Campi Flegrei: Anstieg der Fumarolentemperatur

Erdbeben Campi Flegrei. © EMSC/Leaflet

Anstieg der Fumarolentemperatur in der Solfatara – Sorge vor phreatischen Eruptionen in den Campi Flegrei wächst

Die Erdbeben in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bei Neapel gehen weiter und es gibt keine Anzeichen für eine etwaige Entspannung der Situation. Im Gegenteil, die neuesten geophysikalischen Messungen zeigen, dass die Fumarolentemperatur in der Solfatara um 3 Grad auf 173 Grad Celsius angestiegen ist. Auf einer Fachtagung äußerten Vulkanologen, dass die Gefahr phreatischer Explosionen steigt.




In den letzten 24 Stunden gab es unter der Caldera 56 Erdbeben. 43 davon konzentrierten sich auf einen Schwarm, der gestern Vormittag begann und dessen stärkste Einzelerschütterung eine Magnitude von 2,7 hatte. Das Hypozentrum dieses Bebens lag in 2,8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde unter der auslaufenden Tangentiale der Galeria Solfatara nördlich des gleichnamigen Kraters lokalisiert.

BG-Fumarole. © INGV

Dem INGV-Wochenbericht für die Periode vom 10. bis 16. November ist zu entnehmen, dass es in der 46. Kalenderwoche 88 Erdbeben gegeben hatte. Die Bodenhebung blieb bei 25 mm im Monat. Die Rohdaten deuten möglicherweise einen leichten Rückgang an. Der Kohlenstoffdioxidausstoß zeigte keine wesentlichen Schwankungen und ist weiterhin sehr hoch. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole liegt weiterhin bei 94 Grad, gemessen in 5 m Entfernung zum Hauptgasstrom. Angestiegen ist hingegen die Gastemperatur der Fumarole Bocca Grande im Solfatara-Krater. Sie stieg in den letzten Wochen von 169 auf 172 Grad. Ein neu installierter Temperatursensor maß sogar 173 Grad. Dieser Wert wurde schon früher als Maximalwert angegeben, jetzt soll es ein Durchschnittswert sein.

Geowissenschaftler tagten in Bagnoli und diskutierten die Vulkangefahren

Nicht zuletzt die gestiegene Gastemperatur und die beschleunigte Bodenhebung schüren Sorgen um phreatische Explosionen. Auf einer Fachtagung, die letzte Woche Dienstag im Auditorium in Bagnoli abgehalten wurde, wiesen Geowissenschaftler auf die steigende Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieser gefährlichen Phänomene hin und machten deutlich, dass diese dampfgetriebenen Explosionen ohne jegliche Vorwarnung auftreten könnten.

Die Tagung wurde vom INGV-Präsidenten Fabio Florindo eröffnet, der die Bedeutung einer kontinuierlichen Überwachung betonte. Ebenfalls anwesend waren Nello Musumeci, Minister für Zivilschutz und Meerespolitik, Paola Pagliara, Direktorin für Risikovorhersage und Prävention im Zivilschutz, sowie Stefano Branca, Direktor des Vulkan-Departements des INGV. Die wissenschaftliche Leitung übernahm Lucia Pappalardo, Direktorin des Vesuv-Observatoriums und wissenschaftliche Leiterin des LOVE-CF-Projekts, die die neuesten Erkenntnisse zum Zustand des magmatischen Systems präsentierte. Demnach soll sich das Magma vor allem in zwei Tiefenbereichen ansammeln: in rund 6–8 Kilometern sowie in etwa 12–16 Kilometern Tiefe. Annahmen über flachere Magmaakkumulationen wurden verworfen. Stattdessen geht man davon aus, dass magmatische Gänge bis auf 3–4 Kilometer Tiefe vordringen, dort jedoch relativ rasch abkühlen und erstarren.

In einem späteren Rai-Uno-Interview mokierte der Zivilschutz-Minister Nello Musumeci, dass es den Bürgern von Pozzuoli an Risikobewusstsein fehlen würde. Bisher seien auch nur ca. 5% der bereitgestellten Hilfsgelder für freiwillige Umsiedlungsmaßnahmen abgerufen worden. Auch Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gebäudesicherheit würden nicht in genügend großem Umfang durchgeführt werden. Ein Problem bestehe wohl darin, dass viele Gebäude keine gültige Baugenehmigung hätten und Hausbesitzer fürchteten, Hilfsgelder zu beantragen. Eine Baugenehmigung wird wohl unwirksam, sobald durchgeführte Arbeiten von den eingereichten Plänen abweichen. Daher müsse man über eine Generalamnestie in Bezug auf Bausünden nachdenken.