Starkes Erdbeben auf Island am 25.10.23

Erdbeben Mw 5,1 im Bereich des Bardarbunga

Datum 24.10.23 | Zeit: 22:19:46 UTC | Lokation: 64.716 ; -17.778 | Tiefe: 3 km | Mw 5,1

Heute scheint ein bewegender Tag auf Island zu sein, zumindest wenn man die Tektonik der Insel betrachtet. Das EMSC meldete gestern Abend um 22:19.46 UTC ein vergleichsweise starkes Erdbeben, das vom isländischen IMO registriert wurde. Es hatte eine Magnituden von 5,1 und manifestierte sich westlich des Gletschers Vatnajökull. Das Hypozentrum lag in 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 109 km süd-südöstlich von Akureyri verortet. Direkt beim IMO wird das Erdbeben ein wenig anders bewertet und brachte es demnach auf eine Magnitude von 4,9 und soll unter dem Nordrand des Gletschervulkans Bardarbunga gelegen haben. Wie auch immer, es war einer der stärksten Erdstöße auf Island, der seit einigen Monaten gemessen wurde, wobei es in letzter Zeit mehrere Erdbeben gab, die an der Spitze des Magnitudenbereichs liegen, der für Island typisch ist.

Erdbeben Mb 3,9 bei Grindavik auf Reykjanes

Natürlich mischt auch die Reykjanes-Halbinsel weiter im seismischen Geschehen Islands mit und präsentiert uns heute Morgen um 05:35 Uhr einen schönen Erdbebenschwarm, der sich wenige Kilometer nördlich von Grindavik zuträgt. Ein Kilometer nordwestlich der vulkanischen Erhebung Thorbjorn rappelte es mit einer Magnitude von 3,9. Der Erdbebenherd lag hier in 4,9 km Tiefe. Dieser Erdstoß ereignete sich im Rahmen eines Schwarmbebens, von dem auch die Region Fagradalsfjall betroffen ist. IMO registrierte hier in den letzten 48 Stunden 169 Erschütterungen. Viele befanden sich im Gebiet des magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Die Bodenhebung hält weiter an und erreichte letzte Woche ein Maximum von 40 mm an der Messstation GOHN. Seitdem ist der Trend rückläufig, was aber auch durch Messungenauigkeiten zustande kommen kann. Allerdings beobachtete man auch vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption 2021 ein gewisses Auf- und Ab der Bodenhebung. Am Thorbjorn wurde in den letzten Monaten keine Inflation festgestellt.

Apropos Bodenhebung: an der Askja scheint die Inflation nach 2 Jahren aufgehört zu haben und es bildet sich in den Messreihen ein Plateau aus. An der Messstation OLAC stagniert die Bodenhebung bei 66 cm.

Update 13:00 Uhr: Das Schwarmbeben unter Reykajnes hat sich weiter verstärkt. Es wurden 266 Erschütterungen registriert. Die meisten davon ereigneten sich in der Region um den Thorbjorn. Ein Beben hatte die Magnitude 4,5.

Erdbeben auf Island am 16.10.23

Ein weiterer Erdebenschwarm erschüttert Reykjanes

Heute ist ein unruhiger Tag auf Island, wenigstens in Bezug zur Seismizität: Ein weiterer starker Erdbebenschwarm erschüttert die Reykjanes-Halbinsel und den Fagradalsfjall. 200 Erdbeben wurden dort innerhalb von 48 Stunden detektiert. Die Beben konzentrieren sich auf den Vulkan und auf die Westspitze der Halbinsel, in der Nähe von Reykjanestá. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und es wurden nur 2 Erschütterungen im 2er-Bereich festgestellt. Die Hypozentren liegen oberhalb von 9 km und damit relativ flach, im Bereich des Fagradalsfjalls liegen sie in Tiefen, in denen sich auch der magmatische Gang befindet.

In diesem Zusammenhang erschien heute beim isländischen Sender RUV ein Interview mit der Geologin Kristín Jónsdóttir. Sie ist Leiterin für Naturgefahren beim Isländischen Meteorologischen Amt und empfahl Wanderern auf der Reykjanes-Halbinsel, vorsichtig zu sein, da es im Bereich des Vulkans eine starke Bodenhebung gebe und sich innerhalb von relativ kurzer Zeit ein neuer Vulkanausbruch ereignen könnte. Die Geologin gab als Zeitrahmen Wochen oder Monate an. Der Artikel war mit der Frage getitelt, ob es eine neue Eruption vor Weihnachten geben könnte. Die konkrete Antwort darauf blieb Kristín Jónsdóttir allerdings schuldig. Die Geowissenschaftler gehen auf jeden Fall davon aus, dass sich Magma unter dem Gebiet akkumuliert und dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption relativ groß ist. Im Prinzip bestätigt der Artikel meine Spekulationen darüber, dass sich ein Ausbruch schneller ereignen könnte, als es die Statistik in Bezug auf die Pausenintervalle nahelegt.

Der Boden hebt sich auf jeden Fall weiter. Der letzte Messpunkt zeigt einen niedrigeren Wert an, als die beiden Messpunkte vom Wochenende, die eine Hebung von 40 mm anzeigten. Die nächsten Tage werden zeigen, in welche Richtung der Trend geht. Ich tippe auf einen weiteren Anstieg.

Nicht nur unter Reykjanes bebte es, sondern auch in mehreren Bereichen Südislands, unter dem Vatnajökull und entlang der Störungszonen, die in die Tjönres-Fracture-Zone münden. Ein bewegter Tag auf Island!

Erdbeben auf Island am 15.10.23

Erdbeben unter Bardarbunga und Fagradalsfjall

Datum 14.10.23 | Zeit: 16:13:10 UTC | Lokation: 64.655 ; -17.523 | Tiefe: 5,9 km | Md 3,6

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 3,6. Es hatte ein Hypozentrum in knapp 6 km Tiefe, was für die Erdbeben der letzten Monate in dieser Region relativ tief ist. Das Epizentrum wurde 1,6 km nördlich der Caldera lokalisiert. Im Gebiet des Gletschers gab es auch mehrere schwache Erschütterungen, die meisten davon im Einzugsbereich des zweiten großen Vulkans unter dem Vatnajökull, gemeint ist der Grimsvötn. Vereinzelte Beben gab es auch im Bereich der Askja, die beim IMO ebenfalls in dem Kartenabschnitt des Vatnajökulls liegt. Insgesamt wurden im Kartenausschnitt 29 Erschütterungen festgestellt.

Seismisch wesentlich aktiver war die Region der Reykjanes-Halbinsel, wo man innerhalb von 48 Stunden 175 Beben feststellte. Viele der Erschütterungen manifestierten sich im Einzugsbereich des Fagradalsfjall und der nahe gelegenen Ortschaft Grindavik. Die beiden signifikantesten Schwärme folgen dem Verlauf der tektonischen Spalten, die eng mit den Eruptionsspalten auf Reykjanes assoziiert sind. Außerdem gibt es eine großflächige Bodendeformation. An der Messstation GOHN wird heute eine Bodenhebung von 37 mm angezeigt.

Die Vermutung liegt nahe, dass das aufsteigende Magma, das sich in ca. 10 km Tiefe unter dem Areal ansammelt, die Spannungen des Untergrunds erhöht und so die Erdbeben entlang der tektonischen Spalten auslöst. Bis jetzt kann man nicht mit Sicherheit sagen, wann und wo es einen weiteren Vulkanausbruch geben wird, doch ich halte die Wahrscheinlichkeit für recht groß, dass wir in den nächsten Monaten einen neuen Ausbruch am Fagradalsfjall erleben werden.

Eigentlich könnte jederzeit eine neue Gang-Intrusion stattfinden, bei der Magma bis in 5 km Tiefe aufsteigt, was für gewöhnlich zu starken Schwarmbeben führt und letztendlich in einer Eruption gipfelt.

Bodenhebung auf Island bestätigt – News vom 14.10.23

INSAR Aufnahmen bestätigen Bodenhebung auf Reykjanes

Die Erdbeben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen weiter und es gab neue Schwärme bei Reykjanestá, Fagradalsfjall und Krýsuvík. IMO zeigt aktuell 85 Beben in der Region an. Doch die eigentliche Meldung besteht darin, dass neue INSAR-Satellitendaten bestätigen, dass sich der Boden im Gebiet des Fagradalsfjalls um gut 3 cm angehoben hat. In der Karte wurden Satellitendaten zusammengefasst, die zwischen dem 7. August und dem 6. Oktober 2023 gesammelt worden sind. Bei den Daten handelt es sich um sehr genaue Radar-Distanzmessungen zwischen Satelliten und der Erdoberfläche, die kleinste Abweichungen feststellen können. Sie sind genauer als die üblichen GPS-Messungen und können ein größeres Gebiet unabhängig von Messstationen erfassen. Die Daten werden dann in einer Karte zusammengefasst, auf der Bodendeformationen farblich dargestellt werden. Man erkennt, dass von den Bodenhebungen ein recht großes Areal betroffen ist, das sich von der Südküste der Reykjanes-Halbinsel bis fast an die Nordküste erstreckt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Bodenhebung vor der Südküste noch Unterwasser fortsetzt. Das Zentrum des betroffenen Areals liegt im Nordwesten des Fagradalsfjalls, ungefähr dort, wo sich auch der Boden vor der letzten Eruption im Juli hob.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass die Bodenhebung durch Magma zustande kommt, das sich in ca. 10 km Tiefe akkumuliert, und halten es für wahrscheinlich, dass sich bald wieder ein magmatischer Gang in flacheren Bereichen der Erdkruste bilden wird. Wie immer kann man jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es dann auch wieder zu einer Eruption kommen wird – schließlich könnte der Gang auch in der Erdkruste stecken bleiben – doch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vulkanausbruchs wird als relativ hoch eingeschätzt.

Fagradalsfjall: Neue Bodenhebung im Oktober detektiert

Neue Messungen bestätigen Bodenhebung von 3 Zentimetern am Fagradalsfjall – Magmenakkumulation die Ursache

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bleibt die Lage äußerst spannend, auch wenn der Hype in den Mainstreammedien nachgelassen hat. Dennoch lohnt es sich, die Situation weiterhin im Auge zu behalten, da sich innerhalb von Wochen neue Vulkanausbrüche ereignen könnten.

Einer der potenziellen Ausbruchskandidaten ist der Fagradalsfjall, der von 2021 bis 2023 aktiv war und in den vergangenen Wochen wieder vermehrt seismische Aktivität zeigte. Es gab Erdbeben, die mit Erschütterungen im benachbarten Krýsuvík-System einhergingen. Ich hatte über eine Bodenhebung als Ursache für die Beben spekuliert und in diesem Zusammenhang das stark reduzierte GPS-Messsystem kritisiert: Ausgerechnet die wichtigste Messstation GONH, im Herzen des Fagradalsfjall-Komplexes, ist seit der letzten Eruption Mitte vergangenen Jahres offline. Allerdings stellte sich nun heraus, dass dies nur für die Öffentlichkeit gilt, denn in einem IMO-Update wurde heute ein Plot der Messstation veröffentlicht, der eine stark ansteigende Kurve zeigt. Seit Juli hat sich der Boden um gut 3 Zentimeter gehoben. Auch InSAR-Satellitenaufnahmen zeigen eine Bodenhebung, die ein recht großes Gebiet umfasst und sich bis weit in den Norden von Reykjanes erstreckt, bis in die Region um den Keilir. Diese vulkanische Erhebung war Endpunkt früherer Intrusionen und befindet sich am Rand des Gebiets, das für den neuen Regionalflughafen vorgesehen ist.

Laut IMO wird die Bodenhebung durch die Ansammlung von Magma in etwa 10 Kilometern Tiefe verursacht. Die Forscher vergleichen die Situation mit der vor den letzten Eruptionen des Fagradalsfjall und halten es für möglich, dass es erneut zu einer Intrusion und zur Bildung eines magmatischen Gangs kommen könnte. Auch ein Vulkanausbruch ist nicht ausgeschlossen. Ein Ausbruch könnte sich innerhalb von Wochen oder Monaten ereignen.

Ich frage mich, ob es zu einer gleichzeitigen Eruption am Fagradalsfjall und bei Sundhnúkur kommen könnte oder ob die Aktivität wieder zum Fagradalsfjall zurückverlagert wird, wie ich bereits früher spekuliert habe. Beide Ausbruchsorte werden von der gleichen Magmadomäne gespeist.

In der vergangenen Woche wurden auf der Reykjanes-Halbinsel etwa 520 Erdbeben registriert, und in dieser Woche sind es bereits mehr als 220. Zwei Erdbeben mit Magnituden über 3 wurden letzte Woche gemessen: eines mit M 3,3 westlich von Kleifarvatn und ein weiteres mit M 3,2 etwa 5 km nordöstlich von Grindavík. Vor den Eruptionen des Fagradalsfjall in den Jahren 2022 und 2023 wurden kurz vor den Ausbrüchen, als sich der Magmakorridor der Oberfläche näherte, Tausende von Erdbeben registriert.

Erdbeben auf Island am 05.10.23

Erdbeben M 4,7 unter isländischem Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 04.10.23 | Zeit: 16:11:57 UTC | Lokation: 64.626 ; -17.443 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,7

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde 4,3 km ost-südöstlich vom Bardarbunga lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Erschütterungen. Erdbeben dieser Stärke kommen unter Bardarbunga immer wieder vor und könnten vom Wiederaufladen des Vulkans stammen. Seit der Eruption von 2014 hebt sich der Boden der Caldera wieder langsam an. Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden um 30 mm. Es wird aber wahrscheinlich noch lange Zeit dauern, bis es am Bardarbunga wieder zu einem Ausbruch kommen wird.

Einige Erdbeben ereigneten sich auch im Bereich des Herdubreids. Hier wird ein Zusammenhang mit der Aktivität der Askja vermutet, an deren Tropf der Tafelvulkan hängt. Die Bodenhebung an der Askja ließ in den letzten Wochen signifikant nach und kam praktisch zum Stillstand. An der Messstation OLAC stagniert der Wert bei ca. 69 cm. Das heißt zwar nicht, dass die Gefahr eines Ausbruchs gebannt ist, aber die Wahrscheinlichkeit einer Eruption hat mit dem Stopp der Bodenhebung erst einmal abgenommen. Generell wurde hier innerhalb von 2 Jahren eine enorme Bodenhebung registriert, wie ich sie von keinem anderen Vulkan her kenne, sieht man einmal von der Beule am Mount St. Helens ab, die sich in den Wochen vor der Eruption auf der Vulkanflanke bildete. Man muss sich die Frage stellen, ob die Bodenhebung nicht durch Bradyseismos hervorgerufen wurde, so wie wir es von der Campi Flegrei und der Laguna del Maule her kennen.

Natürlich gab es auch weitere Erdbeben und der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es heute Morgen ein Erdbeben M 3,3 bei Krisuvik. M3.3 Insgesamt wurden im Bereich von Reykjanes innerhalb von 48 Stunden 60 Beben registriert. Einige auch unter dem Fagradalsfjall. Die Seismizität ist in den letzten Tagen aber deutlich niedriger, als es zuvor der Fall war. In der 39. Kalenderwoche wurden unter Island 1900 Erschütterungen detektiert, was der höchste Wert seit der letzten Eruption am Fagradalsfjall darstellt.

Erdbeben unter isländischer Reykjanes Halbinsel am 27.09.23

Anhaltender Erdbebenschwarm unter Reykjanes auf Island

Datum 26.09.23 | Zeit: 18:42:39 UTC | Lokation: 63.929 ; -21.99 | Tiefe: 6,5 km | Md 3,3

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel bebt es weiterhin. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 260 Erschütterungen. Die beiden stärksten Beben hatten die Magnituden 3,3 und 3,1. Sie manifestierten sich gestern Abend 6.0 km nordöstlich von Krýsuvík und 7,7 km west-nordwestlich von Grindavík. Sie lagen in 2 unterschiedlichen Erdbebenclustern. Ein dritter Bebenspot bildete sich bereits am Wochenende, 6 km westlich von Raufarhólshellir, wo die bekannte Lavahöhle liegt. Hier ist das Vulkansystem Bláfjöll von den Beben betroffen. Wir erleben ähnliche Bebenmuster wie vor den letzten Eruptionen am Fagradalsfjall, wo es überall bebte, nur nicht unbedingt dort, wo sich dann die Eruption etablierte. Besonders vor den ersten beiden Ausbrüchen sahen wir monatelang eine signifikant erhöhte Seismizität unter den verschiedensten Spalten- und Vulkansystemen auf Reykjanes. Vermutlich wurden sie durch geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund des Auf- und Abstiegs magmatischer Fluide verursacht.

Die Bodenhebung zeigt heute an den meisten Messstationen leicht rückläufige Werte, wobei man die Messergebnisse immer mitteln sollte. Der Trend zur Hebung bleibt aber bestehen. Der Wert an der Messstation ODDF fällt aus dem Rahmen: Dort machte der aktuelle Messpunkt einen Sprung um 20 mm nach oben. Die Messstation befindet sich im Gebiet des Bebens bei Krýsuvík und nicht weit vom letzten Eruptionszentrum entfernt.

Erdbeben gab es in den letzten Tagen aber nicht nur unter Reykjanes, sondern auch unter dem Vatnajökull. Dort waren die Vulkansysteme Grimsvötn und Bardarbunga betroffen. Unter dem Grimsvötn hob sich der Boden seit Mitte Juni um gut 30 mm. Der aktuelle Trend der Bodendeformation zeigt wieder eine leichte Subsidenz. Dennoch könnte sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten.

Im Bereich der Askja scheint es ruhiger geworden zu sein. Es werden nur wenige Erdbeben detektiert und die Bodenhebung pauseiert an den meisten Messstationen.

Insgesamt sind es unruhige Zeiten auf Island und es sieht so aus, als würden mehrere Vulkane aufladen, ohne dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen würde. Innerhalb der nächsten Monate könnte es aber zu einer Eruption kommen.

Erdbeben auf Island – News vom 20.09.23

Erdbeben bei den Vulkanen Thorbjörn und Skjaldbreiður

Heute Nacht gab es einen weiteren Erdbebenschwarm unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. IMO detektierte 103 Erschütterungen, die sich an verschiedenen Lokalitäten ereigneten. Einige Beben wurden nahe den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir festgestellt. Die Mehrzahl der Erdbeben manifestierte sich allerdings in einem Bereich, der 4 bis 5 km nördlich von Grindavik lag. Dort befindet sich der Thorbjörn-Vulkan, von dessen Gipfel man prima die Blaue Lagune sehen kann. Dieser Vulkan ist dem regelmäßigen Vnet-Leser kein Unbekannter, denn dort ereigneten sich in den letzten 3 Jahren oft Erdbebenschwärme, die man als Vorbereitung der Eruptionen am Fagradalsfjall ansehen kann. Viele dieser Erdbebenschwärme gingen mit Bodenhebungen einher, bevor sie dann Richtung Fagradalsfjall switchten. Aktuell geben die GPS-Daten aber diesbezüglich nichts her. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Beben Indikatoren für weitere vulkanische Tätigkeit auf Reykjanes sind, die bestimmt nur noch einige Monate auf sich warten lassen wird.

Weitere Erdbeben, die mit dem Vulkanismus auf Island in Zusammenhang stehen, manifestierten sich in den letzten Tagen am Schildvulkan Skjaldbreiður, der zum Langjökull-Vulkansystem gehört. Die erhöhte Seismizität hier begann im Juni dieses Jahres. Seitdem gab es mehr als 800 Erschütterungen und der isländische Professor Þorvaldur Þórðarson hält es für möglich, dass sich dort ein Vulkanausbruch zusammenbraut. Das stärkste Erdbeben der letzten Tage hatte eine (automatisch ermittelte und noch nicht bestätigte) Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Die Region um den Skjaldbreiðu sah in den letzten zehntausend Jahren 26 Eruptionen, was im isländischen Vergleich nicht viel ist. Dafür waren die Eruptionen stärker, als etwa auf Reykjanes. Das Vulkangebiet, zu dem Skjaldbreiður gehört, liegt auf einem 120 km langen Spaltensystem, das sich von Thingvellir bis unter den Langjökull erstreckt. Auch das Haukadalur mit den bekannten Geysiren Strokkur und dem Großen Geysir gehören zu diesem System.

Þorvaldur Þórðarson wurde wieder in einem Zeitungsartikel von MBL zitiert und der Vulkanologe gibt zu bedenken, dass es nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen der neuen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel und dem angrenzenden Gebiet um dem Skjaldbreiður gibt. Der Island-Mantelplume wäre stark genug um beide Vulkane gleichzeitig mit Schmelze zu versorgen.

Weiter Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 16.09.23

Weiterer Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island

Unter dem Isländischen Vulkan Fagradalsfjall gab es gestern einen weiteren Erdbebenschwarm. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 78 Beben. Die meisten Erschütterungen konzentrieren sich im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans und waren von geringer Magnitude. Die Hypozentren streuten grob in Tiefen zwischen 4 und 8 km, wobei es auch einige Ausreißer gab, die entweder flacher oder tiefer lagen. Die Daten sprechen dafür, dass die Beben im Zusammenhang mit dem magmatischen Gang stehen, der die letzten 3 Eruptionen auf Island mit Schmelze versorgte.

Gestern erschien bei MBL auch wieder ein Artikel, in dem der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort kam. Er meinte, dass die Bodenhebung in der Region weiter anhält und rechnet in den nächsten Monaten mit einer weiteren Eruption auf Reykjanes. Der Forscher hält es für gut möglich, dass sich das Eruptionszentrum dann weiter Richtung Osten verlagern könnte. Statistisch gesehen rechnet er im Juni nächsten Jahres mit einem Ausbruch, da sich das Pausenintervall der letzten beiden Eruptionen jeweils um einige Tage verkürzte. Zwischen dem ersten und dem zweiten Ausbruch sind 321 Tage vergangen und dann 318 Tage zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbruch. „Wenn sich dieses Muster fortsetzt, stehen wir irgendwann im Juni nächsten Jahres vor einem Ausbruch“, äußert sich Þorvaldur Þórðarson gegenüber MBL.

Östlich des Keilirs wurde eine Aufheizung des Bodens detektiert, worüber ich im letzten Update zu diesem Thema schon berichtete. Gestern wurde auf Youtube auch ein neues Drohnenvideo veröffentlicht, das Thermalaufnahmen zeigt, die diese Bodenerwärmung zu bestätigen scheinen. Allerdings muss man auch klarstellen, dass es auf Reykjanes mehrere Thermalgebiete gibt und warme Bodenstellen sollten auch ohne oberflächennahe Magmenintrusion keine Seltenheit sein.

In dem erwähnten Zeitungsartikel sprach der Vulkanologe auch über den Vulkan Katla, der ebenfalls Zeichen der Unruhe von sich gibt. Þorvaldur meint, dass der Vulkan innerhalb von 30 Jahren zu einer Eruption bereit sein könnte, vorausgesetzt, das Tempo der Aufladung ändert sich nicht. Das ist dann wesentlich länger, als andere Vulkanologen bereits vor Jahren postulierten.

Tatsächlich sehe ich aktuell unter der Katla eine stärkere Bodenhebung aus den IMO-GPS-Daten, als es am Fagradalsfjall ablesbar ist. Während sich an der Katla-Messstation AUST der Boden in den letzten 3 Monaten um gut 50 mm hob, erkennt man an der Fagradalsfjall-Messstation FEFC seit April eine Bodenhebung von knapp 30 mm. Anzumerken ist hier, dass es schon vor der Eruption im Juli zu einer Deflation kam und die Bodenhebung jetzt wieder so groß ist wie drei Wochen vor dem Ausbruch.