Island: Vulkanologe sieht unerwartete Gefahr

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Vulkanologe sieht Gefahr durch Lavatümpelbildung

Auch eine Woche nach Eruptionsbeginn fließt Lava aus den Schloten, die von der 3 Kilometer langen Eruptionsspalte bei den Kratern übrig geblieben sind. Die Kegel um die Schlote werden immer höher, weshalb der Eindruck entstehen kann, dass die Stärke der Eruption nachlässt. Doch der Tremor zeigt an, dass es keinen signifikanten Druckabfall gibt und dass die Eruption weitestgehend stabil verläuft.

Von der Eruption geht ein moderates Gefahrenpotenzial aus. Der lokale Polizeichef Úlfari Lúðvíksson äußerte sich gestern Abend in einem MBL-Interview, dass sich der Lauf der Lavaströme ändern könnte und dann wieder Straßen in Gefahr seien. Auch die Luftverschmutzung durch vulkanische Gase müsste man im Auge behalten. Neben der Menge der ausgestoßenen Gase ist auch die Windrichtung entscheidend, ob Menschen gefährdet werden. Seiner Meinung nach sollten sich möglichst wenige Menschen in Grindavik und Svartsengi aufhalten. Durch die Blume heißt das wohl, dass er momentan der Wiedereröffnung des Thermalbads Blaue Lagune nicht zustimmt. Am Montag soll die Situation neu bewertet werden.

Der Vulkanologe Thorvaldur Thórðarson meldete sich nach längerer Abstinenz wieder zu Wort und meinte, dass er ein langsames Nachlassen der eruptiven Tätigkeit zu sehen glaubt. Er schätzt dem Lavaausstoß auf vier bis fünf Kubikmeter pro Sekunde und meint, solange er in diesem Bereich liegt, wäre die Eruption stabil. Fällt er unter 3 Kubikmeter pro Sekunde, dann würde der Ausbruch seinem Ende entgegen steuern. Hier sieht er Parallelen zu den Fagradalsfjall-Ausbrüchen. Eine weitere Parallele sieht er darin, dass die Lavafronten stagnieren. Die ausgestoßene Lava akkumuliert sich auf dem Lavafeld, das immer dicker wird. An einigen Stellen nahe der Schlote könnten sich Lavapools bilden, und wenn sie auslaufen, dann könnte es zu einem Lavaschub kommen, der die Lavafronten schnell voranschreiten lässt. Das würde vor allem die Arbeiter gefährden, die die Dämme bei Grindavik weiter ausbauen.

Magma könnte direkt aus tiefem Reservoir aufsteigen

Der Vulkanologe erklärte weiterhin, dass er meint, dass die Lava aktuell direkt aus einem 10 bis 14 Kilometer tief gelegenen Magmenreservoir aufsteigt und dass sich der Magmenkörper in 4 bis 5 Kilometer Tiefe praktisch entleert hätte. Schaut man sich die GPS-Daten der Bodenhebung genauer an, dann erkennt man unter Svartsengi aber noch eine schwache Zunahme der Bodenhebung. Nach Westen hin in Richtung Eldvörp scheint augenblicklich unterirdisch kein Magma mehr auszuweichen, denn hier stagniert die Hebung. Auffällig ist, dass die Bodenhebung an der Messstation GRVV bei Grindavik unvermindert anhält. Ein Indiz dafür, dass nicht das ganze aufsteigende Magma aus den Schloten abfließt, sondern dass ein Gang gespeist wird, der seine Finger bis unter Grindavik ausstreckt.