Island: Erdbeben an der Katla

Erdbebenserie unter der Außenflanke der Katla

Heute Nacht manifestierte sich im Bereich des subglazialen Vulkans Katla eine Erdbebenserie, die aus neun Einzelbeben bestand. Die Magnituden lagen zwischen 0,9 und 1,4. Die Hypozentren befanden sich in einer Tiefe von weniger als 5 Kilometern. Das Besondere an diesem kleinen Schwarm ist, dass sich die Beben nicht unter der Caldera ereigneten, sondern unter der südwestlichen Flanke nahe der Basis des Vulkans, der vom Gletscher Mýrdalsjökull bedeckt ist. Die Beben reihen sich überwiegend wie Perlen auf einer Schnur auf und folgen dem Verlauf der Gletscherzunge Sólheimajökull. Würden die Beben flacher liegen, würde ich sie als Indiz für einen sich anbahnenden Gletscherlauf interpretieren, doch dafür sind sie zu tief gewesen. Ich kann mich nicht daran erinnern, in diesem Areal schon vergleichbare Beben gesehen zu haben. Darüber hinaus gab es einige Beben im Bereich der Caldera sowie bei der weiter nordwestlich gelegenen Hekla. Ob es sich um tektonische Erschütterungen handelte oder ob magmatische Fluide ihre Finger im Spiel hatten, ist ungewiss.




Doch diese Bebenserie war nicht die einzige, die Island in den letzten 48 Stunden erschütterte. Insgesamt wurden unter der größten vulkanischen Insel der Welt mehr als 100 Beben verzeichnet. Auffällig sind dabei die anhaltenden Beben unter einem weiteren Gletscher, der gleich mehrere Vulkane bedeckt: dem Vatnajökull. Hier gab es 24 Beben, die meisten davon im Bereich der Bárðarbunga-Caldera.

Beben gab es auch an der beginnenden Snæfellsnes-Halbinsel, nahe Grjótarvatn, gut 20 Kilometer von Borgarnes entfernt. Der stärkste Erdstoß erreichte hier eine Magnitude von 2,7.

Natürlich bebte es ebenfalls im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, wobei sich die meisten Beben auf das Krýsuvík-System konzentrierten. Einige Beben ereigneten sich auch vor der Küste bei Reykjanestá und am Fagradalsfjall.

Eisdämme könnten Flüsse im Süden blockieren

Neben Vulkanen und Erdbeben gibt es auf Island weitere Naturgewalten, die aktuell für Schlagzeilen sorgen. Dabei handelt es sich nicht um vulkanisch bedingte Luftverschmutzung, sondern um sich aufschiebende Eismassen in den Flüssen Ölfusá und Hvítá im Süden der Insel. Diese Eisdämme blockieren oft Brücken und lassen die Flusspegel ansteigen, sodass es zu Überschwemmungen kommen kann. Das Isländische Meteorologische Institut (IMO) warnt davor, dass die Dämme mindestens bis zur nächsten Woche bestehen bleiben könnten, da erst dann wärmeres Wetter erwartet wird.

Island: Fluktuationen der Eruption No 7

Intensität der Eruption fluktuiert – Stärkere Pulse bei gestiegenem Tremor

Die siebte Eruption entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auf Island geht weiter und ist weitestgehend auf dem Vortagesniveau stabil, wobei der Tremor leicht gestiegen ist. Auf der Livecam konnte man heute Nacht aber einige Fluktuationen in Form von stärkeren Lavapulsen beobachten. Hierbei intensivierte sich nicht nur die Aktivität des einzigen verbliebenen dauerhaft tätigen Schlotes, sondern es stimmte noch ein zweiter Schlot mit ein. Um beide Schlote haben sich in den letzten Tagen bereits Schlackenkegel gebildet. Betrachtet man die Aufnahmen genau, dann erkennt man, dass es aus einem dritten Schlot während dieser Pulse schwaches Lavaspattering gab. Die Pulse bewirkten nicht nur, dass mehr glühende Tephra ausgestoßen wurde, denn die kleinen Lavafontänen speisten Lavaströme, deren Aktivität sich natürlich dann ebenfalls intensivierte. Es sind zeitweise zwei Lavaströme unterwegs gewesen, die in Richtung Osten und Südosten flossen und fließen. Der Lavastrom in westlicher Richtung ist weiterhin inaktiv, so dass die Betreiber der Blauen Lagune vorerst durchatmen können.

Das Thermalresort Blaue Lagune hatte Anfang der Woche vollmundig verkündet, heute wieder die Tore für Besucher öffnen zu wollen, doch davon habe ich nichts mehr gehört. Aufgrund der verschütteten Zufahrtswege und des Parkplatzes dürfte man diesbezüglich noch länger geschlossen haben. Vielleicht wird man aber Touristen mit Bussen ankarren, sobald die Straße repariert ist, was auf Island ja selten länger als 2 Wochen dauert.

Ein Problem stellt die starke Luftverschmutzung mit vulkanischen Gasen dar. Die Schwefeldioxid-Konzentrationen sind in dem Svartsengi-Areal erhöht und werden in Abhängigkeit von der Windrichtung mal in Richtung Grindavik geweht und mal auf die Hauptstadtregion oder Keflavik zu. Natürlich stellt die Luftverschmutzung auch ein Problem für die Einsatzkräfte vor Ort dar und ich kann mir gut vorstellen, dass Grenzwerte deutlich überschritten werden. Besonders die Bulldozerfahrer, die direkt am Lavastrom eingesetzt werden, sollten hiervon betroffen sein.

Die Messdaten zur Bodendeformation zeigen, dass die Subsidenz gestoppt hat, und deuten sogar wieder eine leichte Hebung an. Es wurden zwar keine aktuellen Zahlen zur Förderrate der Lava veröffentlicht, aber was man von den Livecamaufnahmen und der Thermalstrahlung ableiten kann, müsste noch mehr als 5 Kubikmeter pro Sekunde gefördert werden. Sollte sich ein höherer Wert bestätigen, dann wäre das ein Indiz für meine These, dass die Eruption aus 2 Quellen gespeist wird. Natürlich könnte sich auch der Zustrom von Magma in das Reservoir unter Svartsengi verstärkt haben. In den letzten Monaten betrug dieser ca. 5 Kubikmeter pro Sekunde.

Island: Eruption geht am 28.11.2024 weiter

Vulkanausbruch auf Island hält an – Gasverschmutzung in der Hauptstadtregion möglich

Eine Woche nach Eruptionsbeginn geht der Vulkanausbruch auf Island weiter. Anhand der Livecambilder lässt sich sagen, dass die Eruption auf ähnlichem Niveau der letzten zwei Tage weitergeht:

Es ist weiterhin ein einzelner Krater östlich von Stóra-Skógfell aktiv. In ihm kocht ein kleiner Lavasee, von dem kontinuierlich glühende Tephra aufsteigt und der einen Lavastrom speist, der aus einer Bresche in der Kraterwand in östlicher Richtung fließt. Dort befindet sich der Fagradalsfjall, der bis zum Frühsommer letzten Jahres aktiv war.

Im Bereich von Svartsengi hat sich die Bodensenkung verlangsamt und erste GPS-Daten deuten darauf hin, dass es wieder eine geringfügige Bodenhebung geben könnte. Das würde bedeuten, dass aus der Tiefe mehr Magma in das Speichersystem unter dem Vulkan aufsteigt, als am Krater eruptiert wird. Es könnte aber auch sein, dass es zwei voneinander unabhängige Prozesse gibt und dass die Eruption aus zwei unterschiedlichen Quellen gespeist wird: So könnte ein Teil des Magmas direkt aus dem Speichersystem aufsteigen, das sich für die Bodenhebung verantwortlich zeigt, und ein anderer Teil könnte aus einem flacher liegenden Gang oder Sill kommen. In diesem Fall könnte mehr Lava eruptiert werden, als in der Tiefe in den Magmenkörper aufsteigt.

Wie IMO berichtet, gab es gestern Südwestwinde, die die vulkanischen Gase in Richtung Nordosten wehten und somit auf die Hauptstadtregion zu. Für Reykjavik wurde eine entsprechende Warnung über Gasverschmutzung der Atemluft ausgegeben. Außerdem wurde die Luftqualität durch Moosbrände zusätzlich beeinträchtigt.

Die Gefahrenbewertung für das Eruptionsgebiet wurde gestern ebenfalls angepasst und für Svartsengi und Grindavik um eine Stufe reduziert. Es bestehen aber noch erhebliche Risiken für die Gesundheit, insbesondere infolge der Luftverschmutzung.

Schadensbegrenzungen unter Volldampf

Unterdessen gehen die Arbeiten an den Schutzanlagen von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune unter Volldampf weiter und auch ein neuer Strommast wurde errichtet. Er trägt wichtige Stromleitungen auf gut 450 m Länge. Dem nicht genug, begann man bereits gestern Nachmittag damit, eine neue 600 m lange Piste über den im Inneren teilweise noch glühenden Lavastrom zu bauen. Es ist bereits das vierte Mal, dass dieser Straßenabschnitt vom Grindavíkurvegur repariert wird. Diesmal will man einen Schlenker im Straßenverlauf einbauen. Ein Stück der ursprünglichen Straße soll dann als Parkplatz und Aussichtspunkt für Vulkanspotter dienen. Ob man dann von hier aus näher ans Eruptionsgeschehen vordringen darf, ist noch offen. Bis jetzt gibt es keine Zugangsgenehmigung für Touristen.

Island: Lavastrom fließt nach Osten

Satellitenaufnahme vom 24. November zeigt den Lavastrom an der Blauen Lagune auf Island. © NASA-Earth-Observatory

Eruption auf Island ist stabil – Lavastrom fließt überwiegend nach Osten

In den letzten 2 Tagen hat sich die Eruption auf Island nicht mehr wesentlich abgeschwächt und ist weitestgehend konstant, was sich auch in der Seitwärtsbewegung des Tremors widerspiegelt. Es ist nur noch ein Schlot aktiv, um den sich ein Schlackenkegel bildete. Bei diesem Schlot handelt es sich um den nördlichsten der drei Aufstiegskanäle, auf die sich die Tätigkeit nach den ersten 24 Stunden des Ausbruchs beschränkte. Er liegt unmittelbar östlich von Stóra-Skógfell. Der größte Teil der Lava aus diesem Schlot fließt in östliche Richtung zum Fagradalsfjall und nicht mehr nach Westen, wie es in den letzten Tagen der Fall war. Somit sind die Blaue Lagune und das Geothermalkraftwerk erstmal außer Gefahr. Da man aber nicht ausschließen kann, dass die Lava wieder ihre Richtung ändert, oder unterirdisch weiterfließt, ist man vor Ort noch mit dem Ausbau der Schutzanlagen beschäftigt. Bilder zeigen, dass man das Wasser zum Kühlen des Lavastroms dem Vorbecken der Blauen Lagune entnommen hatte, dessen Wasserspiegel signifikant gesunken ist.

IMO bestätigt in einem Update, dass mit der sinkenden Förderrate der letzten Tage auch die Bodenabsenkung im Bereich von Svartsengi zurückgegangen ist. Ob sich jedoch bereits eine erneute Hebung abzeichnet, kann nicht eindeutig gesagt werden, auch wenn aktuelle GPS-Messungen leichte Anzeichen dafür zeigen. Da die täglichen Veränderungen minimal sind, lassen sich aus einzelnen Datenpunkten keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Stattdessen müssen Trends über mehrere Tage hinweg beobachtet werden. Bei den letzten beiden Eruptionen reduzierte sich die Absenkung über eine Woche hinweg allmählich, bevor eine erneute Hebung messbar wurde. Daher könnten bis zu einer Woche zusätzlicher Messungen notwendig sein, um festzustellen, ob die Hebung und Magmaansammlung unter Svartsengi wieder eingesetzt haben. Ich gehe einmal davon aus, dass dem so ist und uns die eruptive Tätigkeit noch eine Weile erhalten bleiben wird, wobei eine Verlagerung der Aktivität nicht ausgeschlossen werden kann.

Satellitenbild zeigt aktuelle Situation auf Island

Das Bild zeigt eine Satellitenaufnahme vom 24. November, als der Lavastrom bis zur Blauen Lagune vorgedrungen war. Bereits zu diesem Zeitpunkt floss die Lava auch in Richtung Osten und damit zum Fuß des Fagradalsfjall. Von dort aus sollte man die Eruption ganz gut sehen können. Grindavik liegt im Süden an der Küste. Sehr schön zu erkennen ist die schwarze Lava, die bei der letzten Eruption an den Wällen entlang floss, die die Stadt umgeben. Man muss ganz klar sagen: Ohne die Schutzmaßnahmen wären Grindavik, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune nun Geschichte. Ein bis jetzt erfolgreiches Beispiel im Kampf Mensch versus Lava.

Island: Eruption länger kraftvoll

Eruption auf Island ist noch stärker als bei den vorherigen Ausbrüchen nach 6 Tagen

Der Vulkan auf der Sundhnukur-Kraterreihe auf Island verliert diesmal langsamer an Kraft, als es bei den 6 vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen war. Zwar nahm die Eruptionsstärke in den vergangenen Tagen deutlich ab, aber die Abschwächung verlief langsamer als gewohnt. Wobei von Gewöhnung bei einem Naturphänomen wie einem Vulkanausbruch zu sprechen, kann ganz schön gefährlich sein, denn jeder Ausbruch verläuft individuell.




Auf den Webcams sieht man, dass nur noch ein neu gebildeter Kraterkegel aktiv ist: Kontinuierliches Lavaspattering eruptiert Lava mehrere Zehnermeter hoch und Lava strömt aus einer Bresche im Krater. Was wir nicht sehen, ist, dass (zumindest bis gestern) Lava unterirdisch durch Tunnel fließt, die im Bereich der Blauen Lagune austritt und dort den Lavastrom immer dicker werden lässt. Das geht aus einem Interview hervor, das MBL gestern mit Benedikt Gunnar Ófeigsson, Leiter der Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, führte. Benedikt meinte, dass der aktuelle Vulkanausbruch zwar während seiner Initialphase schwächer als die vorangegangenen war, aber dafür länger große Lavamengen ausstieß, so dass vor allem der Lavastrom im Westen so weit vordringen konnte, wie noch nie in dieser Eruptionsserie. Meiner Meinung nach liegt das auch ein wenig daran, dass die vorherigen Lavaströme den Weg geebnet haben und Vertiefungen im Gelände auffüllten, so dass der Strom wie auf einer Autobahn schneller und weiter vorankommt als zuvor.

Bis am späten Abend arbeiteten Einsatzkräfte im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune daran, Lava zu kühlen, Schutzdämme zu verstärken und die Strom- und Wasserleitungen zu reparieren, die beim ersten Lavavorstoß zerstört worden waren. Offenbar klappt das auf Island, ohne von bürokratischen Prozessen und rigorosen Arbeitsschutzmaßnahmen ausgebremst zu werden. Bei uns in Deutschland wäre so etwas undenkbar. Schon alleine, weil die Grenzwerte in Bezug auf die Schwefeldioxidkonzentrationen so nahe an einem aktiven Lavastrom unter Garantie überschritten werden.

Einen kleinen Lichtblick gibt es für die tapferen Isländer dennoch, denn auf dem Diagramm zur Bodendeformation zeichnet sich eine Trendwende ab: Auch wenn es für eine endgültige Lageeinschätzung zu früh ist, sieht es so aus, als wäre der Lavaausstoß zurückgegangen und als würde mehr Magma in der Tiefe aufsteigen, so dass sich der Boden wieder anfängt zu heben. Das bedingt natürlich eine schlechte Langfristprognose, wenigstens aus Sicht der Isländer.

Island: Nordlichter über dem Vulkanausbruch

Lava, Licht und Wasser am Vulkan auf Island – Nur noch ein Krater aktiv

Gestern Abend ließ die Stärke der Eruption weiter nach, stabilisierte sich nachts dann aber auf einem Niveau, das den Vulkanausbruch unter Umständen tage- oder wochenlang aufrechterhalten kann. Eigentlich der richtige Zeitpunkt, um das Naturschauspiel der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Nacht zuvor war davon allerdings noch keine Rede, denn die Einsatzkräfte pickten wieder einige allzu Schaulustige aus dem Gelände. In der Nacht auf Montag mussten die Touristen allerdings nicht so nahe an die Sundhnúkur-Eruptionsspalte heran, um auf ihre Kosten zu kommen, denn über dem Nachthimmel auf Reykjanes tanzten grüne Nordlichter, die ein fantastisches Lichtspiel im Wettstreit mit dem Rot des Vulkanausbruchs erzeugten. Die Nordlichter waren so intensiv, dass man sie sogar auf der Afar-TV-Webcam sehen konnte.

Neben Lava und Licht spielte gestern auch Wasser eine große Rolle am Vulkan, denn man hatte damit angefangen, Wasser auf die Lava zu pumpen, die sich immer noch bei der Blauen Lagune akkumulierte. Da sich der Lavastrom nicht mehr in der Länge ausbreitete, wuchs er in die Höhe und wurde immer dicker, so dass er über die Schutzwälle hinauszuwachsen drohte.

Im Bereich der Strommasten, die in den ersten Stunden der Eruption zerstört wurden, akkumulierte sich der Lavastrom auf eine Mächtigkeit von mehr als 8 Metern. Für heute wurde geplant, mit der Reparatur der Stromleitungen anzufangen, da die Aktivität abgenommen hat. Vor allem will man die neuen Strommasten höher als zuvor bauen, damit die Hitze neuer Lavaströme die Kabel nicht verschmoren kann.

Die Einschätzung, dass der Vulkanausbruch unter Umständen wieder mehrere Wochen dauern könnte, teilt auch Kristín Jónsdóttir – Abteilungsleiterin des Departments für Vulkanologie, Seismologie und Bodendeformationen des Isländischen Wetteramtes – und sprach in einem Interview darüber. Zudem meinte sie, dass der Zustrom von Magma unter Svartsengi stabil zu sein scheint. Tatsächlich flacht sich die Subsidenzkurve weiter ab, aber es wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe aufsteigt. Wir können uns erst sicher sein, dass der Magmenzustrom in der Tiefe weiter anhält, wenn eine neue Bodenhebung detektiert wird. In diesem Fall wird wahrscheinlich im Frühjahr eine weitere Eruption folgen. Es kann aber auch sein, dass das aktuelle Eruptionsmuster mal durchbrochen wird und an einer anderen Stelle eine Spalte aktiv wird. Bis jetzt gibt es darauf allerdings keine Hinweise.

Island: Eruptionsstärke nimmt ab

Vulkanausbruch der Sundhnúkur-Kraterreihe bleibt aktiv – Lavaausstoß nimmt ab

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am 4. Tag der Eruption weiter, allerdings hat die Stärke der Eruption in den frühen Morgenstunden sichtlich nachgelassen. Dabei folgt der Ausbruch in etwas dem, was wir in den vorangegangenen Eruptionen gesehen haben: Die Tätigkeit beschränkt sich zunehmend auf wenige Schlote, um die Schlackenkegel wachsen. Durch Breschen in diesen Kegeln fließen Lavaströme, die von kleinen Fontänen gespeist werden. Aktuell sieht man nur noch Lava aus zwei dieser neu gebildeten Kegel spritzen, wobei die stärkste Aktivität aus dem Kegel stattfindet, den ich gestern noch als Spaltensegment bezeichnet habe.

Die Subsidenz verläuft nicht mehr ganz so schnell wie in den ersten Tagen und die Kurve der GPS-Daten flacht langsam weiter ab. Allerdings wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe als Magma aufsteigt. Bis jetzt gibt es aber keinen Grund zur Annahme, dass sich in der Tiefe unter Svartsengi etwas geändert hat und keine neue Schmelze aus großen Tiefen mehr aufsteigt. Doch Klarheit darüber werden wir erst erlangen, wenn sich wieder eine Bodenhebung einstellt.

Gestern war der westliche Lavastrom noch aktiver, als ich zunächst dachte: die Lava drang mittags noch bis auf Höhe der Blauen Lagune vor und erhöhte den Lavastrom, so dass man vor Ort auch die Befestigungsanlagen weiter verstärken musste. Man traf Vorbereitungen, um wieder Wasser auf die Lava zu pumpen, um den Lavastrom abzukühlen und an seiner weiteren Expansion in Richtung Süden zu hindern.

Ärger gab es nicht nur mit der Lava, sondern auch wieder mit allzu neugierigen Touristen, die sich dem Eruptionsgebiet annähern wollten und von der Polizei aus dem Sperrgebiet geleitet wurden.

Ein weiteres Ärgernis stellte die Luftverschmutzung dar, die gestern Abend in Grindavik groß war, als der Wind die Vulkangase dorthin wehte. Vor allem die Schwefeldioxid-Konzentration erreichte ein Niveau, das gesundheitsgefährdend ist. IMO gab eine Warnung aus und empfahl den Menschen, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und Klimaanlagen auszuschalten und Fenster geschlossen zu halten.

Island: Der Vulkanausbruch am 23.11.24

Vulkanausbruch auf Island hält an – noch 2 Spaltensegmente aktiv

Auf Island geht der Vulkanausbruch weiter, allerdings hat er sich über Nacht weiter abgeschwächt. Heute Morgen sind noch längliche zwei Segmente der Eruptionsspalte aktiv, während es gestern noch drei waren. Ich spreche hier von Segmenten, weil sie eine gewisse Längserstreckung haben und nicht so richtig kraterförmig sind. Man kann davon ausgehen, dass sich die Aktivität in den nächsten Tagen auf einzelne Förderschlote im Bereich der Segmente beschränken wird und dann klassische Schlackenkegel wachsen. Der Tremor hat übrigens weiter nachgelassen.

Die Förderrate ist ebenfalls zurückgegangen und auf den Livestreams sieht es momentan nicht danach aus, als wäre der Lavastrom an der Blauen Lagune noch sonderlich aktiv. In einem IMO-Statement von gestern Nachmittag heißt es, dass der Vormarsch der Lavafront an einem natürlichen Hindernis stoppte, dafür aber die Dicke des Stroms zunahm. Ein Rückstau könnte den Lavastrom so weit verdicken, dass er die Schutzwälle irgendwann überragt. Die Förderrate nahm aber bereits gestern deutlich ab, so dass sich der Strom nur langsam vergrößerte. Bei einer weiteren Abnahme wird der Bereich des Lavastroms westlich der Straße nach Grindavik vermutlich bald ganz stagnieren. IMO nannte auch erste Zahlen: so sollen in den ersten Stunden der Eruption gut 10 Millionen Kubikmeter Lava gefördert sein. Deutlich weniger als bei der letzten Eruption.

Tatsächlich kommunizierte die Verwaltung des Resorts der Blaue Lagune, dass man eine Wiedereröffnung für den 29. November plant. Der Polizeichef in Suðurnes -Úlfar Lúðvíksson- meinte gestern in einem RUV-Interview allerdings, dass es erhebliche Sicherheitsbedenken gäbe, den Zugang zur Blauen Lagune freizugeben, da es erhebliche Zerstörungen an der Infrastruktur der Zufahrtswege und der Stromversorgung gegeben habe. Mehr als 350 Parkplätze sind unter der Lava verschwunden. Außerdem appellierte er an Neugierige, sich dem Eruptionsgebiet nicht zu nähern. Pläne, dieses für Touristen freizugeben, gibt es momentan nicht. Mehrere Vulkanspotter wurden inzwischen von Polizei und anderen Einsatzkräften im Sperrgebiet ertappt und aus dem Gelände geleitet. Der isländische Tourismusverband würde es hingegen begrüßen, wenn man ein Aussichtsareal schaffen würde, von dem aus Besucher den Ausbruch beobachten könnten.

Livecams und Daten findet ihr unter dem Link.

Island: Der Vulkanausbruch am Mittag des 22.11.2024

Vulkanausbruch auf Island hält an – Lavafront verlangsamte sich

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel geht der Vulkanausbruch im Svartsengigebiet weiter und es sind 3 Aufstiegskanäle aktiv. Gegenüber heute Morgen hat sich die Breite des größten Kanals bzw. Spaltensegments aber verringert.

Die GPS-Messdaten zeigen, dass die Hauptphase der Eruption vorbei ist und sich die Subsidenz deutlich abflacht, der Lavaausstoß also nachlässt und sich langsam ein Gleichgewicht zwischen Lavaausstoß und Aufstieg aus größerer Tiefe einstellt. Betrachtet man in den Charts zu den GPS-Messungen nicht nur den vertikalen Versatz, sondern auch den horizontalen in nördlicher Richtung, dann sieht man, dass es bei den letzten Ausbrüchen hier eine Veränderung gab, die auf einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch hindeuten könnte.

Inzwischen hat sich auch IMO-Deformationsspezialist zu den Geschehnissen geäußert. Gegenüber VL meinte er, dass die Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs diesmal viel schwächer waren als vor den letzten Eruptionen. Zudem wurde etwa nur etwa halb so viel Lava ausgestoßen wie bei der letzten Eruption. Genauere Daten sollen folgen. Zugleich drang die Lava in dieser Eruptionsserie noch nie so weit nach Westen vor wie diesmal. Die Lavafront bewegte sich auch noch heute Vormittag vorwärts, allerdings mit deutlich geringerer Geschwindigkeit als gestern Abend noch. Sie schreitet oder vielmehr kriecht mit einer Rate von 100 m/pro Stunde voran.

Bereits gestern meldete sich Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson via dem Magazin Visir zu Wort. Er ist weiterhin der Überzeugung, dass die Aktivitätsphase an der Sundhnukagigar bald enden wird. Das hatte er im Frühjahr bereits für den Spätsommer prognostiziert. Jetzt geht er davon aus, dass das Mitte nächsten Jahres der Fall sein wird. Auf welcher wissenschaftlichen Basis seine These fußt, bleibt er schuldig. Der Forscher hatte schon so manche Prognose zum Eruptionsgeschehen abgegeben, die nicht eintrat. Unter anderem meinte er, die Aktivität würde sich weiter nach Westen verlagern, was bislang ebenfalls nicht eintrat. Naja, irgendwann hat er alle möglichen Szenarien als Prognose durchgespielt und wird mal einen Zufallstreffer landen. Wissenschaft sieht für mich allerdings anders aus!