Island: Erdbeben nicht nur auf Reykjanes

Weitere Erdbeben auf Reykjanes – Auch unter Vatnajökull bebte es

Datum 07.12.2023 | Zeit: 00:02:52 UTC | Lokation: 64.666 ; – 17.455| Tiefe: 2,2 km | Md 3,1

Heute Nacht gab es gut 90 Erschütterungen im Gebiet von Svartsengi und dem magmatischen Gang bei Grindavik und bis um 10 Uhr steigerte sich die Zahl auf 120. Im laufe des Nachmittags konnte man eine Intensivierung der Seismizität beobachten. Doch die stärksten Erschütterungen ereigneten sich gestern im Bereich des Vantajökull-Gletschers im Osten der Insel. Dort manifestierte sich ein Erdstoß Md 3,1 am Bardarbunga. Ein Beben Md 2,8 manifestierte sich am benachbarten Grimsvötn-Vulkan, der ebenfalls unter dem größten Gletscher Europas liegt. Grimsvötn ist statistisch gesehen mit einer Eruption überfällig, und vor 3 Jahren gab es eine länger anhaltende Episode mit Bodenhebungen. Es wurde über einen neuen Vulkanausbruch spekuliert, der aber bis jetzt ausbliebt. Das Beben am Bardarbunga ist wohl nicht als Anzeichen eines sich zusammenbrauenden Ausbruchs zu interpretieren, selbst wenn es von Magmenaufstieg zeugen sollte. Der Vulkan brach zuletzt 2014 aus und die Aufheizungsphasen des großen Calderavulkans werden wenigstens in Dekaden gerechnet. Während ein mittelfristiger Vulkanausbruch im Bereich des großen Gletschers eher unwahrscheinlich ist, sieht es mit der Reykjanes-Halbinsel anders aus. Auch wenn die seismische Aktivität momentan unspektakulär zu sein scheint, zeugt sie von einem anhaltenden Magmenaufstieg in einem Magmenkörper, der sich in 4-5 km Tiefe unter Svartsengi befindet. Theoretisch kann es jederzeit zu einem Vulkanausbruch kommen. Die Vorwarnzeit könnte extrem kurz sein.

Gestern gab es eine Sitzung der Stadtverwaltung in Grindavik, und man beratschlagte über die Reparaturarbeiten, die bereits begonnen haben. Es gibt Überlegungen, einige Schäden nicht zu beheben und sie quasi als Mahnmal in Erinnerung an die Geschehnisse vom 10. November zu erhalten. Gleichzeitig könnten sie als Touristenattraktion dienen. Vor allem denkt man da wohl an Risse und Erdfälle, die man teilweise bereits verfüllt hat. Außerdem hat man bereits begonnen, beschädigte Leitungen auszutauschen. Wenn man bedenkt, dass auf Island nur knapp 330.000 Menschen leben, ist es erstaunlich, über wieviel Manpower man verfügt! Wenn ich drandenke, dass ich bereits fast ein Jahr auf einen Glasfaseranschluss der Telekom warte, und das, wo das Kabel gerade einmal 120 m entfernt liegt. Armes Deutschland! Man darf gespannt sein, wie viele Jahrzehnte ins Land gehen, bis bei uns die energetische Transformation vollendet ist.

Bis zum Spätnachmittag gab es heute noch keine Aktualisierung der GPS-Messwerte zur Bodenhebung. Ich reiche sie so schnell wie möglich nach.

Übrigens, ich bin dabei meine Seite Streaming-Planet etwas auszubauen und habe ein paar Länderinformationen zu Island zusammengestellt. Meine älteren Reisevideos über Island findet ihr hier.