Vulkan Reventador bedroht wichtige Ölpipeline – Umweltgefahren im Amazonasgebiet nehmen zu
Der ecuadorianische Vulkan Reventador zeigt seit Mitte Oktober 2025 wieder verstärkte Aktivität. Laut dem Geophysikalischen Institut der Nationalen Polytechnischen Schule ereignen sich derzeit regelmäßig explosive Eruptionen, begleitet von Abgängen glühender Schuttlawinen, Lavaströmen, pyroklastischen Strömen und Ascheemissionen, die bis zu 3.500 Meter Höhe aufsteigen. Am 24. Oktober gab es eine VONA-Meldung der Stufe Orange, nachdem eine Aschewolke in westliche Richtung trieb.

Die eruptive Aktivität des seit 2002 daueraktiven Reventadors gefährdet kritische Energieinfrastruktur. Der Vulkan liegt in den östlichen Anden an der Grenze der Provinzen Napo und Sucumbíos – genau dort, wo die Trans-Ecuadorianische Pipeline (SOTE) sowie die Shushufindi–Quito-Pipeline verlaufen. Sie liegen etwa 10 Kilometer südlich des Vulkans und wurden in den 1970er Jahren fertiggestellt, zu einer Zeit, als der Reventador inaktiv war, weshalb man die Bedrohung durch den Vulkan offenbar nicht auf dem Radar hatte. Beide Leitungen transportieren täglich Hunderttausende Barrel Rohöl aus den Ölfeldern des ecuadorianischen Amazonasgebiets („Oriente“) in Richtung Pazifik.
Das staatliche Unternehmen Petroecuador hat deshalb angekündigt, als Vorsichtsmaßnahme Umgehungsstrecken für beide Pipelines zu bauen. Diese sollen die Sicherheit der Anlagen erhöhen und den Transport von etwa 330.000 Barrel pro Tag gewährleisten. Eine Verzögerung der Arbeiten könnte Einnahmeverluste von bis zu 20 Millionen US-Dollar täglich bedeuten. Erst kürzlich war der Betrieb der SOTE-Pipeline nach einer 23-tägigen Unterbrechung wieder aufgenommen worden.
Doch das Problem geht weit über die aktuelle Vulkanaktivität hinaus. Die Ölförderung im Oriente ist seit Jahrzehnten mit massiven Umwelt- und Sozialkonflikten verbunden. In der Region um Lago Agrio, Shushufindi und Coca kam es immer wieder zu Leckagen, Bodenverschmutzung und Ölunfällen, zuletzt 2020 nach einem Erdrutsch am Río Coca, bei dem Tausende Barrel Rohöl in den Amazonas gelangten.
Zudem führen die Pipelines und Zufahrtsstraßen zu einer fortschreitenden Abholzung des Regenwaldes und öffnen abgelegene Gebiete für illegale Rodung und Wilderei. Kritiker werfen Petroecuador und der Regierung vor, kurzfristige wirtschaftliche Interessen über den Schutz der sensiblen Ökosysteme und der indigenen Bevölkerung zu stellen.
Während der Reventador weiter Lava spuckt, wird deutlich, wie verletzlich Ecuadors Rohölinfrastruktur bleibt – nicht nur durch Naturgefahren, sondern auch durch ein seit Jahrzehnten ungelöstes Spannungsfeld zwischen Energieversorgung, Umweltzerstörung und sozialer Verantwortung.