Kamtschatka: Erneuter Schub starker Erdbeben

Neuer Erdbebenschub vor der Südostküste von Kamtschatka – stärkstes Erdbeben Mw 6,1

Datum: 03.11.2025 | Zeit: 08:44:43 UTC | Koordinaten 52.285 ; 160.155 | Tiefe: 24 km | Mw 6,1

Nachdem es im Oktober deutlich weniger Erdbeben vor der Südostküste gegeben hatte und die Seismizität zum Monatsende fast vollständig eingeschlafen war, kam es gestern zu einer Reaktivierung der Tätigkeit, die bis heute auf hohem Niveau anhält. Die beiden stärksten Erschütterungen erreichten Magnituden von 6,1 (gestern) und 6,0 (heute) und traten in Tiefen von 24 bzw. 25 Kilometern auf. Den Erdbebendiensten liegen Wahrnehmungsmeldungen aus Petropawlowsk-Kamtschatski vor, Berichte über größere Schäden gibt es jedoch nicht.

Kamtschatka. © EMSC/Leaflet

Neben den beiden genannten starken Erdbeben, die mit hoher Intensität verspürt wurden, sind in den Erdbebenlisten des EMSC fast 40 weitere Erschütterungen mit Magnituden ab 4,0 verzeichnet. Man kann davon ausgehen, dass es darüber hinaus eine große Anzahl schwächerer Beben gibt. Die Erschütterungen stehen mit der Subduktion der Pazifikplatte unter die Ochotskplatte in Verbindung, die entlang des 2225 Kilometer langen Kurilen-Kamtschatka-Grabens stattfindet. Möglicherweise zerbricht die subduzierte Pazifikplatte im oberen Bereich der Asthenosphäre in mehrere Bruchstücke, was eine mögliche Erklärung für die außergewöhnlich lange andauernde Erdbebenphase ist, die bereits Ende Juli ein Megabeben der Magnitude Mw 8,8 hervorgebracht hatte.

Dieses Megabeben dürfte maßgeblich zur Aktivierung des Vulkans Krasheninnikov beigetragen haben, der nach jahrhundertelangem Schlaf kurz nach dem Ereignis wieder erwachte und seither aktiv ist. Tatsächlich verstärkte der Vulkan seine Aktivität erneut mit dem Einsetzen der jüngsten Bebenphase und stößt vermehrt Aschewolken aus, die laut VONA-Meldungen des VAAC bis in Höhen von rund 2400 Metern aufsteigen und nach Südosten driften.

Die Beben beschränken sich nicht auf das Küstengebiet vor Petropawlowsk-Kamtschatski, sondern reichen bis zu den nördlichen Kurilen. Heute ereigneten sich auch vor der Insel Paramushir zwei mittelstarke Beben. Interessant ist, dass der Vulkan Ebeko auf Paramushir in diesem Jahr recht ruhig ist und sich durch die jüngsten Erdbeben nicht zu Eruptionen animieren ließ.

Kerinci: Erhöhte Seismizität Anfang November 2025

Erhöhte seismische Aktivität am Vulkan Kerinci – Vulkan steht unter erhöhter Beobachtung

Am höchsten Vulkan Sumatras in Indonesien, dem Gunung Kerinci, haben die Behörden Anfang November eine signifikante Zunahme der seismischen Aktivität registriert. Dabei gab es auch bereits im Oktober seismische Tätigkeit.

Gefahrenkarte

Aus einem aktuellen Bericht des PVMBG (Zentrum für Vulkanologie und Geologische Gefahrenabwehr) geht hervor, dass zwischen dem 16. Oktober und 2. November Dampfwolken etwa 50 Meter über den Gipfel aufstiegen – ein Hinweis auf wasserdampfreiche Gasemissionen. Messungen der vulkanischen Überwachungsstation ergaben in diesem Zeitraum bereits eine rege seismische Aktivität: Neben 265 Entgasungen wurden 894 niederfrequente, 1455 hybride und mehrere vulkanotektonische (VT) Erdbeben registriert.

Am Morgen des 3. November verzeichneten die Seismografen einen deutlichen Anstieg der Erdbebentätigkeit. Innerhalb weniger Stunden wurden 46 flache und 13 tiefe VT-Erdbeben gemessen, teils mit Amplituden bis zu 23,9 Millimetern. Diese Daten deuten auf eine verstärkte Bewegung gasdominierter Fluide in größeren Tiefen hin. Visuelle Beobachtungen zeigten zu diesem Zeitpunkt keine Eruption oder Aschefreisetzung.

Die Aktivitätsstufe des Vulkans bleibt derzeit auf Level II (Alarm). Das PVMBG mahnt zur Vorsicht und empfiehlt, einen Sicherheitsradius von drei Kilometern um den Krater einzuhalten. Die Hauptgefahr bestehe derzeit in der Ansammlung vulkanischer Gase, die bei einer plötzlichen Entladung zu explosiven Ausbrüchen mit glühenden Gesteinsfragmenten und Ascheregen führen könnten. Bei starken Regenfällen drohe zudem die Mobilisierung von Laharen entlang der Flüsse am Gipfelhang.

Der 3805 Metern hohe Stratovulkan liegt an der Grenze der Provinzen Westsumatra und Jambi und ist eine markante Landmarke des Bukit-Barisan-Gebirgszugs. Der letzte erwähnenswerte Ausbruch des Kerinci ereignete sich 2023, als Aschewolken einige hundert Meter über dem Krater aufstiegen. Seitdem blieb der Vulkan aktiv, jedoch ohne bedeutende explosive Eruptionen.

Der Aufstieg zum Krater ist anspruchsvoll und besonders in aktiven Zeiten gefährlich, dennoch beschrieben ihn Wanderer als lohnend.

Türkei: Erdbeben Mb 5,0 im Westen bei Sındırgı

Erneutes Erdbeben im Westen der Türkei – Tektonische Spannungen im Simav-Graben bleiben aktiv

Datum: 03.11.2025 | Zeit: 12:35:37 UTC | Koordinaten 39.169 ; 28.341 | Tiefe: 11 km | Mb 5,0

Erneut erschütterte am Montagnachmittag ein stärkeres Erdbeben den Westen der Türkei. Das Beben der Magnitude 5,0 ereignete sich um 15:35 Uhr Ortszeit südöstlich von Balıkesir, nahe der Kleinstadt Sındırgı. Nach ersten Berichten war es in weiten Teilen der Provinz Balıkesir und darüber hinaus deutlich zu spüren. Das Hypozentrum lag in etwa elf Kilometern Tiefe, was typisch für die seismisch aktiven Grabenstrukturen dieser Region ist.

Türkei. © EMSC/Leaflet

Das Ereignis wurde von zahlreichen schwächeren Erdbeben begleitet und reiht sich in die aktuelle Erdbebenserie ein, die in den vergangenen Monaten entlang des Simav-Grabens registriert wurde. Seit dem Frühjahr sind dort mehrere stärkere Erdstöße aufgetreten, von denen zwei die Magnitude 6,1 hatten, Schäden anrichteten und sogar ein Menschenleben forderten.

Der Simav-Graben ist Teil des westanatolischen Dehnungsgürtels, in dem sich die Erdkruste aufgrund der Bewegung der Anatolischen Mikroplatte ostwärts auseinanderzieht. Entlang der aktiven Normalverwerfungen kommt es dabei immer wieder zu abrupten Spannungsentladungen.

Obwohl die Region keine vulkanische Aktivität zeigt, spielt die geologische Vergangenheit eine Rolle bei der Entstehung von Erdbeben. Unter dem südlichen Abschnitt des Grabens befindet sich die sogenannte Naşa-Intrusion – ein alter, tiefreichender magmatischer Körper aus dem späten Miozän. Er ist heute erstarrt, beeinflusst aber noch immer die Dichteverteilung und den Wärmestrom in der Erdkruste. Diese Wärmequelle speist zahlreiche heiße Quellen rund um Simav und Eynal, die für ihre geothermale Nutzung bekannt sind.

Forscher vermuten, dass der erhöhte Fluiddruck im Untergrund die Reibung entlang der Störungszonen verringern kann. Hierbei handelt es sich um einen Prozess, der kleinere Erdbeben begünstigt. Stärkere Beben sind nach Meinung der Geoforscher jedoch klar tektonischen Ursprungs. Die Seismizität unterstreicht, dass die Dehnungszone Westanatoliens weiterhin aktiv ist und auch künftig mit spürbaren Erdstößen zu rechnen ist. Ich persönlich frage mich allerdings, ob der Fluideinfluss nicht größer als angenommen ist.

Mauna Loa: Erhöhte Erdbebenaktivität Anfang November

Mauna Loa in der Bildmitte, Kilauea am unteren rechten Bildrand. © USGS

Steigende Erdbebenaktivität unter Mauna Loa auf Hawaii – stärkste Erschütterung Mb 3,6

Während derzeit alle Augen auf den Kilauea gerichtet sind, der sich langsam auf eine weitere eruptive Episode vorbereitet, bebte es in der vergangenen Nacht unter der Nordflanke des Mauna Loa. Insgesamt wurden an dieser Stelle drei Erschütterungen registriert, von denen die stärkste eine Magnitude von Mb 3,6 erreichte. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 8 Kilometern. Bereits Ende Oktober ereignete sich im Südosten des Vulkans ein kleiner Erdbebenschwarm.

Bodenhebung

Der größte Vulkan der Erde befindet sich in einer mehrjährigen Aufheizphase, die praktisch unmittelbar nach dem Ende der letzten Eruption im Dezember 2022 einsetzte. Die Erdbeben sind Ausdruck des steigenden Drucks im Magmaspeichersystem und des Aufstiegs von Schmelze entlang von Schwächezonen. Diese Magmenakkumulation zeigt sich auch in einer anhaltenden Bodenhebung, die sich seit Anfang August deutlich beschleunigt hat. Seitdem hob sich der Boden im Gipfelbereich des Vulkans um 50 mm. Die gesamte Hebung seit Dezember 2022 beträgt mittlerweile rund 350 mm, wobei die stärkste Zunahme in den Monaten unmittelbar nach der Eruption erfolgte. Die aktuelle Hebung übersteigt die Subsidenz während der Eruption deutlich, was darauf hindeutet, dass sich im Magmaspeicher inzwischen mehr Schmelze befindet als vor dem letzten Ausbruch.

Es bleibt abzuwarten, ob trotz des anhaltenden Shutdowns in den USA heute ein neues Monatsbulletin zum Mauna Loa veröffentlicht wird. Von den ausgesetzten Gehaltszahlungen des amerikanischen Staates dürften auch die Geologen und Vulkanologen des HVO betroffen sein, die inzwischen bereits im zweiten Monat des Shutdowns ohne Vergütung arbeiten. Im Bulletin für September bescheinigten die Vulkanologen dem Mauna Loa eine geringe seismische Aktivität mit nur 82 Beben im Monat sowie eine schwache Inflation – obwohl die Hebungsrate zu diesem Zeitpunkt bereits zugenommen hatte.

Kilauea. © USGS

Der Kilauea lädt sich derzeit langsamer auf als vor den letzten eruptiven Phasen. Dennoch steht das Magma hoch im Fördersystem, und an einzelnen Schloten kommt es zu schwachem Lavaspattering. Die Bodenhebung führte zu einer Versteilung der Gipfelflanke um 22 µrad. Bislang ist weniger frisches Magma in das flache Speichersystem aufgestiegen, als bei der letzten Eruption gefördert wurde. Obwohl jederzeit ein Ausbruch möglich wäre, rechne ich erst in einigen Tagen damit

Afghanistan: Starkes Erdbeben M 6,3 fordert Menschenleben

Erdbeben M 6,3 im Norden Afghanistans. © EMSC/Leaflet

Erdbeben erschüttert Nord von Afghanistan – mindestens 20 Tote, hunderte Verletzte

Datum: 02.11.2025 | Zeit: 20:29:01 UTC | Koordinaten 36.617 ; 67.539 | Tiefe: 25 km | Mw 6,3

Der Norden Afghanistans wurde in der Nacht zum 3. November 2025 von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert. Nach Angaben der Erdbebendienste ereignete sich das Beben um 20:28 UTC (00:58 Ortszeit) in einer Tiefe von 25 Kilometern (Angaben der Herdtiefen variieren zwischen 10 und 28 Kilometern), rund 45 Kilometer östlich von Mazār-e Sharīf und 20 Kilometer südwestlich von Khulm. Das Epizentrum lag damit in einer dicht besiedelten Region an der Grenze der Provinzen Balkh und Samangan. 

Moschee

Erste Berichte sprechen von mindestens 20 Todesopfern und über 300 Verletzten. Zahlreiche Gebäude, darunter Wohnhäuser aus Lehmziegeln, stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Auch Teile der historischen Blauen Moschee in Mazār-e Sharīf wurden in Mitleidenschaft gezogen und bekamen Risse. Bilder zeigen zudem abgeplatztes Mauerwerk und Putz, die zu Füßen der Moschee liegen. In den umliegenden Bergregionen kam es zu Felsstürzen, die Straßen blockierten und Hilfseinsätze erschwerten. Da viele abgelegene Dörfer noch nicht erreicht werden konnten, rechnen Behörden mit steigenden Opferzahlen.

Das Beben manifestierte sich entlang einer lokalen Störungszone südlich der Herat-Verwerfung, einer bedeutenden, rechtsseitig versetzten Scherzone, die sich über den Westen und die Mitte Afghanistans erstreckt. Die betroffene Nebenstörung steht in tektonischem Zusammenhang mit der fortgesetzten Kollision der Indischen und Eurasischen Platte. Während sich die Indische Platte mit etwa vier Zentimetern pro Jahr nordwärts schiebt, wird die eurasische Kruste in dieser Region zusammengestaucht und lokal verschoben. Dabei entstehen zahlreiche Überschiebungen und Scherzonen, die regelmäßig schwere Erdbeben auslösen.

Das aktuelle Ereignis unterstreicht die anhaltend hohe seismische Gefährdung Nordafghanistans, wo schwache Bauweisen, marode Infrastruktur und bergiges Gelände die Auswirkungen solcher Beben oft verstärken. Rettungsteams der Vereinten Nationen und der Taliban-Regierung sind im Einsatz.

Campi Flegrei: Erhöhte Erdbebenaktivität am 02.11.2025

Campi Flegrei mit fast 80 Erdbeben seit gestern – Mehrere Erschütterungen Md größer 2,0

Die Campi Flegrei bei Pozzuoli werden weiterhin von Schwarmbeben erschüttert. Seit gestern ereigneten sich fast 80 schwache Erdbeben, von denen drei Magnituden im Zweierbereich erreichten. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 2,7 und 3,2 Kilometern. Die Epizentren verteilten sich leicht: Zwei Erschütterungen wurden direkt unter Pozzuoli registriert, eine weitere nordwestlich der Stadt. Die meisten anderen Beben bewegten sich im Bereich der Mikroseismizität.




Die stärkeren Erschütterungen des Schwarms wurden von den Bewohnern der Caldera deutlich wahrgenommen. Viele Menschen sind mittlerweile für das Thema sensibilisiert, verfolgen die Seismogramme und diskutieren in den sozialen Medien über das Geschehen. Während der Hochphase des Schwarms bebte es zeitweise alle ein bis zwei Minuten. Das INGV und die Kommune gaben die üblichen Warnungen heraus – Warnungen, die allerdings kaum zur Beruhigung der Bevölkerung beitragen und ohne Schutzmaßnahmen sinnlos sind! Es handelt sich im Prinzip um ein durchgehender Erdbebenschwarm, der sich phasenweise verstärkt. Es gibt ein permanentes Risiko stärkerer Erdbeben, unabhängig davon, ob eine intensivere Phase stattfinden oder nicht.

Auch die jüngsten Forschungsergebnisse dürften wenig beruhigend wirken: Sie zeichnen zunehmend das Bild eines Vulkans, der sich auf eine Eruption vorbereitet. Offenbar existiert derzeit noch kein offenes Fördersystem – das Magma steckt in Tiefen unterhalb von fünf Kilometern fest. Doch der steigende Fluiddruck scheint den „Deckel“ der Caldera allmählich aufzubrechen und potenzielle Aufstiegswege zu schaffen. Ob und wann dies gelingt, ist offen. Studien deuten jedoch darauf hin, dass der Aufheizungsprozess länger andauert, als bislang angenommen. Die Bodenhebungsphasen des letzten Jahrhunderts waren demnach keine voneinander unabhängigen Ereignisse, sondern bereits kurzzeitige Episoden derselben thermischen Aktivität. Orientiert man sich an den Ereignissen vor der Monte-Nuovo-Eruption von 1538 – sofern diese korrekt überliefert und interpretiert sind – befindet sich das Gebiet derzeit vermutlich näher an einer möglichen Eruption, als noch vor Kurzem angenommen.

Teneriffa: 22 Erdbeben innerhalb einer Woche

Erdbebenaktivität auf Teneriffa und Kanarische Inseln – Bericht vom 31. Oktober 2025

Die Erdbebenaktivität auf Teneriffa ist weiterhin erhöht, hat in der Woche vom 24. bis 31. Oktober aber nicht ganz das hohe Niveau wie in den Vorwochen erreicht. Dafür gab es aber stärkere Kohlendioxid-Emissionen als zuvor. Auf Gran Canaria ereignete sich ein Erdbebenschwarm, über den ich bereits gestern berichtet habe.




Erdbeben auf Teneriffa. © INVOLCAN

In der vergangenen Woche registrierte das kanarische seismische Netzwerk von INVOLCAN insgesamt 59 schwache Erdbeben, deren stärkstes eine Magnitude von 2,8 erreichte. Dieses ereignete sich am Donnerstag, 30. Oktober 2025, an der Nordwestküste von Gran Canaria und war Teil des erwähnten Schwarmbebens. Dieses setzte sich aus mehr als 20 Beben zusammen, die in der Shakemap und der Statistik des Guayota-Berichts nicht alle vorkommen.

Auf Teneriffa und in der Meerenge zwischen der Insel und Gran Canaria wurden 22 Erschütterungen registriert. Die stärkste Erschütterung brachte es hier auf Mb 1,8. Von diesen 22 Beben manifestierten sich 8 unter der Caldera am Gipfel des Teide und 3 weitere in deren Randbereich.

Die Kohlendioxid-Emissionen waren höher als in der Vorwoche, ohne dass nähere Werte bekannt geworden wären. Seit 2016 steigert sich der Druck im vulkanisch-hydrothermalen System des Teide. Dieser Prozess gilt als normal für aktive Vulkansysteme – genauso wie es für einen Vulkan normal ist, ab und an auszubrechen.

Die Vulkanwarnampeln auf Teneriffa, El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria stehen weiter auf Grün. Bewohner und Besucher dieser Inseln können ihren Aktivitäten somit uneingeschränkt nachgehen.

Auf La Palma hingegen ist die vulkanische Ampel weiterhin auf Gelb gestellt. Es gab zwar nur 2 Erdbeben, die Kohlendioxid-Emissionen liegen aber weiterhin weit über der Norm. Mehr als drei Jahre nach dem Ende des Ausbruchs sind die geophysikalischen und geochemischen Parameter dort noch nicht vollständig normalisiert. Daher wird empfohlen, die Mitteilungen der Katastrophenschutzbehörden aufmerksam zu verfolgen.

Die Kanarischen Inseln weisen zudem eine moderate tektonische Aktivität auf; einige der registrierten Beben stehen mit aktiven Verwerfungszonen, etwa zwischen Teneriffa und Gran Canaria, in Zusammenhang.

Campi Flegrei: Evakuierungsübung am 5. und 6. November

Vulkanübung „Campi Flegrei 2025“: Evakuierungstest in Pozzuoli und Neapel

Während die Erdbeben in den Campi Flegrei unvermindert weitergehen – seit gestern gab es gut 35 Erdstöße – kündigte der Zivilschutz eine neue Notfallübung an: Am 5. und 6. November findet in der Region Kampanien die nationale Zivilschutzübung „Campi Flegrei 2025“ statt. Ziel ist es, die Einsatz- und Evakuierungspläne im Falle eines Ausbruchs des Vulkans Campi Flegrei zu testen. Die Übung wird vom italienischen Zivilschutzministerium, der Region Kampanien, der Präfektur Neapel und den Gemeinden der Roten Zone von Pozzuoli organisiert. Auch die Zwillingsregionen Sardinien und Sizilien nehmen teil, die im Ernstfall Bevölkerung aus Neapel aufnehmen würden.

Zivilschutz in Pozzuoli

Der erste Übungstag am 5. November konzentriert sich auf die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Einsatzkräften. Am 6. November folgt die praktische Evakuierung eines Schulkomplexes: 120 Schüler und 15 Lehrkräfte des Instituts Bernini in Chiaia werden evakuiert. Von der Schule aus werden sie in drei Wartezonen (Piazza Vittoria, Piazza San Nazzaro und Piazza San Luigi) gebracht und anschließend mit Bussen zum Hafen von Neapel transportiert. Dort wird der Begegnungsbereich am Seebahnhof erstmals im Rahmen einer Großübung getestet.

Die Teilnehmer werden mit einem digitalen System registriert und symbolisch den Zwillingsregionen zugewiesen: Bewohner von Posillipo nach Sardinien, jene aus Chiaia, San Ferdinando und Montecalvario nach Sizilien. Am Hafen werden medizinische, logistische und Informationsbereiche eingerichtet. Die Übung endet gegen 13 Uhr.

Es wird die zweite großangelegte Übung in den Campi Flegrei sein. Bei der ersten Übung im letzten Jahr übte man noch die Reaktion auf stärkere Erdbeben, die im Zusammenhang mit der aktuellen Bodenhebungsphase ebenfalls auftreten können.

Mit diesem Test schließt die Region Kampanien den Zyklus der „Exe Flegrei“-Übungen ab. Ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung auf mögliche vulkanische Krisen im dicht besiedelten Großraum Neapel.

Kanaren: Schwarmbeben auf Gran Canaria

Erdbebenschwarm an der Küste von Gran Canaria – stärkstes Beben Mb 2,8

In den frühen Morgenstunden des 30. Oktober 2025 hat das kanarische seismische Netzwerk vier Erdbeben im Nordwesten von Gran Canaria registriert. Die Ereignisse traten zwischen 01:19 und 04:50 Uhr (kanarische Zeit) in der Nähe der Gemeinde Agaete an der Nordwestküste auf. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 2,8 bei einer hypozentralen Tiefe von 2,5 Kilometern.  Ein weiteres Beben hatte die Magnitude 2,2. Aufgrund der geringen Tiefe wurden einige Erschütterungen in der Umgebung von Agaete leicht gespürt. Neben diesen beiden Beben ereigneten sich gut 20 Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Beben tauchen aber nicht in der allgemein zugänglichen Shakemap vom IGN auf, sondern nur in einer Notiz des Instituto Volcanológico de Canarias auf FB.

Gran Canaria

Die Aktivität weist deutliche Parallelen zu einer Serie von sechs Beben auf, die bereits am 20. Oktober in demselben Gebiet gemessen worden waren. Auch damals lagen die Hypozentren im oberflächennahen Bereich und deuteten auf eine Phase seismischer Unruhe im Nordwesten der Insel hin.

Geologisch gehört Gran Canaria zu den älteren Inseln des Archipels. Ihre Entstehung geht auf vulkanische Prozesse zurück, die vor rund 14 Millionen Jahren begannen. Das dominierende vulkanische Element der Insel ist der Tejeda-Komplex, ein gewaltiger, teilweise kollabierter Vulkan, dessen Caldera heute das Zentrum der Insel prägt. Der letzte bekannte Vulkanausbruch ereignete sich vor etwa 2 000 Jahren im Nordosten der Insel im Gebiet von Bandama – einem markanten Krater unweit von Las Palmas. Damit gilt der Vulkanismus auf Gran Canaria als ruhend, aber nicht als erloschen.

Die nun beobachteten Beben sind nach Einschätzung der Vulkanologen kein unmittelbares Anzeichen vulkanischer Aktivität, sondern Ausdruck lokaler Spannungsumlagerungen in der Erdkruste.