Drohender Bergsturz im Wallis – Blatten im Lötschental vollständig evakuiert
Blatten, 21.05.2025 – In der Schweizer Alpenregion Wallis spitzt sich die Lage dramatisch zu: Wegen akuter Bergsturzgefahr ist das Dorf Blatten im Lötschental vollständig evakuiert worden. Rund 300 Einwohner mussten ihre Häuser verlassen und auch Touristen mussten gehen. Die Behörden beobachten die Situation mit Sorge, denn oberhalb des Dorfs und unterhalb des knapp 4.000 Meter hohen Bietschhorns, droht ein massiver Felsabbruch.

Bereits am Wochenende waren einzelne Häuser vorsorglich geräumt worden. Nun wurde das gesamte Dorf evakuiert, nachdem neue geologische Messungen eine deutliche Beschleunigung der Gesteinsbewegungen zeigten. Der betroffene Felssporn am Kleinen Nesthorn gilt als instabil, und es besteht die Gefahr, dass bis zu fünf Millionen Kubikmeter Gestein ins Tal stürzen könnten.
Es kam bereits zu kleineren Felsstürzen und Murgängen. Ihr Volumen belief sich auf 1,5 Millionen Kubikmeter. Die Geröllmassen kamen rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza auf zum Stillstand. Experten halten solche kleineren Abbrüche für ein günstigeres Szenario – sie könnten den Druck auf das instabile Gestein vermindern und einen plötzlichen Großabbruch verhindern. Dennoch könnten diese Abgänge die Katastrophe nur verzögern denn sie lagerten sich auf einem Eisfeld ab, das kollabieren könnte. Das Eisfeld gehört zum Birchgletscher, der sich mit einer Geschwindigkeit von 50 Zentimeter pro Tag bewegt, was deutlich schneller als sonst ist und ebenfalls auf Instabilitäten hindeutet.
Das Gebiet wurde mit modernster Messtechnik ausgestattet. Radarsysteme und Drohnen überwachen kontinuierlich die Veränderungen am Hang.
Neben den Einwohnern wurden auch Nutztiere aus dem Gefahrenbereich gebracht. Die Wanderwege in der Umgebung sind seit Tagen gesperrt, und die Zufahrtsstraße ins Lötschental wird regelmäßig kontrolliert.
Blatten liegt auf 1.540 Metern Höhe und ist das letzte Dorf im Lötschental. Die Region ist bekannt für ihre alpine Landschaft und touristischen Unterkünfte. Für die Bevölkerung ist die Situation belastend – viele wissen nicht, wann sie zurückkehren können. Die Behörden mahnen zur Geduld: Sicherheit gehe in jedem Fall vor. Die kommenden Tage werden entscheidend sein.
Vorgänge erinnern an einen Bergsturz im letzten Jahr
Die Vorgänge in Blatten erinnern stark an eine ähnliche Situation aus dem letzten Jahr, als in Brienz, einem kleinen Bergdorf im Kanton Graubünden, akute Felssturzgefahr bestand, in deren Folge es zu einer großangelegten Evakuierung kam. Damals drohten 2 Millionen Kubikmeter Gestein abzustürzen und das Dorf zu begraben. Der Felssturz kam am 15. Juni, doch er ging in eine andere Richtung ab und verschonte das Dorf.
Aufgrund des Klimawandels werden in vielen Gebirgsregionen Steilhänge destabilisiert, weil der Permafrost schmilzt. Eis und gefrorener Boden stabilisieren so manch einen ansonsten instabilen Hang. Zudem kann Wasser weiter in die Gesteinsklüfte eindringen, was im Winter Frostsprengung bedingt.