Island: VOG verteilt sich über die Insel

Stimmungsvolles Bild der Eruption auf Island von Hagafell aus aufgenommen. © MBL-Livecam

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – VOG verbreitet sich in Island

Seit einer Woche hält die Eruption auf Island nun an und ein Ende ist nicht in Sicht. Aus einem der neu gebildeten Kraterkegel im Zentralbereich der Eruptionsspalte wird weiterhin Lava ausgestoßen. Die Höhe der Lavafontäne scheint geringer geworden zu sein, allerdings kann das täuschen, da der Kraterrand immer höher wird und man nur den oberen Teil der Fontäne über den Rand spritzen sieht. Der Lavastrom fließt überwiegend nach Osten in Richtung Fagradalsfjall. Der Tremor ist stabil, was auf eine gewisse Konstanz der Eruptionsstärke hindeutet.

In einem IMO-Bericht, der gestern nur auf der isländischen Version der Website veröffentlicht wurde, heißt es, dass der Lavastrom sehr langsam fließt. Die Lavafront scheint kaum voranzukommen und stagniert mehr oder weniger.

Die GNSS-Daten der letzten Tage stagnieren ebenfalls und bei Svartsengi ist keine Bodendeformation festzustellen. Soweit kann ich mit den Beobachtungen der Forscher mitgehen. Doch dann heißt es sinngemäß, dass die Stagnation der Bodenhebung ein Anzeichen dafür sei, dass die Schmelze, die aktuell gefördert wird, nicht aus dem Speicherreservoir unter Svartsengi kommt, sondern direkt aus größerer Tiefe. Meiner Interpretation nach zeigt die Stagnation der Hebung aber gerade, dass die Schmelze aus dem flach liegenden Reservoir kommt und die Förderrate am Eruptionszentrum in etwa der Magmenaufstiegsrate aus dem tief gelegenen Reservoir in das flachere entspricht. Aber vielleicht drückten sich die Isländer nur ungenau aus und meinten, dass das aus der Tiefe kommende Magma das Svartsengi-Reservoir direkt durchfließt und nicht, dass es einen anderen Aufstiegsweg direkt aus dem tiefen Reservoir gefunden hat, wie es meiner Meinung nach bei dem Ereignis Anfang April der Fall war. Was aber auch nicht richtig sein kann, denn da die Subsidenz im Svartsengigebiet bei weitem nicht so groß war wie die Hebung vor der Eruption, ist dort noch zuvor akkumulierte Schmelze vorhanden. Steigt nun Magma von unten auf, wird erst das ältere Material im Oberbereich des Magmenkörpers wie Zahnpasta aus der Tube gedrückt. Solche ungenau formulierten Betrachtungen führen letztendlich zu Fehlprognosen, wie wir sie in Bezug auf die völlig schiefgegangene IMO-Prognose zur aktuellen Eruption gesehen haben.

Schwefeldioxid-Gas breitet sich über Island aus und bildet VOG

Die Luftqualität in Windrichtung ist und bleibt schlecht, aber nicht nur dort ist das ein Problem, denn über weite Teile der Insel hat sich VOG gebildet. Dieser vulkanisch bedingte SMOG enthält hohe Schwefeldioxid-Konzentrationen und stellt insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen, aber auch für Kinder und Alte ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar. Die Behörden rufen auch Vulkanspotter und Reisende in Vulkannähe zur Vorsicht auf.

Derweil zieht der Vulkanausbruch zahlreiche Neugierige an, die Richtung Eruptionsspalte pilgern. Sicherheitskräfte kontrollieren das Gebiet und haben wieder alle Hände voll zu tun, in Not Geratenen zu helfen.

Island: Eruption für Touristen zugänglich

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Touristen können sich der Lava nähern

Reykjavik, 22.07.2025Auf der Reykjanes-Halbinsel geht der Vulkanausbruch weiter. Die Eruption ist stabil und der Tremor bewegt sich ohne größere Schwankungen seitwärts. Der Vulkan fördert allerdings nicht nur Lava in Form einer Fontäne, die einen Lavastrom speist, sondern auch viel Gas. Dieses verbreitet sich mit dem Wind über ein großes Areal. Nachdem am Wochenende vor allem die Hauptstadtregion von den Gas- und Rauchschwaden heimgesucht wurde, muss heute die Gegend zwischen Vogar und Keflavik dran glauben.

Die Luftqualität wird als schlecht eingestuft und vor allem Menschen mit Atemwegserkrankungen sollten sich in geschlossenen Räumen aufhalten. Natürlich wird die Luft in Vulkannähe nicht gerade besser und wer sich dem Ort des Geschehens nähert, sollte nicht gegen den Wind aufmarschieren.

Tatsächlich wurde noch kein offiziell zugänglicher Aussichtspunkt für Touristen eingerichtet, dennoch wird es von den Behörden offenbar toleriert, wenn sich Vulkanspotter dem aktiven Krater bis zum Rand des Lavastroms vom Osten her annähern. Als Ausgangspunkt für eine Tour zum Vulkan wurde der Parkplatz 1 am Fagradalsfjall wieder geöffnet. Von dort folgt man einem Pfad am Westrand des bekannten Vulkans bis zum Rand des Lavastroms. Was man nicht machen sollte, ist, auf das frische Lavafeld hinauszumarschieren: Die frische Lava ist äußerst unwegsam und wer stürzt oder durch dünne Krusten einbricht, riskiert Verletzungen, die von Hautabschürfungen über verstauchte Knöchel bis zu tiefen Fleischwunden und Brüchen reichen können. Im Extremfall drohen Verbrennungen.

(Update: Vnet-Leserin Julia berichtete mir heute, dass es am Stora-Skogfell einen Parkplatz gibt, von wo aus man die Erhöhung besteigen kann. Auch der Litla-Skogfell ist über eine Schotterstraße zugänglich. Von dort aus soll man den besten Blick auf den Krater haben.)

Von der Aktivität her könnte sich eine Tour zum Vulkan durchaus lohnen: Letzte Nacht klarte es wieder auf und der Nebel gab den Blick auf den neu entstandenen Krater frei. Die Lavafontäne stieg höher auf als es zuvor der Fall war, vermutlich weil sich die Kraterwände immer weiter schließen und weniger Lava als Strom abfließt, was den Druck im Fördersystem erhöht.

Die Daten zur Bodenhebung sind uneinheitlich: Betrachtet man die Messkurven der Universität Reykjavik, die zeitlich höher aufgelöst sind, scheint die Hebung zu stagnieren. In diesem Fall halten sich Magmenakkumulation im oberen Speicher und Lava-Förderrate in etwa die Waage. Die öffentlich zugänglichen Graphen vom IMO scheinen dagegen steiler zu verlaufen und zeigen somit an, dass weniger Lava eruptiert wird, als sich im Speicher ansammelt. Beide Szenarien signalisieren, dass die Eruption noch eine Weile weitergehen könnte. Zuverlässige Prognosen über Dauer und Verlauf der Eruption lassen sich aber nicht anstellen, da es zu viele unbekannte Faktoren gibt, die das Geschehen beeinflussen können. Wer sich auf den Weg nach Island macht, um den Ausbruch zu beobachten, könnte auch zu spät kommen. Weitere Risikofaktoren sind das Wetter und sich evtl. ändernde Zugangsberechtigungen bzw. Sperren.

Island: Nachts gab es freie Sicht auf den Vulkanausbruch

Vulkanausbruch auf Island hält an – Freie Sicht lieferte stimmungsvolle Bilder

Reykjavik, 21.07.2025In der letzten Nacht klärten die Wolken im Eruptionsgebiet auf Reykjanes auf und gaben die Sicht auf den Vulkan im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe frei. Zu sehen war eine kleine Lavafontäne, die nicht nur einen Lavastrom speiste, sondern auch einen immer höher werdenden Kraterkegel schuf.

Stagnierende Bodenhebung. © IMO

Der Vulkanausbruch ist stabil und zeigt keine Anzeichen dafür, sich abzuschwächen. Nachdem der Tremor vor 2 Tagen etwas anstieg, bewegt er sich konstant seitwärts und macht keine Anstalten, zu fallen. Die Bodenhebung ließ in den vergangenen Stunden nach und folgt dem Tremor auf seinem Pfad. Es scheint sich in etwa ein Gleichgewicht zwischen Magmenaufstieg in das flach liegende Speicherreservoir unter Svartsengi und der Förderrate der Eruption eingestellt zu haben. Da sich das Reservoir im Initialstadium der Eruption weniger schnell entlud als bei vorherigen Eruptionen, ist dort noch einiges an Schmelze vorhanden, so dass die Eruption tagelang oder sogar wochenlang weitergehen könnte. Gute Voraussetzungen für Vulkanspotter, wäre da nicht das hartnäckige Band aus Tiefdruckgebieten, das von Island aus quer durch Europa zieht und von zwei Hochdruckgürteln flankiert wird, so dass in dem gesamten Wettergeschehen kaum Bewegung ist.

Die isländische Wetterbehörde warnt explizit vor schlechter Luftqualität infolge des Gasausstoßes durch die Eruption und die Vegetationsbrände am Rand des Lavaastroms. Wer sich dem Ort des Geschehens nähern will, sollte unbedingt einen Atemschutz dabei haben, am besten in Form einer Gasmaske mit entsprechenden Filtern. Bis jetzt gibt es westlich der Eruption keine Parkplätze für Touristen und wer sich auf den Weg macht, muss teils durch wegloses Gelände wandern. Bei den schnell aufziehenden Wolken kann man sich im Nebel leicht verirren! Entsprechend ist so eine Aktion nur was für Ortskundige und erfahrene Vulkanspotter. Vom Osten her kann man sich vom Parkplatz 1 am Fagradalsfjall aus auf den Weg machen und bis zum Rand des Lavafelds vordringen. Etwaigen Verboten ist natürlich Folge zu leisten.

Island: Vulkanausbruch stabilisierte sich

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Eruption stabilisierte sich auf niedrigem Niveau

Reykjavik, 19.07.2025Auf Island geht der Vulkanausbruch Nr. 9 weiter. Gestern Morgen endete der Rückgang des Tremors, und die Eruption stabilisierte sich auf einem relativ niedrigen Niveau – jenem, von dem wir wissen, dass es tagelang oder sogar mehrere Wochen lang anhalten kann. Allerdings sind Vulkanausbrüche letztlich unberechenbar; es ist ebenso möglich, dass sich die Eruption wieder verstärkt oder rasch zu einem Ende kommt.

Vulkanausbruch stabilisierte sich

Aufgrund des schlechten Wetters mit tief hängenden Wolken geben die Livecams nur sporadisch Blicke auf das Geschehen frei. In der vergangenen Nacht waren noch zwei Schlote im zentralen Bereich der Eruptionsspalte aktiv. Der Hauptschlot fördert eine kleine Lavafontäne, während der weniger aktive Schlot spattert. Ein Lavastrom ergießt sich aus den Schloten und wird auch von der Fontäne gespeist.

Der Gasausstoß ist weiterhin erhöht. Winde aus dem Süden treiben das vulkanische Gas in Richtung Reykjavík, wo die Luftverschmutzung derzeit hoch ist. Unter den vulkanischen Gasen, die viel Schwefeldioxid enthalten, mischen sich auch Gase aus der Verbrennung der Vegetation am Lavarand. Dabei handelt es sich vor allem um Moos, das unter starker Dampf- und Rauchentwicklung verglüht. Im gesamten Areal herrscht Smog, der die Luftqualität stark beeinträchtigt und – zusammen mit der Bewölkung – die Sicht auf das eruptive Geschehen einschränkt.

Während der Tremor stabil ist und sich im Diagramm seitwärts bewegt, zeigen die GNSS-Daten eine nach oben gerichtete Kurve. Die Bodenhebung verläuft jedoch langsamer, als es die Messpunkte gestern noch vermuten ließen. Wie immer gilt: Es gibt eine gewisse Streuung der Messwerte, und man muss sie über mehrere Tage beobachten, bevor sich ein gemittelter Graph ergibt. Dennoch verläuft die Bodenhebung schneller als vor Beginn der Eruption – und das, obwohl der Vulkanausbruch noch aktiv ist. Die Druckentlastung im oberen Magmenspeicher ermöglicht es dem Magma aus tieferen Bereichen, schneller aufzusteigen. Wenn sich das obere Reservoir zunehmend füllt, verlangsamt sich der Magmaaufstieg, und die Geschwindigkeit der Bodenhebung nimmt ab.

Meiner Einschätzung nach gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass die Magmenakkumulation in der Tiefe stoppt oder signifikant nachlässt. Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel werden uns wohl noch länger begleiten – auch wenn sich das eruptive Muster ändern und Ausbrüche an anderer Stelle auftreten könnten. Das Krýsuvík-System halte ich dabei für einen geeigneten Kandidaten: Die anhaltenden Schwarmbeben deuten darauf hin, dass sich im tieferen Untergrund etwas tut – auch wenn an der Oberfläche bislang keine stärkeren Bodendeformationen festzustellen sind.

Generell könnten die isländischen Spezialisten vom IMO recht behalten: Die nächste Eruption könnte noch im Herbst stattfinden, wahrscheinlich Richtung Ende November/Anfang Dezember.

Island: Länge der aktiven Eruptionsspalte verkürzte sich

Vulkanausbruch bei Sudhnúkur auf Island hält an – Aktiver Teil der Eruptionsspalte kürzer

Reykjavik, 17.07.2025Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter, hat sich aber seit der Hochphase gestern Vormittag abgeschwächt. Während die Gesamtlänge der aktiven Eruptionsspalte gestern Vormittag fast 3000 m betrug, ist sie jetzt nur noch wenige hundert Meter lang. Die genaue Größe lässt sich aufgrund des dichten Nebels nicht abschätzen. Auf einer Livecam konnte man heute Morgen einen Blick auf ein relativ kurzes aktives Teilstück der Spalte erhaschen, die sich nordöstlich von Stóra Skógfell befindet.

Die Seismizität und der Tremor sind weiterhin stark rückläufig und halten sich an bekannte Muster, wie wir sie bei den meisten vorherigen Eruptionen auch gesehen haben. Die Gefahr, dass sich die Eruption wieder verstärkt und ausdehnt, ist gering, aber nicht gleich null.

Erste Daten von IMO zeugen davon, dass sich das neu entstandene Lavafeld bis gestern Mittag auf 3,2 Quadratkilometer ausgedehnt hatte. Die Lava fließt überwiegend in Richtung Osten, wo sie Senken im Gelände auffüllt. Die Region ist nicht bebaut und Infrastruktur ist zurzeit nicht gefährdet. Die Eruptionsspalte drang so weit in Richtung Norden vor, wie es bei noch keiner der vorangegangenen Eruptionen seit November 2023 der Fall gewesen war. Damit folgt die Spalte der Spur des Ganges, der sich beim Ereignis im April gebildet hat, und nähert sich weiter dem Highway zwischen Keflavik und Reykjavik an. Die Reykjanesbraut ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Islands und das Küstengebiet nördlich der Straße ist besiedelt. Sollte der Lavastrom einer der nächsten Eruptionen die Straße unterbrechen, dann hat man ernste Schwierigkeiten. Mich würde es nicht wundern, wenn bald neue Diskussionen um den Bau eines weiteren Flughafens in der Nähe von Reykjavik entbrenne würden, auf dem auch größere Jets landen können. Vermutlich wäre es aber weise, so einen Flughafen nicht im Norden von Reykjanes zu bauen, sondern lieber östlich von Reykjavik.

Für das Eruptionsgebiet gilt die höchste Gefahrenwarnstufe. Während der Badebetrieb der Blauen Lagune heute weitergeht, ist der Zugang nach Grindavik für Touristen gesperrt. Urlauber, die den dortigen Campingplatz nutzen wollen, dürften enttäuscht sein. In der Stadt haben sich scheinbar einige Risse gebildet, die bereits verfüllt werden.

Island: Eruptionsspalte verlängerte sich am Vormittag

Eruptionsspalte verlängerte sich im Laufe des Vormittags – weitere Spaltenöffnung nahe Fagradalsfjall

Reykjavik, 16.07.2025Der neunte Vulkanausbruch entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe geht weiter, doch der Tremor schwächt sich bereits ab. Auch die Erdbeben haben praktisch aufgehört, was darauf hindeutet, dass die Gangbildung abgeschlossen ist. Zuvor öffneten sich im Laufe des Vormittags weitere Spaltensegmente, so dass sich die ursprüngliche Spalte auf gut 2400 m verlängerte. Westlich des Fagradalsfjall entstand eine 500 m lange Spalte. 

Wie der aktuelle Stand der Eruption ist, lässt sich leider nicht sagen, denn das Wetter ist schlecht und die Livecams sind in Wolken gehüllt. Aus den isländischen Presseberichten geht hervor, dass die Entwicklung der Eruptionsspalte ungewöhnlich dynamisch war und sich über mehrere Stunden erstreckte. Zunächst wurde die Eruption von den IMO-Fachleuten als vergleichsweise klein beschrieben und offenbar wollte man die Fehleinschätzungen der letzten Tage nicht eingestehen, denn es hieß, dass die Eruption startete, obwohl man meinte, dass der Magmenkörper unter Svartsengi noch nicht über das entsprechende Volumen verfügte. Zu dem Zeitpunkt, als die Eruptionsspalte zwischen 700 und 1000 m lang war, wurde die Förderrate mit ca. 500–700 Kubikmetern pro Sekunde angegeben. Das entspricht etwa einem Drittel der bei früheren Eruptionen geförderten Höchstrate. Doch zu diesem Zeitpunkt hielten die Erdbeben noch an und der unterirdische Gang breitete sich aus und offenbar brach das Magma auch bis zur Oberfläche durch, wie die weiteren Spaltenöffnungen belegen. Bis zum Mittag dürfte die Förderrate temporär an jene anderer starker Eruptionen gereicht haben.

Dass man vor Ort völlig überrascht war, zeigt auch der Umstand, dass der Bürgermeister von Grindavik nicht informiert wurde, als die seismische Krise begann. Fannar Jónasson meinte, dass es nicht so schlimm sei, weil sich die Eruptionsspalte weit im Norden von Sundhnúkur geöffnet habe, und spekulierte, dass IMO vielleicht unter Personalmangel leidet, weil auch viele Mitarbeiter in den Ferien sind. Am Morgen übernahm dann der Zivilschutz das Kommando und rief den Notstand aus. Grindavik ist nun wieder touristisches Sperrgebiet.

Das Thermalressort „Blaue Lagune“ und das Geothermalkraftwerk wurden vor Grindavik evakuiert. Der Polizeichef von Suðurnes wies darauf hin, dass Touristen das Gebiet der Eruption nicht betreten dürfen. Außerdem wurde eine Flugverbotszone für Drohnen eingerichtet. Medienvertreter dürfen zumindest bis nach Grindavik.

Die Geschehnisse zeigen einmal mehr, wie schnell sich Situationen in Vulkangebieten ändern können und wie schnell selbst Fachleute falsche Prognosen erstellen können. Daher gilt es, an Vulkanen immer mit allem zu rechnen.

Island: Vulkanausbruch Nr. 9 hat nachts begonnen

Die Eruptionsspalte ist zwischen 700 und 1000 m lang und liegt im Bereich der Eruption vom August 2024. © IMO

Auf Island hat der 9. Vulkanausbruch in Folge begonnen – Lavafontänen entlang einer Eruptionsspalte

Reykjavik, 16.07.2025Heute Nacht begann auf Island der 9. Vulkanausbruch in Folge. Um 03:54 Uhr begann sich im nördlichen Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe eine Eruptionsspalte zu öffnen, die eine Länge von mehreren hundert Metern erreicht. Lavafontänen bilden einen Vorhang aus Lava und speisen Lavaströme, die zu den Seiten abfließen. Infrastruktur ist bis jetzt nicht gefährdet. Die gesundheitsschädliche Gaswolke zeiht Richtung Norden.

Seismische Krise begann nach Mitternacht

Die Eruptionsspalte liegt nordöstlich der vulkanischen Erhebung Stóra Skógfell und südöstlich von Litla-Skógfell und damit in der Region, auf der sich bereits im August 2024 die Eruption konzentrierte. Sie befindet sich deutlich weiter nördlich, als sich die meisten anderen Spalten öffneten. Bis jetzt handelt es sich um eine nicht ganz so große Eruption. Doch wie anhaltende Erdbeben zeigen, geht sie wahrscheinlich wieder mit der Bildung eines magmatischen Ganges einher, der sich entlang der gesamten Länge der Sundhnúkur-Kraterreihe erstreckt. Die Beben beginnen am nördlichen Stadtrand von Grindavík und reichen im Norden fast bis zu dem Highway zwischen Keflavík und Reykjavík. Der magmatische Gang wird aber nicht bis in die äußeren Bebenzonen ragen, sondern etwas kürzer sein. Die Erdbeben begannen diesmal früher als vor den letzten Eruptionen und setzten kurz nach Mitternacht (UTC) ein.

Für die IMO-Vulkanologen kam die Eruption offenbar überraschend, denn sie schrieben noch gestern, dass sich erst zwei Drittel des Magmas wieder akkumuliert hätten, das bei der letzten Eruption im April eruptiert wurde bzw. in den damals sehr langen Gang abfloss. Ich habe in meinem Update gestern vorsichtig vor einer möglicherweise bevorstehenden Eruption gewarnt und rechnete bereits in den letzten Wochen mit einer Eruption in der zweiten Julihälfte. Die aktuellen Vorgänge scheinen meine These zu stützen, dass bei der großen Gangbildung im April ein Großteil der Schmelze aus dem tief unter Fagradalsfjall liegenden Magmaspeicher stammt. Die eruptierte Lava kam hingegen aus dem flacheren Speichersystem unter Svartsengi.

Mit dem Eruptionsbeginn haben wir auch die Bestätigung, dass die korrigierten GNSS-Messdaten gestern richtig waren: Sie zeigten eine stagnierende Bodenhebung und der Graph bewegte sich einige Tage seitwärts. In dieser Zeit floss das Magma bereits unterirdisch aus Richtung Svartsengi nach Sundhnúkur ab. Offenbar gibt es ein offenes Fördersystem, denn die Seismizität war nur marginal erhöht und verlief längs der Kraterreihe und nicht von West nach Ost.

Island: Störung in den GNSS-Messdaten behoben

IMO behebt Fehler in den GNSS-Messungen – Bodenhebung bei Svartsengi scheint zu stagnieren

Reykjavik, 14.07.2025Das isländische Wetteramt hat nach einer Woche der Fehlersuche nun herausgefunden, warum die GNSS-Messungen einen Sprung machten und ungenau waren. Die Ursache lag nicht etwa in einem Sonnensturm, sondern im Wesentlichen daran, dass am 7. Juli ein neuer Satellit aktiviert wurde, der am 30. Mai in die Umlaufbahn geschossen wurde. Man hatte offenbar vergessen, die hierfür nötigen Korrekturwerte in das System einzugeben. Das Problem wurde durch eine weitere Störung in der Datenverarbeitung verschärft, da Daten ausländischer Stationen nicht richtig übertragen wurden.

Bodenhebung SENG. © IMO

Die Probleme wurden nun behoben und die Messungen der letzten Woche korrigiert. Der resultierende Graph zur Bodenhebung bei Svartsengi überzeugt allerdings wenig, denn es wird praktisch eine Stagnation der Hebung angezeigt. Solche Stagnationen sahen wir im letzten Jahr öfters, entweder unmittelbar vor einer Eruption oder einige Tage davor. Betrachtet man allerdings die Messreihen der Universität Reykjavik, dann scheint sich die Bodenhebung unbeirrt fortzusetzen. Interessant ist aber, dass bei diesen Messreihen ein horizontaler Bodenversatz in südliche Richtung angezeigt wird, der sehr wohl andeuten könnte, dass Magma begonnen hat, ins Fördersystem und Richtung Sundhnúkur zu fließen.

Die Erdbebenaktivität bei Sundhnúkur ist heute allerdings nicht erhöht und bewegt sich im Rahmen, den wir letzte Woche gesehen haben. Einen kleinen Schwarm gab es wieder offshore bei Eldey. Das Krysúvik-System wurde von mehreren Erdbeben erschüttert.

Weiterhin auffällig ist die Seismizität bei der Hekla im Süden Islands, wo es an der Störung, die ca. 10 Kilometer südwestlich der Basis des Vulkans liegt, weitere Erschütterungen gab. Ob sie rein tektonischer Natur sind oder mit Fluidbewegungen zusammenhängen, ist Gegenstand von Spekulationen. Eine Bodenhebung kann weder an der Hekla noch an der benachbarten Katla eindeutig diagnostiziert werden.

Island: Erdbeben Mb 3,6 unter Bardarbunga

Erdbeben erschütterte Gletschervulkan Bardarbunga – Bodenhebung bei Svartsengi leicht beschleunigt

Reykjavik, 05.07.2025Der isländische Vulkan Bardarbunga, der unter dem Gletscher Vatnajökull verborgen liegt, wurde gestern erneut von einem Beben mit einer Magnitude größer 3 erschüttert. Konkret brachte es der Erdstoß, der sich um 12:27:00 Uhr UTC ereignete, auf eine Magnitude von 3,6. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Es gab weitere Beben geringerer Magnituden.

Solche Beben treten in den letzten Jahren immer wieder unter dem Vulkan auf und zeugen davon, dass sich unter dem Bardarbunga Magma akkumuliert. Ein erneuter Ausbruch des Vulkans, der zuletzt 2014 ausbrach, liegt aber wohl noch in weiter Ferne.

Bodenhebung SENG. © IMO

Zeitlich vermutlich nur Wochen entfernt ist hingegen ein möglicher Ausbruch bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich die Bodenhebung in den letzten 2 Wochen leicht beschleunigte. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai hob sich der Boden an der Messstation SENG um 30 Zentimeter (SKSH sogar um 33 cm) und hat damit wieder den Schwellenwert erreicht, ab dem ein erhöhtes Eruptionsrisiko erreicht ist. Die Vulkanologen von IMO sehen das allerdings noch nicht so, denn sie argumentieren, dass bei der Eruption Anfang April, die mit der Bildung eines neuen Rifts einherging, deutlich mehr Magma in dieses Rift floss, als bei den vorherigen Eruptionen austrat. Dadurch soll sich der obere Magmakörper mehr entleert haben als bei den vorherigen Ereignissen, weshalb es jetzt länger dauern soll, bis wieder so viel Schmelze und Druck vorhanden sind, dass es zu einem neuen Ereignis kommen kann. Zudem ziehen sie Parallelen zu den Krafla-Feuern, bei denen sich vor einer Eruption immer mehr Schmelze ansammeln musste, bevor eine neue Eruption begann.

Ich bin da teilweise anderer Auffassung, denn der Boden bei Svartsengi senkte sich Anfang April nicht weiter ab, als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen ist. Meine These ist, dass das zusätzliche Magma, das in das Rift floss und einen Gang bildete, der bis zum Keilir reicht, nicht aus dem flach liegenden Magmareservoir unter Svartsengi stammte, sondern aus dem tiefen Schmelzkörper unter Fagradalsfjall. Sollte dem so gewesen sein, wird man auf Island deutlich früher mit einer weiteren Eruption konfrontiert sein, als man im Allgemeinen meint. Die Vulkanologen rechnen nicht vor Herbst mit einem weiteren Ausbruch.