Starkes Erdbeben in Nepal verursacht Todesopfer

Erdbeben Mw 5,6 erschüttert Nepal und richtet Zerstörungen an

Datum 03.11.23 | Zeit: 18:02:53 UTC | Lokation: 28.890 ; 82.270 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Gestern Abend ereignete sich in Nepal um 18:02:53 UTC ein Erdbeben der Moment-Magnitude 5,8. Dieser Wert stammt vom GFZ-Potsdam. Andere Erdbebendienste kommen auf andere Werte. So wird beim EMSC eine Magnitude von 5,6 angezeigt. Das nationale Erdbebeninstitut von Nepal (NEMRC) kam auf M 6,4, wobei hier wahrscheinlich die Richterskala zugrunde lag. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe, was so zu interpretieren ist, dass der Erdbebenherd nahe der Erdoberfläche lag. Das Epizentrum wurde 44 km süd-südöstlich von Jumla verortet. Obwohl die Magnitude im Übergangsbereich zwischen moderat und stark einzuordnen ist, entstanden offenbar große Schäden an der Infrastruktur. Das passiert meistens dann, wenn die Bausubstanz marode war. Darüber können bestimmte geologgische Gegebenheiten die Auswirkungen von Erdbeben verstärken.

Durch das Erdbeben bzw. durch die einstürzenden Gebäude wurden mindestens 129 Menschen getötet, wobei die Behörden weitere Opfer befürchten. Einige Berichte sprechen von über 130 Toten. Aufgrund von Erdrutschen in der Bergregion sind viele Straßen blockiert und mehrere Ortschaften wurden von der Außenwelt abgeschnitten. Rettungsteams arbeiten daran, die betroffenen Gebiete zu erreichen. Das Beben ereignete sich im Bezirk Jajarkot im Nordwesten von Nepal. Die Hauptstadt Kathmandu liegt ca. 500 km entfernt.

Der Premierminister von Nepal, Pushpa Kamal Dahal, reiste in die betroffene Region und koordinierte Hilfseinsätze.

Die Himalaya-Region, zu der Nepal gehört, ist geologisch sehr aktiv und leidet regelmäßig unter starken Erdbeben aufgrund der Kollision der Indischen Kontinentalplatte mit dem Eurasischen Kontinent. Das Epizentrum des aktuelle Erdbeben lag auf der eurasischen Platte und gut 80 km nördlich der Hauptstörungszone dieser Plattenkollision. Es gibt aber mehrere parallel verlaufende Störungszone die ebenfalls starke Erdbeben hervorbringen können. Wahrscheinlich manifestierte sich das Beben am Main-Central-Thrust.

Ein schweres Beben im Frühjahr 2015 führte zu Tausenden von Todesopfern und obdachlosen Menschen in der Nähe der Hauptstadt Kathmandu.

Island: Schwarmbeben auf Reykjanes legt weiter zu

Schwarmbeben auf isländischer Reykjanes-Halbinsel strebt neuem Höhepunkt entgegen

Datum 13:14:07 | Zeit: 06:26:37 UTC | Lokation:  63.879  ; -22.412 | Tiefe: 4,2 km | Md 4,1

Heute Mittag intensivierte sich das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel weiter. Die Beben streuten in einem großen Bereich, was typisch für eine starke Magmenintrusion ist. Um 13:14 UTC ereignete sich ein Erdbeben M 4,1. Zunächst wurde es mit einer Magnitude 4,7 eingestuft, was später korrigiert wurde. Inzwischen gibt es neue Messwerte der GPS-Stationen: Während im Bereich des Fagradalsfjalls eine deutliche Deflation angezeigt wird, hebt sich der Boden an den Stationen Svartsengi, Thorbjörn und Grindavik beeindruckend schnell. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es eine seitwärts gerichtete Migration des Magmas gibt. Eine horizontale Verschiebung wird jetzt auch an der Messstation NAMC festgestellt, die sich auf halben Weg zwischen Grindavik und dem Flughafen Keflavik befindet. Insgesamt ergibt sich ein Bild, wie wenige Tage vor den letzten Eruptionen, und man kann nicht ausschließen, dass ein Vulkanausbruch schneller kommt, als wir bislang angenommen haben. Nicht zu unterschätzen ist der Umstand, dass sich in den Areal bereits zuvor Schmelze ansammelte und diese Zeit hatte im Untergrund zu reifen.

Natürlich ist man auf Island besorgt, dass eine Eruption die wichtige Infrastruktur des Geothermalkraftwerks und der Blauen Lagune zerstören könnte. Entsprechend warm laufen sich die Verantwortlichen und natürlich auch die Medien. So wurde heute in der Zeitung MBL der Geophysiker Ármann Höskuldsson interviewt, der sagte, so eine starke Bodenhebung könne nur von Magma verursacht werden. Andere magmatische Fluide wie Thermalwasser oder Gas wären dazu nicht in der Lage. Damit reagierte er auf eine Hypothese von Geowissenschaftler Ólafur Flóvenz, der vorschlug, dass die Bodenhebung durch Gas verursacht werden könnte. Ármann Höskuldsson meinte, dass man es leider in den letzten Jahren versäumt hätte, das Gebiet mittels Gravemetrie zu kartieren, denn dann könnte man nun mit Schweremessungen den Weg der Schmelze und die genauen Orte ihrer Ansammlungen ermitteln. Doch dazu bedarf es zahlreicher Referenzwerte, die man nun einmal nicht habe. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig Grundlagenforschung in Vulkangebieten ist, wobei es mich wundert, dass man daran früher offenbar nicht gedacht hat, denn das Gebiet mit der systemrelevanten Infrastruktur ist für die isländische Wirtschaft besonders wichtig.

Heute gab es auch eine Kabinettssitzung der Regierung, in der eine mögliche Eruption thematisiert wurde. Die Regierung entwickelt Pläne, der Bevölkerung in Grindavik bei einem möglichen Cut der Stromversorgung Generatoren zur Verfügung zu stellen.

Erdbeben Mw 5,2 in Griechenland

Erdbeben der Magnitude 5,2 verursacht in Griechenland Schäden

Datum 03.11.23 | Zeit: 06:26:37 UTC | Lokation: 38.720 ; 23.568 | Tiefe: 11 km | M 5,2

Heute Morgen gab es auf der griechischen Insel Euböa ein Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag in 11 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km südöstlich von Mantoúdi verortet. Der Erdstoß war nicht nur in einem großen Umkreis zu spüren gewesen, sondern verursachte auch leichte Gebäudeschäden und löste Steinschläge aus. Todesopfer oder verletzte Personen wurden bis jetzt nicht gemeldet. Öffentliche Gebäude und Schulen wurden vorsichtshalber geschlossen, insbesondere weil man ein weiteres starkes Erdbeben fürchtet. Bis jetzt gab es allerdings nur eine Reihe schwächerer Nachbeben.

Der Erdstoß manifestierte sich um 06:26:37 UTC und ereignete sich nahe eines kleinen Dorfs, in dem rund 1700 Menschen wohnen. Die Hauptstadt Athen ist gut 90 km entfernt. Dort wackelten die Häuser und Geschirr klirrte in den Schränken. Der Erdstoß wurde ca. 15 bis 20 Sekunden lang wahrgenommen. Beim EMSC gab es viele Meldungen von Bebenzeugen.

Euböa ist die zweitgrößte Insel in Griechenland und liegt an der östlichen Küste des Festlandes. Sie erstreckt sich parallel zur Küste und ist durch eine schmale Meerenge, den sogenannten Evripos-Kanal, vom Festland getrennt.

Generell ist die Tektonik von Euböa eng mit der komplexen Geologie des östlichen Mittelmeerraums verbunden. Die Tektonik der Region wird hauptsächlich von der Subduktion beeinflusst, einem geologischen Prozess, bei dem eine ozeanische Platte unter eine kontinentale Platte abtaucht. Im Falle von Euböa handelt es sich um die Subduktion der Afrikanischen Platte unter die Eurasischen Platte. Diese Subduktion ist für die Bildung des Hellenischen Grabens verantwortlich, einer tiefen Meeresrinne südlich von Euböa.

Auf Euböa gibt es zahlreiche Störungszonen. Sie verlaufen entlang der Nordostküste der langgestreckten Insel. Parallel dazu verläuft ein Störungssystem im Landesinneren, wo es die Tiefebenen gegen das Gebirge abgrenzt. An einer dieser zentralen Störungen manifestierte sich das Erdbeben.

Widersprüchliche Nachrichten zur Bodenhebung auf Island

Hebt sie sich oder hebt sie sich nicht?

Heute wurden zwei widersprüchliche Nachrichten zu den Geschehnissen verbreitet. Sie drehen sich um die Landhebung westlich des Thorbjörn-Vulkans beim Thermalgebiet Svartsengi. IMO veröffentlichte eine Analyse der Daten, in der die Forscher zum Schluss kommen, dass die Bodenhebung in einem ähnlichen Tempo wie in den letzten Tagen vonstatten geht. Diese Schlussfolgerung wird von der Tatsache gestützt, dass die Seismizität weiterhin hoch ist. Täglich manifestieren sich hunderte Erdbeben auf Reykjanes, von denen sich die meisten in dem Gebiet mit der Bodenhebung ereignen. Das stärkste Beben heute Nacht hatte eine Magnitude von 3,7. Dennoch hat sich die Intensität des Schwarms etwas abgeschwächt. Insbesondere gab es deutlich weniger Erdbeben mit Magnituden ab 3.

In der FB-Gruppe „Eldfjalla- og náttúruvárhópur Suðurlands“ (Südland Vulkan- und Naturgefahrengruppe) wurde ein Bericht veröffentlicht, nachdem sich die Bodenhebung deutlich verlangsamt hat, bzw. sogar stoppte und rückläufig ist. Sprich, der Boden soll sich wieder etwas absenken. Tatsächlich zeigen die GPS-Messstationen im Bereich von Svartsengi und am Fagradalsfjall, dass die Bodenhebung offenbar den Rückwärtsgang eingelegt hat. Es gibt aber 2 relevante Ausnahmen: an der Thorbjörn-Messtation und bei Grindavik legten die Messwerte noch etwas zu. Es könnte also sein, dass die Schmelze im Untergrund in Richtung Südosten migriert.

Nach wie vor gibt es noch keine Anzeichen für einen finalen Magmenaufstieg. Die Schmelze sammelt sich wie gewohnt in 5 bis 4 km Tiefe und bildet dort wahrscheinlich magmatische Gänge, ähnlich wie wir es in den vergangenen Jahren öfters sahen. Genaue Modelle der unterirdischen Vorgänge stehen noch aus, ich kann mir aber gut vorstellen, dass die isländischen Forscher mit Nachdruck daran arbeiten, schließlich will sich niemand von einem Vulkanausbruch überraschen lassen. Bemerkenswert ist, dass die erhöhte Aktivität nun bereits eine Woche am Stück andauert. Es handelt sich um die längste Schwarmbeben-Episode mit Bodenhebung seit Ende der letzten Eruption.

Starkes Erdbeben an chilenischer Küste am 31.10.23

Erdbeben Mw 6,7 bei Vallenar in Chile

Datum 31.10.23 | Zeit: 12:33:42 UTC | Lokation:  -28.770 ; -71.478 | Tiefe: 23 km | Md 4,5

Kurz vor der chilenischen Küste der Region Atacama kam es zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,7. Das Erdbeben manifestierte sich um 12:33:42 UTC und hatte ein Hypozentrum in 23 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 73 km west-südwestlich von Vallenar. Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis gespürt, doch Berichte über größere Schäden liegen nicht vor. Für die Generierung eines Tsunamis lag der Erdbebenherd zu tief.

Erdbeben vor Chile stehen im Allgemeinen mit der Subduktion der pazifischen Nazcar-Platte in Verbindung, die vor der Küste unter den südamerikanischen Kontinent abtaucht. Der gleiche Prozess ist im Endeffekt auch für den Vulkanismus der Region verantwortlich. Das Erdbeben könnte sich auf die Vulkane der Region auswirken.

Dieses Erdbeben war zwar der stärkste Erdstoß des heutigen Tages, aber nicht das einzige Erdbeben mit großer Magnitude.

Erdbeben Mw 6,5 bei Fidschi

Datum 31.10.23 | Zeit: 11:10:55 UTC | Lokation:  -17.573 ; -178.984 | Tiefe: 548 km | Mw 6,5

Ähnlich stark war ein Beben der Magnitude 6,5, das sich nahe der Hauptinsel des Archipels von Fidschi ereignete. Da der Erdbebenherd in 550 km Tiefe befand, muss man genaugenommen von einem Mantelbeben reden. Das Epizentrum wurde 188 km ost-nordöstlich von Levuka verortet. Mantelbeben manifestieren sich für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Ozeankruste, die bis in den Erdmantel abtauchte, dort aber nicht geschmolzen wurde. Vor einiger Zeit gab es im Bereich von Fidschi besonders viele Mantelbeben.

Iran: Erdbeben Mb 5,0

Datum 31.10.23 | Zeit: 09:13:43 UTC | Lokation: 32.033 ; 59.867 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein deutlich schwächeres, aber dennoch erwähnenswertes Erdbeben ereignete sich heute Morgen im Iran. Das Beben hatte eine Magnitude von 5,0 und einen 10 km tief gelegenen Erdbebenherd. Das Epizentrum wurde 111 km südöstlich von Bīrjand verortet. In Gegenden mit alter Bausubstanz können moderate Erdbeben dieser Magnitude bereits schwere Schäden verursachen. Entsprechende Berichte liegen mir aber nicht vor.

Der Iran ist stark von aktiven tektonischen Prozessen beeinflusst, die hauptsächlich Erdbeben und die Bildung von Gebirgen verursachen. Der Iran liegt in der Zone der Wechselwirkung zwischen der asiatischen Platte und der arabischen Platte, wodurch die Kollision und Verschmelzung dieser beiden Platten eine der Hauptursachen für die intensive tektonische Aktivität in der Region darstellt.

Die Islamische Republik steht in den letzten Wochen hauptsächlich wegen der Unterstützung der Terrororganisation Hamas in den News der großen Medienhäuser und wegen der damit verbundenen Israelfeindlichkeit. Unfassbar sind auch die strengen Kopftuchregeln für Frauen und das brutale Gebären der Sittenpolizei, die besonders ein Auge darauf hat, dass Frauen sich den strengen Regeln der Mullahs unterwerfen. Mehrere junge Frauen sind durch das brutale Vorgehen dieser Dilettanten bereits gestorben. Einfach unglaublich, dass es so etwas im 21. Jahrhundert noch gibt. Da ich stark zu bezweifeln wage, dass ein Gott oder Prophet den Menschen solche Regeln aufs Auge drückte, darf man sehr stark am Selbstbewusstsein und Geisteszustand der Männer zweifeln, die solche Regeln heute noch durchdrücken. Es geht einfach um Dominanz, Macht und Unterdrückung! Es sieht so aus, als würden die Werte der christlich-demokratisch geprägten westlichen Welt und der autokratisch geführten Staaten des nahen Ostens immer weiter auseinanderdriften. Das kopfschüttelnd zu beobachten finde ich fast so interessant, wie Nachrichten über Naturkatastrophen recherchieren, und sorry, wenn ich hier vom eigentlichen Thema dieser Seite abgeschweift bin, aber das musste mal raus!

Island: weitere Erdbeben und Bodenhebung am 31.10.23

Auf der Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiter

Einmal mehr muss ich über die Geschehnisse auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel berichten, denn der Erdbebenschwarm intensivierte sich heute Morgen erneut. Das seismische Netzwerk auf Island registrierte inzwischen mehr als 10.000 Erdbeben, die sich im Zuge des Schwarms nördlich von Grindavik ereigneten. In den letzten 48 Stunden hatten 8 Erdbeben Magnituden ab 3. Die stärkste Erschütterung dieses Zeitraumes ereignete sich gestern Mittag und brachte es nach einer Korrektur des Werts auf M 4,2. Zuvor wurde eine Magnitude von 4,5 angegeben. Gestern Nachmittag entspannte sich die Lage etwas, um sich dann heute wieder zu verschärfen. Verschärft hat sich auch die Bodenhebung, wenigstens wenn man den aktuellen Daten der GPS-Messungen trauen darf: Der grüne Messpunkt sprang bei der letzten Messung an praktisch allen Messstationen, an denen in den letzten Tagen eine signifikante Bodendeformation gemessen wurde, nach oben. Demnach beträgt die Bodenhebung südlich des Fagradalsfjalls 50 mm und bei Svartsengi und am Thorbjörn gut 40 mm. Am Fagradalsfjall sieht es ähnlich aus. Selbst unter Grindavik hob sich der Boden um ca. 20 mm an.

Die isländischen Vulkanologen sprechen einheitlich von einer sehr schnell stattfindenden Bodenhebung, auch wenn sie sich in den letzten beiden Tagen etwas verlangsamte. Bereits vorgestern zeigte sich Þorvaldur Þórðarson über die Geschehnisse besorgt und meinte in einem MBL-Interview, dass im Falle einer sich anbahnenden Eruption die Reaktionszeit kurz wäre, um Evakuierungen der Blauen Lagune und des Geothermalkraftwerks einzuleiten. Der Leiter des Thermalbads erklärte, dass man engmaschig Daten erfasst und sie genau im Auge behält. Dazu gehören auch Temperaturmessungen des Wassers. Sollte Magma in flache Schichten eindringen, erwartet man einen Anstieg der Wassertemperatur. Es stellt sich natürlich die Frage, wie lange man das Thermalbad für Besucher geöffnet halten will. Mitunter kann der finale Magmenaufstieg sehr schnell gehen und mit jedem Tag, an dem die seismische Aktivität aufgrund Magmenintrusion anhält, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen baldigen Vulkanausbruch.

Weitere Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 30.10.21

Schwarmbeben unter Reykjanes verstärkte sich wieder – Bodenhebung hält an

Datum 30.10.23 | Zeit: 12:19:07 UTC | Lokation:  63.885 ; -22.385 | Tiefe: 5,9 km | Md 4,5

Update 14 Uhr: Reykjanes kommt nicht zur Ruhe, denn es ereignete sich ein Erdbeben Md 4,5 in knapp 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,8 km west-Südwestlich vom Fagradalsfjall lokalisiert. Somit lag es ca. 2,4 km östlich von Svartsengi und der Blauen Lagune, direkt neben einer alten Eruptionsspalte.

Originalmeldung: Nachdem die Erdbebentätigkeit gestern auf Reykjanes schwächelte und es zwischenzeitlich so aussah, als würde sich der Erdbebenschwarm seinem Ende zuneigen, intensivierte sich die Aktivität abends wieder. Dabei verlagerten sich die Epizentren westwärts, wobei sich die Beben generell im Gebiet von Svartsengi häufen. Entsprechend der Verlagerung der Epizentren nahm auch die Bodenhebung westlich des Geothermalkraftwerks am stärksten zu, wobei auch am Thorbjörn-Vulkan und unter Grindavik Inflation einsetzte, während sie in Richtung Osten am Fagradalsfjall etwas zurückging. Unter Grindavik hob sich der Boden innerhalb von 2 Tagen um 10 mm. Ähnlich verhielt es sich im Jahr 2022 vor der Meradalir-Eruption, als einige Wochen vor dem Ausbruch die Bodenhebung zwischen Svartsengi und Eldvörp Sorgen bereitete. Die damals akkumulierte Schmelze dürfte sich noch heute zumindest teilweise im Boden befinden. Die Grafik der GPS-Messstation zeigt, dass sich der Boden nach dem starken Anstieg von 2022 nur wenig absenkte. Deutlich wird auch, dass die aktuelle Hebung im Vergleich zu den früheren Hebungsphasen noch gering ist. Trotzdem ist es unmöglich vorherzusagen, wann sich im Untergrund genug Magma für einen Ausbruch angesammelt hat. So spekulieren isländische Forscher in den Medien über eine mögliche Eruption im Bereich der wichtigen Infrastruktur von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune.

Ob- und wann es tatsächlich zu einer Eruption kommen wird, lässt sich bis jetzt genauso wenig schlüssig sagen, wie man den Ort des nächsten Ausbruchs bestimmen kann. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen einen weiteren Vulkanausbruch auf Island sehen werden.

Vor wenigen Monaten hätte ich noch darauf getippt, dass wir eine Eruption an der Askja sehen werden, doch hier sieht es nach einer (vorläufigen) Entspannung der Situation aus, obwohl sich weiterhin eine große Menge magmatischer Fluide im Untergrund des Vulkans befindet. Doch die Fluidbewegungen scheinen nicht ganz gestoppt zu haben, denn an den Messstationen im Norden der Caldera gibt es Fluktuationen, sodass der Graf Wellenförmig verläuft.

Erdbeben erschüttert Vanautu am 29.10.23

Erdbeben Mw 6,0 im Osten von Vanuatu nahe Vulkan Yasur

Datum 29.10.23 | Zeit: 04:32:09 UTC | Lokation:  -19.420 ; 168.764 | Tiefe: 80 km | Mw 6,0

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,0 erschütterte heute Morgen den Osten des pazifischen Inselreichs von Vanuatu. Die Tiefe des Hypozentrums lag in 80 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 56 km westlich von Isangel verortet. Das Interessante an dem Beben ist, dass Isangel ein Ort an der Westküste der Insel Tanna ist, die wir Vulkanophilen sehr wohl kennen, da sich dort der Vulkan Yasur befindet.

Obwohl in Vanuatu derzeit 4 Vulkane die Warnstufe 2“ innehaben und 3 Vulkane auf Warnstufe „1“ stehen, ist der Yasur der einzige Vulkan des Archipels, der aktuell in Eruption begriffen ist und strombolianische Eruptionen erzeugt. Starke Explosionen können glühende Tephra bis über den Kraterrand hinaus auswerfen und eine Gefahr für Vulkanbeobachter darstellen. Es gibt eine Sperrzone, die nur ein vergleichsweise sicheres Areal am Ende der Jeeppiste ausweist und für Vulkanbeobachter freigibt. Eine Umwanderung des Kraters ist nicht mehr gestattet.

Es bleibt abzuwarten, ob sich der aktuelle Erdstoß auf die Aktivität des Vulkans auswirken wird und die Ausbrüche evtl. verstärken wird. Es ist aber auch der gegenteilige Effekt möglich und das Beben könnte die eruptive Aktivität abwürgen.

Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds, der bereits in der Asthenosphäre lag, wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche weniger schlimm aus, als man aufgrund seiner Magnitude hätte annehmen können.

Tektonische Erdbeben in Vanuatu stehen im Allgemeinen mit der Subduktion entlang des Vanuatugrabens im Zusammenhang. So wird es sich auch in diesem Fall verhalten haben, denn der Graben liegt nur einige Kilometer westlich des Epizentrums. Die Subduktion ist auch der Motor für den Vulkanismus in diesem Teil von Vanuatu. Die gesamttektonische Situation ist allerdings sehr komplex und wird nicht ausschließlich von konvergenten Plattengrenzen bestimmt.

Weitere Bodendeformation auf Island am 29.10.23

Bodenhebung beim Geothermalkraftwert Svartsengi und der Blauen Lagune bereiten Sorgen

Das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat sich weiter abgeschwächt, ist aber noch nicht ganz vorbei. IMO berichtet von mehr als 7500 Erdbeben. Achtzehn hatten Magnituden größer als 3. Doch das eigentliche Problem stellen nicht die Erdbeben dar, denn sie sind nur Symptome von Prozessen im Untergrund, die letztendlich zu einem Vulkanausbruch führen könnten. Sprich, die Erdbeben sind nicht tektonischer Art, sondern werden direkt oder indirekt von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in der Erdkruste akkumuliert und darauf wartete, bis an die Erdoberfläche vordringen zu können. Bis jetzt sammelte sich die Schmelze vorwiegend unter einem nicht besiedelten Gebiet im Bereich des Fagradalsfjall an, aber das änderte sich jetzt: vorgestern begann sich Magma direkt im Bereich der Haupterdbebenzone 1,5 km nordwestlich des Thorbjörn-Vulkans anzusammeln. Dort liegen das Geothermalkraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune.

Neue GPS-Daten und die Auswertung von INSAR-Satellitendaten zeigen, dass sich der Boden dort innerhalb von 48 Stunden um 3 cm hob! Ein erstaunlicher Wert, der Grund zur Besorgnis gibt. Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem Areal eine Magmenintrusion festgestellt wurde: seit 2020 gab es bereits 4 ähnliche Ereignisse im Vorfeld der Fagradalsfjall-Eruptionen, doch während der aktuellen Episode hob sich der Boden am schnellsten. Es stellt sich natürlich die Frage, ob sich hier irgendwann genug Schmelze akkumuliert, damit es zu einem Vulkanausbruch kommen kann. Das hätte dann- anders als am Fagradalsfjall- möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf die isländische Infrastruktur. Das Geothermalkraftwerk versorgt die Flughafen- und Hauptstadtregion mit Strom und Wärme und die Blaue Lagune ist ein touristischer Hotspot. Bis jetzt ist es allerdings unklar, ob es hier tatsächlich zu einem Ausbruch kommen wird, oder ob sich die Aktivität wieder in Richtung Osten verlagern wird. Dort, genauer am Fagradalsfjall, hebt sich der Boden ebenfalls weiter. Was ich noch beunruhigter finde als die vertikale Bodenhebung, ist der horizontale Versatz des Bodens, der sich seit Beginn der seismischen Krise deutlich beschleunigte und vergleichbare Werte angenommen hat, wie kurz vor der letzten Eruption. Eine Bewegungskomponente war im Juli gen Norden gerichtet, doch jetzt läuft sie in entgegengesetzter Richtung. Damals gab es auch eine Verschiebung in östlicher Richtung, die sich jetzt fortsetzt und gut 20 mm beträgt. Der horizontale Bodenversatz spiegelte damals eine weitaus größere Bodenhebung wider, als von den GPS-Messungen erfasst wurde. Sie zeigte sich erst relativ spät in INSAR-Karten. Rechnet man das Geschehen hoch und vergleicht es mit jenem vor den anderen Eruptionen, kann es eigentlich nicht mehr lange dauern, bis wir eine weitere Eruption auf Island sehen werden.

Der VONA-Alarmstatus wurde übrigens auf „Gelb“ erhöht. Eine Eruption ist theoretisch ohne weiter Vorwarnungen möglich.