Island: Erdbebenaktivität am 3. Mai erhöht

Zunahme der Erdbebenaktivität auf Reykjanes – Spannungen steigen

Langsam aber stetig nimmt die Erdbebenaktivität unter der Reykjaneshalbinsel auf Island zu. Ein Anzeichen dafür, dass die Spannungen im Boden steigen, die durch die anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi ausgelöst werden. Hier akkumuliert sich Magma in ca. 5 Kilometern Tiefe. Die Geschwindigkeit der Hebung ist weitestgehend konstant. Eine vermutete Abnahme am Wochenende bestätigte sich nicht, und so steigt auch langsam die Spannung bei denjenigen, die die Geschehnisse auf Island seit Monaten verfolgen. Dabei scheint es weniger eine Frage zu sein, ob etwas passiert, als wann es zu einer neuen Intrusion kommt, die sogar in einem weiteren Vulkanausbruch gipfeln könnte. Vulkanologen vermuten, dass es zu einer weiteren Spaltenöffnung im Areal der aktuellen Eruption kommen könnte oder dass diese sich verstärkt.

Der Ausbruch selbst geht weiter, und subjektiv betrachtet kam mir der Vulkan heute Morgen etwas aktiver vor als zuvor. Nachts kam es auch zum Durchbruch eines kleinen Lavastroms, der sich einen Weg an der westlichen Basis des Kraterkegels bahnte. Auch wenn nur wenig Schmelze an der Oberfläche unterwegs ist, fließt doch noch Lava durch unterirdischen Tunnel, so dass das Lavafeld in Kraternähe immer mächtiger wird. Eine neue Sentinel-Aufnahme zeigt eine schwache Wärmestrahlung von einer Lavafront an der Oberfläche, die sich nahe des Dammes im Norden von Grindavik befindet.

Schaut man sich die Erdbebenkarte von Island genauer an, dann erkennt man auch eine erhöhte Erdbebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls. Hier gab es einige Erschütterungen in Nähe von Grimsfjall und beim Öræfajökull wo sich das dritte große Vulkanmassiv unter dem Vatnajökull verbirgt.

Innerhalb von 48 Stunden detektierte IMO 180 Beben unter ganz Island. 121 Erschütterungen ereigneten sich unter Reykjanes. Viele dieser Beben lagen im Bereich des magmatischen Gangs bei Sundhnúkur, aber auch an den Spaltensystemen vom Fagradalsfjall und Krysúvik bebte es häufig. Einige der Erschütterungen hatten Magnituden im Zweierbereich. Somit nimmt nicht nur die Anzahl der Beben zu, sondern auch ihre Stärke.



Island: Lavastrom überwindet Damm

Lavastrom überwindet Damm nördlich von Grindavik – Noch keine neue Bedrohungslag in der Stadt

Obwohl man auf den Livecams nicht viel Aktivität am Krater auf der Sundhnukar-Spalte sieht, fließt unterirdisch mehr Lava, als man es meinen könnte. Einer dieser unterirdisch fließenden Lavaströme erreichte heute den Damm L12, der nördlich von Grindavik liegt und die Stadt vor Lava schützen soll. Klammheimlich hatte die Lava das Lavafeld immer weiter anwachsen lassen, bis es so mächtig war, wie der Damm hoch. Heute kam es dann zu einem Durchbruch der Lava an der Front auf Höhe der Deichkrone der Befestigungsanlage und überfloss diese. Doch der Lavavorstoß ist noch relativ klein und es besteht augenblicklich keine Gefahr, dass die Lava die Stadt erreicht.

Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir, Naturgefahrenexpertin beim Isländischen Meteorologischen Amt, bestätigt dies in einem Interview mit einer Nachrichtenagentur. Sie sagt, dass die Angelegenheit in den Händen des Aktionskomitees in der Region liege und dass die Situation genau überwacht werde.

Laut Lovísa brodelt der Krater immer noch und die Situation ist weitgehend unverändert. Es besteht jedoch mehr Unsicherheit über die Zukunft, da die Bodenhebung trotz des anhaltenden Ausbruchs stetig zunimmt. So ein Phänomen wurde bis jetzt noch an keinem isländischen Vulkan beobachtet und stellt die Forscher vor einem Rätsel.

„Es besteht die Möglichkeit, dass sich ein Spalt ohne große seismische Aktivität öffnen könnte“, sagt Lovísa und fordert die Menschen dringend auf, nicht zum Ausbruchszentrum zu gehen.

Bodenhebung bei anhaltender Eruption gibt Forschern Rätsel auf

Ähnlich äußerte sich heute der bekannte Geophysiker Páll Einarsson in einem RUV-Interview. Er meinte, dass sich bei anhaltender Eruption der Boden so stark hebt, sei sehr ungewöhnlich. „Wenn der Druck in der Kammer, die ihn versorgt, zunimmt, würde man erwarten, dass die Eruption allmählich zunimmt, aber das ist nicht der Fall.“ Damit geht eine große Unsicherheit einher und die Forscher müssen ihr Modell des Magmenkörpers und des Fördersystems überdenken. „Das haben wir noch nie gesehen, weder bei den aktuellen Unruhen auf der Reykjanes-Halbinsel noch als Krafla solch ähnliche Rhythmen zeigte“, meinte der Geophysiker weiter. Ähnlich wie Lovísa hält es auch Páll für wahrscheinlich, dass sich bald etwas am Vulkan tun wird, und warnt Schaulustige eindringlich davor, sich dem Gebiet zu nähern.

Island: Bodenhebung lässt Eruptionsrisiko ansteigen

Der Vulkanausbruch geht weiter – Bodenhebung verstärkt Risiko einer weiteren Eruption

Der Vulkanausbruch auf Island geht auf vergleichsweise niedrigem Niveau weiter. Gegenüber den letzten Tagen scheint sich am aktiven Krater auf der Sundhnukar-Kraterreihe nicht viel geändert zu haben. Man sieht noch Lava über den immer höher anwachsenden Kraterrand spritzen und Lava fließt aus einer Öffnung an seiner Basis. Der Lavastrom bewegt sich nur langsam und scheint temporär oberflächlich abzukühlen, doch die Schmelze bewegt sich unterirdisch weiter und lässt das Lavafeld in Kraternähe immer dicker werden. Bei den letzten Messungen am 15. April lag die Förderrate zwischen 3 und 4 Kubikmetern pro Sekunde. IMO-Experten kündigten neue Messungen an, die in Kürze durchgeführt werden sollen. Experten der isländischen Meteorologiebehörde rechnen aber mit einem ähnlichen Ausstoß wie zuletzt. Betrachtet man die leichte, aber stetige Tremorabnahme, vermute ich eher, dass aktuell zwischen 2 und 3 Kubikmeter Schmelze ausgestoßen werden.

Die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi hält an, könnte aber etwas an Schwung verloren haben. Viele Messpunkte im Graphen liegen unterhalb der Durchschnittslinie der letzten Wochen, einige springen aber auch darüber. Von daher muss man noch gut 2 Tage abwarten, bevor man anhand der Messungen einen neuen Trend ablesen kann.

Aktuell wird wieder davor gewarnt, das Gebiet der Sundhnukargira zu betreten, denn das Risiko, dass sich die aktuelle Eruption verstärkt oder dass sich eine neue Eruptionsspalte öffnet, ist groß. Insgesamt sollen sich wieder fast 8 Millionen Kubikmeter Magma im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt haben und man steht kurz vor dem Erreichen des Schwellenwertes, ab dem Magmenintrusionen starteten, die in einigen Fällen zu Eruptionen führten. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal anders laufen wird als zuvor.

Übrigens gab es gestern auch wieder rege Bebentätigkeit im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Heute war es bis jetzt vergleichsweise ruhig dort, dafür manifestierten sich unter der Katla ein paar Erdbeben. Eine signifikante Bodenhebung kann ich in den GPS-Diagrammen aber nicht ausmachen.

Island: Eruption auf Reykjanes schwächelt

Eruption auf Island schwächelt – Tremor rückläufig

Wer heute auf eine der vielen Livecams am Vulkan Sundhnukargira blickt, wird feststellen, dass die Eruption zwar noch vor sich hin köchelt, aber merklich an Schwung verloren hat. Das wird auch durch den Tremor bestätigt, der eine leichte fallende Tendenz aufweist. Sollte es nicht zu einem neuen Lavaschub kommen, wird der Ausbruch wohl keinen Maibaum mehr setzen. Der verminderte Lavaausstoß führt zu einer beschleunigten Bodenhebung unter Svartsengi und den benachbarten Messstationen, wobei es heute zu einer Abflachung der Kurve gekommen ist, die jedoch möglicherweise auf Messfehler zurückzuführen ist. Um zu sehen, ob es auch hier eine Trendwende gibt, müssen wir die Messungen der nächsten Tage abwarten.

Gestern verursachten die steigenden Spannungen infolge der Bodenhebung an verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes wieder zahlreiche Erdbeben. Zeitweise wurden über 100 Erschütterungen in den IMO-Tabellen verzeichnet. Auffallend viele Erdbeben traten südwestlich des Fagradalsfjalls auf, also in der Nähe des Eruptionsgebiets, sowie im benachbarten Krýsuvík-System. Hier deuten die Messergebnisse erneut auf eine schwache Bodenhebung hin, ähnlich wie vor dem Eruptionsbeginn am 16. März. Es stellt sich die Frage, ob hier tatsächlich Magma aufsteigt oder ob es Auswirkungen der Hebung unter Svartsengi/Sundhnukar sind.

Die Erdstöße der letzten 24 Stunden beschränkten sich jedoch nicht nur auf die Reykjanes-Halbinsel, sondern es gab auch vermehrt Beben entlang der kontinentalen Nahtstellen, die durch Island verlaufen, sowie an den Zentralvulkanen Katla, Bárðarbunga und Askja/Herdubreid, die sich entlang eines Arms der Naht aufreihen.

Möglicherweise stehen die vielen Erdbeben auch mit den Gezeitenkräften des Vollmonds in Verbindung. Ähnliches könnte für die Schwankungen der GPS-Messungen zur Bodenhebung gelten.

Obwohl der Vulkanausbruch langsam an Schwung verliert, wurde gestern von einer starken Luftverschmutzung im Südwesten Islands berichtet. Ein blauer Dunstschleier aus vulkanischen Gasen und Aerosolen legte sich über das Land und beeinträchtigte nicht nur die Sicht, sondern stellte auch eine Gesundheitsgefahr für empfindliche Personen dar. Eine Ursache für die Gasansammlung in Bodennähe war die Tatsache, dass nur sehr wenig Wind wehte. Normalerweise tritt vulkanischer Smog bei Inversionswetterlagen auf, bei denen es zu einer umgekehrten vertikalen Temperaturverteilung der Luftschichten kommt, wobei sich warme Höhenluft über kältere Luft am Boden legt, sodass die kalte Luft in Bodennähe gefangen bleibt. Schadstoffe können dann nicht abziehen und sammeln sich unten an.

Island: Schwarmbeben bei Reykjanestá

Schwarmbeben erschüttert Südwestspitze von Reykjanes bei Reykjanestá – Stärkstes Beben M 3,1

Heute scheint der Tag der Schwarmbebenmeldungen zu sein, denn am Morgen manifestierte sich bei Reykjanestá auf Island ein solches. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 3,1. Sie hatte ein Hypozentrum in 5,8 Kilometern Tiefe und ein Epizentrum, das sich knapp vor der Küste in Sichtweite des Leuchturms befand. Insgesamt wurden innerhalb von 48 Stunden 85 Erschütterungen auf der Halbinsel detektiert. Einige der Erdbeben manifestierten sich auch entlang der Sundhunkar-Kraterreihe, am Fagradalsfjall und im Krysuviksystem. Für mich sieht es so aus, als würde die anhaltende Intrusion unter Svartsengi nun wieder so groß sein, dass sie sich mehr und mehr auch auf umliegende Spaltensysteme auswirkt, indem sie das Spannungsfeld im Boden ändert und so tektonische Erdbeben an vorhandenen Bruchlinien auslöst.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hat sich in der letzten Woche leicht beschleunigt und erreicht morgen das Niveau wie vor Eruptionsbeginn am 16. März. Eine leichte Bodenhebung ist nun auch wieder am Fagradalsfjall und Am Kleiftavatn bei Kysuvik messbar. Nach den Erfahrungen der letzten Monate kann man davon ausgehen, dass die Bodenhebung und der Druck im Magmensystem in gut zwei Wochen wieder so hoch ist, dass man mit neuen Aktionen wie Gangbildung, Spaltenöffnungen oder einer Verstärkung der aktuellen Eruption rechnen muss.

Der Vulkanausbruch im neuen Kegel auf der Sundhnukar-Spalte hält an. Aktuell sieht man auf den Livecams wenig Lava über den Kraterrand spritzen, was zum einen an dem immer höher werdenden Kraterrand liegt, zum anderen aber auch an nachlassender Kraft der Eruption. Der Lavastrom fließt sehr langsam. Der Tremor hat nach der letzten Hochphase etwas nachgelassen, bewegt sich aber nun wieder recht stabil seitwärts.

Die etwas schwächelnde Eruption hat in den letzten Tagen auch die Vulkanwanderer mutiger gemacht und oft kann man Personen vor dem Krater rumturnen sehen. Kurios ist, dass gestern wohl jemand versucht hat, mit einem Dacia Duster einen der Hügel vor der Eruptionsspalte zu befahren. Es aber nicht geschafft hat und seinen Wagen in einem alten Lavafeld am Anfang der Route, die westlich der Blauen Lagune führt, hat stehen lassen. Offenbar konnte er seinen Wagen aber selbst wieder von dort wegbewegen. Einsatzkräfte beobachteten das Geschehen und griffen laut einem Zeitungsbericht bei MBL offenbar nicht in das Geschehen ein.

Island: Unsicherheit über weitere Entwicklung der Eruption

Eruption und Bodenhebung setzten sich auf Island fort – Geoforscher spekulieren über weiteren Vulkanausbruch

Der Vulkanausbruch auf Island hält in der sechsten Woche an und der Krater des neu entstandenen Schlackenkegels auf der Sundhnukar-Spalte fördert Lava. Neue Daten vom IMO belegen, dass die Förderrate in der letzten Woche nur marginal nachgelassen hat: Seit dem 5. April liegt sie bei ca. 3 Kubikmeter pro Sekunde. In der letzten Woche wurden sogar durchschnittlich 3,2 Kubikmeter Schmelze pro Sekunde gefördert. So vergrößert sich das Gesamtvolumen des Lavafelds in einer Woche um ca. 2 Millionen Kubikmeter. Seit Eruptionsbeginn wurden 33,2 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Sie bedeckt eine Fläche von 6,15 Quadratkilometern. Die mittlere Mächtigkeit des Lavafelds liegt bei 5,4 Metern. Im Speichersystem unter Svartsengi haben sich seit Eruptionsbeginn am 16. März wieder 6 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt, wobei zu berücksichtigen gilt, das damals nur ein Teil der zuvor angesammelten Schmelze eruptiert wurde. So viel zu den trockenen Daten.

Nach einer ungewöhnlich lange andauernden Schönwetterperiode kippte gestern Abend das Wetter, und aktuell sieht man auf der Livecam nur grauen Nebel. Gelegentlich wird er etwas dünner und man kann den roten Lichtschein erahnen, der vom Vulkan ausgeht. Interessant ist der Tremorverlauf: Hier erkennt man alle 3 Tage einen Peak, der auf eine leichte Aktivitätszunahme hindeutet. Tatsächlich korrelieren diese Peaks mit intensiveren Lavaauswurf. Die Aktivitätssteigerung hält sich aber in Grenzen. Mich erinnert das an die Evolution, die wir vor drei Jahren am Fagradalsfjall erlebten, als nach einigen Wochen massive Tremorpeaks auftraten, die mit deutlichen Aktivitätssteigerungen einhergingen. Das bringt uns zur Bodenhebung, denn diese hält unter Svartsengi weiter an. Es scheint deutlich mehr Magma aus der Tiefe aufzusteigen, als am Krater eruptiert wird. Warum die aufsteigende Schmelze nicht in gleichem Maße am Krater abfließt, ist ungewiss und eines der Rätsel, die den Forschern zu denken geben. Ich vermute, dass sich der Förderkanal vom Magmenkörper zum Krater verengte. Denkbar ist auch, dass es sich beim Reservoir um eine schwammartige Struktur handelt, die einen gewissen Gasdruck benötigt, damit die Schmelze aus den Gesteinsporen getrieben wird, in denen sie sich ansammelt. Da das System offen ist und ein Teil des Gases frei entströmt, kann sich aktuell kein ausreichender Druck aufbauen. Vielleicht sehen wir stärkere Pulse wie am Fagradalsfjall, wenn sich ein entsprechender Druck aufgebaut hat.

Widersprüchliche Aussagen der Vulkanologen

Gestern zitierte ich in meinem Update zu Island den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, der vor der Veröffentlichung der neuen IMO-Daten noch davon ausging, dass sich der Vulkanausbruch kontinuierlich abschwächt und in ein bis zwei Wochen enden könnte. Dem widersprach direkt der IMO-Wissenschaftler Benedikt Ófeigsson, der gestern in einem RUV-Interview meinte, dass man aufgrund der anhaltenden Bodenhebung unter Svartsengi in zwei Wochen einen weiteren Ausbruch erleben könnte. Der Geophysiker hält es zwar für unwahrscheinlich, dass ein neuer Ausbruch an komplett anderer Lokation auf Reykjanes beginnt, hält eine weitere Spaltenöffnung bei Sundhnukar aber für möglich. Anstelle eines neuen Ausbruchs ist es auch möglich, dass sich der aktuelle verstärkt, was uns zu meiner Pulstheorie bringt. Inzwischen gibt es auch ein neues Statement von Þorvaldur, der sich der Meinung von Benedikt anschließt.

Alles in allem lassen sich zwar keine genauen Aussagen zur weiteren Entwicklung des Geschehens machen, doch der allgemeine Konsens scheint darin zu bestehen, dass die Aktivität auf Reykjanes noch lange nicht vorbei ist. Der aktuell etwas lahmende Ausbruch könnte sich verstärken oder es kommt in Bälde zu einer weiteren Eruption.

Island: Vulkanausbruch, Erdbeben und Bodenhebung

Der Vulkanausbruch aus Island geht weiter – Neue Erdbeben bereiten Sorgen

Auf Island dauert der Vulkanausbruch bei Svartsengi weiter an, jedoch lässt sich ein leicht rückläufiger Trend beobachten. In den letzten Tagen hat der Tremor etwas nachgelassen und entsprechend hat sich der Lavaausstoß verringert. Dennoch brodelt die Lava immer noch im Krater auf der Sundhnukar-Spalte, und es wird weiterhin ein Lavastrom gefördert. MIROVA zeigt eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW an.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort und bleibt im Großen und Ganzen konstant. Seit Beginn des Ausbruchs hat sich der Boden um fast 8 Zentimeter gehoben, und es fehlen nur noch etwa 2 Zentimeter bis zur Parität mit dem Niveau vor dem Ausbruch. Es wird also weiterhin Magma in die flach gelegenen Reservoirs unter Svartsengi gefördert.

Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson spekuliert in einem Interview mit MBL darüber, dass der Ausbruch in den nächsten zwei Wochen enden könnte, und dass sich wahrscheinlich eine weitere Eruption entwickeln wird, ähnlich wie wir es seit dem letzten Herbst bereits vier Mal gesehen haben. Er schließt jedoch auch nicht aus, dass eine mehrjährige Pause eintreten könnte. Es ist natürlich auch denkbar, dass sich der Ausbruch an eine andere Stelle auf Reykjanes verlagert. Die an Sundhnukar angrenzenden Eruptionsspalten wie Eldvörp oder das Krýsuvík-System wären dafür prädestiniert, wo gestern wieder mehrere Erdbeben auftraten.

Was die Erdbeben betrifft: Gestern gab es wieder zahlreiche, die sich auf verschiedene seismisch aktive Zonen Islands verteilten. Besonders betroffen waren Grímsvötn/Bardarbunga unter dem Vatnajökull, das Askja-System und die Tjörnes-Fracture-Zone. Þorvaldur Þórðarson sieht die Gefahr, dass auch Vulkane jenseits der Reykjaneshalbinsel aktiv werden könnten, und wies darauf hin, dass einige Vulkane statistisch gesehen für einen Ausbruch fällig wären. Dazu zählen Grímsvötn, Askja und Katla. Den Vulkan Hekla erwähnte der Vulkanologe nicht, dennoch zählt er zu den isländischen Vulkanen, die ebenfalls wieder fällig wären.

Immobilienpreis auf Island steigen kräftig

Auf Reykjanes bleiben die Probleme bestehen, und vor allem sorgt man sich um die Bewohner von Grindavik. Viele Betroffene, deren Häuser durch die Erdbewegungen im Stadtgebiet unbewohnbar geworden sind, warten weiterhin auf Zahlungen von den Versicherungen, ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Darüber hinaus haben auch viele andere Bewohner der Stadt beschlossen, sie zu verlassen. Infolgedessen steigen die Miet- und Immobilienpreise auf Island kräftig, was sich natürlich auf den Gesamtmarkt auswirkt.

Island: Magmakammer liegt flacher als gedacht

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Neues Modell zum Magmenkörper

Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet weiter. Die Aktivität scheint leicht zu fluktuieren, denn wenn man durch die Aufzeichnungen der Livestream-Aufzeichnungen scrollt, erkennt man Phasen mit intensiverer Spatter- und Lavastromtätigkeit, die sich mit ruhigeren Phasen abwechseln. Der Tremor ist relativ stabil, allerdings gab es parallel zu den Schwarmbeben der letzten Tage ein paar Turbulenzen, als das niedrige Frequenzband anzog und eine Zeit lang über dem mittleren Frequenzband lag. Das für den vulkanischen Tremor relevante Frequenzband 2-4 Hz zeigt aber nur geringe Schwankungen. Die Bodenhebung bei Svartsengi kam infolge des Erdbebenschwarms scheinbar ein wenig ins Stocken, wobei es auch sein kann, dass einfach die Messgenauigkeit variierte. Interpoliert man den Verlauf des Graphen, so zeigt sich die Bodenhebung stetig: Seit Eruptionsbeginn beträgt sie ca. 70 mm. Die Bodenhebung findet statt, weil mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt, als am Vulkan eruptiert wird.

Interessant ist ein neues Modell des Speicher und Fördersystems des Magmas, das jüngst von der Forschern der schwedischen Universität Uppsala veröffentlicht wurde. Demnach stammt das Magma, dass bei den Eruptionen der Sundhnukar-Kraterreiche gefördert wird und sich vorher unter Svartsengi akkumuliert aus einem großen Magmenkörper in größerer Tiefe, der sich unter Fagradalsfjall gebildet hat. Dieser Magmenkörper soll sich zwischen 8 und 12 Kilometern Tiefe befinden und nicht -wie bisher angenommen- in mehr als 15 Kilometern. Von diesem Magmenkörper zweigt seitlich ein Schlot ab, der sich für das flacher gelegene Reservoir unter Svartsengi verantwortlich zeigt. Dieser Magmenkörper soll sich in Tiefen von 2-5 Kilometern befinden und fördert das Magma durch einen schräg aufsteigenden Schlot in Richtung Sundhnukar. Die Schmelze, die bei den Fagradalsfjall-Eruptionen gefördert wurde, stieg demnach ohne weitere Zwischenstopps direkt aus dem tiefen Magmenkörper auf.

Dieses Modell würde auch erklären, warum das Krysuvik-System so unter Spannungen gerät, dass sich dort Erdbebenschwärme ereignen. Klar ist aber auch, dass es sich nur um ein Modell handelt. Eine andere Vorstellung ist, dass sich in der Asthenosphäre unter Reykjanes an mehreren Stellen Magmen bilden, die durch die jeweiligen Risssysteme aufsteigen, wobei es natürlich auch zur Zwischenspeicherung in mittleren und geringen Tiefen kommen kann.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 09. April


Im Bereich des Thermalgebiets Setlún im Krysuvik-Systems bebte es. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit steigerte sich auf Island wieder – Bodenhebung an zwei Vulkanen

Mit Beginn der Eruption der Sundhnúkar-Kraterreiche im Svartsengigebiet auf Island nahm die Seismizität nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel ab, sondern auch in weiten Teilen Islands. Das änderte sich in den letzten Tagen, denn es wurden wieder zahlreiche Erdbeben registriert. Auf der ganzen Insel waren es innerhalb von 48 Stunden 113 Erschütterungen. Sicher ist das kein neuer Rekordwert, aber eine deutliche Zunahme gegenüber den letzten 3 Wochen. Auffällig ist eine Zunahme der Seismizität am Fagradalsfjall, im Kysuvik-System und am Bláfjöll, wobei es unklar bleibt, ob die Beben hier im Zusammenhang mit einem geänderten Spannungsfeld im Bereich von Svartsengi stehen, oder ob sie erste Symptome einer tiefen Magmenakkumulation im Untergrund sind. Natürlich kann es sich auch um eigenständige tektonische Erschütterungen in den jeweiligen Spaltensystemen handeln: Man darf nicht vergessen, dass ganz Island auf dem Mittelatlantischen Rücken liegt. Entlang der kontinentalen Naht findet Divergenz statt, weil sich die Platten von Amerika und Eurasien voneinander entfernen. So lassen sich natürlich auch die Erdbeben außerhalb von Reykjanes erklären, auch wenn sich die meisten davon an Zentralvulkanen ereigneten. Das stärkste Erdbeben hatte übrigens eine Magnitude von 2,9 und lag unter dem Hofsjökull.

Die erwähnte Bodenhebung manifestiert sich z.B. im Bereich von Svartsengi. Im Vergleich zur früheren Hebungsrate vor der Eruption ist sie aber gering. Innerhalb von 3 Wochen hob sich der Boden um 4 Zentimeter. Berücksichtigt man aber, dass die Eruption noch im Gange ist und ein Lavastrom gefördert wird, darf man die Vorgänge weiterhin mit Spannung beobachten. Anzeichen für ein baldiges Ende des Ausbruchs gibt es nicht und die Parallelen zur ersten Fagradalsfjall-Eruption werden immer deutlicher.

Starke Bodenhebung der Askja detektiert

Stärker als bei Svartsengi präsentiert sich die Bodenhebung der Askja. An der Messstation OLAC schoss der Boden in den letzten 4 Wochen um fast 15 Zentimeter in die Höhe. Seit Beginn der Hebungsphase hob sich der Boden um 80 Zentimeter. Stellt sich die Frage, wie elastisch der Untergrund noch ist und ob es nicht bald zu Brüchen kommt. Auffällig ist, dass die anderen Messstationen in der Caldera dem steilen Aufwärtstrend von OLAC nicht folgen.