Sehr hohe Sonnenaktivität – Zwei X-Flares am 4. November
Gestern zeigte die Sonne eindrucksvoll, wie aktiv sie derzeit ist: Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei starken Sonneneruptionen der höchsten Kategorie. Der erste Flare ereignete sich am 4. November um 17:34 UTC (18:34 MEZ) und erreichte die Stärke X1.8. Er stammte aus der aktiven Sonnenfleckengruppe AR 4274, die derzeit am östlichen Sonnenrand steht. Rund viereinhalb Stunden später, um 22:01 UTC, folgte ein weiterer Ausbruch der Klasse X1.1, vermutlich aus einer Region, die sich gerade hinter dem südöstlichen Sonnenrand verbirgt.

Bei einem Flare handelt es sich um eine plötzliche Explosion in der Sonnenatmosphäre, die durch die Freisetzung magnetischer Energie ausgelöst wird. Die explosive Sonneneruption entsteht, wenn sich in einer aktiven Region verdrehte Magnetfelder plötzlich neu ausrichten. Dabei wird enorme Strahlung freigesetzt, deren Spektrum von sichtbarem Licht über Ultraviolett bis hin zu energiereicher Röntgenstrahlung reicht. Flares sind also Strahlungsausbrüche, keine Materiewolken.
Häufig, aber nicht immer, wird ein Flare von einem Koronalen Massenauswurf (CME) begleitet. Dabei schleudert die Sonne Milliarden Tonnen Plasma und Magnetfeld ins All. Trifft eine solche CME auf die Erde, kann sie Polarlichter auslösen, Funkverbindungen stören und in extremen Fällen sogar Stromnetze beeinträchtigen. Beim X1.8-Flare vom Dienstag wurde tatsächlich eine CME beobachtet, die jedoch nach bisherigen Modellierungen nicht direkt auf die Erde gerichtet ist.
Die Region AR 4274 wird in den kommenden Tagen weiter in Richtung Erde rotieren und könnte dann direkt auf unseren Planeten ausgerichtet sein. Sollte sie erneut aktiv werden, wären erdgerichtete Auswürfe möglich. Derzeit deuten die Modellierungen jedoch darauf hin, dass die jüngsten Eruptionen nur seitlich an der Erde vorbeiziehen.
Mit den beiden X-Klasse-Flares setzt sich der Trend steigender Sonnenaktivität fort. Die Sonne bewegt sich auf das Maximum ihres rund elfjährigen Aktivitätszyklus zu, das voraussichtlich im Jahr 2025 oder 2026 erreicht wird. Für Wissenschaftler und Polarlichtjäger gleichermaßen beginnt damit eine besonders spannende Phase, während für Betreiber von Satelliten und Stromnetzen eine Zeit erhöhter Wachsamkeit.
Tatsächlich wurde das Maximum des aktuellen Sonnenzyklus bereits für 2023/24 postuliert, doch anstatt sich abzuschwächen, verstärkte sich die Sonnenaktivität weiter. Der 11-jährige Sonnenzyklus scheint also aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, doch bereits früher wurde festgestellt, dass er zwischen 9 und 14 Jahre betragen kann.