
Schwarmbeben bei Cheb im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechei – Stärkste Erschütterung Mb 2,7
Datum: 21.11.2025 | Zeit: 22:11:18 UTC | Koordinaten 50.269 ; 12.427 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7
Gestern Abend manifestierte sich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Tschechei erneut ein Erdbebenschwarm im Cheb-Becken. Laut Angaben der Geophysikalischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ereignete sich das stärkste Beben mit einer Magnitude von 2,7 um 23:11:18 Uhr Ortszeit in einer Tiefe von 7,3 Kilometern. Das Epizentrum befand sich ca. 3 km östlich von Luby und 10 km südlich von Klingenthal. Der Schwarm bestand aus 25 Beben innerhalb von 24 Stunden. Im Monatsverlauf wurden 61 Erschütterungen in der Region festgestellt. Sie zeigen, dass die seismische Aktivität des Cheb-Beckens zwar nicht dauerhaft in den Medien präsent ist, aber auch in den letzten Monaten nicht abgeklungen ist.
Das EMSC zeigt den stärksten Erdstoß ebenfalls an, kommt aber auf eine leicht abweichende Magnitude 2,3. Es liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Bebenzeugen vor, die den Erdstoß ca. 3 Sekunden lang gespürt haben. Zudem wird ein anschwellendes Grollen beschrieben, das von der herannahenden P-Welle erzeugt wird. Bei schwächeren Erdbeben spürt man die Primärwelle meistens nicht, dafür übertragen sich die Bodenschwingungen auf die Luft, wo sie das beschriebene Geräusch erzeugen.
In dem betroffenen Grenzgebiet bei Cheb im Vogtland bzw. Nordwestböhmen treten immer wieder Erdbebenschwärme auf. Hierbei handelt es sich um Serien von vielen kleinen Beben über Wochen oder Monate hinweg, ohne dass ein deutlich dominierendes Hauptbeben folgt.
Als mögliche Ursachen werden Fluidbewegungen im Untergrund des Cheb-Beckens vermutet: Gase wie CO₂ steigen entlang tektonischer Störungen bis an die Oberfläche, wo sie an Mofetten austreten, was auf magmatische Aktivitäten in der unteren Kruste oder im oberen Erdmantel hindeutet.
Gleichzeitig sind lokale Verwerfungszonen (z. B. die Mariánské Lázně-Störungszone) aktiv, was tektonische Spannungen beisteuert.
Um das Phänomen besser zu verstehen, wird aktuell das Eger Large Seismic Experiment (ELISE) durchgeführt: Rund 300 mobile Seismometer wurden über ein Gebiet von etwa 100×100 Kilometern verteilt und werden mindestens ein Jahr lang betrieben.
Ziel ist es, selbst kleinste Schwarmbeben zu registrieren und tiefe, niederfrequente Erdbeben aufzuspüren. Mit seismischer Tomografie soll ein hochauflösendes 3D-Modell des Untergrunds erstellt werden, um die Struktur der Kruste, mögliche Magmenkörper und die Rolle von Fluiden präzise zu rekonstruieren.