Ein pyroklastischer Strom ist eine heiße Wolke aus Vulkanasche, Blöcken und Gas, die am Vulkanhang zu Tal rast. Diese Wolken werden auch als „pyroklastische Dichteströme“ bezeichnet und haben ein großes zerstörerisches Potenzial.

Meistens entsteht ein pyroklastischer Strom durch (partiellen) Kollaps eines Lavadoms. Pyroklastische Ströme können auch entstehen, wenn von der Front eines zähflüssigen Lavastroms große Gesteinspakete abbrechen. Das Gas in der Lava wird durch den Kollaps explosionsartig freigesetzt. Die Lava explodiert und wird fragmentiert, also in kleinere Teile und Vulkanasche zerblasen. Die Gase sind sehr heiß und bilden ein Luftkissen, welches die Reibung zum Boden verringert. Dadurch erreichen pyroklastische Ströme große Geschwindigkeiten.
Da die treibende Kraft die Gravitation ist, werden pyroklastische Ströme auf steilen Hängen schneller als auf sanft geneigten Vulkanflanken. Sie fließen oft durch Schluchten und Bachläufe, können aber auch größere Hindernisse überspringen.
Glutlawinen, oder Base surges
Pyroklastische Ströme können sich auch aus kollabierenden Eruptionswolken bilden. Dann werden sie Glutlawinen (base surges) genannt. Reist der Gasschub einer großen Eruptionswolke ab, kollabieren diese. Die Tephra rast dann an den Seiten des Kegels herab.
Glutwolken, oder nuées ardentes
Eine weitere Sonderform der pyroklastischen Ströme sind die sogenannten Glutwolken. Diese werden auch nuées ardentes genannt. Sie bilden sich durch peleanische Eruptionen, die auch seitwärts gerichtet sein können. Im Gegensatz zu den normalen pyroklastischen Strömen kommen hier mehr große Blöcke vor.
Zerstörerische Kraft eines pyroklastischen Stroms

Pyroklastische Ströme zerstören praktisch alles in ihrem Weg. Die Gase können bis zu 1000 Grad Celsius heiß sein. Die Blöcke in den Strömen sind manchmal so groß wie ein Kühlschrank und erreichen Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h. Noch höhere Extremwerte sind möglich. Pyroklastische Ströme sind so ziemlich das Gefährlichste, was einem am Vulkan begegnen kann. Das Heimtückische: Pyroklastische Ströme entstehen nicht nur an Domvulkanen, sondern es gibt sie auch als Sonderformen, und sie können relativ unerwartet auftreten. Selbst am „gutmütigen“ Ätna wurden schon welche gesichtet. Dort entstehen sie meistens, wenn sich ein heißer Lavastrom durch die Wand eines Kraterkegels frisst. Außerdem sind sie praktisch geräuschlos. Besonders an Tagen, an denen sich der Vulkan in Wolken hüllt, hat man unter Umständen keine Ahnung, dass ein pyroklastischer Strom auf einen zugerast kommt.
Pyroklastische Ströme richteten bereits viel Unheil an und sind für einen großen Teil der Todesopfer an Vulkanen verantwortlich. Im Jahr 79 wurden die Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae von pyroklastischen Strömen des Vesuvs zerstört. Das berühmte Vulkanologen-Ehepaar Katja und Maurice Krafft starb 1991 in einem pyroklastischen Strom am Unzen. In der Mitte der 1990er Jahre wurde die Stadt Plymouth von pyroklastischen Strömen und Laharen zerstört. Im Jahr 2018 töteten sie 250 Menschen am Fuego in Guatemala. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.