Island: Hohe Bebentätigkeit am 21. Mai

Starke Erdbebentätigkeit auf Island – auch Reykjaneshalbinsel betroffen

Reykjavik, 21.05.2025Auf Island wurden innerhalb von 48 Stunden 210 Erdbeben registriert. Die meisten verteilen sich auf vier Gebiete, die nicht nur für ihre tektonische Aktivität, sondern auch für ihre vulkanische Geschichte bekannt sind.

Erdbebenschwarm bei Sundhnúkur. © vafri.is

Gestern berichtete ich in meinem Artikel über die Bodenhebung bei Svartsengi noch von einer vergleichsweise geringen Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel, doch das hatte sich im Laufe des Nachmittags bereits geändert. Es begann ein Schwarmbeben entlang der Eruptionsspalte Sundhnúkur, das bis heute aktiv ist. Der Erdbebenschwarm besteht aus gut 40 schwachen Einzelbeben, die sich überwiegend entlang der Kraterreihe zwischen Sýlingarfell und Stóra-Skógfell ereigneten. Einige Beben traten jedoch auch nördlich von Grindavík auf.

Auch entlang anderer Spaltensysteme auf Reykjanes kam es zu Erschütterungen, unter anderem im Norden des Fagradalsfjall-Gebiets sowie im Hengill-System. Insgesamt wurden 78 Beben auf der Halbinsel registriert.

Die Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich unvermindert fort. Ihre Geschwindigkeit ist mit jener im September des vergangenen Jahres vergleichbar. Die Aufstiegsrate des Magmas dürfte bei etwa 4 Kubikmetern pro Sekunde liegen. Ich rechne mit einer neuen Eruption im Juli oder August, wobei es auch früher oder später losgehen könnte.

Das stärkste Beben der letzten Stunde ereignete sich jedoch nicht auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern weiter nördlich beim Grjótárvatn. Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in zehn Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 27 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet.




Der dritte Bebenschwerpunkt liegt weiterhin im Norden Islands, wo es östlich der vorgelagerten Insel Grímsey bebt. Entlang eines schmalen Segments der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ), dort, wo sie das submarine Vulkanfeld bei Grímsey durchzieht, ereigneten sich 97 Beben.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Erschütterungen im Bereich des Gletschers Vatnajökull. Dort wurden 13 Beben registriert – sie ereigneten sich am Herðubreið, an der Askja und an der Bárðarbunga.

Kurzfristig rechne ich in den drei zuletzt genannten Regionen nicht mit Eruptionen. Langfristig betrachtet könnten sich aber auch dort vulkanische Aktivitäten anbahnen.

Island: Status der Bodenhebung bei Svartsengi am 20. Mai

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – auch südlich des Fagradalsfjall deutlich erkennbare Hebung

Die Erdbebentätigkeit im Svartsengigebiet auf Reykjanes ist gegenüber dem Monatsanfang deutlich zurückgegangen. Ein Anzeichen dafür, dass die Nachwehen der Gangbildung und des Riftings vom Anfang April abgeklungen sind und sich der Boden beruhigt hat. Aktuell gibt es noch einige Beben am Südende des Gangs im Bereich von Thorbjörn und Grindavik, aber kaum noch Erschütterungen im Gebiet der Sundhnúkur-Kraterreihe. Auch am Fagradalsfjall hat die Seismizität nachgelassen. Das heißt aber nicht, dass der Magmenaufstieg gestoppt hätte, denn dieser verläuft weitestgehend still, ohne großartig Beben auszulösen. Die GNSS-Messungen zeigen aber, dass weiterhin Magma mit moderater Geschwindigkeit aufsteigt und den Boden anhebt. An der Messstation SENG sind so seit Anfang April, als die Eruption und Intrusion endete, 200 mm Hebung zusammengekommen. Im flachliegenden Magmenkörper sammelte sich bereits eine relevante Menge Magma an, und die Eruptionswahrscheinlichkeit nimmt zu.

Hebung südlich vom Fagradalsfjall liegt bei 60 mm

Auffällig ist, dass sich auch im Randbereich der Bodenhebungszone der Boden hebt und das in einigen Gebieten schneller als es vor den letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Hier stechen die Werte an der Messstation FEFC heraus, die südlich vom Fagradalsfjall liegt. Während der letzten Eruption kam es hier nicht zur Subsidenz, so dass sich seit Dezember 2024 der Boden kontinuierlich um 60 mm hob. Ich halte es für möglich, dass diese Hebung nicht auf den flach liegenden Magmenkörper bei Svartsengi zurückzuführen ist, sondern von einem kleineren Magmenkörper unter dem Süden von Fagradalsfjall herrühren könnte. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Hebung die Magmenakkumulation des tiefen Magmenkörpers widerspiegelt, dessen Zentrum ja unter Fagradalsfjall vermutet wird.

Betrachtet man die Hebung der Messstation an der Eldvörp-Kraterreiche westlich von Svartsengi, dann sieht man, dass sich hier fast wieder die Parität zur Bodenhebung eingestellt hat, wie sie vor der letzten Eruption war. Allerdings hatte sich der Boden hier während des Ausbruchs nicht soweit abgesenkt wie zuvor.




Bodenhebung nördlich der Blauen Lagune 

Nördlich der Blauen Lagune liegt noch die Messstation Nordan, an der die Parität bereits deutlich überschritten wurde. Netto kamen hier gut 130 mm Bodenhebung seit Anfang April zusammen.

Alles in allem sammelt sich unter einem vergleichsweise großen Areal auf Reykjanes Magma im Untergrund an und es gibt aus meiner Sicht keinen ersichtlichen Grund, warum die Eruptionsserie stoppen sollte. Bei anhaltender Hebegeschwindigkeit ist eine Eruption im Lauf des Sommers wahrscheinlich.

Apropos Sommer, dieser verspricht Wettertechnisch auf Island gut zu werden. Bereits in den letzten Tagen gab es rekordverdächtige Temperaturen und viel Sonnenschein.

Island: Status Bodenhebung und Erdbeben am 18. Mai

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island geht weiter – Erdbebenaktivität im Norden noch erhöht

Reykjavik, 18. Mai 2025Auf Island gibt es sowohl Erdbeben als auch Bodenhebung, nur nicht unbedingt am gleichen Ort. Die meisten Erdbeben gibt es nach wie vor an der Tjörnes-Fracture-Zone vor der Nordküste der Insel. Hier bebt es unter einem submarinen Vulkanfeld östlich der Insel Grimsey. Während IMO-Naturgefahrenexpertin Ingibjörg Andrea Bergþórsdóttir am 13. Mai in einem VISIR-Interview noch meinte, die Beben seien tektonischer Natur, gehen die Meinungen diesbezüglich inzwischen auseinander und mehrere isländische Geowissenschaftler schließen eine magmatische Ursache hinter der Bebentätigkeit nicht aus.

Meiner Erfahrung nach sind langanhaltende Erdbebenschwärme in Vulkangebieten zum größten Teil magmatisch bedingt. Selbst wenn sich die Erdbeben an Störungszonen ereignen, werden sie indirekt von Magma-Akkumulationen verursacht, indem sie Spannungen erzeugen, die die Störungszonen aktivieren. Wissenschaftliche Nachweise sind insbesondere bei submarinen Ereignissen schwierig. Wenn sie erbracht werden, dann oft erst im Rahmen von Studienarbeiten, die Monate oder Jahre nach dem Ereignis veröffentlicht werden.

In den letzten 48 Stunden wurden an der TFZ gut 200 Beben registriert. Unter Gesamtisland waren es 293. 47 der übrigen Erschütterungen manifestierten sich unter der Reykjanes-Halbinsel, wo gegenüber den letzten Tagen die Seismizität wieder zunahm. Man könnte meinen, dass es sich umgekehrt proportional zur Abnahme der Seismizität entlang der TFZ verhält, denn als dort der seismische Schwarm voll im Gange war, wurden auf Reykjanes nur sehr wenige Erschütterungen detektiert. Möglich, dass die Beben im Norden die Registrierung der Erschütterungen im Süden stören.

Zunahme der Bodenhebung auf Reykjanes

Nicht nur die Erdbeben haben auf Reykjanes wieder zugenommen, sondern auch die Bodenhebung bei Svartsengi, wobei ich davon ausgehe, dass sich diese nicht abgeschwächt hatte, sondern nur die Messdaten ungenau waren, wie häufig um den Voll- und Neumond herum. Wahrscheinlich bewirken die Gezeitenkräfte dann Bahnabweichungen der Satelliten, die mittels GPS ihre Entfernung zum Untergrund auf den Millimeter genau messen. Weichen die Satelliten etwas von ihrer üblichen Bahn ab, schlägt sich das in entsprechenden Messungenauigkeiten nieder. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Bodenhebung geht auf etwa gleichbleibendem Niveau weiter und nähert sich der 200-mm-Marke an. Gemessen seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai.

Island: Hauptstadtregion mit neuer Realität konfrontiert

Neue Realität für die Hauptstadtregion diagnostiziert – Vorbereitungen auf Vulkanausbrüche bei Reykjavik laufen

Die Erdbebentätigkeit auf Island konzentriert sich seit dem Wochenanfang auf den Norden der Insel, wo es im Bereich der TFZ zu einem starken Schwarmbeben gekommen ist. Bis zum Morgen gab es mehr als 1400 Erschütterungen. Langsam klingt die Aktivität aber ab.

Mit dem Beginn der Erdbeben vor der Nordküste ging die Seismizität im Süden Islands zurück. Ob es da einen Zusammenhang gibt oder ob es sich um eine Zufälligkeit gehandelt hat, ist ungeklärt. Die meisten Seismologen würden wohl sagen, dass es keinen Zusammenhang gibt.

Auf der Reykjaneshalbinsel gab es innerhalb von 48 Stunden 30 Erdbeben. Nicht nur die Erdbebentätigkeit hat nachgelassen, sondern auch die Bodenhebung. Einige Messungen zeigen sogar einen kompletten Stillstand der Hebung an, doch ich gehe noch davon aus, dass es sich um die bekannten Schwankungen der Messgenauigkeiten handelt, und würde nicht gleich Entwarnung geben. Die Messungen der nächsten Tage werden zeigen, ob sich die Heberate tatsächlich signifikant verändert hat.




Neue Gefahreneinschätzung für die Hauptstadtregion

Einer neuen wissenschaftlichen Gefahreneinschätzung nach zu urteilen, sieht es nach einer allgemeinen Entwarnung für die Reykjaneshalbinsel nicht aus – im Gegenteil: Jón Viðar Matthíasson, Leiter des Katastrophenschutzkomitees, meinte gestern gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV, dass man sogar in der Hauptstadtregion vor einer neuen Realität stehe und Kommunen und Bürger aufgefordert seien, sich auf Vulkanausbrüche nahe oder sogar in Reykjavik vorzubereiten.

Der Katastrophenschutzausschuss warnt vor erheblichen Risiken durch Lavaströme, Erdbeben, Gasausbrüche und Ascheregen. Besonders betroffen könnten südliche Stadtteile wie Vellir in Hafnarfjörður sein. Experten schließen jedoch nicht aus, dass Lava bei Ausbrüchen der Vulkansysteme Brennisteinsfjöll oder Krýsuvík sogar bis in nördlichere Teile der Hauptstadtregion vordringt – etwa ins Elliðaárdalur-Tal in Reykjavík.

Die Behörden warnen auch vor tektonischen Verwerfungen, die mitten durch bebaute Gebiete verlaufen – darunter Urriðaholt in Garðabær, der Osten von Kópavogur sowie Grafarholt in Reykjavík. Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und Geothermieanlagen sind möglich. Auch Evakuierungen innerhalb der Region werden im Ernstfall in Betracht gezogen.

Aktivitätsphasen auf Reykjanes liefen nach dem gleichen Muster ab

Zu diesem Schluss gelangten die Experten durch weitere Untersuchungen historischer Eruptionen auf Reykjanes. Sie bestätigten, dass die Aktivitätsphasen auf Reykjanes immer nach einem ähnlichen Muster abliefen und sich innerhalb von einigen Jahrzehnten sämtliche großen Spaltensysteme der Halbinsel aktivierten. Neben den bereits ausgebrochenen Spaltentsystemen von Fagradalsfjall und Svartsengi gab es auch Eruptionen und Erdbeben bei Eldvörp und Hengill. Auch schwere Erdbeben bis Magnitude 6,5 sind möglich – besonders auf Reykjanes und in Südisland.

Der Katastrophenschutzausschuss betont die Bedeutung von Vorbereitung und hat bereits mit der Ausbildung kommunaler Notfallteams begonnen. Ziel ist es, im Ernstfall rasch reagieren zu können – und vor allem: vorbereitet zu sein.

Island: Erdbeben Md 5,0 an der TFZ

Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island intensiviert – Stärkste Erdbeben Md 5,0

Datum: 14.05.2025 | Zeit: 05:20:49 UTC | Koordinaten: 66.547 ; -17.715 | Tiefe: 13,5 km | Md 5,0

Der Erdbebenschwarm nördlich von Island, der gestern begonnen hat, setzt sich heute nach einer temporären Abschwächung fort und brachte sogar das stärkste Beben des Schwarms hervor. Die Magnitudenangaben schwanken ein wenig und wurden beim IMO mit 5,0 angegeben. Beim EMSC kommt das Beben auf eine Magnitude von 4,6. Der Erdstoß war in weiten Teilen von Nordisland zu spüren gewesen.

Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 13,5 Kilometern. Das Epizentrum wurde 13 Kilometer östlich von Grimsey verortet, also in etwa dort, wo sich das submarine Vulkanfeld befindet. Allerdings befindet sich dort auch das Skjalfandadjup-Becken, bei dem es sich tektonisch betrachtet um einen Graben handelt, an dessen Randstörungen es durchaus zu Erdbeben kommen kann. Daher ist es momentan noch unklar, ob es sich um rein tektonische Erdbeben handelt oder ob Magma seine glühenden Finger im Spiel hat. Letzteres halte ich aufgrund der Tiefe der Erdbeben für durchaus möglich, denn die Beben ereignen sich in einer Zone unter der festen Erdkruste, an der Magma versuchen könnte, aufzusteigen, um in die Erdkruste einzudringen. Dass bereits ein submariner Vulkanausbruch begonnen hat, halte ich für wenig wahrscheinlich.

Das Erdbeben ereigne sich im gleichen Gebiet wie das Erdbeben der letzten Nacht mit einer Magnitude von 4,7. Obwohl in den IMO-Tabellen bis jetzt „nur“ knapp 500 Beben angezeigt werden, teilten die Vulkanologen mit, dass bis heute Morgen um 6:00 Uhr weit über 700 Erschütterungen auftraten.

In der gleichen IMO-Erklärung heißt es, dass die Beben rein tektonischer Natur seien und nichts mit Magmenbewegungen zu tun hätten. Ein Statement, das ich so nicht unterschreiben würde, da bei ähnlichen Ereignissen vor einigen Jahren Ähnliches behauptet wurde, man später aber doch einräumen musste, dass wohl Magma die treibende Kraft hinter den Ereignissen war. Ganz so wie wir es in den letzten Monaten bei zahlreichen starken Schwarmbeben sahen, die sich entlang tektonischer Gräben manifestierten. Ich denke da an Santorin und die Beben bei Awash in Äthiopien und natürlich auch bei den Rifting-Ereignissen auf Reykjanes. Hier scheint es einen tieferen Zusammenhang zu geben, der von den Wissenschaftlern noch nicht hinlänglich verstanden wurde. Natürlich ist das auch ein typisches Henne-Ei-Problem: Was war zuerst da, die tektonischen – meist divergenten – Bewegungen der Erdkruste oder das Magma?

Update: Die Magnitude wurde auf 4,9 korrigiert.

Island: Erdbeben Mb 4,7 an der TFZ

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,7 löst im Norden Islands Erdbebenschwarm aus – TFZ betroffen

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 04:02:03 UTC | Koordinaten: 66.571 ; -17.670 | Tiefe: 12 km | Mb 4,7

Vor der Nordküste von Island manifestierte sich heute Morgen um 04:02:03 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,7. Der Erdbebenherd befand sich in 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 Kilometer östlich der kleinen Insel Grímsey verortet. Das Beben wurde von den Bewohnern Nordislands deutlich wahrgenommen. Ein weiteres potenziell spürbares Beben hatte die Magnitude 3,6. Der Erdstoß löste einen Nachbebenschwarm aus, der bis jetzt aus fast 170 Einzelbeben besteht. 

Das Beben ereignet sich an der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ), einem wohlbekannten Störungssystem im Norden von Island, das den Übergang zwischen dem isländischen Riftsystem und die Fortsetzung des Mittelatlantischen Rückens bildet, der nördlich von Island als Kolbeinsey-Rücken bekannt ist. Die Störungen markieren die divergente Plattengrenze zwischen Europa und Nordamerika, wobei die meisten Störungen der TFZ als Transformstörungen angelegt sind, obgleich es auch hier eine Dehnungszone gibt. Die TFZ kompensiert die Versätze zwischen den Riftzonen und dem Kolbeinsey-Rücken.

Entlang der TFZ kam es in den letzten Jahren häufiger zu starken Schwarmbeben, die auch mit Magmaintrusionen verbunden waren. Seitdem im Jahr 2020 die Aktivität bei Reykjanes im Süden Islands anzog, sind starke Erdbebenschwärme an der TFZ seltener geworden.

Vulkanische und magmatische Aktivität an der TFZ im Norden von Island

Mit der Tjörnes-Fracture-Zone sind zwei submarine Vulkansysteme assoziiert: Es gibt submarine Vulkane bei der Insel Grímsey, etwa dort, wo es heute bebt. Hier gab es die oben erwähnten Magmaintrusionen. Tatsächlich wurde 1867/ 68 im südöstlichen Teil des Spaltensystems eine submarine Eruption beobachtet. Sie ereignete sich nördlich der Insel Manareyjar vor der Nordküste Islands entlang des Manareyjar-Rückens. Aktuell gibt es aber keine Hinweise auf einen Unterwasservulkanausbruch.

Weiter nördlich entlang des Kolbeinsey-Rückens ereignete sich zudem ein Erdbeben Mb 3,4. Das Epizentrum lag 224 km nördlich von Siglufjörður. Ob es einen Zusammenhang mit dem Erdbebenschwarm gibt, ist ungewiss.

Island: Erdbeben Mb 3,1 am Herdubreid

Erdbeben Mb 3,1 erschüttert Herdubreid – Erdbeben auch unter Askja

Unter dem isländischen Tafelvulkan Herdubreid manifestierte sich heute Morgen um 09:36 UTC ein spürbares Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 4,8 Kilometern unter der Nordflanke des Vulkans, der sich während der Eiszeit unter dem Eis gebildet hat und deswegen ein flaches Plateau anstatt einen Gipfel hat. Dem Hauptbeben folgten 10 schwächere Nachbeben im gleichen Areal. Unter der Askja-Caldera gab es eine Erschütterung Md 1,5.

Herdubreid und Askja bilden ein Vulkansystem, wobei Askja der Zentralvulkan ist. Erdbeben im Bereich vom Herdubreid sind nicht ungewöhnlich, doch im Norden des Vulkans bebt es weniger häufig. In den letzten Jahren gab es südöstlich des Tafelvulkans immer wieder Schwarmbeben, die möglicherweise mit einer Magmenintrusion einhergingen.

Bodenhebung der Askja stagniert bei 81 cm

Im September 2012 setzte auch eine erhöhte Seismizität unter der Askja ein, die mit einem schnellen Bodenanstieg einherging. Bis zum letzten Jahr hielt sie mehr oder weniger stark an, doch seit März wird eine Stagnation der Hebung registriert. Insgesamt hob sich der Boden seit 2021 um 820 mm. Eine beachtliche Bodendeformation, die durch das Eindringen von magmatischen Fluiden in den flachen Untergrund der Caldera hervorgerufen wurde.

Die Schmelze im Magmenkörper differenziert nun: Sie kühlt langsam ab und es bilden sich Kristalle, die zum Boden des Magmenkörpers absinken. Bei den ablaufenden chemischen Reaktionen entsteht oft Wärme, so dass sich der Prozess über lange Zeit hinziehen kann. Dabei verändert die Restschmelze ihren Chemismus und ihre Viskosität. Sie wird zäher und weniger fließfähig, wodurch das Risiko explosiver Eruptionen steigt. Während der Differentiation werden auch volatile Komponenten freigesetzt und es kommt zur Gasbildung, was den Druck im Magmenkörper erhöht. So besteht auch ohne weitere Inflation ein Ausbruchsrisiko. Dieses steigt signifikant, wenn es zum Aufstieg frischer Schmelze kommt, da das frische Magma mit der Restschmelze interagieren kann.

Erdbeben in anderen Teilen Islands

Generell wurden unter Island in den letzten Tagen nur wenige Erdbeben registriert, was u.a. dem schlechten Wetter im Süden der Insel geschuldet sein könnte. Heute scheint es aber etwas weniger windig zu sein und es werden wieder vermehrt Erdbeben unter der Reykjanes-Halbinsel festgestellt, insbesondere in Grindavik am Südende des magmatischen Gangs bebte es öfter. Die Bodenhebung bei Svartsengi hält an, wobei es zu Variationen in der Hebegeschwindigkeit bzw. in der Messgenauigkeit kommt.

Nördlich des Grjotarvatn bei Snaefellnes manifestierte sich ein Schwarmbeben, das bis jetzt aus 11 Einzelbeben besteht. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,1.

Island: Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich fort

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island geht weiter – Vulkanausbruch im Sommer wahrscheinlich

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiterhin mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit: Aktuell beträgt sie 4-5 mm pro Tag und zeigt keine nachhaltige Tendenz zur Verlangsamung. Im Gegenteil: Nachdem die Hebung Mitte April zunächst etwas zurückging, nahm die Geschwindigkeit gegen Ende des Monats wieder zu.

Seit dem Ende der letzten Eruption bzw. Intrusion Anfang April hat sich der Boden um etwa 180 mm gehoben – gemessen an der Station SKSH östlich von Svartsengi. Der Schwerpunkt des Magmenaufstiegs scheint sich dorthin verlagert zu haben. An der Station SENG beim Geothermalkraftwerk beträgt die Hebung knapp 170 mm. Sollte die aktuelle Geschwindigkeit anhalten, wird das voreruptionelle Hebungsniveau voraussichtlich in der zweiten Juniwoche erreicht. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch deutlich. Bei den meisten bisherigen Eruptionen musste das frühere Hebungsniveau um etwa ein Drittel überschritten werden, bevor es zu einer Eruption kam – eine erneute Aktivität in der zweiten Julihälfte erscheint daher möglich, vorausgesetzt, der Magmazustrom in das Magmenreservoir unter Svartsengi verlangsamt sich nicht signifikant.

Die isländischen Vulkanologen scheinen allerdings eine andere Einschätzung zu vertreten. Laut einem Bericht von MBL äußerte sich das isländische Wetteramt (IMO) gestern dahingehend, dass sich der nächste Ausbruch bis in den Herbst verschieben könnte. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson sagte Ende April, dass eine Eruption im August möglich sei, rechnet jedoch eher damit, dass die Aktivität ganz zum Erliegen kommt. Es scheint, als würden hier weniger aktuelle Messdaten interpretiert als vielmehr Parallelen zur Eruptionsserie am Krafla-Vulkan gezogen. Solche Erfahrungen lassen sich allerdings nicht 1:1 auf andere Vulkansysteme übertragen – dafür sind die beteiligten Variablen zu vielfältig.

Mögliche Aktivierung weiterer Spaltensysteme auf Reykjanes

Es mehren sich auch Hinweise darauf, dass in den kommenden Monaten oder Jahren weitere Spaltensysteme auf der Reykjanes-Halbinsel aktiv werden könnten. Betrachtet man die akkumulierte seismische Energie in verschiedenen Regionen, zeigen sich in den benachbarten Systemen inzwischen steigende Tendenzen. Zudem dokumentierten neue Aufnahmen einer Unterwasserdrohne im Kleifarvatn (Krysúvik-System) eindrucksvolle Entgasungen. Sie deuten darauf hin, dass sich auch dort ein aktiver Magmenkörper befinden könnte, der magmatische Fluide bis zur Oberfläche aufsteigen lässt.

Bardarbunga: Calderaboden hebt sich schnell

Mobile Radaranlage mit Blick auf den Bardarbunga im Jahr 2014. © Marc Szeglat

Schnelle Inflation am Bardarbunga: Neue Messungen sollen Klarheit bringen

Gestern berichtete ich über das Erdbeben M 4,8, das den Bardarbunga am Abend des 5. Mai erschütterte. Die Magnitude des Bebens wurde nach einer manuellen Überprüfung auf M 5,3 hochgestuft, womit es sich in den Reigen der starken Erdbeben unter der Caldera einreiht. Dem Hauptbeben folgen gut 20 schwächere Erdstöße. 

Wie es der Zufall so will, hielt sich der Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson von der Universität Island zur Zeit des Erdbebens am Bardarbunga auf und führte am Vulkan Schwerkraftmessungen durch. Magnús geht der Fragestellung nach, wie schnell sich das Magma unter dem Vulkan akkumuliert, und will die Heberate des Calderabodens genau ermitteln. Da sich der Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull befindet, sind direkte Messungen der Hebegeschwindigkeit schwierig, da man eine mehrere Hundert Meter mächtige Eisschicht zwischen sich und der Caldera hat. Da das Eis eine Eigendynamik hat, kann man aus der Hebung des Eises die Hebung des Calderabodens mit Messungen an der Oberfläche nicht exakt bestimmen.

Bisherige Messungen ergaben, dass sich der Calderaboden mit einer Rate von 2–3 Metern pro Jahr hebt, was eine sehr imposante Heberate darstellt. Bei der großen Holuhraun-Eruption in den Jahren 2014–15 kam es zu einer Subsidenz des Bodens von mehr als 60 Metern. Gut ein Drittel der Senkung wurde durch die Hebung, die kurz nach der Eruption einsetzte, bereits wieder kompensiert. Damals traten nördlich des Gletschers 1,1 Kubikkilometer Lava aus und kreierten das größte Lavafeld auf Island seit der Laki-Eruption 1783.

Der Bardarbunga zählt zu den aktivsten und mächtigsten Vulkanzentren des Landes. Gemeinsam mit Katla, Hekla und Grímsvötn ist er für rund 80 Prozent aller Ausbrüche in Island in den letzten Jahrhunderten verantwortlich. Die Eruptionen am Bardarbunga finden für gewöhnlich nicht im Bereich der Caldera statt, sondern aus Eruptionsspalten, die sich in einiger Entfernung zum Gletscher öffnen. Das Magma bahnt sich seinen Weg durch unterirdisch verlaufende magmatische Gänge, so wie wir es in den letzten Monaten auch von der Reykjaneshalbinsel her kennen.




Mit ersten Ergebnissen der aktuellen Schwerkraftmessungen wird innerhalb der nächsten zwei Wochen gerechnet. Die Vulkanologen blicken gespannt auf die Daten – und auf das, was sie über die Zukunft des Bardarbunga verraten könnten. Allerdings werden sich keine genauen Prognosen zum Zeitpunkt der nächsten Eruption anstellen lassen. Bislang ist unklar, ob sie wieder so viel Magma wie vor der Eruption 2014 ansammeln muss, damit es zu einem weiteren Ausbruch kommt, oder ob dieser auch bei einem geringeren Druck starten kann.