Schwarmbeben auf Reykjanes bei Hellisheiði – Erdbeben wahrscheinlich manmade
Der Osten der Reykjanes-Halbinsel wurde von einem Erdbebenschwarm heimgesucht, der sich im Bereich des Geothermalkraftwerks Hellisheiði manifestierte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,7 und eine Herdtiefe von 4,4 Kilometern. Es wurden gut 20 schwächere Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität registriert.
Frühere Schwarmbeben in der Gegend standen für gewöhnlich mit den Geothermiebohrungen in Zusammenhang, die durch Injektion von Wasser ausgelöst wurden. Aktuell gibt es keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal eine andere Ursache gibt – die Beben sind also wahrscheinlich menschengemacht.
Ähnlich könnte es sich nach Aussage des Geophysikers Magnús Tumi im Krysuvik-System verhalten, wo es seit Wochen eine erhöhte Seismizität gibt. Laut Magnús wurden bei Krysuvik zahlreiche Probebohrungen abgeteuft, was zur Druckänderung des Systems geführt haben könnte. Ich bin diesbezüglich skeptisch, denn nach einer Intrusion im Jahr 2023, die mit Bodenhebung einherging, senkt sich nun der Boden infolge von Deflation – dem unterirdischen Abfluss magmatischer Fluide – wobei sich der Boden um mehr als 50 mm absenkte. Sollte diese Absenkung durch Entgasungsprozesse an den Bohrlöchern zustande kommen, müssten dort gewaltige Dampffahnen entweichen, etwas, was mir bislang nicht untergekommen ist.
Betrachtet man die Bodendeformationen im westlich von Krysuvik gelegenen Fagradalsfjall-Gebiet, erkennt man, dass sich die Deformationsmuster, die im Zusammenhang mit dem Aufladen des Svartsengisystems stehen, geändert haben. Die Bodenhebung an der GNSS-Messstation verläuft im Randbereich von Svartsengi/Fagradalsfjall deutlich langsamer als bei den vorherigen Hebungsphasen. Vermutlich hat sich im tiefen Magmenkörper unter Fagradalsfjall etwas geändert, was auf das Spannungsfeld der Region einwirkt.
Bei Svartsengi selbst bewegen sich die Messdaten seitwärts, so, wie es einige Tage vor den letzten Eruptionen typisch war. Allerdings ist es auch möglich, dass es wieder zu Messungenauigkeiten kommt. Was dafür spricht, dass es bald zu einer neuen Eruption kommt, ist, dass die Bebentätigkeit im Svartsengigebiet langsam zunimmt.