Krascheninnikow: Vulkan der Halbinsel Kamtschatka

Krascheninnikow im fernen Osten Sibiriens – ein Schläfer ist erwacht

Nahe der Ostküste der russischen Halbinsel Kamtschatka erhebt sich der 1818 m hohe Vulkan Krascheninnikow – ein imposanter, weitgehend unbekannter Feuerberg, der im August 2025 nach fast 500 Jahren Ruhe wieder zum Leben erwacht ist. Seine abgelegene Lage im Kronozki-Naturreservat, umgeben von unberührter Taiga und vulkanisch geprägter Wildnis, macht ihn zu einem spektakulären, aber vergleichsweise wenig erforschten Vulkan.

Krasheninnikow vom Norden aus gesehen

Der Krasheninnikow ist kein einzelner Vulkankegel, sondern ein komplexes System: Zwei benachbarte Schichtvulkane überlagern sich innerhalb einer rund 9 × 11 Kilometer großen Caldera, die sich während eines explosiven Ausbruchs im Pleistozän gebildet hat. Entlang einer nordost-südwest verlaufenden Spalte haben sich in der Folgezeit zahlreiche Schlackenkegel gebildet, die sich bis weit über die Caldera hinaus erstrecken. Der südliche Kegel begann sich bereits vor über 13.000 Jahren zu formen, der nördliche folgte rund 5.000 Jahre später. Beide Vulkane weisen beeindruckende Krater mit Durchmessern von bis zu 800 Kilometern auf. Der nördliche Kegel hat in seinem oberen Bereich eine 2 Kilometer durchmessenden Depression die teilweise die Dimensionen und Charakteristika einer Caldera aufweist. In ihr bildete sich ein weiterer Schlackenkegel mit einem weitern Krater in dem sich wiederum ein kleiner Kegel befindet. Eine interessante Konstellation.

Während der Krasheninnikow seit dem 16. Jahrhundert ruhte, zeigen seine geologischen Archive eine lange Geschichte wiederholter Ausbrüche. Petrografische Analysen belegen eine Vielzahl unterschiedlicher Lava-Arten: Das Spektrum reicht von basaltischen bis zu dazitischen Zusammensetzungen und ist typisch für das komplexe Magmenspektrum Kamtschatkas.
Die vulkanische Aktivität auf Kamtschatka ist kein Zufall. Die Halbinsel liegt an einer der aktivsten Subduktionszonen der Welt, wo die pazifische Platte unter die nordwestwärts driftende Okhotsk-Platte abtaucht. Diese geodynamische Situation speist über 160 Vulkane, von denen gut 30 als aktiv gelten. Die dabei entstehenden Magmen sind reich an Gasen und mineralischen Einschlüssen, was die Vulkane der Region zu besonders explosiven Kandidaten macht. Der berühmte Kljutschewskoi, der höchste aktive Vulkan Eurasiens, ist nur rund 130 Kilometer vom Krasheninnikow entfernt. Der kleinere Karymsky liegt ca. 80 Kilometer südlich und erhebt sich ebenfalls aus einer Caldera.

In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben zum Jahr der letzten Eruption, bevor der Krascheninnikow am 3. August 2025 ausbrach. Die Spanne reicht von 1463 bis 1550.




Der Ausbruch von 2025 war moderat und manifestierte sich infolge eines Megabebens der Magnitude 8,8, das sich 4 Tage vor der Eruption ereignete. Da in der abgelegenen Region direkte Messdaten rar sind, fehlen Hinweise darauf, ob sich der Vulkan bereits vor dem Erdbeben auflud und zu einer Eruption bereit war oder ob die Schmelze innerhalb weniger Tage aus größerer Tiefe aufstieg. Analysen von frischen Lavaproben könnten dieses Rätsel lösen, indem man die Kristalle der Lavamineralien genauer untersucht.

Die Rückkehr des Krasheninnikow erinnert daran, wie lebendig und zugleich unberechenbar das vulkanische Erbe Kamtschatkas ist – und wie viel es dort noch zu entdecken gibt.