Campi Flegrei Starkes Schwarmbeben am 7. Mai

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkste Erschütterung M 3,2

Datum 07.05.2024 | Zeit: 01:47:54 UTC | Lokation: 40.8270; 14.1447 | Tiefe: 1,6 km | Mb 3,2

Nach einigen vergleichsweise ruhigen Tagen, in denen zwar Erdbeben registriert wurden, aber kein echter Schwarm einsetzte, begann gestern Abend wieder ein intensiver Erdbebenschwarm unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei. In den letzten 24 Stunden wurden gut 160 Beben registriert. Mehr Beben an einem Tag als in den meisten Wochen. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 1,6 Kilometern Tiefe. Damit lag der Erdbebenherd zwar im Bereich des Hydrothermalsystems, doch die Stärke des Bebens deutet darauf hin, dass es mit Gesteinsbruch in Verbindung stand und nicht nur durch Fluidbewegungen im Untergrund ausgelöst wurde, obgleich aufsteigende Fluide der Motor hinter dem Prozess des Gesteinsbruchs gestanden haben werden. Obwohl sich das Erdbeben zur nachschlafenden Zeit manifestierte, liegen dem EMSC einige Wahrnehmungsmeldungen vor. Eine stammt sogar aus dem Bereich von Sorrent, auf der Südseite der Bucht von Neapel. Auf der Shakemap sieht man deutlich, dass vermehrt schwache Erdbeben in einem großen Umkreis streuen. Ein Indiz dafür, dass sich die Bodenhebung wieder beschleunigt hat.

Vier weitere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich, mit der stärksten Magnitude 2,9. Interessant sind auch die Epizentren, denn die stärkeren Beben gruppierten sich im Bereich der äußeren Ostflanke des Solfatarakraters, wobei die beiden Beben M 3,2 und 2,9 nahe der Pisciarelli-Fumarole auftraten. Bei diesem Gebiet handelt es sich um das Areal mit den stärksten geothermalen Manifestationen der Solfatara. Während der Phase mit der besonders starken Bodenhebung im April erhöhte sich die Gastemperatur der Hauptfumarole kurzzeitig auf 96 Grad. Letzte Woche sank sie dann wieder auf 94 Grad. Die Temperatur wird hier im Gasstrom in 5 Metern Abstand zur Fumarolenöffnung gemessen. Die tatsächlichen Gastemperaturen an der Mündung werden höher sein.

Derweilen gibt es Zeitungsberichte, nach denen immer mehr italienische Geoforscher Anhänger der These werden, dass sich in ca. 4 Kilometern Tiefe ein Magmenkörper akkumuliert. Sollte ein größerer Riss im Deckgebirge der Caldera entstehen, könnte es recht schnell zum finalen Magmenaufstieg kommen und ein Vulkanausbruch folgen. Sehr wahrscheinlich wäre so ein Vulkanausbruch mit jenem des Monte Nuovo vergleichbar.

Sorgen vor Gebäudeschäden infolge der Erdbeben in der Campi Flegrei wachsen

Medienberichten zufolge, plant ein bekannter Fußballclub den Bau eines Fußballstadions in der Roten Zone der Campi Flegrei. Behörden rieten dem Verein hiervon ab. Auf einer Bürgerversammlung in Bacoli wurde gestern auch darüber Diskutiert, wie man Passanten vor herabfallenden Putzfragmenten und Gesimsen schützen könnte. Offenbar verursachen Bodenhebung und Erdbeben immer Schäden an Gebäudefassaden. Insbesondere Eltern von Schulkindern zeigen sich besorgt um die Sicherheit ihrer Kinder und stellten die Frage nach Schulschließungen in den Raum.

Indonesien: Starkes Erdbeben M 6,1 erschüttert Seram

Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert indonesische Inselregion Seram

Datum 06.05.2024 | Zeit: 18:33:11 UTC | Lokation:  -3.357 ; 130.893 | Tiefe: 13 km | Mw 6,1

Die indonesische Region Seram wurde gestern Abend von einem starken Erdbeben der Moment-Magnitude 6,1 erschüttert. Das EMSC teilte mit, dass sich das Erdbeben um 18:33:11 UTC in einer Tiefe von 13 Kilometern ereignete. Das Epizentrum wurde offshore lokalisiert und befand sich 219 Kilometer östlich von Amahai, einem Ort an der Küste von Seram. Der Erdstoß war stark genug, um von den Bewohnern der Region wahrgenommen zu werden, verursachte jedoch aufgrund seiner Lage keine Schäden. Das Beben brachte aber starke Erschütterungen im Gebiet der Waru Bay mit sich. Sie hatten eine Intensität von V auf der zwölfstufigen Mercalliskala, was als zerstörerisch betrachtet wird. Es bestand jedoch keine Tsunamigefahr.

Es gab bisher 18 Nachbeben, wobei das stärkste eine Magnitude von 5,8 aufwies. Ein Vorbeben mit einer Magnitude von 4,7 wurde ebenfalls detektiert.

Die lokalen Medien berichten über die Erdstöße. In einem Zeitungsbericht wird der örtliche Leiter des Erdbeben- und Tsunamizentrums vom BMKG zitiert. Daryono erklärte, dass das Beben durch die Aktivität des North Seram Thrust verursacht wurde. Dabei handelt es sich um eine der komplexesten tektonischen Strukturen der Erde, da entlang der Störungszone mehrere Mikroplatten zusammenstoßen. Dadurch entstand ein Gebirge, das die Insel Seram prägt. Durch die Orogenese wurden überwiegend marine Sedimente angehoben, wodurch auf Seram vorwiegend Kalkgesteine zu finden sind und eine Karstlandschaft mit vielen Höhlen entstand. Die Berge sind von dichtem Tropenwald überwuchert.

Seram liegt am Rand der Banda-See-Platte, die aufgrund der Kollision mit der Papua-Platte einer schnellen Rotation unterliegt. In den letzten 6 Millionen Jahren hat sich die Platte um 80 Grad gedreht.

In der Fachwelt wird diskutiert, ob es am North Seram Thrust zu einem Megabeben kommen könnte, und die meisten Indizien sprechen dafür. Ein solches Beben hätte nicht nur ein großes zerstörerisches Potenzial, sondern könnte auch große Tsunamis auslösen, die nicht weniger zerstörerisch wären als ein starkes Beben.

Aleuten: Erdbebenserie bei den Fox-Inseln

Die Fox-Inseln wurden von einer Erdbebenserie erschüttert – Stärkstes Einzelbeben Mw 5,5

Datum 02.05.2024 | Zeit: 06:58:00 UTC | Lokation: 52.069 ; -169.419 | Tiefe: 10 km | Mw 5,5

Bei den zu den Aleuten gehörenden Fox-Inseln gab es eine Erdbebenserie, die bisher aus 12 Einzelbeben bestand. Die vier stärksten Erschütterungen hatten Magnituden im Fünferbereich, wobei es das stärkste Beben auf Mb 5,5 brachte. Es hatte ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 279 km südsüdwestlich von Unalaska verortet. Die Beben manifestierten sich südlich des Archipels und dürften mit der Subduktion am Aleutengraben in Verbindung stehen.

Der Aleutengraben ist eine 3400 Kilometer lange Tiefseerinne im Nordpazifik und bildet die kontinentale Naht zwischen der Nordamerikanischen Platte im Norden und der Pazifischen Platte im Süden. Entlang des Grabens taucht die Pazifische Platte unter die Nordamerikanische Platte und wird subduziert. Das führt zum partiellen Schmelzen der abtauchenden Platte, so dass Magma entsteht. Das Magma steigt hinter der Subduktionszone auf und lässt dort Vulkane entstehen. Davon gibt es auch im Fox-Archipel mehrere. Die Bekanntesten sind:

  • Mount Cleveland: Mount Cleveland ist einer der am häufigsten aktiven Vulkane der Aleuten. Er liegt auf der Insel Chuginadak und erreicht eine Höhe von etwa 1.730 Metern. Ausbrüche dieses Vulkans können Aschewolken erzeugen, die den Flugverkehr in der Region beeinträchtigen. In seiner Nachbarschaft liegen drei weitere Inselvulkane. Zusammen bilden sie die Vulkankette der Islands of Four Mountains zu denen auch der Carlisle gehört.
  • Mount Carlisle: Mount Carlisle befindet sich auf der Insel Carlisle. Er ist ebenfalls ein aktiver Vulkan, der in den letzten Jahrhunderten mehrmals ausgebrochen ist.
  • Mount Okmok: Mount Okmok liegt auf der Insel Umnak. Dieser Vulkan ist bekannt für seinen explosiven Ausbruch im Jahr 2008, der eine große Aschewolke erzeugte und den Luftverkehr beeinträchtigte.

Auch wenn die Erdbeben von heute aller Wahrscheinlichkeit nach tektonischen Ursprungs sind, könnten sie doch die Aktivität der Inselvulkane beeinflussen. Jüngstes Beispiel hierfür ist die erste Eruption vom Mount Ruang in Indonesien, die am 17. April durch ein starkes Erdbeben in der Molukkensee getriggert wurde. Der Ruang ist weiterhin aktiv und nach und nach werden die Zerstörungen bekannt, die sein letzter Ausbruch vor 2 Tagen verursachte.

Die Vulkane auf den Fox-Inseln sind momentan noch ruhig und haben den Alarmstatus „Grün“. Nur zwei Vulkane der Aleuten haben einen erhöhten Alarmstatus. Hierbei handelt es sich um Great Sitkin (Orange) und Shishaldin (Gelb).

Griechenland: Schwarmbeben zwischen Kreta und Santorin

Zahlreiche Erdbeben erschüttern die Ägäis zwischen Kreta und Santorin – Stärkste Erschütterung Mb 4,2

Datum 29.04.2024 | Zeit: 04:24:38 UTC | Lokation: 35.769 ; 25.552 | Tiefe: 12 km | Mb 4,2

Die griechische Ägäis ist Schauplatz eines Erdbebenschwarms, der sich nördlich der Insel Kreta und südlich von Santorin zuträgt. Die Erdbeben begann bereits in der letzten Woche und halten bis heute an. Der stärkste Erdstoß ereignete sich heute und hatte eine Magnitude von 4,2 und ein Hypozentrum in 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 61 Kilometer nördlich von Heraklion verortet. Die Vulkaninsel Santorin liegt ca. 80 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Das zweitstärkste Erdbeben brachte es auf Mb 4,0 in 15 Kilometern Tiefe. Insgesamt besteht der Schwarm aus fast 50 Einzelbeben.

Die meisten Erdbeben der Ägäis manifestieren sich im Allgemeinen entlang der Grenze der Ägäischen Platte zu den umliegenden Platten. Südlich von Kreta befindet sich die Kollisionszone mit der Afrikanischen Platte, wo am Hellenischen Graben Subduktion stattfindet. Im Norden grenzt die Ägäische Platte an die Anatolische und Eurasische Platte. In der Kretischen See, wo die aktuellen Erdbeben stattfinden, liegt ein nicht-vulkanischer Inselbogen. Auf tektonischen Karten ist dieser Bogen durch die Benniof-Zone markiert, die den unterirdischen Verlauf des Plattensegments widerspeigelt, das bei der Subduktion abtaucht und in der Asthenosphäre verschwindet. Nun könnte man meinen, dass sich das Schwarmbeben an der Oberseite der abtauchenden afrikanischen Platte ereignet, doch sie müsste so weit nördlich von Kreta weitaus tiefer liegen. Eine Möglichkeit für den Ursprung des Schwarmbebens wäre die Aktivierung einer lokalen Störungszone oder der Aufstieg von magmatischen Fluiden, was in einem nicht-vulkanischen Inselbogen eher unwahrscheinlich ist.

Hinter diesem nicht-vulkanischen Inselbogen schließt sich dann der vulkanische Inselbogen an, zu dem Santorin gehört. Schaut man sich die Shakemap der letzten 7 Tage genauer an, erkennt man zwei Erschütterungen nördlich von Santorin. Dort liegt in etwa der submarine Vulkan Kolumbos.

Vesuv: Spürbares Erdbeben erschüttert Neapel

Erdbeben Mb 3,1 am Vesuv bei Neapel – Stärkster Erdstoß seit Jahren

Datum 28.04.2024 | Zeit: 03:55:50 UTC | Lokation: 40.8242 ; 14.4300 | Tiefe: 0,4 km | Mb 3,1

Heute manifestierte sich im Gipfelbereich des süditalienischen Vulkans Vesuv ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,1. Es war das stärkste Erdbeben dieses Jahrzehnts und wurde von vielen Anwohnern des Vulkans gespürt. Besonders Hausbewohner in oberen Stockwerken konnten ein Schwanken des Gebäudes wahrnehmen.

Das Erdbeben ereignete sich um 5.55 Uhr Lokalzeit und hatte einen Erdbebenherd in nur 400 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich nordöstlich des Kraters und wurde von den Erdbebendiensten 6 km von Portici und 7 km von Torre del Greco entfernt lokalisiert. Es gab 28 weitere Erdstöße geringer Magnituden mit flachen Erdbebenherden, so dass man von einem Erdbebenschwarm sprechen kann, der von dem stärkeren Ereignis ausgelöst wurde.

Interessanterweise gingen gestern Berichte von einem Erdbeben am Vesuv durch die Medien, das diesem Vulkan fälschlicherweise zugeordnet wurde und sich tatsächlich am benachbarten Calderavulkan Campi Flegrei zutrug. Wie das INGV in einem Statement bekannt gab, gibt es aber keine direkte Verbindung zwischen den beiden Ereignissen, obgleich immer wieder die Gerüchte die Runde machen, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Vulkanen gibt, die Neapel in die Zange nehmen. Tatsächlich gibt es aber auch Geoforscher, die eine tiefe Magmakammer vermuten, die flacher liegende Reservoire unter beiden Vulkanen speist.

Für gewöhnlich liegen Calderavulkane wie die Campi Flegrei über einem Hotspot, wobei ein solcher für die süditalienische Caldera wissenschaftlich nicht klar definiert ist. Diese schlauchartigen Mantelanomalien fördern Schmelze bis in die Asthenosphäre hinein, wo sie sich unter der Erdkruste akkumuliert und von dort weiter verteilt. Die Bildung von Satellitenvulkanen ist keine Seltenheit. Ein Beispiel hierfür sind die Vulkane im Randbereich der Toba-Caldera, von denen der Sinabung der bekannteste sein dürfte. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es sich in Italien ähnlich verhält.

Die Erdbeben am Vesuv bedeuten nun nicht, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Der Boden im Gipfelbereich des Vesuvs sent sich seit Jahren langsam ab, was schwache Erdbeben auslöst. Wie es zu dem vergleichsweise starken Erdstoß heute kam, ist noch nicht geklärt. Die geringe Tiefe deutet aber ebenfalls auf ein Setzungserdbeben hin. Bei einer Trendwende würde man zunächst Erdbeben in größerer Tiefe erwarten, die durch aufsteigende Fluide verursacht werden.

Campi Flegrei: Spürbares Erdbeben erschüttert Calderavulkan

Ein spürbares Erdbeben Mb 3,9 reißt Anwohner von Pozzuoli aus dem Schlaf – Angst in der Campi Flegrei wächst

Datum 27.04.2024 | Zeit: 03:44:56 UTC | Lokation: 40.811 ; 14.094 | Tiefe: 3 km | Mb 3,9

Heute Morgen manifestierte sich im Golf von Pozzuoli ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 3,9, das von den Anwohnern der Region deutlich gespürt werden konnte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 9 km westsüdwestlich von Fuorigrotta lokalisiert. Die Metropole Neapel liegt 15 Kilometer entfernt. Der Erdbebenherd befand sich in nur 3 Kilometern Tiefe, was mit ein Grund dafür sein dürfte, dass das Erdbeben als besonders stark empfunden wurde. So liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor.

Die Bebenzeugen berichten, dass sie aus dem Schlaf gerissen wurden, weil das ganze Haus gewackelt hätte. Einer meinte, dass er noch nie ein so starkes Erdbeben gespürt hätte. Dabei war es nicht der stärkste Erdstoß der aktuellen Hebungsphase. Dieser ereignete sich am 27. September letzten Jahres und hatte eine Magnitude von 4,2 und setzte somit in etwa doppelt so viel Energie frei wie das aktuelle Erdbeben. Dieses Beispiel zeigt, wie subjektiv Erdbebenwahrnehmungen sein können. Natürlich hängt die Wahrnehmung auch von der Entfernung zum Epizentrum ab.

Tektonik von Neapel und Pozzuoli

Das Erdbeben war fast bis zum Vesuv zu spüren gewesen, der eine halbe Stunde Fahrtzeit von Pozzuoli entfernt liegt. Das verdeutlicht auch die prekäre Lage von Pozzuoli und Neapel. Während Pozzuoli direkt in der Caldera liegt, ist Neapel von 2 Vulkanen mit einem erheblichen Eruptionspotenzial flankiert. Zusätzlich kommt noch die Gefahr durch starke tektonische Erdbeben, wie jenes, das sich 1980 bei Irpinia westlich von Neapel manifestierte. Es hatte eine Magnitude von 6,9 und forderte 2735 Menschenleben. Dieses Beben stand mit der kontinentalen Naht der Apennin-Störung in Verbindung, an der sich der Adriatische Sporn in den Europäischen Kontinent hineinschiebt Aber auch der Golf von Neapel ist von zahlreichen lokalen Störungszonen durchzogen, die stärkere Erdbeben als das von heute Morgen hervorbringen könnten.

Betrachtet man die Lage des Bebens M 3,9 (großer roter Punkt auf der Shakemap) mit jener der Störungszonen auf der unteren Karte, Stellt man fest, dass sich das Beben auf einer geologischen Struktur ereignete, die als Synkline eingezeichnet ist. Hierbei handelt es sich um eine tektonische Falte nahe des Calderarandes, durch die eine kleine Störung verläuft. Wahrscheinlich lösten aufsteigende magmatische Fluide das Beben aus, indem es an der Schwächezone der Störung zu Gesteinsbruch kam.

Das Erdbeben trat natürlich nicht alleine auf, sondern war Teil eines weiteren starken Schwarmbebens. Seit Gestern trugen sich mehr als 90 Erschütterungen zu. Die seismische Aktivität steigerte sich in den letzten 3 Wochen signifikant und ich gehe von einem Anhalten der beschleunigten Bodenhebung aus.

Deutschland: Spürbares Erdbeben im Vogtland

Spürbares Erdbeben manifestierte sich im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet – Schwarmbeben hält an

Datum 25.04.2024 | Zeit: 04:28:59 UTC | Lokation: 50.364 ; 12.435 | Tiefe: 7 km | Mb 2,5

In den frühen Morgenstunden des 25. Aprils manifestierte sich ein weiteres Erdbeben, das von den Anwohnern des Vogtlandes gespürt werden konnte. Es hatte eine Magnitude von 2,5 und einen Erdbebenherd in nur 7 Kilometern Tiefe, was der Grund dafür sein dürfte, dass mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Anwohnern nahe des Epizentrums eingegangen sind. Das Beben wurde wieder 13 km süd-südöstlich von Falkenstein lokalisiert.

Betrachtet man die Erdbebenkarte beim EMSC, könnte man meinen, dass es bei diesem einen Erdbeben geblieben ist, doch tatsächlich ist seit einem Monat ein recht massives Schwarmbeben in Gang. Die meisten Erschütterungen haben zu geringe Magnituden, um beim EMSC angezeigt zu werden, doch auf der tschechischen Erdbebenseite des geophysikalischen Instituts erkennt man 1641 Erdbebenmarkierungen.

Zu Anfang der Erdbebenserie verteilten sich die Beben auf zwei Cluster, die inzwischen aber zusammengewachsen sind. Geoforscher geben als Erdbebenursache Bewegungen magmatischer Fluide an. Hierbei wird es sich sehr wahrscheinlich um Tiefenfässer und Kohlendioxidgas handeln, doch ein echter Magmenaufstieg kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Ich persönlich halte es auch für möglich, dass die Beben tektonischen Ursprungs sind und mit der Mariánské-Lázně-Störungszone in Verbindung stehen könnten. Für diese These spricht die Tiefe der Erdbebenherde. Sie liegen zum größten Teil in Tiefen von weniger als 10 Kilometern. Es wurde nicht beobachtet, dass sich die Erdbeben von größeren Tiefen in geringere Tiefen verlagerten oder sich horizontal verschoben, so dass eine Migrationstheorie nicht gestützt wird. Außerdem fehlen Daten zu einer etwaigen Bodenhebung, die man erwarten würde, wenn sich in größerer Tiefe ein Magmenkörper bilden würde, von dem Fluide nun aufsteigen. Allerdings wurde so ein Magmenkörper bereits 30 Kilometer weiter südlich lokalisiert.

Wie dem auch sei, reagieren die Anwohner der Region bei jedem spürbaren Erdbeben besorgter, was auch ein normaler psychologischer Effekt ist. Die Bewohner von Pozzuoli in Italien können ein Lied davon singen!

Azoren: Mehrere Erdbeben entlang des Mittelatlantischen Rückens

Erdbeben Mb 5,3 bei den Azoren – Insgesamt rege Bebentätigkeit am Mittelatlantischen Rücken

Datum 24.04.2024 | Zeit: 15:40:04 UTC | Lokation: 38.103 ; -30.772 | Tiefe: 12 km | Mb 5,3

Der Mittelatlantische Rücken wurde gestern bei den Azoren von einem Erdbeben der Magnitude 5,3 erschüttert. Das Epizentrum wurde 146 km südlich von Lajes das Flores lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in 12 Kilometern Tiefe. Es folgten drei schwächere Nachbeben. Das Hauptbeben könnte auf den Azoren spürbar gewesen sein, doch es liegen keine Meldungen darüber vor, ebenso wenig über eventuelle Schäden. Betrachtet man die Inselgruppe im Atlantik über einen längeren Zeitraum, so stellt man fest, dass es in den letzten 10 Tagen fast 30 Erdbeben gegeben hat, die über die Inselgruppe verteilt waren und nicht in direktem Zusammenhang mit dem Mittelatlantischen Rücken standen. Doch entlang der kontinentalen Naht zwischen Amerika und Europa gab es in den vergangenen Tagen mehrere mittelstarke Erdbeben: Ein Erdstoß manifestierte sich gestern mit einer Magnitude von 5,0 auf der Breite von Irland. Heute gab es dann einige Hundert Kilometer nördlich ein Beben mit einer Magnitude von 4,8. Dieses Beben wurde dem Reykjanes-Ridge zugesprochen. Wie der Name schon vermuten lässt, mündet der Reykjanesrücken auf Island und erhebt sich dort auf der Reykjaneshalbinsel über den Meeresspiegel. So hängt vieles auf unserem Planeten auf wundersame Weise wenigstens indirekt zusammen.

Beim Mittelatlantischen Rücken handelt es sich um ein Unterwassergebirge entlang der divergenten Kontinentengrenze. Nordamerika und Eurasien entfernen sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 mm voneinander, wobei es an einigen Stellen auch zu einer doppelt so hohen Geschwindigkeit kommen kann. Das ist ein Grund dafür, warum sich die Kontinentalplatten nicht gleichförmig verschieben, sondern auch relativ zueinander betrachtet drehen. So wird sich in ca. 200 Millionen Jahren ein neuer Superkontinent bilden, in dem alle Landmassen zusammenhängen. Modellrechnungen sehen hierfür zwei Möglichkeiten vor: Entweder entsteht ein Superkontinent auf der Nordhalbkugel ohne die Antarktis, oder ein äquatorialer Superkontinent mit der Antarktis. Auf jeden Fall wird dann auch der Atlantik mit seinem Ozeanrücken verschwunden sein.

Campi Flegrei: Beschleunigung der Bodenhebung

Bodenhebung unter Caldera Campi Flegrei verstärkte sich deutlich – Erdbeben gehen weiter

Die starke Bebentätigkeit, die wir unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Wochen gesehen haben, setzt sich fort: Wenige Stunden nachdem das INGV das Ende eines Schwarmbebens verkündet hat, beginnt bereits das nächste, so auch gestern Nacht, als gegen 3:36 Uhr ein neuer Schwarm einsetzte und inzwischen wieder für beendet erklärt wurde.

Generell darf man sich fragen, ob es sich immer wieder um neue Erdbebenschwärme handelt, oder ob man die Beben nicht als einen Schwarm betrachten kann, dessen Intensität fluktuiert, da die Bebentätigkeit praktisch nie ganz aufhört. Aber das ist sicher eine akademische Frage, insbesondere, da die Erdbeben nur Symptom und nicht die Ursache für das eigentliche Problem darstellen. Bei diesem Problem handelt es sich um die Bodenhebung, die sich laut dem gerade veröffentlichten Wochenbulletin deutlich beschleunigt hat: In den letzten 15 Tagen kam es zweimal zu Schüben verstärkter Bodenhebung, bei denen der Boden einmal um 10 mm und ein weiteres Mal um ca. 5 mm anstieg. Zwischen den Schüben stieg der Boden mit der gleichen Rate wie zuvor. Wir sprechen also von einer Bodenhebung von gut 10 mm pro Woche. Rechnet man die Bodenhebung der letzten 15 Tage hoch, vervierfacht sich die Hebung auf eine Rate von 40 mm pro Monat. Das ist ein signifikanter Sprung und dürfte die stärkste Rate der aktuellen Hebungsphase sein, die im Jahr 2005 begann und sechs Jahre später an Fahrt zunahm. Im Vergleich zur vorherigen Bradyseismos-Phase in den 1980er Jahren ist das allerdings immer noch wenig, denn damals gab es Phasen mit einer Hebung von 3 mm pro Tag.

Auf Wochensicht bebte es in der Caldera 145 Mal und die Gastemperatur bei Pisciarell pendelte sich bei 95 Grad ein.

INGV-Chef geht von magmatischen Sill unter der Campi Flegrei aus

Interessant ist ein Interview mit dem INGV-Präsidenten Carlo Doglioni, das von einem italienischen Journalisten der Seite Fanpage geführt wurde. Doglioni nimmt darin Bezug auf einen reißerisch aufgemachten Dokumentarfilm, der im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde und von einem Worst-Case-Szenario einer extrem starken Eruption ausgeht, die das Umland der Caldera einschließlich Neapel verwüsten könnte. Der INGV-Chef erklärt eine solche Dokumentation für Unsinn, räumt aber ein, dass ein lokal begrenzter Ausbruch innerhalb der Caldera durchaus möglich sei. Er geht davon aus, dass sich in 4 Kilometern Tiefe ein Sill (eine linsenförmige Magmakammer) gebildet hat, der von einem größeren Magmenkörper in 8 Kilometern Tiefe gespeist wird. Somit sieht es so aus, als wäre ein wissenschaftlicher Konsens erreicht worden, denn viele Forscher stellten die Existenz einer Magmenansammlung in 4 Kilometern Tiefe bisher infrage.

Im Rahmen der Notfallübung des Katastrophenschutzes wurde gestern tatsächlich auch die Evakuierung einiger Schulen geprobt. Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde man einen Vulkanausbruch oder ein starkes Erdbeben auch auf offizieller Ebene immer wahrscheinlicher halten.

Bei den Campi Flegrei handelt es sich um die größte besiedelte Caldera in Europa. Bereits eine Eruption vergleichbar mit der am Monte Nuovo würde für die Anwohner katastrophal verlaufen.