Tödliche Überschwemmungen und Erdrutsche in Mexiko infolge zweier Tropenstürme
Heftige Regenfälle im Südosten Mexikos haben in den vergangenen Tagen zu massiven Überschwemmungen und Erdrutschen geführt, bei denen nach Behördenangaben mindestens 41 Menschen ums Leben kamen. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Veracruz, Puebla und Hidalgo. Tausende Soldaten und Einsatzkräfte sind im Katastropheneinsatz, um verschüttete Straßen zu räumen, Evakuierungen durchzuführen und nach Vermissten zu suchen.
Ausgelöst wurden die Unwetter durch die beiden pazifischen Tropenstürme Priscilla und Raymond. Obwohl beide Systeme vor Erreichen des Festlands an Stärke verloren, transportierten sie gewaltige Mengen feuchter Luft in Richtung Osten. Diese trafen auf warme, feuchte Luftmassen aus dem Golf von Mexiko und sorgten über Tage hinweg für intensive Niederschläge. In Veracruz fielen zwischen dem 6. und 9. Oktober rund 540 Millimeter Regen, was mehr ist als sonst in einem durchschnittlichen Oktobermonat niedergeht.
Die geografische Lage der von den Überflutungen am schlimmsten betroffenen Region in Mexiko verstärkte die Auswirkungen der Niederschläge: Die Sierra Madre Oriental, eine Gebirgskette, die parallel zur Golfküste verläuft, zwingt feuchte Luftmassen zum Aufsteigen. Beim Abkühlen kondensiert die Feuchtigkeit und fällt als Starkregen – ein Phänomen, das Meteorologen als orographische Verstärkung bezeichnen. In den engen Tälern und an den steilen Hängen führten die Regenmassen zu zahlreichen Erdrutschen, die ganze Dörfer von der Außenwelt abschnitten.
Besonders dramatisch war die Lage in der Industriestadt Poza Rica, wo der Cazones-Fluss über die Ufer trat und mehrere Viertel bis zu vier Meter hoch unter Wasser setzte. Viele Häuser wurden zerstört, Straßen unpassierbar, Strom- und Telefonleitungen unterbrochen. Landesweit waren rund 320.000 Menschen von Stromausfällen betroffen.
Neben der Topografie trugen auch menschliche Faktoren zur Schwere der Katastrophe bei. In vielen Regionen wurden Hänge gerodet. Dadurch verlieren die Böden ihre Stabilität und können den massiven Wassermengen nicht standhalten. Auch die dichte Bebauung in den Flussniederungen erhöht das Risiko von Sturzfluten signifikant.
Klimaforscher warnen, dass solche Extremwetterereignisse in Mexiko künftig häufiger auftreten könnten. Steigende Meerestemperaturen im Pazifik und Atlantik begünstigen die Bildung tropischer Stürme, während veränderte Luftströmungen dafür sorgen, dass sie sich langsamer bewegen und länger über einer Region verharren. Das erhöht die Regenmengen und damit das Zerstörungspotenzial.