Kamtschatka: Starke Nachbeben und Bodendeformationen detektiert

Zahlreiche starke Nachbeben infolge des Erdstoßes Mw 7,8 – Boden im Süden von Kamtschatka verschob sich beim Megabeben um mehr als 1 Meter

Das Erdbeben der Magnitude 7,8, das die Südostküste von Kamtschatka gestern Abend um 18:58:17 UTC erschütterte, löste einen starken Nachbebenschwarm aus. Das GFZ listet 37 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 4,9 und 6,1 auf. Viele der Beben spielten sich in Tiefen zwischen 20 und 30 Kilometern ab. Darüber hinaus dürfte es eine sehr große Anzahl schwächerer Erdbeben geben, die nicht in den Listen auftauchen. Wahrscheinlich sind es Hunderte.

Massive Bodenverschiebungen. © NASA

Das Erdbeben steht mit dem Starkbebenschwarm Ende Juli im Zusammenhang, dessen stärkste Erschütterung eine Magnitude von 8,8 hatte. Dieses Beben war so stark, dass es den Boden im Süden Kamtschatkas massiv verschob. InSAR-Karten zeigen, dass sich der südlichste Teil der Halbinsel Kamtschatka um mehr als einen Meter nach Osten bewegte. Gleichzeitig senkte sich die Landoberfläche leicht ab. Die stärksten Bodenverschiebungen traten über 200 Kilometer südwestlich des Epizentrums auf, während die unmittelbare Umgebung des Bruchbeginns vergleichsweise geringe Deformationen zeigte. Das Megaerdbeben zählt zu den stärksten Ereignissen, die jemals mit modernen Instrumenten registriert wurden.

Die Karte der Bodenbewegungen zeigt deutlich, wie sich weite Teile der Küstenregion Kamtschatkas nach Osten verlagerten. Gestrichelte Linien markieren die großen Verwerfungen und Plattengrenzen, an denen die pazifische Platte unter die Ochotskische Platte abtaucht. Kleine Bereiche ohne Daten erscheinen als weiße Flecken. Trotz der immensen Stärke des Bebens waren die Schäden auf der Halbinsel gering. Das Epizentrum lag offshore, die größten Brüche ereigneten sich in dünn besiedelten Regionen.




Die gewonnenen Informationen sind entscheidend für die Modellierung von Tsunamis und für die schnelle Identifikation der am stärksten betroffenen Gebiete. Sie ermöglichen es Einsatzkräften, begrenzte Ressourcen gezielt einzusetzen und potenzielle Gefahren frühzeitig einzuschätzen.

Am 2. August registrierte der Satellit ALOS-2 zudem eine deutliche Bodenbewegung am Krascheninnikow, einem lange inaktiven Vulkan auf der Halbinsel, der nur fünf Tage nach dem Erdbeben ausbrach. Die Messungen zeigten eine markante Verschiebung an der Flanke des Vulkans, dargestellt in Rot im Einschub der Karte. Diese Deformation deutet darauf hin, dass sich an diesem Tag ein Magmagang der Oberfläche annäherte und den bevorstehenden Ausbruch vorbereitete. Bei zeitnaher Auswertung hätten Vulkanologen das erhöhte Eruptionsrisiko möglicherweise frühzeitig erkannt. Tatsächlich wurde man von dem Ausbruch überrascht.

Erstellt wurde die Kartierung mit Hilfe von Interferometrischem Synthetic Aperture Radar (InSAR). Dabei werden Radarbilder, die vor und nach einem Erdbeben aus dem All aufgenommen wurden, miteinander verglichen, um kleinste Höhen- und Lageänderungen der Erdoberfläche zu messen. Für dieses Ereignis nutzten Wissenschaftler SAR-Daten des PALSAR-2-Sensors an Bord des japanischen Satelliten ALOS-2. Ergänzt durch seismische und GNSS-Messungen lässt sich so nicht nur die Bruchzone rekonstruieren, sondern auch nachvollziehen, wie sich die Verwerfung in den Tagen und Wochen nach dem Beben weiter bewegt. Diese Erkenntnisse fließen in künftige Gefährdungsanalysen ein und verbessern das Verständnis globaler Plattentektonik. (Quelle: Nasa-Earthobservatory)