg liegt in ähnlicher Distanz, die nur unwesentlich größer ist als Basel.

Allgemein eingeordnet ist das Erdbeben mit einer Magnitude von 4,4 als moderat einzustufen. Sie können aber bereits leichte Schäden an der Infrastruktur verursachen, besonders wenn die Erdbebenherde nahe der Oberfläche liegen, wie es aktuell der Fall ist. Darüber hinaus sind Beben dieser Magnitude in einem großen Umkreis deutlich zu spüren. Aktuell liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen aus über 200 Kilometern Entfernung vor, was in etwa der Distanz nach Stuttgart entspricht. Die Wahrnehmungen machten vor Landesgrenzen keinen Halt: der Erdstoß wurde auch in vielen Gemeinden der Schweiz deutlich gespürt. Die Bebenzeugen schreiben davon, dass sie in wackelnden Betten wach geworden seien: das Beben manifestierte sich um 3: 06 Uhr Lokalzeit. Es gibt Berichte über rumpelnde Geräusche und einem zweiten schwächeren Erdstoß, der sich ca. 5 Minuten später ereignet haben soll. Ein solches Beben sit auf den Erdbebenkartend es EMSC nicht erkennbar. Dafür hat es einige Kilometer nördlich einen Schwarm Mikrobeben gegeben. Zuerst wurde er östlich verortet, aber die Daten wurden soeben korrigiert. Ebenso die Magnitude, die zuvor noch bei 4,4 stand. Beim GFZ bekam das Beben eine Moment-Magnitude Mw 3,5 zugewiesen.

Tektonisch betrachtet liegt die Erdbebenregion im südlichen Schwarzwald nahe des Oberrheingrabens, der zu den seismisch aktivsten Regionen Deutschlands zählt. Vom Rheingraben, der grob in Nord-Süd-Richtung verläuft, gehen mehrere Störungszonen ab, die senkrecht auf den Oberrheingraben stehen. Sie bilden eine ausgeprägte Host- und Graben-Struktur mit den relativ hohen Erhebungen des südlichen Schwarzwaldes. Das Beben wird mit einer dieser Störungszonen assoziiert gewesen sein.

Übrigens ereigneten sich im nahegelegenen Basel die stärksten Erdbeben nördlich der Alpen. Das Basler Erdbeben von 1356 hatte eine Magnitude im Sechserbereich und richtete große Schäden an und verursachte Tausende Todesopfer.

Erdbeben auf Island: ja, nein, doch?

Auf Island könnte es mehrere Erdbeben im Viererbereich gegeben haben – Situation unklar

Wer sich heute Morgen die verschiedenen isländischen Erdbebenkarten anschaut, der mag sich ein wenig verwirrt die Augen reiben und fragen, ob er noch nicht ganz wach ist. Während die offizielle IMO-Shakemap eine leicht erhöhte Bebentätigkeit anzeigt, die sich über die Insel verteilt, sieht es beim EMSC und insbesondere auf der Map der Seite vafri.is ganz anders aus: Nach diesen Karten gab es gleich 2 Erschütterungen mit Magnituden im Viererbereich sowie mehrere Beben im Dreierbereich. Laut Vafri hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 4,1 und soll sich am Westrand des Vatnajökulls ereignet haben. Ein Beben M 4,0 manifestierte sich nahe der Vulkaninsel Jan Mayen am Kolbeinsey Ridge und lag mehr als 400 Kilometer nördlich von Island. Dieses Beben ist das einzige Beben M größer 4, das auf allen drei Shakemaps angezeigt wird, und kann somit als bestätigt angesehen werden. Beim EMSC wird anstelle des Bebens M 4,1 ein Beben M 4,3 angezeigt, das südwestlich vom Vatnajökull verortet wurde und auf dem halben Weg zum Langjökull liegt.

Einig sind sich die drei Shakemaps bei einem Beben M 3,1, das auf der Reykjaneshalbinsel festgestellt wurde und sich 7,7 km nord-nordwestlich von Bláfjallaskáli ereignete. Da IMO das für Island offiziell zuständige Institut ist, zählen deren Angaben, obgleich auch die Werte vom EMSC normalerweise sehr zuverlässig sind. Vafri übernimmt, soweit ich weiß, die Werte offizieller Erdbebendienste. Die Datenerfassung läuft in der Regel automatisiert ab und es kann natürlich zu Fehlinterpretationen kommen. Sollte sich die Situation aufklären, gibt es hier ein Update.

Auf der Vafri-Seite wurden die Beben M 4,1 auf M 3,3 herabgestuft und neu verortet. Demnach lag es weiter südwestlich vom Vatnajökull entfernt. Bei den Westmännerinsel soll es ein Beben M 3,5 gegeben haben. Ich vermute Probleme bei der Datenverarbeitung.

Bodenhebung bei Svartsengi hält an

Von der unklaren Erdbebensituation abgesehen geht die Bodenhebung bei Svartsengi auf Reykjanes weiter. Ausgerechnet in dem Bereich, wo man aufgrund der Magmeninflation Erdbeben erwarten sollte, gibt es keine. Die nächstgelegenen Erschütterungen manifestierten sich nicht etwa an der Sundhnukur-Spalte, sondern am Fagradalsfjall. Vermutlich ist der Untergrund bei Svartsengi durch das ständige Auf- und Ab inzwischen ausgeleiert und gedehnt, sodass es erst zu neuen Erdbeben kommt, wenn ein gewisses, aber nicht näher definiertes Bodenhebungsniveau überschritten wird. Erdbeben, die auf Fluidbewegungen zurückzuführen sind, gibt es allem Anschein nach aber ebenfalls nicht.

Island: Erdbeben M 3,1 auf Reykjanes

Erdbeben mit der Magnitude Mb 3,1 erschüttert Gegend bei Bláfjallaskáli auf Reykjanes

Datum: 23.06.2024 | Zeit: 22:42:21 UTC | Lokation: 63.95 ; -21.75 | Tiefe: 7 km | Mb 3,1

Nur weil der Vulkanausbruch auf Island vorbei zu sein scheint, heißt es nicht, dass ich meine Berichterstattung über die Ereignisse dort einstelle oder dass es nichts mehr zu berichten gibt. Gestern Abend ereignete sich zum Beispiel ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,1, das sich in einer Tiefe von 7200 m ereignete. Das Epizentrum wurde 6,3 Kilometer west-südwestlich von Bláfjallaskáli lokalisiert. Hierbei handelt es sich um ein Schigebiet am Vulkan Blafjöll, der zum Brennisteinsfjöll-System gehört, das sich östlich von Krysúvik befindet. In den letzten Monaten gab es hier öfter Erdbeben und isländische Geowissenschaftler spekulierten bereits darüber, dass auch dieses System erwachen könnte. Interessanterweise gibt es hier meistens Erdbeben, wenn gerade keine Eruption stattfindet. Die Vermutung liegt nahe, dass nur dann die Spannungen im Untergrund infolge der Bodenhebung bei Svartsengi zunehmen. Der Erdstoß kam nicht alleine, sondern wurde von fast 2 Dutzend schwächeren Erdstößen begleitet.

In der Blafjöll-Gegend gibt es mehrere Lavahöhlen, die man auf geführten Touren besichtigen kann. Darunter befindet sich auch die begehbare Magmakammer des Vulkans Thríhnúkagígur.

Erdbeben gab es auch an anderen Spaltensystemen auf Island, etwas am gerade erwähnten Krysúvik-System und am Fagradalsfjall. Selbst das ganz östlich gelegene Hengill-System wurde von den Beben nicht ausgelassen.

Insgesamt registrierte IMO 76 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Ein Wert, wie er inzwischen für die Pausenphasen zwischen zwei Eruptionen typisch ist, wobei es nicht klar ist, ob wir bei Sundhnukur noch eine weitere Eruption in absehbarer Zeit sehen werden. Die Bodenhebung geht zwar weiter, die Hebungsrate beträgt allerdings nur noch ein Drittel von der, die im November gemessen wurde. In den letzten zwei Wochen hob sich der Boden bei Svartsengi um ca. 6 Zentimeter.

Sumatra: Schwarmbeben in der Toba-Caldera

Schwarmbeben erschüttert indonesischen Supervulkan Toba – 52 Erschütterungen innerhalb weniger Stunden

Datum: 22.06.2024 | Zeit: 19:33:44 UTC | Lokation: 2.590 ; 98.660 | Tiefe: 10 km | Mb 3,9

Heute Nacht ereignete sich auf der indonesischen Insel Sumatra ein Schwarmbeben, das sich aus 52 Einzelbeben zusammensetzte. Die stärkste Erschütterung brachte es auf eine Magnitude von 3,9 und hatte ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 23 km west-südwestlich von Tomok Bolon verortet. Der Ort liegt im Osten der Insel Samosir, die sich im Tobasee befindet, der wiederum den größten Teil der berüchtigten Toba-Caldera füllt. Die Erdbeben ereigneten sich westlich der Insel. Der indonesische Erdbebendienst BMKG und die Medien berichteten über das Schwarmbeben. Die stärkeren Beben konnten von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen werden, Meldungen über Schäden liegen aber nicht vor.

Laut dem indonesischen Erdbebendienst sollen die Beben im Zusammenhang mit der großen Sumatra-Verwerfung stehen, die westlich der Toba-Caldera verläuft. Bereits im März hatte es im Osten der Caldera ebenfalls einen Erdbebenschwarm gegeben. Bei der Sumatra-Verwerfung handelt es sich um ein System mehrerer Störungen, das sich entlang einer großen Blattverschiebung bildete, die parallel zum Sundagraben verläuft und durch den Südwesten der großen Insel zieht. Die Caldera liegt zwischen zwei Störungen, wobei sich das Schwarmbeben bei genauerer Betrachtung nicht genau auf der Linie einer der Störungen manifestierte.

Bei der Toba-Caldera handelt es sich um den größten Calderavulkan der Welt. Sie misst 100 x 30 Kilometer. Ihre heutige Form erlangte die Caldera infolge eines gewaltigen Vulkanausbruchs, der vor ca. 76.000 Jahren die Menschheit an den Rand der Auslöschung brachte. Bei der stärksten Eruption der letzten 2 Millionen Jahre wurden 2.800 Kubikkilometer Tephra freigesetzt. Der Ausbruch löste die 1000 kältesten Jahre der Würm-Eiszeit aus und reduzierte die junge Menschheit auf wenige tausend Individuen, von denen wir alle abstammen. Ob der Toba-Vulkan noch einmal aktiv werden wird, ist ungewiss. Im Randbereich der Caldera gibt es mehrere normale Vulkane, die bis heute aktiv sind. Einer von ihnen ist der Sinabung, der vor 10 Jahren häufig in den Schlagzeilen stand.

Griechenland: Erdbeben M 4,8 vor Kreta

Moderates Erdbeben der Magnitude 4,8 unter dem Meer südwestlich vor Kreta

Datum: 21.06.2024 | Zeit: 06:09:22 UTC | Lokation: 34.940 ; 23.500 | Tiefe: 38 km | Mb 4,8

Vor der griechischen Insel Kreta manifestierte sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 4,8. Das Epizentrum wurde 36 km südsüdwestlich von Palaióchora verortet. Hierbei handelt es sich um einen Ort an der Südwestküste der griechischen Insel. Das Hypozentrum befand sich in 38 Kilometern Tiefe, was der Grund dafür sein dürfte, dass dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vorliegen, obwohl der Erdstoß deutlich oberhalb der Wahrnehmungsschwelle von M 3,0 lag. Es folgten 7 schwächere Erdbeben.

Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit der Subduktion Afrikas unter Europa in Verbindung und manifestierte sich an einem Stück subduzierter Erdkruste, die entlang des Hellenischen Grabens in den Erdmantel abtaucht. Durch diesen Prozess entstehen Spannungen, die sich in Erdbeben entladen.

Erdbeben nördlich von Kreta

Doch nicht nur vor der Südküste von Kreta bebte es, sondern auch vor der Nordküste. Hier gab es mehrere schwache bis moderate Erschütterungen, von denen die Stärkste eine Magnitude von 3,8 aufwies und ein Erdbebenherd in 15 Kilometern Tiefe hatte. Das Epizentrum befand sich 59 km nord-nordöstlich von Heraklion. Bis zur Vulkaninsel Santorini sind es etwa 80 Kilometer. In dieser Region der Ägäis gab es in den letzten Wochen öfter Erdbeben. Zuletzt hatte ich Ende April davon berichtet. Die Erdbeben scheinen sich nicht weiter zur Erdoberfläche zu bewegen, so dass die Vermutung naheliegt, dass es sich um rein tektonisch bedingte Erdbeben handelt, die nicht im Zusammenhang mit magmatischen Fluiden stehen. Am wahrscheinlichsten ist die Aktivierung einer lokalen Störungszone.

Auf der Vulkaninsel Santorin ist es bislang zu keiner erkennbaren Aktivitätssteigerung gekommen, obgleich die Bebentätigkeit im gesamten Mittelmeerraum hoch ist, wie man an der Shakemap erkennt, die die Bebentätigkeit der letzten 2 Wochen visualisiert. Offenbar bauen zahlreiche schwache bis moderate Beben die Spannungen ab, die durch die Plattenkollision entstehen, so dass stärkere Erdbeben ausblieben.

Campi Flegrei: Evakuierungsübungen am 24. und 25. Juni

Evakuierungsübungen im Bereich der Caldera Campi Flegrei sollen starke Erdbeben simulieren

Die anhaltende bradyseismische Krise im Bereich des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei veranlasst die Regionalregierung, in Zusammenarbeit mit dem Zivilschutz eine Notfallübung durchzuführen, an der diesmal auch die Bevölkerung beteiligt werden soll. Die Evakuierungsübungen sind für den 25. und 26. Juni 2024 angesetzt. Sie konzentrieren sich auf die Gemeinden Pozzuoli, Neapel und Bacoli und ziehen sogar Behörden in Rom mit ein.

Diese Übungen simulieren den Notfall für das schwerwiegendste Katastrophenszenario im Zusammenhang mit dem Bradyseismus, das durch Erdbebenschwärme und starke Erschütterungen gekennzeichnet ist. Rund 250 Bürger, die sich freiwillig gemeldet haben, nehmen an den Übungen teil, die verschiedene Notfallmaßnahmen umfassen, einschließlich der Einrichtung von Wartebereichen und Bevölkerungshilfezentren. Die Freiwilligen müssen dabei die verschiedenen Stationen durchlaufen, die ein heimatlos gewordener Flüchtling über sich ergehen lassen muss.

Die Übungen beginnen am 25. Juni mit der Aktivierung der städtischen und regionalen Einsatzzentralen sowie der Kriseneinheit des Einsatzkomitees in Rom. Wartebereiche werden in Neapel und Bacoli eingerichtet, wo Pavillons von ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Polizei aufgestellt werden, um die Bevölkerung zu informieren.

Am 26. Juni werden die eigentlichen Evakuierungsübungen durchgeführt, bei denen mehrere starke Erdbeben mit zerstörerischer Wirkung simuliert werden. Die Bürger müssen bei Alarm ihre Häuser verlassen und sich in die nahegelegenen Wartebereiche begeben.

Weitere Übungen und Pläne

Im Oktober 2024 soll eine weitere Evakuierungsübung durchgeführt werden, bei der ein Vulkanausbruch simuliert wird. Hier üben die Einsatzkräfte und Bürger, wie man im Angesicht von Vulkangefahr richtig evakuiert. Es wird eine Partnerschaft mit anderen italienischen Regionen angestrebt, um strukturierte Aufnahmepläne zu entwickeln und regelmäßig zu aktualisieren. Die Vertriebenen werden bei ihrer Ankunft an den Zielorten von den jeweiligen Regionen betreut. Eine ähnliche Übung wurde zuletzt im Jahr 2019 durchgeführt. Ich frage mich, was wohl passiert, wenn Erdbeben und Vulkanausbruch zusammen auftreten?

Übrigens, am 19. Juni begann ein weiterer Erdbebenschwarm. Seitdem wurden die Campi Flegrei von mehr als 30 schwachen Beben erschüttert.

Tonga: Erdbeben und Vulkanausbruch am 18. Juni

Home-Reef-Volcano ist ausgebrochen – Starkes Erdbeben Mw 5,9 nördlich des Vulkans

Datum: 18.06.2024 | Zeit: 06:40:36 UTC | Lokation: -16.535 ; -173.831 | Tiefe: 35 km | Mw 5,9

Das Inselreich Tonga wurde heute Morgen von einem starken Erdbeben der Moment-Magnitude 5,9 erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich im äußersten Norden des Archipels, auf der geografischen Breite von Fidschi und etwa 350 Kilometer südlich von Samoa, wo das Beben spürbar war. Dem EMSC liegt eine Wahrnehmungsmeldung von dort vor. Offiziell wurde das Epizentrum 236 Kilometer nördlich von Neiafu lokalisiert. Zum Erdbebenherd gibt es unterschiedliche Angaben: Während das EMSC die Tiefe mit 35 Kilometern angibt, wird beim GFZ eine fixe Tiefe von 10 Kilometern angegeben. Dies deutet darauf hin, dass es Unsicherheiten bezüglich der exakten Tiefe gibt, es sich jedoch um ein flach liegendes Erdbeben handelte.

Der Erdstoß ist nicht das einzige Naturphänomen, das derzeit die Menschen in Tonga beschäftigt, denn es hat auch einen neuen Vulkanausbruch gegeben. Gestern kam es am Home-Reef-Vulkan zu einer Ascheemission, und es wurde eine VONA-Warnung vom VAAC Wellington veröffentlicht. Die Höhe der Aschewolke konnte nicht bestimmt werden. Bereits seit dem 13. Juni werden thermische Anomalien detektiert, die eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von bis zu 40 MW erzeugen. Die Anomalie erstreckt sich bis zur Küste der winzigen Vulkaninsel und könnte dort einen Ocean Entry verursachen, bei dem Lava ins Meer fließt. Zuletzt gab es am Home-Reef im Oktober letzten Jahres eine mehrtägige Eruption.

Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vulkanausbruch und dem Erdbeben gibt es nicht, doch beide Phänomene haben ihren Ursprung in den plattentektonischen Prozessen entlang des Tongagrabens. Entlang der 1250 Kilometer langen und bis zu 10.882 Meter tiefen Tiefseerinne hat sich eine Subduktionszone gebildet, die die Grenze zwischen der Australischen und Pazifischen Platte markiert. Westlich der Plattengrenze befindet sich der vulkanische Inselbogen von Tonga. Südlich des Home-Reef-Vulkans befindet sich mit dem Tofua ein weiterer Inselvulkan, der derzeit ebenfalls ausbricht. Noch ein wenig weiter südlich liegt der allseits bekannte Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai-Vulkan, der im Januar 2022 die stärkste Eruption der letzten 150 Jahre verursachte.