Äthiopien: Erdbebenserie geht weiter

Erdbebenserie im äthiopischen Afar-Dreieck hält an – Zwei Beben mit Mb 5,0

Datum 28.12.24 | Zeit: 07:43:14 UTC | Koordinaten:  9.180 ; 40.020 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

In Äthiopien kommt die Erde nicht zur Ruhe und es gab weitere Erdbeben im südlichen Afar-Dreieck, dort, wo sich am Awash das Riftvalley weitet und in die Depression der Danakil-Senke übergeht. Das jüngste Erdbeben mit einer Magnitude von 5,0 manifestierte sich heute Morgen um 07:43:14 UTC und hatte ein Epizentrum, das 33 km nördlich von Metahāra verortet wurde. Die Tiefe wurde wieder auf 10 Kilometer fixiert. Bereits gestern hatte es zwei weitere Erschütterungen der Magnituden 5,0 und 4,5 gegeben. Seit der Wiederaufnahme der Seismizität am 21. Dezember hat es 14 Beben mit Magnituden von 4,0 gegeben. Eines der Beben lag abseits des aktuellen Clusters und wurde auf der Verlängerung des Riftvalleys vor der eritreischen Küste im Roten Meer detektiert.

Der polnische Vulkanfotograf Thomas Lepich ist in der Awash-Gegend und am Mount Fentale unterwegs und postete Fotos von Straßenrissen, die durch die Erdbeben entstanden sind. Ob es aktuell wieder eine Bodenhebung gibt, wie sie im Oktober per InSAR festgestellt wurde, ist bis jetzt nicht geklärt.

Die Gegend wird nicht systematisch geophysikalisch überwacht. In einem Umkreis von 170 Kilometern soll es nur ein einziges Geophon geben. Daher werden nur stärkere Erdbeben mit einer Magnitude ab 4 registriert. Wir wissen definitiv nicht, wie viele schwächere Erdbeben es gibt. Andere Daten werden überhaupt nicht erhoben.

Die Erdbeben könnten mit einer Magmenintrusion in Verbindung stehen, aber auch rein tektonischer Natur sein, denn hier verläuft die divergente Naht zwischen dem afrikanischen Kontinent und der kleinen Somaliaplatte. Im Norden, wo das Rote Meer an die Gestade Afrikas mündet, befindet sich die Grenze zur Arabischen Platte. Eine Region, in der es Plattenbewegungen in unterschiedliche Richtungen gibt und wo ein neuer Ozean entstehen könnte.

Vulkan Fentale – Steckbrief

Äthiopischer Vulkan Fentale in der Awash-Region

Fentale (auch Fantale genannt) ist ein langgestreckter Stratovulkan am nördlichen Ende des Äthiopischen Hauptgrabens, der Teil des ostafrikanischen Rift Valley ist. Der Vulkan befindet sich an der südwestlichen Grenze der Danakil-Depression, einer tiefen geologischen Senke, die von extremer Hitze und vulkanischer Aktivität geprägt ist. Hier erhebt sich der Fentale gut 1200 m hoch, ausgehend von einer Hochebene auf 1000 m Höhe. Somit liegt der höchste Gipfel des Fentale auf gut 2100 Höhenmeter.

Fentale besteht hauptsächlich aus rhyolitischen Obsidianlavaströmen, begleitet von kleineren Tuffsteinvorkommen. Besonders markant ist die 2,5 x 4,5 km große elliptische Gipfelcaldera, Bei ihrer Entstehung entstanden verschweißte Pantellerit-Ablagerungen, die durch pyrokalstische Ströme gebildet wurden. Diese Caldera hat bis zu 500 m steil abfallende Wände und erstreckt sich in einer Westnordwest-Ostsüdost-Richtung, die senkrecht zum Äthiopischen Graben verläuft. Die nach der Caldera entstandenen Schlote orientieren sich entlang derselben Achse. Im Inneren der Caldera befinden sich Lavaströme aus Trachyt und Obsidian. Auf den Vulkanflanken gibt es frisch aussehende Lavaströme.

Über die Eruptionsgeschichte des Fentale ist nicht sehr viel bekannt. Die Gegend ist bis jetzt auch nur selten Gegenstand von Forschungsarbeiten gewesen.

Überliefert ist ein bedeutender Ausbruch im 13. Jahrhundert, der eine abessinische Stadt und eine Kirche zerstörte, die südlich des Vulkans liegen. Im Jahr 1820 n. Chr. brach Fentale erneut aus und es flossen basaltische Lavaströme aus einem 4 km langen Spalt an der Südflanke, wobei Lava auch den Boden der Caldera bedeckte.

In der jüngeren Vergangenheit gab es nahe dem Vulkan mehrere Schwarmbeben. Sie wurden in den Jahren 1981, 1989, 2001-02 und 2015 detektiert. Im September 2024 begann erneut eine Phase mit Schwarmbeben. Dabei traten mehrere Beben mit Magnituden im oberen Viererbereich auf, die bis in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zu spüren gewesen waren. Es entstanden geringer Sachschaden und Frakturen im Boden. Anfang Oktober kam es zu einer phreatischen Eruption in einem Thermalgebiet der Awash-Region. InSAR-Aufnahmen zeigten eine Bodendeformation in einem Gebiet nördlich des Fentale, die möglicherweise von einer Magmenintrusion verursacht wurde. Allerdings könnten auch andere Ereignisse wie Überflutungen die Geodaten beeinflusst haben, denn zu der Zeit gab es Flutwarnungen für die Region.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Erdbebenschwarms aus dem Jahr 2015 kamen zu dem Schluss, dass die Seismizität mit der Bildung eines magmatischen Gangs einherging, der durch das Eindringen rhyolithischer Schmelze zustande kam. Rhyolith ist eigentlich kein typisches Magma für die beginnende Afar-Senke, die von Basaltmagma dominiert wird. Eigentlich kann es sich hier nur um eine weit differenzierte Restschmelze aus Magmenkörpern früherer Eruptionen gehandelt haben.

Die vulkanische Aktivität ist eng mit den tektonischen Prozessen der Region verbunden, da der Vulkan an einem Hotspot im Bereich der kontinentalen Riftzone liegt. Hier weitet sich die Erdkruste kontinuierlich auf, was nicht nur den Fentale-Vulkan, sondern auch die vulkanische Aktivität in der gesamten Danakil-Depression beeinflusst.

Äthiopien: Weiteres Erdbeben bei Awash am 16.10.24

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Vulkanregion nahe Awash in Äthiopien

Datum 16.10.24 | Zeit: 20:11:29 UTC | Koordinaten: 9.197 ; 40.190 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Gestern Abend um 20:11:29 UTC ereignete sich ein weiteres moderates Erdbeben in der äthiopischen Awash-Region, nahe dem Vulkan Fentale, das auch von Bewohnern der Hauptstadt Addis Abeba gespürt wurde. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,6 und eine Tiefe von etwa 10 Kilometern. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Erdbebenherd flacher lag, da präzise Lokalisierungen in dieser seismologisch schlecht überwachten Region schwierig sind. Aufgrund dieser mangelnden Überwachung bleiben viele schwächere Beben unentdeckt, obwohl die Bevölkerung seit fast vier Wochen von anhaltenden Erdstößen in Unruhe versetzt wird. Berichten aus sozialen Medien zufolge gab es zahlreiche schwächere Erdbeben, und es wurden zunehmend Schäden an der Infrastruktur gemeldet. Jüngst wurde bekannt, dass eine wichtige Bahnstrecke in der Region beschädigt wurde, wodurch sich die Gleise absenkten und teilweise Betonschwellen brachen. Zudem kollabierten einige Hauswände, und es wurden Risse und Spalten im Boden dokumentiert. In der vergangenen Woche kam es in einem Thermalgebiet zu einer phreatischen Eruption. Die dort lebenden Afar rufen die Weltgemeinschaft auf, Wissenschaftler zu entsenden, um die Phänomene zu untersuchen.

Nach dem letzten Erdbeben am 13. Oktober generierten die Kollegen von Erdbebennews ein Satellitenbild mit InSAR-Daten und stellten eine Bodendeformationen in der Region fest. Der Boden hob sich möglicherweise um bis zu 30 Zentimeter, und das Muster der Farbringe erinnert stark an jene, die man von Hawaii oder Island kennt, wo sie während der Intrusion magmatischer Gänge entstehen. Allerdings wurde die Bodendeformation im Bereich des Awash-Nationalparks detektiert und dort lieg der Awash Fluss mit seinen Wasserfällen. Es ist nicht auszuschließen, dass es hier andere Einflüsse als eine Magmaintrusion gegeben haben könnte, die sich in den Farbringen des InSAR-Bildes widerspiegeln.

Wie ich bereits in meinem letzten Update zu diesem Phänomen schrieb, gab es in der Vergangenheit starke Schwarmbeben, die mit der Bildung solcher Gänge in Zusammenhang standen. Das Besondere hier: Solche Gangbildungen treten normalerweise in Gebieten auf, in denen Basalt gefördert wird. Untersuchungen ergaben jedoch, dass in dieser Region rhyolithisches Magma intrudiert sein könnte. Das Afardreieck, das sich im nördlichen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys öffnet, ist eigentlich eine Region, in der vorwiegend Basalt erwartet wird. Der Fentale scheint hier eine Ausnahme zu bilden: Der Stratovulkan wird von einer 5 Kilometer durchmessenden Caldera dominiert, die vor gut 2000 Jahren entstand. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vulkanen der Region ist er nicht nur effusiv, sondern auch explosiv aktiv. Zudem ist die Region tektonisch sehr aktiv, da hier die divergente Grenze zwischen der Somalischen Mikroplatte und der Afrikanischen Platte verläuft. Normalerweise werden an divergenten Plattengrenzen basaltische Schmelzen gefördert, die weniger zu Explosionen neigen.

Äthiopien: Phreatische Eruption nach Erdbeben am Vulkan Fentale

Phreatische Eruption nach Erdbeben in Äthiopien- Bevorstehender Vulkanausbruch befürchtet

Datum 13.10.24 | Zeit: 04:37:50 UTC | 8.795 ; 40.048 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

In der äthiopischen Awash-Region kommt die Erde nicht zur Ruhe und die Erdbebenserie, die bereits vor über 2 Wochen begann, setzte sich fort: Gestern Morgen gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 5,1, das weithin zu spüren gewesen war und sogar einmal mehr die Menschen in der Hauptstadtregion von Addis Abeba beunruhigte. Doch am schlimmsten wirkte sich der Erdstoß in Nähe des Epizentrums auf, das vom EMSC 19 km ostsüdöstlich von Metahāra verortet wurde. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 10 Kilometern angegeben, lag aber sehr wahrscheinlich flacher. Aufgrund unzureichenden Monitorings sind die Daten nicht zuverlässig, was sich auch in der Bestimmung der Magnitude widerspiegelt. Während das Beben beim GFZ mit M 5,1 angegeben ist, soll es laut Angaben des EMSC eine Magnitude von 4,6 gehabt haben.

Während weitere Angaben über etwaige Schäden an der spärlichen Infrastruktur der Gegend noch ausstehen, wurden inzwischen neue Fakten zu dem letzten stärkeren Erdstoß in der Region bekannt, der sich bereits am 7. Oktober zutrug und eine Magnitude von 5,3 hatte: Dieses Erdbeben verursachte Gebäudeschäden und ließ weitere Risse im Boden entstehen. Die spannendste Folgeerscheinung war aber eine phreatische Eruption, die sich nach dem Erdbeben in einer heißen Quelle manifestierte. Das scheint die Befürchtungen zu bestätigen, dass es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben infolge einer Magmenintrusion nahe dem Vulkan Fentale handelt.

Solche Erdbeben auslösende Magmenintrusionen gab es in der Gegend bereits öfters, z.B. im Jahr 2015. Mit Hilfe von InSAR-Aufnahme eruierten Wissenschaftler eine ausgeprägte Bodenhebung infolge einer Dykebildung. Spätere Untersuchungen, deren Ergebnisse in einer Studie im Jahr 2020 veröffentlicht wurden, zeigten, dass rhyolithische Schmelze in den Untergrund eingedrungen war. Zu einem Vulkanausbruch kam es damals allerdings nicht. Nichtsdestotrotz fürchten Anwohner der Gegend das nun sich Unheilvolles anbahnt und bitten Behörden und Wissenschaftler um Hilfe.