Krascheninnikow: Vulkanausbruch im Naturreservat

Aschewolken am Krascheninnikow. © Elizaveta Sandalova

Krascheninnikow ist weiterhin aktiv und fördert Aschewolken bis auf 6000 m Höhe – Vulkanausbruch lockt Touristen an.

Der Krascheninnikow, der gestern überraschend aus seiner 560 Jahre währenden Ruhe erwachte und einen mittelstarken Vulkanausbruch erzeugte, bleibt auch heute aktiv und fördert Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6000 m. Laut dem VAAC Tokio wurde die Aschewolke in südöstlicher Richtung geweht und zieht über das Meer, weshalb es nur in der unbewohnten Küstenregion zu Ascheregen kommt.

Eruptionsspalte auf der Nordflanke. © Natalia Akbirova

Der Vulkanausbruch mauserte sich schnell zur Touristenattraktion, denn der Krascheninnikow liegt in einem der bedeutendsten Naturschutzgebiete Kamtschatkas, das zudem als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt ist: dem Kronozki-Naturschutzgebiet. Die Region umfasst nicht nur den großen See Kronozkoje, sondern ist auch für ihre beeindruckende Natur mit Tundralandschaften, Lärchenwäldern, Flusstälern und einer ausgeprägten Vulkanlandschaft bekannt, deren dominierendes Element der Kronozki-Vulkan ist. Er wird aufgrund seiner symmetrischen Kegelform gerne mit dem Fuji in Japan verglichen. In den letzten Jahren erfreut sich das Gebiet wachsender Beliebtheit bei Naturtouristen.

Der Ausbruch wurde von Wissenschaftlern des Naturparks beobachtet und dokumentiert, die sich zu Forschungszwecken in der Nähe des Vulkans aufhielten. Trotz Ascheregens in der Kronozki-Bogatschewskaja-Tundra blieb der Betrieb im Schutzgebiet unbeeinträchtigt und der Park bleibt geöffnet. Besucher können den Ausbruch aus sicherer Entfernung beobachten und dabei die unberührte Natur des Schutzgebiets erleben. Laut Behörden besteht derzeit keine Gefahr für Mensch oder Tier.

Laut russischen Medienberichten hielt sich die Forschergruppe um Inspektor W. N. Wlasenko bereits seit mehreren Tagen in der Region auf. Sie sagten, dass sich der Krascheninnikow ruhig verhielt und keine erkennbaren Anzeichen einer bevorstehenden Eruption zeigte. Dennoch ist es möglich, dass sich der Vulkan bereits in einem Aufheizstadium befand, bevor das starke Erdbeben vom Mittwoch die Eruption vermutlich triggerte. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einem extrem schnellen Magmenaufstieg aus der Tiefe kam.




Beim Krascheninnikow handelt es sich um ein Doppelvulkansystem, das sich aus einer Caldera erhebt. Der nördliche dieser Vulkane ist ausgebrochen. Der Krater dieses Kegels ist ein gutes Stück tiefer gelegen als der des Südkegel und erhebt sich seinerseits aus einem calderaartigen Krater, aus dem der Hauptteil der Eruption stattfindet. Außerdem bildete sich an der Nordflanke des Kegels ein Riss, aus dem ebenfalls Asche ausgestoßen wurde.

In der Region liegt auch der Vulkan Kizimen, der zwischen 2011 und 2013 aktiv war. Damals versuchte ich den Feuerberg während einer meiner Kamtschatka-Expeditionen zu erreichen, scheiterte aber an einer extrem tiefen Furt kurz vor dem Vulkan.

Krascheninnikow: Vulkanausbruch nach Erdbeben

Eruption am Krascheninnikow. © Artem Sheldovitsky

Vulkan Krascheninnikow ist überraschend ausgebrochen – Megathrust-Erdbeben triggerte vermutlich die Eruption

Auf der russischen Halbinsel Kamtschtka ist gestern Abend der Vulkan Krascheninnikow überraschend ausgebrochen – nach gut 560 Jahren der Ruhe. Das VAAC Tokio brachte gestern Abend um 19:15 Uhr UTC die erste VONA-Meldung zu diesem Vulkan heraus, nach der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m aufgestiegen ist und nach Osten driftete. Es folgte 3 weitere Meldungen aus denen ersichtlich wird, dass der Vulkan seine Aktivität steigerte: Um 06:00 UTC erreichte die Vulkanasche eine Höhe von gut 9700 m Höhe über dem Meeresspiegel.

Krascheninnikow © Artem Sheldovitsky

Selbst die Vulkanologen der Russischen Akademie der Wissenschaften vermuten, dass die Eruption des bisher unauffälligen Vulkans durch die Starken Erdbeben vor der Südostküste Kamtschatkas ausgelöst worden sein könnten. gegenüber der Presse äußerte sich die Leiterin von KVERT -Olga Girina- dass es der erste dokumentierte Ausbruch des Krascheninnikow-Vulkans seit fast 600 Jahren sei und sieht einen Zusammenhang mit dem Erdbeben Mw 8,8, das sich am Mittwoch ereignete.

Die These, dass Vulkanausbrüche durch weiter entfernte tektonische Erdbeben größerer Magnituden verursacht werden können, geht eigentlich davon aus, dass das nur bei Vulkanen möglich ist, die sowieso aufgeladen sind und früher oder später vermutlich auch ohne ein auslösendes Erdbeben ausgebrochen wären. Insofern kann man es als ungewöhnlich betrachten, dass der Vulkan so spontan ausbrach, was mich an die Vorgänge des Vulkans Chaiten in Chile erinnert, der im Jahr 2008 nach Jahrtausenden der Ruhe überraschend katastrophal eruptierte.

Der Krascheninnikow-Vulkan selbst erreicht eine Höhe von 1.856 Metern. Der letzte bekannte Ausbruch ereignete sich laut russischen Berichten im Jahr 1463. Das GVP schreibt hingegen um 1550. Es handelt sich um eine Caldera in der sich zwei miteinander verwachsene Stratovulkane mit je einen Krater gebildet haben.




Der Vulkan liegt nahe der Ostküste und ca. 180 Kilometer nördlich des Erdbebengebiets, dass sich vor der Küste der Regionalhauptstadt Kamtschatkas ereignete. In gut 80 Kilometer Entfernung des Krascheninnikow liegt der Vulkan Karymsky, der noch im Frühjahr eruptierte. Die zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas befindet sich 140 Kilometer nördlich. Hier liegt der Klyuchevskoy, der direkt auf das Erdbeben reagierte und wenige Stunden später seine eruptive Aktivität steigerte.

Die Erdbebentätigkeit vor der Südostküste Kamtschatkas ist noch nicht vorbei: Immer noch kommt es zu teils starken Erdbeben. Heute manifestierte sich eins mit der Magnitude 6,7 nahe der Südspitze Kamtschatkas.