Campi Flegrei: Fluide migrieren Richtung Solfatara

Fluidmigration in den Campi Flegrei – Gastemperatur und Gasausstoß der Solfatara gestiegen

Bereits in meinem letzten Update zu den Campi Flegrei wies ich darauf hin, dass der Kohlendioxid-Ausstoß und die Gastemperaturen im Bereich der Solfatara gestiegen sind. Nun äußerte sich der INGV-Direktor Mauro de Vito gegenüber der Presse, dass sich der unterirdische Fluidstrom verändert und dass die Gase der Solfatara noch nie so heiß waren wie heute.



Bocca Grande der Solfatara

Auffällig ist, dass die Gastemperaturen im Bereich der Pisciarell-Fumarole, die an der äußeren Basis des Solfatara-Kraters liegt, in den letzten Wochen vergleichsweise niedrige Gastemperaturen zeigten und der Gasausstoß während des Sommers niedriger als zuvor war. Zwar stieg der Gasausstoß auch hier wieder leicht an, die Temperaturen zeigten sich mit 94 Grad stabil. Im Frühsommer wurden noch 96 Grad gemessen. Dafür steigerte sich der Gasausstoß der Solfatara signifikant und die Gastemperaturen erhöhten sich auf 165 Grad, wobei es schwierig ist, die Werte zwischen den beiden stärksten Fumarolen in der Solfatara und Pisciarelli zu vergleichen, weil die Temperatursensoren unterschiedlich weit von den Fumarolenmündern entfernt liegen.

Aus den Daten leitet Mauro de Vito ab, dass es eine Änderung des unterirdischen Fluidstroms gab und dass die Gase und Flüssigkeiten von der Pisciarelli-Fumarole im Osten der Solfatara in Richtung Bocca Grande im Solfatara-Krater wanderten. Dabei handelt es sich jedoch um oberflächennahe Prozesse im oberen Kilometer, die nicht das tiefere geothermische System der Caldera betreffen, in dem kein Energieverlust erkennbar ist. Meine Spekulation ist, dass es bei den stärkeren Erdbeben im Frühsommer zu einer Änderung des Fluidstroms kam, weil ein Aufstiegsweg unter Pisciarelli verschoben und teilweise blockiert wurde.

Besonders die hohen Gastemperaturen beunruhigen den INGV-Direktor, der meinte, dass die beschriebenen Phänomene keineswegs darauf hindeuten, dass sich die Situation entspannt. Im Gegenteil, die Phlegräischen Felder zeigen weiterhin eine hohe Aktivität mit leicht steigender Tendenz.

Auffällig ist zudem, dass im Jahr 2025 bisher mehr Erdbeben mit einer Magnitude über 3,0 registriert wurden als in den Jahren zuvor, einschließlich 2024. Trotz zeitweiser Schwankungen in der Erdbebentätigkeit und der Bodenverformung bleibt die Bodenhebungsrate mit etwa 15 Millimetern auf hohem Niveau, auch wenn zu Spitzenzeiten eine doppelt so schnelle Hebung stattfand.

Auf dem Bild oben, das ich im Mai machte, sieht man neben den dampfenden Fumarolen des Solfatara-Kraters ein weiteres Phänomen, das für Süditalien typisch ist: Einmal vom Menschenhand errichtetes bleibt so lange stehen, bis es von alleine zerfallen ist. Mir ist einfach schleierhaft, warum man zerfallene Holzzäune und Bänke nicht rückbaut, obwohl der Zugang zur Solfatara seit 7 Jahren gesperrt ist! Das lässt mich einfach nur kopfschüttelnd zurück.