Island: Drei Schwarmbeben am 05.02.24

Schwarmbeben an drei unterschiedlichen Spaltensystemen auf Reykjanes

Heute ging es auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hoch her, als es an drei verschiedenen Lokationen Erdbebenschwärme gab. Angefangen hatte die Aktivität am Reykjanes-Spaltensystem ganz im Westen der Halbinsel, wo sich die Erdbeben zwischen der Küste und dem Eiland Eldey manifestierten. Die Erdbeben dort hatten bereits am Wochenende begonnen, der Höhepunkt des Schwarms wurde aber erst heute Nacht erreicht. Nicht ganz so verwunderlich ist, dass das Svartsengi-System mit einstieg, denn auch dort hatte es gestern schon vermehrt gebebt. Das System ist ja bekanntermaßen auch magmatisch geladen und instabil. Nicht ganz so offensichtlich war, dass dann heute ein drittes Spaltensystem in die Aktivität einstieg: Krýsuvík! Hier streiften die Beben auch das nördliche Randgebiet vom Fagradalsfjall. Gegen Nachmittag hat sich die Erdbebentätigkeit dann wieder vor die Westküste verlagert. Bis jetzt werden 266 Erschütterungen in den IMO-Tabellen angezeigt, wobei die Daten erst heute Nachmittag aktualisiert wurden. Irgendwie hat man dort im Augenblick eine lange Leitung, denn ein Statement zu den Geschehnissen gab es vom IMO bis jetzt nicht. Man kann auch davon ausgehen, dass es deutlich mehr Erdbeben gab, als bis jetzt angezeigt wurden.

Die stärksten Erschütterungen hatten Magnituden im 2er-Bereich. Hiervon werden 56 Beben angezeigt. Die meisten beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die meisten Hypozentren lagen flacher als 8 Kilometer.

Ob die Beben tektonischer Natur waren oder im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion, ist unklar. Möglicherweise erzeugte aufsteigendes Magma Spannungen, die tektonische Störungen aktivierten.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlangsamte sich heute deutlich und es könnte sein, dass die Elastizitätsgrenze der Deckschichten erreicht ist, was eine mögliche Erklärung für die Erdbeben sein könnte. In diesem Fall ist in den nächsten Stunden/Tagen mit einem neuen Vulkanausbruch oder einer Dyke-Intrusion zu rechnen. Neusten IMO-Berechnungen zufolge sollt das Reservoire unter Svartsengi nun 9 Millionen Kubikmeter Magma gefasst haben und hat sich somit in den letzten Tagen deutlich vergrößert.

Island: Erdbeben am 04.02.24

Zahlreiche Erdbeben auf der Reykjaneshalbinsel

Nach einer recht ruhigen Nacht gab es heute Mittag wieder zahlreiche Erdbeben auf der isländischen Reykjaneshalbinsel. Gut 40 der Beben manifestierten sich im Bereich von Svartsengi/Grindavik aber nicht nur dort bebte es. Einen Bebencluster kann man wieder vor der Küste von Reykjanestá ausmachen. Südwestlich der vorgelagerten Insel Eldey gab es auch den stärksten Erdstoß der Serie, der es auf eine Magnitude von 2,6 brachte und ein Hypozentrum in fast 12 km Tiefe hatte. Die Beben nördlich von Grindavik hatten geringe Magnituden und lagen flacher als 3 km. Zeitweise sah es so aus, als würde sich eine seismische Krise aufbauen wollen, die dem erwarteten Vulkanausbruch vorausgehen würde, doch dann ebbte die Aktivität erst einmal wieder ab. In den letzten 48 Stunden verzeichnete IMO 132 Erschütterungen auf Reykjanes.

Die Bodenhebung im Raum Svartsengi hält an, schreitet an den verschiedenen Messstationen aber unterschiedlich schnell voran. Während sich die Hebung bei Svartsengi etwas zu verlangsamen scheint, schreitet sie an der etwas südwestlich gelegenen Messstation SKSH unvermindert schnell voran. Ähnliches Ausbremsen der Bodenhebung bei Svartsengi erlebten wir auch einige Tage vor den letzten beiden Eruptionen. Wissenschaftliche Prognosen, wann es wieder soweit sein wird, lassen sich nach wie vor nicht erstellen. Hier muss man sich tatsächlich auf sein Bauchgefühl verlassen, und das kann sich irren.

Laut IMO-Spezialisten Pálmo Erlendsson bleibt die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs in den nächsten Tagen/Wochen hoch. Davon scheinen sich die Grindavikings nicht sonderlich beeindrucken zu lassen, denn schaut man sich die Livecams an, präsentiert sich der Ort hell erleuchtet.

55 Gebäude in Grindavik als Totalschaden eingestuft

Die isländische Naturkatastrophenversicherung hat indes 55 Gebäude als Totalschaden eingestuft und hat vor, die Geschädigten zu entschädigen. Und hierin liegt wohl auch der Kampf um Grindavik begründet, den man aus der Ferne nur schwer nachvollziehen kann: Hausbesitzer, deren Häuser nicht zerstört sind, bekommen auch keine Entschädigung von der Versicherung, obwohl sie ihre Häuser auch (momentan) nicht mehr bewohnen dürfen. Sie sind natürlich daran interessiert, dass Grindavik nicht zum dauerhaften „No Go Area“ wird.

Campi Flegrei mit weiterem Schwarm am 03.02.24

Schwarmbeben in der Campi Flegrei – Beben liegen tiefer

Datum 03.02.2024 | Zeit: 10:07:27 UTC | Lokation: 40.8342 ; 14.1342 | Tiefe: 2,9 km | Mb 2,1

Gestern manifestierte sich unter dem süditalienischen Calderavulkan ein erneutes Schwarmbeben. Es bestand aus 36 Beben, von denen das Stärkste eine Magnitude von 2,1 hatte. Damit lag es unter der Wahrnehmbarkeitsgrenze von M 3,0. Allerdings können auch Beben geringerer Magnitude gelegentlich gespürt werden, wenn die Herdtiefe flach liegt. Bei dem aktuellen Beben war das aber nicht der Fall, obwohl sich das Hypozentrum in nur 2,9 km Tiefe befand. Wobei „nur“ ist hier relativ zu sehen, denn für die Beben in der Campi Flegrei ist das schon vergleichsweise tief. Generell kommt es mir so vor, als würden die Herdtiefen seit der Wiederaufnahme der seismischen Aktivität nach der Ruhephase im Herbst tiefer liegen als zuvor. Vor der Pause lagen die Beben oft in nur wenigen hundert Metern Tiefe und selten unterhalb von 2 km und damit im oberen Bereich des Hydrothermalsystems. Jetzt haben sich die Beben in tiefere Stockwerke verlagert und finden teilweise unter einer seismischen Grenzschicht statt, die das obere Hydrothermalsystem von einem tieferen Teil des Fördersystems trennt. Offenbar gibt es einen neuen Druckaufbau, der logischer Weise von unten nach oben stattfindet, da er ja durch -aus der Tiefe aufsteigende- magmatische Fluide erzeugt wird. Die Fluide heben den Boden an, was Spannungen im Gestein erzeugt, die sich in Erdbeben entladen, wobei besonders die ganz schwachen Mikroerdbeben direkt durch die Fluidbewegungen verursacht werden.

Magma-Akkumulation in der Tiefe mögliche Ursache für den Bradyseismos

Aufbau Untergrund Campi Flegrei. © Marco Calò & Anna Tramelli / nature com „Anatomy of Campi Flegrei“

Offiziell gilt als Grund für Bodenhebung und Erdbeben der Bradyseismos. Dieses Phänomen beschreibt das zyklische Auf- und Ab des Bodens der Campi Flegrei, wobei man früher annahm, dass vor allem die Küste davon betroffen ist. Es sagt aber noch nichts über die Ursache der Bodenhebung aus. Während oberflächlich betrachtet unterirdische Zuströme von Fluiden (hier Wasser und Gas/Dampf) für die Hebung verantwortlich gemacht werden, ist aber auch klar, dass es eine tiefer sitzenden Ursache für diese Fluidbewegungen geben muss, denn vor allem Dampf entsteht im Allgemeinen nicht ohne eine Wärmequelle. Darüber hinaus darf man den Zusatz „magmatisch“ nicht vergessen, denn die Fluide entströmen einer magmatischen Quelle, die voraussichtlich in Tiefen unterhalb von 5 km (wahrscheinlich in mehr als 9 km Tiefe) unter dem Vulkan sitzt. Es gibt zwar auch einen gewissen Anteil phreatischen Wassers im Hydrothermalsystem, doch chemische Analysen belegen die magmatische Herkunft eines Großteils der Fluide. Die Vermutung liegt also nahe, dass es zyklisch zum Zustrom von Magma in einem tief sitzenden Magmenkörper kommt. Einige Modelle zeigen, dass von diesem tiefen Magmenkörper Schmelzströme ausgehen, die sich in ca. 5 km Tiefe zu kleineren Magmataschen akkumulieren. Sollte es dem Magma gelingen, durch die stabile Deckschicht zu dringen, die den Calderaboden abdichtet, dann droht ein Vulkanausbruch.

Apropos Erdbeben und Süditalien: Vorgestern manifestierte sich einige Kilometer westlich von Vulcano eine Erdstoß M 1,8 in 13 km Tiefe.

USA: Erdbeben bei Oklahoma am 03.02.24

Erdbeben Mw 5,1 östlich von Oklahoma-City – Möglicherweise menschengemacht

Datum 03.02.2024 | Zeit: 05:24:29 UTC | Lokation: 35.535 ; -96.734 | Tiefe: 6 km | Mw 5,1

Gestern Abend erschütterte ein stärkeres moderates Erdbeben der Magnitude 5,1 eine Gegend östlich der Großstadt Oklahoma-City im gleichnamigen US-Bundesstaat Oklahoma. Das Hypozentrum lag in 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 7 Kilometer nordwestlich von Prag verortet. Ja, tatsächlich richtig gelegen. Dort gibt es einen Ort, der genauso wie die tschechische Hauptstadt heißt. Nur ist das amerikanische Prag keine Metropole, sondern ein kleiner Ort mit ca. 2400 Einwohnern. Das Erdbeben war in einem großen Umkreis deutlich zu spüren gewesen und schreckte die Menschen auf, die gerade dabei waren, ins Bett zu gehen oder bereits schliefen. Denn vor Ort war es gerade 23:24:29 Uhr, als sich das Beben manifestierte. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor und die Bebenzeuge beschreiben den Erdstoß als ausgesprochen stark und laut. Ein Melder, der 8 Kilometer vom Epizentrum entfernt lebt, meinte, das sei der stärkste Erdstoß gewesen, den er jemals gespürt hätte. Ein anderer schrieb, dass das Beben 25 bis 30 Sekunden gedauert hätte.

Tatsächlich zählt die Region zu den Gegenden der USA, in denen relativ oft stärkere Erdbeben auftreten, wobei man in den letzten Jahrzehnten eine Zunahme der Seismizität registrierte. Die letzte größere Erdbebenphase ereignete sich vor gut 10 Jahren, als es zu zahlreichen Erschütterungen kam, von denen einige Magnituden zwischen 3 und 5 hatten. Moment mal, wird da vielleicht der eine oder andere Leser denken: So viele Erdbeben mitten im nordamerikanischen Kontinent, abseits der großen Plattengrenzen und Subduktionszonen? Ja, denn hier gibt es mehrere Störungszonen, die im Zusammenhang mit einem alten intrakontinentalen Rift stehen, entlang dem sich seinerzeit mehrere Blöcke aufgeschoben haben und andererseits mehrere Becken bildeten. Entlang der tektonischen Grenzflächen gab es schon immer eine geringe Seismizität, die in den letzten Jahrzehnten durch Fracking und Abwasserinjektionen in den tiefen Untergrund verstärkt wurde, wie jüngst einige Studien herausfanden. So könnte der aktuelle Erdstoß als von menschlicher Aktivität ausgelöst bzw. verstärkt worden sein.

Übrigens, es gab mehrere Nachbeben. Meldungen über Schäden liegen bis jetzt nicht vor, obwohl Erdbeben dieser Magnitude bereits leichte Gebäudeschäden hervorrufen können, besonders, wenn das Hypozentrum so flach liegt, wie es bei dem Erdbeben heute der Fall war.

Island: Erdbeben bei Krysuvik am 02.02.24

Erdbeben M 3,3 im Krýsuvík-System – Neue Gefahrenkarte für das Svartsengi-Gebiet

Datum 02.02.2024 | Zeit: 04:03:58 UTC | Lokation: 63.92 ; -22.09 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Heute Nacht um 4:03 Uhr gab es auf der Halbinsel Reykjanes ein Erdbeben der Magnitude 3.3. Es manifestierte sich im Krýsuvík-System in der Nähe vom Djúpavatn. Der Erdbebenherd befand sich in 8 km Tiefe. Eine halbe Stunde später gab es im gleichen Gebiet ein weiteres Ereignis der Magnitude 2,6. Es folgten einige kleinere Nachbeben. Obwohl die Magnitude des ersten Erdstoßes im wahrnehmbaren Bereich lag, gingen bei den Erdbebenexperten von IMO keine Wahrnehmungsmeldungen ein. In den letzten Tagen und Wochen gab es öfter Erdbeben im Krýsuvík-System, und manche Geowissenschaftler denken, dass sich auch hier mittelfristig ein Vulkanausbruch anbahnen könnte. Dafür sprach eine schwache Bodenhebung, die im letzten Herbst dort detektiert wurde. Allerdings misst man dort aktuell eine leichte Subsidenz.

Anders sieht es hingegen in der Nachbarschaft aus: am wenige Kilometer westlich gelegenen Fagradalsfjall gibt es eine schwache Bodenhebung, die man an der Messstation GOHN sehen kann, die seit einigen Tagen sporadisch wieder online ist und Daten liefert. Seit Dezember hob sich der Boden um 15 mm.

6,5 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi

Wiederum einige Kilometer westlich liegt das aktuelle Sorgenkind Svartsengi, wo Seismizität und Bodenhebung weiterhin anhalten. Es sieht so aus, als würde die Hebungsrate leicht nachlassen, was bekanntermaßen damit zu tun haben kann, dass der Druck im Magmensystem immer weiter ansteigt. Daher benötigt aufsteigendes Magma immer mehr Power, um in geringere Tiefen aufzusteigen, was natürlich den Zustrom bremst.

Die Bodenhebung beträgt an der Messstation SENG seit dem 10. November inzwischen 55 cm. Seit der Eruption vom 18. Dezember hob sich der Boden um 24 cm.

Auf GPS-Daten basierende Modelle deuten darauf hin, dass sich unter der Svartsengi-Region etwa 6,5 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Ich hätte gedacht, dass es mehr ist.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass es innerhalb der nächsten 14 Tage wahrscheinlich zu einem neuen Ausbruch kommen wird. Da das Eruptionsrisiko gestiegen ist, wurde die Gefahrenkarte aktualisiert und Zone 4 – wo ein Ausbruch am Wahrscheinlichsten scheint – wieder in rot markiert.

Österreich: Moderates Erdbeben am 01.02.24

Erdbeben Mw 4,1 erschüttert Österreich – Leichte Schäden möglich

Datum 01.02.2024 | Zeit: 01:59:20 UTC | Lokation: 47.669 ; 15.890 | Tiefe: 5 km | Mw 4,1

Heute Nacht kam es in Niederösterreich zu einem Erdbeben der Momentmagnitude 4,1. Lauft GFZ Potsdam lag das Hypozentrum in einer Tiefe von 5 km. Der österreichische Erdbebendienst GeoSphere kam auf eine Lokalmagnitude von 4,5. Das Epizentrum wurde 12 km südwestlich von Ternitz festgestellt und ereignete sich um 02:59:20 Uhr Lokalzeit. Zahlreiche Anwohner der Region wurden aus dem Schlaf gerissen und meldeten den Erdstoß nicht nur beim Erdbebendienst, sondern auch bei Polizei und Feuerwehr. So schrieb ein Bebenzeuge in den Wahrnehmungsmeldungen: „Heftiges horizontales Rütteln für ein paar Sekunden. Lose Gegenstände fielen um bzw. runter.“ Ein anderer meinte: „Es war ein plötzliches Zittern, aber sehr kurz, vielleicht 2 Sekunden, und es ließ für vielleicht 5 Sekunden nach. Ich hörte, wie etwas ins Haus fiel, aber nichts Großes. Es könnte ein Bild gewesen sein, das an der Wand hing. Wir wohnen drei Stockwerke höher. Ich war schon wach, sonst hätte ich es wahrscheinlich gar nicht erlebt. Der letzte Bebenzeuge befand sich sogar mehr als 130 km vom Epizentrum entfernt. So war der Erdstoß nicht nur in weiten Teilen Österreichs zu spüren, sondern auch in den angrenzenden Ländern. Erdbeben dieser Magnitude können bereits leichte Schäden an der Infrastruktur verursachen und es ist wahrscheinlich, dass es in den Ortschaften nahe des Epizentrums zu Rissbildungen in Hauswänden gekommen ist, besonders, da der Erdbebenherd sehr flach lag, so dass sich der moderate Erdstoß relativ stark an der Oberfläche auswirkte.

Seit gut 2 Wochen gibt es vermehrt Erdbeben in Österreich. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich aber nicht in dem Bereich der letzten Beben, sondern weiter östlich davon. Während die früheren Erdbeben am Nordrand der Alpen zwischen Innsbruck und Salzburg auftraten, ereignete sich der Erdstoß heute am Ostrand der Alpen zwischen Graz und Wien. Auch der Neusiedler See ist nicht fern. Das Beben lag am Südwestrand des Wiener Beckens, bei dem es sich um ein tektonisch entstandenes Scherungsbecken handelt, und dürfte mit einer der Störungszonen assoziiert gewesen sein, an der das Becken absackte.

Karibik: Erdbeben bei den Jungfern-Inseln

Erdbebenserie bei den karibische Jungferninsel

Datum 29.01.2024 | Zeit: 20:00:52 UTC | Lokation: 19.232 ; -64.976 | Tiefe: 38 km | Mb 4,6

Nördlich der karibischen Jungferninseln manifestiert sich ein Erdbebenschwarm, der am 28. Januar begann. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude 4,9 ausgelöst und ereignete sich am 29. Januar um 20:00 Uhr UTC ereignete. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 38 km angegeben. Das Epizentrum lag offshore, 99 km nordnordwestlich von Charlotte Amalie auf U.S. Virgin Islands. Insgesamt registrierte das EMSC fast 60 Beben mit Magnituden ab 3.

Die karibischen Jungferninseln sind eine Inselgruppe in der Karibik und liegen östlich von Puerto Rico zwischen dem Atlantik und der Karibik. Sie sind zweigeteilt und liegen in der Übergangszone zwischen den Großen- und den Kleinen Antillen. Die Inselbögen sind vulkanischen Ursprungs. Allerdings befindet sich die Jungferninsel in einer Region, deren Inseln überwiegend Zeugnisse einer längst vergangenen vulkanischen Epoche sind. Die Vulkane der Kleinen Antillen sind hingegen aktiv.

Nördlich der Inselgruppe verläuft der Puerto-Rico-Graben. Hierbei handelt es sich um eine ca. 800 km lange Tiefseerinne, die bis zu 9219 m tief ist, wobei es unterschiedliche Angaben gibt. Einige Autoren meinen, dass der Graben nur 8380 m tief ist. Entlang des Grabens treffen die Nordamerikanische und die Karibische Platte zusammen, wobei der atlantische Teil der Nordamerikanischen Platte unter die Karibische Platte abtaucht, was insoweit ungewöhnlich ist, als dass es normalerweise die Ozeanische Platte ist, die subduziert wird. Diese Besonderheit liegt wahrscheinlich daran, dass die Platte der Karibik leichter als normale Ozeankruste ist und sich dadurch oben hält. Sie ging aus einem Teil der Pazifikplatte hervor, die von Lava überflutet wurde.

Wie auch immer, durch die Subduktion entlang des Puerto Rico Grabens ist das Erdbebenrisiko groß. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die aktuellen Beben an einem Stück der subduzierten Kruste ereignen, das sich möglicherweise in der oberen Asthenosphäre verhakt hat. Die Tiefe der Beben deutet an, dass es auch einen Zusammenhang mit Magmenbewegungen geben könnte.

Campi Flegrei mit Erdbeben am 31.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 40.823 , 14.134 | Aktivität: Fumarolisch

Weitere Erdbeben unter der Campi Flegrei – Neuer Wochenbericht erschienen

Seit gestern manifestierten sich im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei -die bei uns auch unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist- 22 schwache Erdbeben. Bei den meisten Beben handelte es sich um Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, die sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem des Vulkans standen. Das stärkste Erdbeben brachte es auf Mb 1,5 und hatte eine Herdtiefe von 2,9 km. Damit könnte es sich um ein Spannungsbeben in der unteren Gesteinsschicht des Hydrothermalsystems gehandelt haben, die einen möglichen Magmenkörper am weiteren Aufstieg hindert.

Gestern erschien auch der neue Wochenbericht des INGVs für den Beobachtungszeitraum 22. bis 28. Januar. In dieser Woche wurden 59 Erdbeben registriert, was zwar keinen neuen Rekord darstellt, aber von einer deutlich gesteigerten Seismizität zeugt, besonders im Vergleich zu den letzten Wochen des letzten Jahres, als sich die Aktivität nach den starken Erdbebenserien im September und Oktober beruhigt hatte. Die Wiederaufnahme der Seismizität bestätigt das, worüber ich damals bereits spekulierte: die Erdbebenserie hatte die meisten Spannungen abgebaut und wohl auch zum Druckabbau im Hydrothermalsystem beigetragen, so dass es erstmal keine Erdbeben mehr gab und auch die Bodenhebung zurückgegangen war. Doch inzwischen baut sich neuer Druck auf: Es gibt wieder Erdbeben, die durch eine Deformation der Erdkruste verursacht werden und natürlich von Fluidbewegungen. Die Bodenhebung liegt seit Anfang Januar bei ca. 10 mm pro Monat und bewegt sich damit in einem mittleren Bereich.

Aus geochemischer Sicht gab es in den letzten Tagen keine größeren Schwankungen. Die Fumarolentemperatur bei Pisciarelli liegt weiterhin bei 95 Grad, gemessen in 5 m Höhe in der Dampfwolke. Die Dampfwolke könnt ihr übrigens auf der Livecam (links neben der Laterne) sehen.

Interessant ist auch, dass das INGV nun auf seiner Webseite einen Artikel zur Suche einer neuen Immobilie postete. Wie bereits früher geschrieben, bestätigten die Geoforscher, dass sie ein neues Gebäude (bzw. ein Grundstück dafür) suchen, weil das aktuelle Gebäude marode ist und ungünstig liegt, nicht weil es sich im Gefahrenbereich der Campi Flegrei befindet.

Island: Erdbeben am 30. Januar

Erdbeben auf Reykjanes und am Bardarbunga

In den letzten 48 Stunden ereigneten sich auf Island 144 schwache Erdbeben, die vom automatischen System von IMO detektiert wurden. Da das Wetter besonders im Süden der Insel schlecht ist, kann es sein, dass mehrere Beben nicht registriert wurden. Einige Erschütterungen gab es im Norden der Insel entlang der TFZ und deren Erweiterungen an Land, aber auch im Bereich der Askja und unter dem Vatnajökull bebte es. Mehrere Erschütterungen gab es hier am subglazialen Vulkan Bardarbunga. Im Süden von Island konzentrierten sich die Erschütterungen auf die Bereiche Katla und Hekla. Die meisten Erdbeben ereigneten sich wieder auf der Reykjaneshalbinsel, auf der mehrere Spaltensysteme seismisch aktiv geworden sind.

Risiko für den geplanten Flughafen Hvassahrauni sollte überprüft werden

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält an und summierte sich seit dem 11. Dezember auf respektable 53 Zentimeter. Ein Ende der Bodenhebung ist nicht in Sicht und in den letzten Tagen wurde das Erwachen anderer Spaltensysteme auf Reykjanes diskutiert.

Die Diskussionen rissen auch heute nicht ab und in den isländischen Zeitungen wurden Interviews mit dem Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson veröffentlicht. Auch er rief dazu auf, den Katastrophenschutz zu stärken und in Planung befindliche Bauvorhaben zu überprüfen. Insbesondere nahm er auf Pläne Bezug, einen neuen Flughafen vor den Toren von Reykjavik zu bauen. Der Vulkanologe meinte, dass der geplante Bau des Flughafens in Hvassahrauni keine gute Wahl sei. Das Risiko müsse überprüft werden, besonders, da es Anzeichen für ein Erwachen der Vulkane Heidmörk, Krísuvík und in Bláfjöll gebe. Selbst wenn sie in Hvassahrauni oder in den Siedlungen Garðabær und Hafnarfjörður keine Eruptionsspalten öffnen sollten, könnten Lavaströme der oben genannten Vulkane diese Areale erreichen.

Der geplante Flughafen Hvassahrauni soll zunächst als Lokalflughafen dienen und später auch internationale Flugverbindungen bedienen können. Þorvaldur Þórðarson meinte, dass Hvassahrauni ähnlich gefährdet wäre wie Kevlafik, wo der aktuelle internationale Flughafen von Island liegt. Auch die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen auf systemrelevante Infrastruktur im Hauptstadtgebiet gehören nach Meinung des Vulkanologen auf den Prüfstand.