Island: Gletscherlauf am Myrdalsjökull und der Katla hat begonnen

Gletscherlauf vom Mýrdalsjökull: Anstieg von Wasserstand und Leitfähigkeit der Flüsse Leirá Syðri und Skálm

Vík í Mýrdal, 09.07.2025Der erwartete Gletscherlauf am Mýrdalsjökull hat begonnen. In mehreren Flüssen am Südrand des Gletschers, unter dem der mächtige Vulkan Katla verborgen liegt, sind in den vergangenen Tagen deutliche Anzeichen für verstärkten Gletscherwasserabfluss festgestellt worden. Besonders betroffen sind die Flüsse Leirá Syðri und Skálm. Messungen vor dem Sandfellsjökull zeigen einen Anstieg von Wasserstand und elektrischer Leitfähigkeit im Leirá Syðri. Auch an der Brücke der Ringstraße über den Skálm wurde eine ähnliche Entwicklung registriert. Der Leirá Syðri fließt oberhalb dieser Brücke in den Skálm.

Derzeit handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen Gletscherlauf. Dennoch steigen die Messwerte weiterhin an. IMO hat Berichte über Schwefelgeruch aus dem Gebiet erhalten und mahnt zur Vorsicht, insbesondere in der Nähe der Flussquellen am Gletscherrand. Dort kann es aufgrund geothermischer Aktivität zur Freisetzung von schädlichen Gasen kommen.

Solche Gletscherabflüsse aus geothermisch aktiven Zonen am Gletscherfuß sind in der Region nicht ungewöhnlich. Vergleichbare Phänomene wurden bereits in Flüssen wie dem Múlakvísl und Fremri-Emstruá dokumentiert. Der Leirá erlebte in der Vergangenheit mehrfach kleinere Überschwemmungen, zuletzt im Dezember 2024. Die stärkste Überflutung ereignete sich Ende Juli 2024, als ein plötzlicher Wasserstrom einen Abschnitt der Ringstraße zerstörte. Ursache war damals Schmelzwasser aus zwei Kavernen im südlichen Teil des Gletschers, das sich durch geothermische Erwärmung angesammelt hatte.

Der Schwefelgeruch des Wassers legt nahe, dass es zu einer erhöhten geothermischen Aktivität der Katla gekommen ist. Am Wochenende gab es dort einen Erdbebenschwarm und eine leichte Bodenhebung. Möglicherweise ist es auch zu einer schwachen Eruption unter dem Eis gekommen.




Auffällig war heute ein sprunghafter Anstieg der Bodenhebung an mehreren GNSS-Messstationen im Katla-Gebiet. Hierbei handelte es sich meiner Meinung nach um einen Messfehler.

Die derzeitige Situation wird rund um die Uhr überwacht. Fachleute gehen davon aus, dass sich unter dem Gletscher erneut größere Wassermengen angesammelt haben könnten. Die weitere Entwicklung bleibt daher ungewiss. Der Wetterdienst kündigt an, aktuelle Informationen bereitzustellen, sobald sich die Lage verändert.