Santorin: Spürbares Erdbeben Mb 4,4 nordöstlich der Insel

Erneut mittelstarkes Erdbeben nordöstlich von Santorin – erste Studien online

Datum: 15.09.2025 | Zeit: 03:53:24 UTC | Koordinaten: 36.670 ; 25.740 | Tiefe: 6 km | Mb 4,4

Heute Nacht manifestierte sich um 03:53:26 Uhr UTC ein Erdbeben Mb 4,4 im Seegebiet nordöstlich der griechischen Vulkaninsel Santorin. Das Epizentrum lag kurz vor der Küste der kleinen Insel Anhydros, die bereits während der seismischen Krise zwischen Januar und April im Fokus des Geschehens stand. Der Erdbebenherd lag in nur 6 Kilometern Tiefe und damit in einer Region der Erdkruste, in der Magmaansammlungen typisch sind. Zudem gab es morgens einen zweiten Erdstoß Mb 3,3 in 16 Kilometern Tiefe. Das stärkere Erdbeben wurde auf Santorin deutlich gespürt.

Während der seismischen Krise im Winter wurden mehr als 20.000 Erdbeben registriert. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 5,2. Tausende Bewohner von Santorin verließen die Insel aus Angst, dass noch stärkere Erdbeben oder ein Vulkanausbruch generiert werden könnten. Die Ursache der Erdbeben wurde unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert: Während eine Fraktion meinte, die Beben seien rein tektonischen Ursprungs, ging eine andere Wissenschaftlergruppe davon aus, dass eine Magmenintrusion beim Unterwasservulkan Kolumbos die Ursache für die Beben war. Forscher reisten in das Gebiet, um neue Studien durchzuführen und dem Untergrund das Geheimnis um die Beben zu entreißen. Doch bis jetzt wurden keine neuen Erkenntnisse hierzu bekannt.

Allerdings gibt es die Vorabveröffentlichung einer Studie, die die Situation auf Santorin bis kurz vor dem Einsetzen der seismischen Krise beleuchtet. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass es in der Caldera selbst zu einer Magmenintrusion gekommen war. Sie werteten GNSS-Daten und InSAR-Messungen zwischen 2023 und Januar 2025 aus, die zeigen, dass sich der Boden besonders in der nördlichen Caldera gehoben hatte. Zudem gab es mehrere Schwarmbeben entlang der Nea-Kameni-Linie. Sie entdeckten einen Magmakörper mit einem Volumen von 6 Millionen Kubikmetern, der sich der Erdoberfläche innerhalb von 6 Monaten bis auf 3,4 Kilometer Tiefe genähert hat. Die Ereignisse ähnelten jenen der Hebungsphase von 2011–2012. Möglicherweise war dieser Magmakörper ursächlich an der Seismischen Krise beteilig, denn mit Einsetzen der Erdbeben wurde auf Santorin eine Bodensenkung festgestellt.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der Ausbau der Echtzeitüberwachung des Calderavulkans notwendig ist.

Mittelmeer: Erdbeben Mw 5,1

Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,1 erschüttert Mittelmeer zwischen Sizilien und Libyen

Datum: 15.09.2025 | Zeit: 09:55:12 UTC | Koordinaten: 34.389 ; 16.368 | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

Im südlichen Mittelmeer zwischen Sizilien und Libyen ereignete sich heute Vormittag um 09:55:12 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe festgelegt, da es sich um ein flaches Beben handelte, dessen Tiefe nicht exakt bestimmt werden konnte. Das Epizentrum wurde vom GFZ/EMSC 241 km südöstlich von Birkirkara, einem Ort auf Malta, verortet. Auf der Insel konnte der Erdstoß deutlich gespürt werden und es liegen entsprechende Wahrnehmungsmeldungen vor. Schäden wurden nicht gemeldet.

Tektonisch betrachtet stand das Beben mit der Subduktion der afrikanischen Platte unter jener Eurasiens im Zusammenhang. Die Plattenkollision generierte aber nicht nur die Subduktionszone, sondern auch mehrere Riftsysteme bzw. eine Host-und-Graben-Struktur südlich von Malta. Hierzu zählen der Maltagraben und das Pantelleria-Rift-System und die Medina-Ridge, die südöstlich von Malta liegt. In der Nähe dieses Rifts manifestierte sich der aktuelle Erdstoß, der sich aber nicht direkt einer bekannten Störungszone zuordnen lässt. Möglicherweise wurde nicht nur das Hypozentrum nicht genau lokalisiert, sondern auch das Epizentrum.

Apropos Sizilien: Die Erdbebentätigkeit am Ätna hat in den letzten Tagen wieder zugenommen und befindet sich auf normalem Niveau. Im Zuge der letzten effusiven Eruption war die Seismizität gegen Null gegangen. Nachdem der Tremor nach Eruptionsende bis in den grünen Bereich abgestürzt war, berappelte er sich aktuell wieder und bewegt sich mit leicht steigender Tendenz im gelben Bereich. Der Magmenspeicher unter dem Vulkan scheint sich bereits wieder aufzuladen, was Spannungen an den Störungszonen verursacht.

Auch bei den Liparischen Inseln und insbesondere im Areal von Vulcano hat es weitere Erdbeben gegeben. Ich finde die Entwicklung hier äußerst spannend. Ich halte es für durchaus möglich, dass sich hier langfristig betrachtet doch noch ein Vulkanausbruch zusammenbraut.

Sabancaya: Erhöhung der Alarmstufe auf Orange

Nach Eruption mit pyroklastischem Strom: Erhöhung der Alarmstufe am Sabancaya

Der peruanische Vulkan Sabancaya ist mit einer Gipfelhöhe von 5976 m der welthöchste Vulkan, der in Eruption begriffen ist. Nach einer relativ ruhigen Phase steigerte er in den letzten Tagen seine Aktivität so sehr, dass die Vulkanologen vom IGPN die Alarmstufe von „Gelb“ auf „Orange“ erhöhten. Der Erhöhung war eine stärkere Eruption vorausgegangen, bei der Vulkanasche 5000 m über Kraterhöhe aufstieg und sogar pyroklastische Dichteströme entstanden. Bei der Eruption könnte es sich um einen Schloträumer gehandelt haben. Außerdem steigerte sich die Seismizität signifikant.

Sat-Pic-Sabancaya. © Copernicus

Die Eruption manifestierte sich am 13. September und löste eine VONA-Warnung beim VAAC Buenos Aires aus. Peruanischen Medienberichten zufolge erklärte Katherine Vargas, Koordinatorin des Nationalen Vulkanologischen Zentrums, dass für die Bezirke Huambo, Huanca und mehrere umliegende Orte eine Aschefallwarnung ausgegeben wurde.

Auch heute gab es Ascheeruptionen, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 8200 m förderten, was ca. 2200 m über Kraterhöhe entspricht.

Die Steigerung der Seismizität deutet an, dass vermehrt Magma aufsteigt, was letztendlich auch zu Bodendeformationen führt. Als ich zuletzt im Juni 2024 über den Sabancaya berichtete, bereitete ein Dom Sorgen, der im Krater wuchs. Dass bei der Eruption am Samstag pyroklastische Ströme generiert wurden, ist ein Indiz dafür, dass der Dom inzwischen über den Kraterrand hinaus gewachsen sein könnte. Seit Dezember letzten Jahres gab es aber keine Meldungen von thermischen Anomalien mehr, was zur Vermutung führt, dass das Domwachstum damals endete. Heute wurde zum ersten Mal wieder ein schwaches thermisches Signal mit 6 MW Leistung registriert.

Die Alarmstufe Orange signalisiert eine deutliche Steigerung der vulkanischen Aktivität. Sie ist gekennzeichnet durch häufige Explosionen, anhaltende Ascheemissionen und Erdbeben, die mit dem Eruptionsprozess in Zusammenhang stehen. Die Vulkanologen überwachen den Sabancaya von ihrem Hauptsitz in Arequipa aus und liefern in Echtzeit Daten und Warnungen zum Schutz der Bevölkerung.

Der Sabancaya gilt als der zweitaktivste Vulkan Perus. In seiner Geschichte kam es immer wieder zu Explosionen mit Ausstoß von Gasen, Asche und Gesteinsfragmenten – weshalb er zu den am stärksten überwachten Vulkanen im Süden des Landes zählt.

Kanlaon: Lage spitzt sich wieder zu

Erhöhte seismische Aktivität am Vulkan Kanlaon – Behörden rufen zu Wachsamkeit auf und bereiten Evakuierungen vor

Nachdem es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig um den Kanlaon bestellt war, spitzt sich die Situation erneut zu. Die seismische Aktivität am Vulkan auf der Philippineninsel Negros hat sich seit gestern weiter deutlich verstärkt.

Kanlaon aus der Luft

Das Philippinische Institut für Vulkanologie und Seismologie (PHILVOLCS) registrierte allein am Sonntag zwischen 0:00 und 8:00 Uhr 72 vulkanisch-tektonische Erdbeben (VT-Beben) mit Magnituden zwischen ML 0,8 und ML 3,6. Die Herdtiefen befanden sich in 0 bis 12 Kilometern unter der Nordwestflanke des Vulkans. Die stärksten Beben wurden in La Carlota City und Canlaon City mit der Intensität I verspürt.

Vulkanotektonische Erdbeben entstehen durch Gesteinsbrüche infolge von Fluidaufstieg. Ihre Zunahme deutet darauf hin, dass aufsteigendes Magma oder magmatische Gase Spannungen im Untergrund erzeugen und sich einen Weg zur Oberfläche bahnen. Die Schwefeldioxid-Emissionen (SO₂) aus dem Gipfelkrater lagen am Samstag mit 2.338 Tonnen pro Tag nahe dem mittleren Wert von 2.417 Tonnen pro Tag, der seit Jahresbeginn registriert wird. Die Vulkanologen spekulieren trotzdem über eine Blockierung der Gasfreisetzung, die zu Druckaufbau und Aufwölbung des Vulkans führt, was als mögliches Vorzeichen für eine sich anbahnende explosive Eruption interpretiert wird.

Das Amt für Zivilschutz rief die lokalen Behörden am Sonntag auf, wachsam zu bleiben und Evakuierungsmaßnahmen vorzubereiten. Gegenüber lokalen Medien erklärte Gouverneur Eugenio Jose Lacson „Wir stehen in engem Kontakt mit PHILVOLCS. Alarmstufe 2 bleibt bestehen, und die betroffenen Katastrophenschutzbüros sind in Alarmbereitschaft.“

PHILVOLCS warnt, dass die anhaltend hohe seismische Aktivität das Risiko von phreatischen Eruptionen oder mittelstarken magmatischen Explosionen am Gipfelkrater erhöhen könnte. Solche Ereignisse könnten pyroklastische Dichteströme und Ascheregen nebst Steinschlag auslösen.

Die Behörden raten der Bevölkerung, die vier Kilometer weite permanente Gefahrenzone unbedingt zu meiden und sich bei Wohnsitz innerhalb eines sechs Kilometer weiten Umkreises auf mögliche Evakuierungen vorzubereiten. Auch bei starken Regenfällen sei mit Laharen und schlammigen Abflüssen in den Entwässerungskanälen des Vulkans zu rechnen.

Zivilluftfahrtbehörden warnen außerdem Piloten davor, den Luftraum in Gipfelnähe zu durchqueren, da Aschewolken eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen können.