Island: Erneuter Anstieg der Seismizität am 03.12.23

Seismizität spielt JoJo – Landhebung ebenso

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes fluktuiert weiter. Man könnte auch sagen, dass sie JoJo spielt. Laut IMO gab es gestern 470 Erdstöße. In den ersten 6 Tagesstunden heute waren es bereits 320 Erdbeben, die vom seismischen Netzwerk der Reykjaneshalbinsel detektiert wurden. Während die Seismizität kurzfristig also wieder zunahm, reduzierte sich die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi etwas und nahm Werte von weniger als 1 cm innerhalb von 24 Stunden an.

In der isländischen Zeitung MBL meldete sich erneut der isländische Vulkanologieprofessor Þorvaldur Þórðarson zu Wort und übte ein wenig Selbstkritik, indem er sagte, dass er in dieser Angelegenheit bereits viel gesagt hätte (was nicht eingetreten ist), dennoch spekuliert er weiter und meint nun, dass es jetzt nicht zwangsläufig zu einer Eruption kommen müsse, obwohl er einen Satz vorher meinte, dass viel Schmelze vorhanden ist, die jederzeit ausbrechen könne.

Er sieht in den aktuellen Ereignissen eine Verlagerung von Magma aus einem tiefen Reservoir in einem flacheren und geht davon aus, dass im tieferen Magmenkörper genug Schmelze vorhanden ist, um die Menschen auf Reykjanes noch viele Jahre lang zu beschäftigen, evtl. sogar mehrere Jahrzehnte lang. Prinzipiell bestätigt er damit die Hypothese, die viele Wissenschaftler schon seit der ersten Fagradalsfjall-Eruption vertreten.

In dem Artikel sprach Þorvaldur auch an, dass es eine Verbindung zwischen den Vulkansystemen Fagradalsfjall und Svartsengi geben könnte. Eine Hypothese, die ich bereits seit der ersten Eruption am Fagradalsfjall vertrete, weil auch vor dieser Eruption das Magma zuerst unter Svartsengi aufstieg. Ich vermute, dass sich in 7-8 km Tiefe unter Svartsengi eine größere Magmenakkumulation befindet, von der aus die Schmelze entweder in den Sill unter Svartsengi steigt, der in ca. 4 km Tiefe vermutet wird, oder durch ein diagonal verlaufendes Fördersystem in Richtung Fagradalsfjall aufsteigt. Vermutlich hatte die Schmelze genau dies am 10. November vor, doch es kam nicht zur Eruption, sondern zur Entstehung des magmatischen Gangs. Vielleicht ist dabei der flacher gelegene Sill gar nicht ausgelaufen.

Þorvaldur Þórðarson vermutet weiter, dass die Schmelze auf dem tieferen Magmenkörper auch in Richtung Westen ausbrechen könnte und dann eine Eruption bei Eldvörp verursacht. Aber eins scheint mir klarer denn je: Im Endeffekt weiß niemand genau, was im Untergrund vorgeht. Jetzt rächt es sich, dass man vor den Ereignissen keine genaue gravimetrische Karte der Region angefertigt hat. Denn Schweremessungen könnten jetzt Aufschluss darüber geben, wohin die vermeintliche Schmelze im Untergrund migriert.