Sumatra: Schwarmbeben in der Toba-Caldera

Schwarmbeben erschüttert indonesischen Supervulkan Toba – 52 Erschütterungen innerhalb weniger Stunden

Datum: 22.06.2024 | Zeit: 19:33:44 UTC | Lokation: 2.590 ; 98.660 | Tiefe: 10 km | Mb 3,9

Heute Nacht ereignete sich auf der indonesischen Insel Sumatra ein Schwarmbeben, das sich aus 52 Einzelbeben zusammensetzte. Die stärkste Erschütterung brachte es auf eine Magnitude von 3,9 und hatte ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 23 km west-südwestlich von Tomok Bolon verortet. Der Ort liegt im Osten der Insel Samosir, die sich im Tobasee befindet, der wiederum den größten Teil der berüchtigten Toba-Caldera füllt. Die Erdbeben ereigneten sich westlich der Insel. Der indonesische Erdbebendienst BMKG und die Medien berichteten über das Schwarmbeben. Die stärkeren Beben konnten von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen werden, Meldungen über Schäden liegen aber nicht vor.

Laut dem indonesischen Erdbebendienst sollen die Beben im Zusammenhang mit der großen Sumatra-Verwerfung stehen, die westlich der Toba-Caldera verläuft. Bereits im März hatte es im Osten der Caldera ebenfalls einen Erdbebenschwarm gegeben. Bei der Sumatra-Verwerfung handelt es sich um ein System mehrerer Störungen, das sich entlang einer großen Blattverschiebung bildete, die parallel zum Sundagraben verläuft und durch den Südwesten der großen Insel zieht. Die Caldera liegt zwischen zwei Störungen, wobei sich das Schwarmbeben bei genauerer Betrachtung nicht genau auf der Linie einer der Störungen manifestierte.

Bei der Toba-Caldera handelt es sich um den größten Calderavulkan der Welt. Sie misst 100 x 30 Kilometer. Ihre heutige Form erlangte die Caldera infolge eines gewaltigen Vulkanausbruchs, der vor ca. 76.000 Jahren die Menschheit an den Rand der Auslöschung brachte. Bei der stärksten Eruption der letzten 2 Millionen Jahre wurden 2.800 Kubikkilometer Tephra freigesetzt. Der Ausbruch löste die 1000 kältesten Jahre der Würm-Eiszeit aus und reduzierte die junge Menschheit auf wenige tausend Individuen, von denen wir alle abstammen. Ob der Toba-Vulkan noch einmal aktiv werden wird, ist ungewiss. Im Randbereich der Caldera gibt es mehrere normale Vulkane, die bis heute aktiv sind. Einer von ihnen ist der Sinabung, der vor 10 Jahren häufig in den Schlagzeilen stand.

Griechenland: Erdbeben M 4,8 vor Kreta

Moderates Erdbeben der Magnitude 4,8 unter dem Meer südwestlich vor Kreta

Datum: 21.06.2024 | Zeit: 06:09:22 UTC | Lokation: 34.940 ; 23.500 | Tiefe: 38 km | Mb 4,8

Vor der griechischen Insel Kreta manifestierte sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 4,8. Das Epizentrum wurde 36 km südsüdwestlich von Palaióchora verortet. Hierbei handelt es sich um einen Ort an der Südwestküste der griechischen Insel. Das Hypozentrum befand sich in 38 Kilometern Tiefe, was der Grund dafür sein dürfte, dass dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vorliegen, obwohl der Erdstoß deutlich oberhalb der Wahrnehmungsschwelle von M 3,0 lag. Es folgten 7 schwächere Erdbeben.

Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit der Subduktion Afrikas unter Europa in Verbindung und manifestierte sich an einem Stück subduzierter Erdkruste, die entlang des Hellenischen Grabens in den Erdmantel abtaucht. Durch diesen Prozess entstehen Spannungen, die sich in Erdbeben entladen.

Erdbeben nördlich von Kreta

Doch nicht nur vor der Südküste von Kreta bebte es, sondern auch vor der Nordküste. Hier gab es mehrere schwache bis moderate Erschütterungen, von denen die Stärkste eine Magnitude von 3,8 aufwies und ein Erdbebenherd in 15 Kilometern Tiefe hatte. Das Epizentrum befand sich 59 km nord-nordöstlich von Heraklion. Bis zur Vulkaninsel Santorini sind es etwa 80 Kilometer. In dieser Region der Ägäis gab es in den letzten Wochen öfter Erdbeben. Zuletzt hatte ich Ende April davon berichtet. Die Erdbeben scheinen sich nicht weiter zur Erdoberfläche zu bewegen, so dass die Vermutung naheliegt, dass es sich um rein tektonisch bedingte Erdbeben handelt, die nicht im Zusammenhang mit magmatischen Fluiden stehen. Am wahrscheinlichsten ist die Aktivierung einer lokalen Störungszone.

Auf der Vulkaninsel Santorin ist es bislang zu keiner erkennbaren Aktivitätssteigerung gekommen, obgleich die Bebentätigkeit im gesamten Mittelmeerraum hoch ist, wie man an der Shakemap erkennt, die die Bebentätigkeit der letzten 2 Wochen visualisiert. Offenbar bauen zahlreiche schwache bis moderate Beben die Spannungen ab, die durch die Plattenkollision entstehen, so dass stärkere Erdbeben ausblieben.

Campi Flegrei: Evakuierungsübungen am 24. und 25. Juni

Evakuierungsübungen im Bereich der Caldera Campi Flegrei sollen starke Erdbeben simulieren

Die anhaltende bradyseismische Krise im Bereich des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei veranlasst die Regionalregierung, in Zusammenarbeit mit dem Zivilschutz eine Notfallübung durchzuführen, an der diesmal auch die Bevölkerung beteiligt werden soll. Die Evakuierungsübungen sind für den 25. und 26. Juni 2024 angesetzt. Sie konzentrieren sich auf die Gemeinden Pozzuoli, Neapel und Bacoli und ziehen sogar Behörden in Rom mit ein.

Diese Übungen simulieren den Notfall für das schwerwiegendste Katastrophenszenario im Zusammenhang mit dem Bradyseismus, das durch Erdbebenschwärme und starke Erschütterungen gekennzeichnet ist. Rund 250 Bürger, die sich freiwillig gemeldet haben, nehmen an den Übungen teil, die verschiedene Notfallmaßnahmen umfassen, einschließlich der Einrichtung von Wartebereichen und Bevölkerungshilfezentren. Die Freiwilligen müssen dabei die verschiedenen Stationen durchlaufen, die ein heimatlos gewordener Flüchtling über sich ergehen lassen muss.

Die Übungen beginnen am 25. Juni mit der Aktivierung der städtischen und regionalen Einsatzzentralen sowie der Kriseneinheit des Einsatzkomitees in Rom. Wartebereiche werden in Neapel und Bacoli eingerichtet, wo Pavillons von ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Polizei aufgestellt werden, um die Bevölkerung zu informieren.

Am 26. Juni werden die eigentlichen Evakuierungsübungen durchgeführt, bei denen mehrere starke Erdbeben mit zerstörerischer Wirkung simuliert werden. Die Bürger müssen bei Alarm ihre Häuser verlassen und sich in die nahegelegenen Wartebereiche begeben.

Weitere Übungen und Pläne

Im Oktober 2024 soll eine weitere Evakuierungsübung durchgeführt werden, bei der ein Vulkanausbruch simuliert wird. Hier üben die Einsatzkräfte und Bürger, wie man im Angesicht von Vulkangefahr richtig evakuiert. Es wird eine Partnerschaft mit anderen italienischen Regionen angestrebt, um strukturierte Aufnahmepläne zu entwickeln und regelmäßig zu aktualisieren. Die Vertriebenen werden bei ihrer Ankunft an den Zielorten von den jeweiligen Regionen betreut. Eine ähnliche Übung wurde zuletzt im Jahr 2019 durchgeführt. Ich frage mich, was wohl passiert, wenn Erdbeben und Vulkanausbruch zusammen auftreten?

Übrigens, am 19. Juni begann ein weiterer Erdbebenschwarm. Seitdem wurden die Campi Flegrei von mehr als 30 schwachen Beben erschüttert.

Tonga: Erdbeben und Vulkanausbruch am 18. Juni

Home-Reef-Volcano ist ausgebrochen – Starkes Erdbeben Mw 5,9 nördlich des Vulkans

Datum: 18.06.2024 | Zeit: 06:40:36 UTC | Lokation: -16.535 ; -173.831 | Tiefe: 35 km | Mw 5,9

Das Inselreich Tonga wurde heute Morgen von einem starken Erdbeben der Moment-Magnitude 5,9 erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich im äußersten Norden des Archipels, auf der geografischen Breite von Fidschi und etwa 350 Kilometer südlich von Samoa, wo das Beben spürbar war. Dem EMSC liegt eine Wahrnehmungsmeldung von dort vor. Offiziell wurde das Epizentrum 236 Kilometer nördlich von Neiafu lokalisiert. Zum Erdbebenherd gibt es unterschiedliche Angaben: Während das EMSC die Tiefe mit 35 Kilometern angibt, wird beim GFZ eine fixe Tiefe von 10 Kilometern angegeben. Dies deutet darauf hin, dass es Unsicherheiten bezüglich der exakten Tiefe gibt, es sich jedoch um ein flach liegendes Erdbeben handelte.

Der Erdstoß ist nicht das einzige Naturphänomen, das derzeit die Menschen in Tonga beschäftigt, denn es hat auch einen neuen Vulkanausbruch gegeben. Gestern kam es am Home-Reef-Vulkan zu einer Ascheemission, und es wurde eine VONA-Warnung vom VAAC Wellington veröffentlicht. Die Höhe der Aschewolke konnte nicht bestimmt werden. Bereits seit dem 13. Juni werden thermische Anomalien detektiert, die eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von bis zu 40 MW erzeugen. Die Anomalie erstreckt sich bis zur Küste der winzigen Vulkaninsel und könnte dort einen Ocean Entry verursachen, bei dem Lava ins Meer fließt. Zuletzt gab es am Home-Reef im Oktober letzten Jahres eine mehrtägige Eruption.

Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vulkanausbruch und dem Erdbeben gibt es nicht, doch beide Phänomene haben ihren Ursprung in den plattentektonischen Prozessen entlang des Tongagrabens. Entlang der 1250 Kilometer langen und bis zu 10.882 Meter tiefen Tiefseerinne hat sich eine Subduktionszone gebildet, die die Grenze zwischen der Australischen und Pazifischen Platte markiert. Westlich der Plattengrenze befindet sich der vulkanische Inselbogen von Tonga. Südlich des Home-Reef-Vulkans befindet sich mit dem Tofua ein weiterer Inselvulkan, der derzeit ebenfalls ausbricht. Noch ein wenig weiter südlich liegt der allseits bekannte Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai-Vulkan, der im Januar 2022 die stärkste Eruption der letzten 150 Jahre verursachte.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,4 am 18.06.24

Ein weiteres spürbares Beben erschüttert den Calderavulkan Campi Flegrei bei Pozzuoli

Datum: 18.06.2024 | Zeit: 01:58:24 UTC | Lokation: 40.828 ; 14.088 | Tiefe: 3 km | Md 3,4

Heute Nacht bebte die Erde des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei erneut spürbar. Der Erdstoß hatte eine Magnitude von 3,4 und zählt somit zu den stärkeren Erdstößen der Region, die viel mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch die Bevölkerung reagiert besorgt, besonders, wenn sie von den Erdbeben wachgerüttelt werden. Der Erdstoß manifestierte sich um 03:58:24 Lokalzeit. Trotz nachtschlafender Zeit gingen bei den Erdbebendiensten Wahrnehmungsmeldungen ein. Sie stammten aus einem Umkreis von ca. 5 Kilometern um das Epizentrum, das kurz an der Küste im Westen des Golfs von Pozzuoli lokalisiert wurde und sich direkt südlich des Monte Nuovo befand. Das Hypozentrum lag in 2900 Metern Tiefe.

Das Beben manifestierte sich im Bereich einer bekannten Störungszone innerhalb der Caldera und könnte somit ein tektonisches Beben infolge des veränderten Spannungsfelds durch die Bodenhebung entstanden sein. Im letzten Bulletin hieß es noch, dass die Hebungsrate des Bodens bei 2 Zentimetern im Monat liegt. Heute sollte das neue Bulletin herauskommen und es wird spannend sein zu erfahren, ob die Hebungsrate konstant geblieben ist. Ich werde diesem Artikel hier dann ein Update verpassen.

Das Erdbeben löste diesmal keinen Erdbebenschwarm aus. Allerdings gab es zwei Tage zuvor ein kleines Schwarmbeben. Ansonsten bewegte sich die Seismizität der letzten Tage auf einem normalen Niveau mit weniger als 10 Erschütterungen pro Tag. Das „normal“ bezieht sich auf die seit 2005 anhaltende Bradyseismos-Phase. Ohne diese wären an einem normalen Vulkan auch 10 Erschütterungen am Tag auffällig, und man würde sich sorgen, dass der Feuerberg langsam erwachen könnte.

Inzwischen ist das erwartete INGV-Bulletin für den Beobachtungszeitraum 10. -16- Juni erschienen. es beinhaltet keine großartigen Überraschungen: In der vergangenen Woche wurden 43 Erdbeben detektiert. Der Boden hob sich weiterhin mit einer Geschwindigkeit von 2 Zentimetern pro Monat. Die Geochemie zeigte keine signifikanten Veränderungen und die Fumarolentemperatur von Pisciaralli blieb bei 95 Grad. Mit weiteren Erdbebenschwärmen und auch stärkeren Einzelbeben ist jeder Zeit zu rechnen. Es ist nicht vollkommen ausgeschlossen, dass es im Bereich der Solfatara/ Pisciarelli zu phreatischen Eruptionen kommt.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,8 in der Molukkensee

Ein Erdbeben Mb 5,8 erschüttert Region in der Molukkensee – Vulkane in der Nähe

Datum: 15.06.2024 | Zeit: 13:08:16 UTC | Lokation: 3.136 ; 127.295 | Tiefe: 65 km | Mb 5,8

Die indonesische Molukkensee wurde gestern erneut von einem relativ starken Erdbeben erschüttert. Es hatte eine Raumwellen-Magnitude von 5,8 und ein Hypozentrum in 88 Kilometern Tiefe. Diese Daten stammen vom GFZ. Das EMS ermittelte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 65 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 175 km nordwestlich von Tobelo auf Halmahera verortet, aber den Talaud-Inseln zugeordnet. In diesem Archipel befindet sich der Inselvulkan Awu. Nahe Tobelo liegen die Vulkane Dukono und Ibu. Auch die Inselvulkane Karangetang und Ruang liegen in relativer Nähe zum Epizentrum. Während der Ibu in den letzten Wochen außergewöhnlich aktiv war, gibt es erste Anzeichen, dass sich am Karangetang ein neuer Ausbruch aufbauen könnte. Starke Erdbeben sind in der Lage, Vulkanausbrüche zu beeinflussen und können das Auftreten einer Eruption beschleunigen oder verzögern.

Das Erdbeben stand in Verbindung mit dem Halmahera-Graben und manifestierte sich einige Kilometer westlich dieser prägnanten Störungszone. Der Halmahera-Graben zweigt vom bekannteren Philippinen-Graben nordöstlich der Talaud-Inseln ab und knickt südlich von Halmahera in Richtung Osten ab, um in die Sorong-Blattverschiebung überzugehen. Diese verläuft durch den Norden der großen Insel Papua.

Die Inselwelt der Molukken ist wunderschön und nicht nur für Vulkanbeobachter hochinteressant, sondern vor allem bei Tauchern sehr beliebt, da es hier eine fantastische Unterwasserwelt gibt. Leider ist die Region politisch gesehen nicht sonderlich stabil: Zur Jahrtausendwende kam es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen radikalen Christen und Muslimen. Mehr als 3000 Menschen starben. Inzwischen hat sich die Lage stabilisiert. Das Auswärtige Amt ruft Reisende in dieser Region dennoch zu erhöhter Vorsicht auf, da es auch schon zu Entführungen von Touristen kam. Es wird auch vor vulkanischer Aktivität gewarnt, wobei der Ibu im Fokus der Besorgnis steht.

Pazifik: mehrere starke Erdbeben

Mehrere starke Erdbeben erschüttern antarktische Pazifikregion – Stärkstes Beben Mw 6,2

Datum: 10.06.2024 | Zeit: 09:55:50 UTC | Lokation: -53.979 ; -133.878 | Tiefe: 10 km | Mw 6,2

Der Untergrund des Pazifiks wurde gestern von einer Erdbebenserie erschüttert, deren stärkste Erschütterung eine Magnitude von 62 aufwies. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich 3432 Kilometer südlich von Rikitea, einem Ort in Französisch-Polynesien. Es gab vier weitere Beben mit Magnituden im Fünferbereich.

Die Bebenserie manifestierte sich am Pacific-Antarctic-Ridge. Im Zentrum dieses 6000 Kilometer langen Mittelozeanischen Rückens verläuft ein Grabenbruch, der die Plattengrenze zwischen der Pazifischen- und Antakrtischen Platte definiert. Die kontinentale Naht ist divergent, was heißt, dass sich die beiden Platten voneinander entfernen. Erdbeben mit Magnituden über 6 sind an solchen divergenten Plattengrenzen eher selten.

Die Divergenz der Platten bewirkt, dass sich der Grabenbruch immer weiter öffnet. Durch die Naht dringt Magma nach oben, so dass neuer Ozeanboden entsteht. Wie bei vielen mittelozeanischen Rücken gibt es auch am Pacific-Antarctic-Ridge submarine Vulkane (Seamounts) und hydrothermale Quellen. Diese Quellen, auch „Schwarze Raucher“ genannt, entstehen durch das Eindringen von Meerwasser in die Erdkruste, wo es sich erhitzt und mineralreiche Flüssigkeiten an die Oberfläche zurückführt. Diese Quellen sind Ökosysteme für einzigartige Lebensformen, die ohne Sonnenlicht überleben.

Der Pacific-Antarctic-Ridge streicht grob in Nordwest-Südostrichtung und zieht sich einmal quer durch einen Großteil des Pazifiks zwischen der Nordspitze der Antartik bis zum Kermadec-Fidschi-Graben nördlich von Neuseeland. Im Bereich von Neuseeland gibt es momentan auch viele Erdbeben, die allerdings deutlich schwächere Magnituden haben, wie die Beben am Ridge. Besonders viele Erdbeben ereignen sich an der Südostküste und ganz im Norden Neuseelands. Dort liegt der Inselvulkan White Island, der seit gut 3 Wochen Anzeichen erhöhter Unruhen zeigt. Mit dem Ruapehu ist in der letzten Woche ein weiterer Vulkan Neuseelands unruhig geworden. Einen direkten Zusammenhang zwischen den Unruhen in Neuseeland und den Erdbeben am Pacific-Antarctic-Ridge gibt es aber nicht.

Campi Flegrei: Starker Erdbebenschwarm am 08.06.24

Neuer Erdbebenschwarm rockt Calderavulkan Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 3,7 sogar in Neapel zu spüren gewesen

Datum: 08.06.2024 | Zeit: 02:09:03 UTC | Lokation: 40.8313 ; 14.1517 | Tiefe: 2,6 km | Mb 3,7

Der Untergrund des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe: Heute Nacht begann ein weiteres starkes Schwarmbeben, das sich bis heute Morgen um 9:30 Uhr aus mehr als 100 Einzelbeben bestand. Doch nicht nur die schiere Anzahl der Beben besorgt, sondern auch die Magnituden einiger Beben, die wieder im Dreierbereich angesiedelt waren. Der stärkste Erdstoß der Serie brachte es auf Mb 3,7 und hatte einen Erdbebenherd in 2,6 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag neben der Via Pisciarelli, unweit der bekannten Fumarole. Im direkten Umfeld der Fumarole mit ihrem brodelnden Fangopool manifestierten sich 4 Beben mit Magnituden zwischen 2,1 und 3,5, die die folgenden Plätze im Magnitudenranking des Schwarms einnahmen.

Bei der Pisciarelli-Fumarole handelt es sich um die stärkste postvulkanische Erscheinung der Caldera. Sie liegt an der Nordostbasis des Solfatarakraters und direkt am Ortsrand der Stadtteile Pisciarell/Agano, die zur Gemeinde von Pozzuoli gehören. Ich halte es für durchaus möglich, dass sich hier phreatische Explosionen ereignen könnten. Im Extremfall könnten phreatische Explosionen auch Gesteinstrümmer bis auf die benachbarte Sportanlage und sogar darüber hinaus schleudern.

Die stärksten Erdstöße konnten von den Anwohnern der Caldera Campi Flegrei gespürt werden und rissen diese teilweise aus dem Schlaf. Obwohl sich die Erdbeben zu nachtschlafender Zeit ereigneten, liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen aus einem 10 Kilometer durchmessenden Umkreis vor. Der stärkste Erdstoß wurde sogar in der Hafengegend von Neapel wahrgenommen. In einigen Berichten heißt es, dass man nahe der Epizentren ein brüllendes Geräusch gehört hat. Dieses unterschwellig wahrnehmbare Grummeln kenne ich selbst von den Erdbeben, die ich bis jetzt erlebt habe. Dieses niedrigfrequente Grummeln oder Brüllen trifft mit den ersten P-Wellen ein, kurz bevor einen die stärkeren S-Wellen erreichen, die die stärksten Erschütterungen auslösen. Man kann ein Erdbeben also Sekunden vor seinen stärksten Auswirkungen hören: Kostbare Sekunden, die einem im Falle eines starken Erdbebens vielleicht Zeit geben, Deckung zu suchen. Doch dazu muss man natürlich sofort reagieren und nicht länger auf das lauschen, was da kommt.



Aschestromcaldera Campi Flegrei und der Kampanische Ingnimbrit

Bei der Caldera Campi Flegrei handelt es sich um eine sogenannte Aschestromcaldera. Im Unterschied zu normalen Vulkanen, die einen Einbruchskessel im Gipfelbereich des Vulkanbergs haben, existierte an der Stelle der Campi Flegrei sehr wahrscheinlich niemals ein normaler Vulkanberg, obgleich es einer These nach eine  große vulkanische Vorgängerstruktur in Form eines Vulkankomplexes gegeben haben könnte. Die Calderabildung geht auf eine gigantische Eruption zurück, die sich vor 39.000 Jahren manifestierte und den Kampanischen Ingnimbrit förderte. Hierbei handelt es sich um eine enorm große Ablagerung vulkanischen Materials aus pyroklastischen Dichteströmen. Diese flossen bis zu 70 Kilometer weit und überwunden bis zu 1000 Meter hohe Gebirgsrücken des Apennins. Der Kernbereich der Ablagerungen hat einen Durchmesser von ca. 50 Kilometern. Am Rand der Campi Flegrei sind die Ablagerungen des Ignimbrits bis zu 80 Meter mächtig. Im Stadtgebiet von Neapel sind sie zwischen 50 und 40 Meter dick. Insgesamt bedeckten die Ablagerungen der pyroklastischen Dichteströme ein Gebiet von ca. 30.000 Quadratkilometern, wobei sie zum Rand hin immer dünner werden. Zum Vergleich: Das Bundesland NRW hat eine Fläche von ca. 34.000 Quadratkilometern. Man kann davon ausgehen, dass es in größerer Entfernung zur Caldera vor allem zu Ablagerungen aus Aschewolken kam, die von den pyroklastischen Strömen ausgingen, und dass nicht das gesamte Verbreitungsgebiet des Ignimbrits direkt von den pyroklastischen Strömen überrollt wurde. Sollte sich so eine Eruption heutzutage wiederholen, würde es im Großraum Neapel keine Überlebenden geben. Zugegeben, dass so eine Eruption zu unseren Lebzeiten eintritt, ist sehr unwahrscheinlich, doch die reine theoretische Möglichkeit solcher Eruptionen schürt natürlich Sorgen bei der Bevölkerung.

Campi Flegrei: Erdbeben und Evakuierungen halten an

Erdbeben in der Caldera Campi Flegrei gehen weiter – Die Evakuierungen in Pozzuoli auch

Die Erde unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und bebt weiterhin. Seit gestern wurden 29 schwache Erschütterungen registriert. Die Magnituden der meisten Beben lagen im Bereich der Mikroseismizität und spielten sich innerhalb des Hydrothermalsystems ab. Wie es weitergehen wird, ist ungewiss, denn seriöse Vorhersagen lassen sich nicht erstellen, aber es besteht weiterhin die Möglichkeit von moderaten Erdbeben, wie wir sie im letzten Monat gesehen haben. Diese Erdbeben haben ältere Häuser teilweise so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass bis jetzt 76 Gebäude in Pozzuoli evakuiert werden mussten, weil die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Bauinspekteure sind mit ihrer Arbeit noch nicht fertig, denn praktisch jedes Gebäude der Stadt soll begutachtet werden. So ist mit weiteren Räumungsbefehlen zu rechnen, die vom Bürgermeister Gigi Manzoni unterzeichnet werden.

Die Onlinezeitung Pozzuoli News 24 berichtete darüber, dass die Eigentümer der Häuser per Verordnung dazu verpflichtet sind, die Mängel unverzüglich zu beseitigen und die Sicherheit und Bewohnbarkeit der Gebäude wiederherzustellen. Andernfalls drohen Freiheitsstrafen von bis zu 6 Monaten und Geldstrafen von bis zu 1000 Euro. Offenbar sind überwiegend Häuser von den Erdbebenschäden betroffen, die bereits zuvor im schlechten Zustand waren. Natürlich bekommt der oft betagten Bausubstanz das Auf- und Ab des Bodens auf Dauer nicht besonders gut. Bei uns im Ruhrgebiet würde man solche Schäden als Bergschäden deklarieren, für die der Kohlebergbau verantwortlich ist. Aber ganz klar: Das grundlegende Problem in Pozzuoli ist nicht menschengemacht, sondern ein Zeugnis der Erddynamik. Es stellt sich natürlich die Frage nach langfristigen Konsequenzen, denn selbst wenn die aktuelle Hebungsphase ohne Vulkanausbruch enden sollte, kommen danach eine Senkungsphase und eine neuerliche Hebungsphase. Und so sind doch einige Probleme in Pozzuoli menschengemacht, denn nach heutigem Kenntnisstand dürfte es die Stadt in dieser Form an diesem Ort nicht geben, denn schließlich weiß man heute, dass man nicht nur am größten Vulkan des europäischen Festlandes lebt, sondern in diesem Vulkan! Sollte es zu einem starken Erdbeben oder sogar zu einem Vulkanausbruch kommen, ist das Chaos vorprogrammiert: Obwohl erst vor Kurzem ein neues Gesetz erlassen wurde, das den Zivil- und Katastrophenschutz in Kampanien stärken soll, wurden viele Maßnahmen wie der Bau von Fluchtwegen noch nicht umgesetzt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann einmal zu einer Eruption in oder bei Pozzuoli kommen wird, ist groß. Da stellt sich natürlich die Sinnfrage, ob man marode Häuser unter Strafandrohung wieder renovieren sollte oder ob es nicht schlauer wäre, wenn die Kommune sie aufkauft und abreißt. Denn langfristig wären ein Rückbau und eine Verlagerung des Siedlungsgebietes schlau. Selbst wenn man die Stadt erhalten will, sollten hier nur so viele Menschen leben, wie man in kurzer Zeit entlang geschützter Wege evakuieren und woanders unterbringen kann. Zudem sollten Gebäude so ausgelegt sein, dass sie Erdbeben bis zu Magnituden von 6 standhalten können und Schutz vor Einschlag vulkanischer Bomben und Ascheniederschlag bieten. Pozzuoli könnte zu einem europäischen Vorzeigeprojekt dafür werden, wie man in einem Vulkan sicher lebt. Aber Menschen und Politiker im Speziellen denken nicht langfristig, was eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft darstellt.