Türkei: Schwarmbeben vor der Ägäis-Küste

Erdbebenschwarm vor der Ägäisküste bei Geyikli in der Türkei – stärkste Erschütterung Mb 3,9

Datum: 15.11.2025 | Zeit: 18:29:11 UTC | Koordinaten 39.547 ; 25.974 | Tiefe: 17 km | Mb 3,9

Vor der Ägäis-Küste der Türkei manifestierte sich ein Schwarmbeben aus knapp 40 Erschütterungen, dessen stärkstes Einzelbeben eine Magnitude von 3,9 hatte und mehrere Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC auslöste. Dieses Beben ereignete sich am Samstagabend um 18:29 UTC und hatte ein Hypozentrum, das in einer Tiefe von 17 km lag. Das Epizentrum befand sich rund 161 km nordwestlich von İzmir sowie 35 km südsüdwestlich von Geyikli an der türkischen Westküste. Es gab ein zweites Beben, Mb 3,3. Die anderen Erschütterungen waren schwächer, so dass man genaugenommen von einem Nachbebenschwarm sprechen muss.




Türkei. © EMSC/Leaflet

Die Erdbeben manifestierten sich im Bereich der auslaufenden Nordanatolischen Störung, die im Westen in ein komplexes System von Verwerfungen übergeht, das den Übergang von der Anatolischen Platte zur Ägäis-Mikroplatte steuert.

Die Nordanatolische Störung (NAF) ist eine der aktivsten und gefährlichsten Transformstörungen der Welt. Sie markiert die Grenze zwischen der westwärts driftenden Anatolischen Platte und der Eurasischen Platte. Zum Westen hin verzweigt und verbreitert sich die Störungszone, wo sie sich in mehrere Nebenäste aufteilt, die in die Ägäis überleiten. Die aktuellen Beben hängen mit einem dieser Äste zusammen. Kleinere Erdbeben wie dieses sind typisch für die kontinuierliche Freisetzung tektonischer Spannungen in diesen Segmenten. Gerade der westliche Teil der NAF steht im geologischen Zusammenhang mit den historischen Großbeben entlang der gesamten Störungszone.

Besonders Istanbul, das direkt am zentralen Abschnitt der NAF liegt, bleibt im Fokus der Seismologie. Die Stadt hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Serie von großen Erdbeben entlang der östlich angrenzenden Segmente erlebt, die sich wie Dominosteine nach Westen fortgesetzt haben. Daher lebt die weit verbreitete Sorge vor einem zukünftigen Starkbeben im Marmarameer, das die Metropole erheblich treffen könnte. Solche moderaten Ereignisse im westlichen Auslauf der NAF sind zwar nicht direkt gefährlich, erinnern aber stets an die generelle Aktivität und die ungelösten Spannungen entlang des Systems.