Island: Hohe Bebentätigkeit am 21. Mai

Starke Erdbebentätigkeit auf Island – auch Reykjaneshalbinsel betroffen

Reykjavik, 21.05.2025Auf Island wurden innerhalb von 48 Stunden 210 Erdbeben registriert. Die meisten verteilen sich auf vier Gebiete, die nicht nur für ihre tektonische Aktivität, sondern auch für ihre vulkanische Geschichte bekannt sind.

Erdbebenschwarm bei Sundhnúkur. © vafri.is

Gestern berichtete ich in meinem Artikel über die Bodenhebung bei Svartsengi noch von einer vergleichsweise geringen Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel, doch das hatte sich im Laufe des Nachmittags bereits geändert. Es begann ein Schwarmbeben entlang der Eruptionsspalte Sundhnúkur, das bis heute aktiv ist. Der Erdbebenschwarm besteht aus gut 40 schwachen Einzelbeben, die sich überwiegend entlang der Kraterreihe zwischen Sýlingarfell und Stóra-Skógfell ereigneten. Einige Beben traten jedoch auch nördlich von Grindavík auf.

Auch entlang anderer Spaltensysteme auf Reykjanes kam es zu Erschütterungen, unter anderem im Norden des Fagradalsfjall-Gebiets sowie im Hengill-System. Insgesamt wurden 78 Beben auf der Halbinsel registriert.

Die Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich unvermindert fort. Ihre Geschwindigkeit ist mit jener im September des vergangenen Jahres vergleichbar. Die Aufstiegsrate des Magmas dürfte bei etwa 4 Kubikmetern pro Sekunde liegen. Ich rechne mit einer neuen Eruption im Juli oder August, wobei es auch früher oder später losgehen könnte.

Das stärkste Beben der letzten Stunde ereignete sich jedoch nicht auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern weiter nördlich beim Grjótárvatn. Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in zehn Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 27 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet.

Der dritte Bebenschwerpunkt liegt weiterhin im Norden Islands, wo es östlich der vorgelagerten Insel Grímsey bebt. Entlang eines schmalen Segments der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ), dort, wo sie das submarine Vulkanfeld bei Grímsey durchzieht, ereigneten sich 97 Beben.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Erschütterungen im Bereich des Gletschers Vatnajökull. Dort wurden 13 Beben registriert – sie ereigneten sich am Herðubreið, an der Askja und an der Bárðarbunga.

Kurzfristig rechne ich in den drei zuletzt genannten Regionen nicht mit Eruptionen. Langfristig betrachtet könnten sich aber auch dort vulkanische Aktivitäten anbahnen.

Campi Flegrei: 151 Erdbeben in der vergangene Woche

Bereich der Grand Fumarole in der Solfatara. © Marc Szeglat

Wochenbericht zur Campi Flegrei liegt vor – Chefvulkanologe spricht von hoher Dynamik des Geschehens

Pozzuoli, 21.05.2025 – Der Wochenbericht des INGV zum Zustand des Calderavulkans Campi Flegrei wurde gestern Nachmittag veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass im Beobachtungszeitraum vom 12. bis 18. Mai 151 Erdbeben detektiert wurden. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 4,4 und war das zweitstärkste, das jemals unter der Caldera registriert wurde. Es war Teil eines Schwarms, der sich am Dienstag und Mittwoch ereignete und insgesamt 122 Beben umfasste.

Entgegen meinen Erwartungen beschleunigte sich die Bodenhebung nicht und lag in der vergangenen Woche weiterhin bei 15 mm pro Monat. Die übrigen geophysikalischen und geochemischen Parameter zeigten, dass sich das hydrothermale System weiterhin aufheizt und dem langjährigen Trend der Druckzunahme folgt.

Diese Daten griff der Chefvulkanologe des INGV Neapel, Mauro Di Vito, auf einer Tagung des Umweltausschusses des italienischen Senats auf. Er bestätigte dem Vulkan eine intensive Dynamik, die sich weiterhin beschleunigt. Di Vito geht davon aus, dass diese Entwicklung vorerst anhalten wird – obwohl er noch Ende April in einem Zeitungsinterview meinte, es gebe Anlass zur Hoffnung, dass sich die Aktivität abschwächt. Damals hatte sich die Bodenhebung von 30 mm auf den aktuellen Wert reduziert. Die 30 mm pro Monat traten nach dem bislang stärksten Beben (Magnitude 4,6) am 13. März auf. Nun also, nach dem jüngsten Schwarmbeben in der vergangenen Woche, die Kehrtwende.

Mauro Di Vito ergänzte seine Einschätzung mit der Bemerkung, dass das Unbehagen in der Bevölkerung weiter anhalten werde. Diese fühlt sich derzeit mehr als nur unwohl – in Pozzuoli greift angesichts der maroden Bausubstanz vieler Gebäude zunehmend die Angst um sich. Man fürchtet sich vor stärkeren Erdbeben, die ernsthafte Schäden verursachen oder Gebäude gar zum Einsturz bringen könnten. Selbst im Freien ist man in den engen Gassen nicht sicher, denn auch wer sein Haus rechtzeitig verlassen kann, hat kaum Platz, um herabfallenden Dach- oder Fassadenteilen auszuweichen.

Ganz neu ist die Situation für viele alteingesessene Pozzuolaner jedoch nicht: Während der Bradyseismos-Krise von 1982 bis 1984 wurde die Altstadt teilweise evakuiert, und die Menschen wurden in schnell errichteten Fertighäusern untergebracht, die zum Teil heute noch bewohnt werden.

Doch nicht nur die Erdbeben geben Anlass zur Sorge: Die Gastemperaturen der Fumarolen im Solfatara-Gebiet sind in den vergangenen Monaten weiter angestiegen. Die Oberflächentemperaturen liegen bei 168 Grad, während die Fluide im Inneren des hydrothermalen Systems bis zu 350 Grad heiß sind – ein Wert, der sich jenem nähert, ab dem an anderen Vulkanen mit einem Ausbruch gerechnet wird. Hinzu kommen große Mengen an Kohlendioxid, die ausgestoßen werden: Die Werte schwanken um 5000 Tonnen pro Tag. Da CO₂ schwerer als Luft ist, kann es sich in Senken und Kellern ansammeln – mit potenziell lebensgefährlichen Folgen.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,2 am 20. Mai

Erdbeben Mb 4,2 erschütterte Südostflanke des Kilauea – Vulkan bereitet sich auf nächsten Ausbruch vor

Datum: 20.05.2025 | Zeit: 19:37:36 UTC | Koordinaten: 19.147 ; -155.395 | Tiefe: 35 km | Mb 42

Hawaii/Pāhala, 21.05.2025 –  Kurz vor der Südostküste von Big Island ereignete sich gestern Abend um 19:37:36 UTC ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Epizentrum wurde 11 Kilometer ostsüdöstlich von Pāhala lokalisiert. Der Ort liegt auf der Küstenebene des Vulkans Kīlauea. Die Tiefe des Hypozentrums wird vom EMSC mit 35 Kilometern angegeben.

Aus den Daten geht hervor, dass sich das Beben in einer Zone manifestierte, die bis Anfang letzten Jahres regelmäßig seismisch aktiv war. Die damaligen Erschütterungen wurden durch Magmenaufstieg verursacht – das Magma migrierte vom Mantelplume in einen tief liegenden Magmenkörper, der sowohl den Kīlauea als auch den Mauna Loa mit Schmelze versorgt. Ob der aktuelle Erdstoß den Beginn einer neuen Aufstiegsphase markiert, ist noch ungewiss und bedarf weiterer Beobachtungen.

Da sich das Epizentrum offshore befand, schaltete sich das Pacific Tsunami Warning Center ein. Es klassifizierte das Beben zunächst mit einer Magnitude von Mb 4,0, hob den Wert später jedoch ebenfalls auf 4,2 an. Das Zentrum erklärte, dass das Erdbeben zu schwach war, um einen Tsunami auszulösen.

Obwohl keine Tsunamigefahr bestand und auch keine Schäden gemeldet wurden, war der Erdstoß auf weiten Teilen der Insel deutlich zu spüren. Wahrnehmungsmeldungen kamen unter anderem aus Hilo im Osten der Insel.

Nächste eruptive Episode am Kilauea steht in den Startlöchern

Das Hawaiian Volcano Observatory (HVO) teilte mit, dass das Beben bislang keine Auswirkungen auf die beiden Vulkane hatte. Am Kīlauea setzt sich die Magmenakkumulation unter dem Gipfel fort und nähert sich langsam einer kritischen Grenze, ab der eine neue Eruption einsetzen könnte. Die Vulkanflanke hat sich um fast 8 Mikroradianten versteilt. Auf den Livecams ist bereits rot illuminierter Dampf zu sehen, der aus den Förderschloten aufsteigt; erstes Lavaspattering wurde beobachtet.

Magemnakkumulation am Mauna Loa setzt sich fort

Auch am Mauna Loa schreitet die Magmenakkumulation weiter voran: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden im Gipfelbereich um gut 100 Millimeter. Es fehlen noch etwa 50 Millimeter, bis der Stand vor dem letzten Ausbruch im Dezember 2022 erreicht ist. Die Seismizität bleibt bislang jedoch vergleichsweise gering und ist vor allem durch Mikroerdbeben geprägt.

Papua Neuguinea: Starkes Erdbeben Mw 6,4 am 20. Mai

Starkes Erdbeben erschütterte Vulkangebiet im Norden von Papua Neuguinea

Datum: 20.05.2025 | Zeit: 15:05:58 UTC | Koordinaten: -3.850 ; 144.766 | Tiefe: 10 km | Mw 6,4

Papua Neuguinea, 20.05.2025Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 hat am 20. Mai 2025 um 15:05 UTC die Region nahe der Nordküste Neuguineas in Papua-Neuguinea erschüttert. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern und wurde in einem abgelegenen Gebiet rund 81 Kilometer nordöstlich der Ortschaft Angoram lokalisiert, in der etwa 1.600 Menschen leben. Zum Zeitpunkt des Bebens war es dort bereits nach Mitternacht (01:05 Ortszeit).

Über mögliche Schäden oder Opfer lagen zunächst keine Informationen vor. Aufgrund der geringen Herdtiefe ist jedoch nicht auszuschließen, dass es in der näheren Umgebung zu spürbaren Erschütterungen gekommen ist, insbesondere in leichter bebauten Siedlungen entlang der Küste oder auf nahegelegenen Inseln.

Die Region rund um die Nordküste Neuguineas gehört zu den geologisch aktivsten Zonen der Erde. Sie liegt in einem komplexen Grenzbereich zwischen mehreren tektonischen Platten – insbesondere der Pazifischen Platte, der Australischen Platte sowie kleineren Mikroplatten wie der Bismarck- und der Manus-Platte. Das aktuelle Erdbeben ereignete sich entlang einer aktiven Störungszone, die mit der Grenze zwischen der Bismarck- und der Manus-Platte assoziiert ist – einem Gebiet, das für häufige, teils starke Erdbeben bekannt ist.

Vulkaninseln nahe des Epizentrums

Für die Leser von Vnet dürfte besonders interessant sein, dass das Epizentrum des Bebens zwischen den beiden bekannten Inselvulkanen Kadovar und Manam lag. Während der Kadovar nach seiner eruptiven Phase im Jahr 2018 weitgehend ruhig geblieben ist, zeigte Manam in den letzten Jahren eine deutlich höhere Aktivität. Die letzten stärkeren paroxysmalen Eruptionen des Manam ereigneten sich erst vor etwa zwei Jahren. Der Vulkan gilt als einer der gefährlichsten in Papua-Neuguinea und hat in der Vergangenheit wiederholt zu Evakuierungen geführt.

Es ist nicht auszuschließen, dass das aktuelle Erdbeben eine Reaktivierung magmatischer Prozesse auf Manam anstoßen könnte. In den kommenden Tagen dürfte daher eine verstärkte Überwachung vulkanischer Aktivität in der Region empfehlenswert sein.

Griechenland: Erdbeben auf Euböa

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,5 erschüttert Euböa – Menschen aus dem Schlaf gerissen

Datum: 19.05.2025 | Zeit: 00:23:32 UTC | Koordinaten: 38.740 ; 23.530 | Tiefe: 8 km | Mb 4,5

Euböa, 19. Mai 2025Letzte Nacht wurde das Zentrum der griechischen Insel Euböa von einer Erdbebenserie erschüttert, die die Anwohner des Ortes Mantoúdi aus dem Schlaf riss. Das Epizentrum des Hauptbebens mit einer Magnitude von 4,5 lag 8 Kilometer südöstlich von Mantoúdi. Der Erdbebenherd befand sich in nur 8 Kilometern Tiefe, was die zahlreichen Wahrnehmungsmeldungen erklärt, die beim EMSC eingegangen sind. 

Zeugen beschrieben den Erdstoß als ungewöhnlich lang anhaltend und empfanden ihn als stark. Viele schätzten die Magnitude sogar um etwa eine Stufe höher ein, als sie tatsächlich war. Auch zwei schwächere Nachbeben mit Magnituden im Dreierbereich wurden wahrgenommen. Übrigens war es nicht das erste Mal, dass die Erde in der Region bebte – bereits am Samstag hatte sich dort ein Erdbeben ereignet.

Die tektonische Situation von Euböa ist komplex: Die Insel liegt im Westen der Ägäischen Mikroplatte, im Backarc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone, und zeigt eine ausgeprägte Horst-und-Graben-Struktur mit zahlreichen Normalverwerfungen. Diese Struktur ist das Ergebnis der Krustendehnung im Randbereich der Ägäischen Platte. Zudem läuft im Norden der Insel die auslaufende Nordanatolische Störung aus. In diesem Bereich treten viele heiße Quellen auf, was auf Magmatismus im Untergrund hindeutet. Das tektonische Setting führt zu Spannungsaufbau im Untergrund, der vermutlich eine kleinere Störungszone im Inselinneren aktivierte. Diese verläuft parallel zu den beiden Hauptstörungen entlang der West- und Ostküste.

Mittelstarke Erdbeben sind in der Region nicht ungewöhnlich: Mantoúdi wurde bereits im November 2023 von einem Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Damals kam es zu leichten Schäden, Steinschlägen sowie zur Schließung von Schulen und öffentlichen Gebäuden.

Erdbeben nordöstlich von Santorin

Weiter südöstlich bei Santorin gab es auch weitere Erdbeben. Diese ereigneten sich am nördlichen Randbereich des bekannten Erdbebengebiets vor der Ostküste der Insel. Genaugenommen muss man diese Beben der Insel Amorgos zuordnen, vor deren Südküste eine größere Störungszone verläuft, die das Potenzial hat, Erdbeben mit Magnituden größer 7 hervorzubringen. Eine Aktivierung der Amorgos-fault-zone wurde bereits zum Jahresanfang befürchtet.

Island: Status Bodenhebung und Erdbeben am 18. Mai

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island geht weiter – Erdbebenaktivität im Norden noch erhöht

Reykjavik, 18. Mai 2025Auf Island gibt es sowohl Erdbeben als auch Bodenhebung, nur nicht unbedingt am gleichen Ort. Die meisten Erdbeben gibt es nach wie vor an der Tjörnes-Fracture-Zone vor der Nordküste der Insel. Hier bebt es unter einem submarinen Vulkanfeld östlich der Insel Grimsey. Während IMO-Naturgefahrenexpertin Ingibjörg Andrea Bergþórsdóttir am 13. Mai in einem VISIR-Interview noch meinte, die Beben seien tektonischer Natur, gehen die Meinungen diesbezüglich inzwischen auseinander und mehrere isländische Geowissenschaftler schließen eine magmatische Ursache hinter der Bebentätigkeit nicht aus.

Meiner Erfahrung nach sind langanhaltende Erdbebenschwärme in Vulkangebieten zum größten Teil magmatisch bedingt. Selbst wenn sich die Erdbeben an Störungszonen ereignen, werden sie indirekt von Magma-Akkumulationen verursacht, indem sie Spannungen erzeugen, die die Störungszonen aktivieren. Wissenschaftliche Nachweise sind insbesondere bei submarinen Ereignissen schwierig. Wenn sie erbracht werden, dann oft erst im Rahmen von Studienarbeiten, die Monate oder Jahre nach dem Ereignis veröffentlicht werden.

In den letzten 48 Stunden wurden an der TFZ gut 200 Beben registriert. Unter Gesamtisland waren es 293. 47 der übrigen Erschütterungen manifestierten sich unter der Reykjanes-Halbinsel, wo gegenüber den letzten Tagen die Seismizität wieder zunahm. Man könnte meinen, dass es sich umgekehrt proportional zur Abnahme der Seismizität entlang der TFZ verhält, denn als dort der seismische Schwarm voll im Gange war, wurden auf Reykjanes nur sehr wenige Erschütterungen detektiert. Möglich, dass die Beben im Norden die Registrierung der Erschütterungen im Süden stören.

Zunahme der Bodenhebung auf Reykjanes

Nicht nur die Erdbeben haben auf Reykjanes wieder zugenommen, sondern auch die Bodenhebung bei Svartsengi, wobei ich davon ausgehe, dass sich diese nicht abgeschwächt hatte, sondern nur die Messdaten ungenau waren, wie häufig um den Voll- und Neumond herum. Wahrscheinlich bewirken die Gezeitenkräfte dann Bahnabweichungen der Satelliten, die mittels GPS ihre Entfernung zum Untergrund auf den Millimeter genau messen. Weichen die Satelliten etwas von ihrer üblichen Bahn ab, schlägt sich das in entsprechenden Messungenauigkeiten nieder. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Bodenhebung geht auf etwa gleichbleibendem Niveau weiter und nähert sich der 200-mm-Marke an. Gemessen seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai.

Campi Flegrei: Vandalismus und Diebstahl an Messstationen

Hier sieht man an den unteren Bildrändern die Messstationen an der Pisciarelli Fumarole im Schlammpool. © Marc Szeglat

Diebstahl und Vandalismus an Messstationen in Pisciarelli – Weitere Erdbeben in den Campi Flegrei

Pozzuoli, 18. Mai 2025 Die Erdbebentätigkeit in den Campi Flegrei geht weiter und hat sich wieder dem Niveau angenähert, das wir seit 2018 als normal empfinden, obgleich es in anderen Vulkangebieten für Alarmismus sorgen würde. So gab es seit gestern 16 Erschütterungen, überwiegend mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Beben hatte heute Morgen eine Magnitude von 2,0.

Um die Erdbeben und andere geophysikalische und geochemische Parameter des Vulkans zu überwachen und seinen Puls zu fühlen, wird vom INGV ein umfangreiches Netzwerk an Messinstrumenten betrieben, das Millionen kostet. Kurz vor der neuerlichen Verstärkung der Krise am 13. März wurde das Budget der Geoforscher vom INGV Neapel um 6 Millionen Euro aufgestockt. Die Gelder wurden vom Ministerium für Universität und Forschung zur Verfügung gestellt. Die Caldera Campi Flegrei zählt zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt. Rechnet man alle Instrumente zusammen, so sind in der Caldera gut 120 Messgeräte verschiedenster Art verteilt, darunter mehrere automatische Multiparameter-Stationen. Vier überwachen den Meeresboden im Golf von Pozzuoli, vier weitere das Solfataragebiet einschließlich des Thermalgebiets von Pisciarelli. Dort gibt es auch eine neue GEMMA-Station, die sich in der Testphase befindet. Nun wurde ausgerechnet die Multiparameter-Station von Pisciarelli Opfer von Diebstahl und Vandalismus. Bislang unbekannte Täter haben den geochemischen Teil der Station stark beschädigt: Antennen, Batterien und Kupferkabel wurden gestohlen und Sensoren zerstört. Davon betroffen sind nicht nur Sensoren, die den Kohlendioxid-Ausstoß messen und die Daten in Echtzeit ins Observatorium übertragen, sondern auch der Temperatursensor im Gasstrom der Hauptfumarole. Diese Daten sind essentiell für die Vulkanbeobachtung.

Das Pisciarelli-Areal ist nicht einfach zugänglich und durch mehrere Zäune und ein meterhohes Tor gesichert. Hier einzudringen, bedarf es schon einiger krimineller Energie. Der Zugang erfolgt über das Gelände einer Sportanlage, die nur für Clubmitglieder zugänglich ist. Um die schweren Batterien abzutransportieren, müssen sich die Täter hier Zutritt verschafft haben.

Die Wissenschaftler und Techniker vom INGV sind bemüht, die demolierte Anlage schnell wieder online zu bringen. Darin haben sie Übung, denn es war nicht das erste Mal, dass sich Idioten an den Überwachungsanlagen in den Campi Flegrei (und auch am benachbarten Vesuv) vergangen haben.

Stromboli: Erdbeben Mb 2,2

Erdbeben Mb 2,2 vor der Südostküste von Stromboli – Vulkan bis jetzt nur mäßig aktiv, kommt jetzt die Steigerung?

Datum: 16.05.2025 | Zeit: 15:25:44 UTC | Koordinaten: 38.707 ; 15.324 | Tiefe: 102 km | Mb 2,0

Am Stromboli manifestierte sich gestern Nachmittag um 15:25:44 UTC ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2,2. Verortet wurde das Epizentrum 42 km nordöstlich von Lipari und etwa 12 Kilometer vor der Südostküste des Inselvulkans im Tyrrhenischen Meer vor Sizilien. Das Hypozentrum lag in 102 Kilometern Tiefe und damit in einer Zone der Asthenosphäre, in der sich Magma durch partielles Schmelzen bildet. Tiefe Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer südöstlich von Stromboli und Vulcano sind oft frühe Indikatoren, dass sich die Aktivität am Stromboli steigern kann, wobei es zu einer Häufung dieser Erdbeben kommen muss. Aus der aktuellen Tätigkeit lässt sich diese noch nicht ablesen, aber das Beben könnte am Anfang neuer Ereignisse stehen.

Mäßige Aktivität am Stromboli

Die Aktivität des Stromboli ist aktuell vergleichsweise bescheiden und auf dem Niveau, das über Jahrzehnte als normal angesehen wurde. Also eigentlich genau richtig, um der Cima einen Besuch abzustatten, wäre der Aufstieg in die Gipfelregion des Vulkans nicht weiterhin untersagt. Etwaige Alarmzeichen einer stärkeren Eruptionsphase sind anhaltendes Lavaspattering. Wenn dieses über mehrere Stunden oder sogar Tage anhält, ist am Vulkan äußerste Vorsicht geboten und ein Aufenthalt im Gipfelbereich des Vulkans lebensgefährlich – obgleich es auch ohne Warnzeichen zu spontanen Eruptionen kommen kann, die einen am Krater in Teufelsküche bringen.

Das LGS attestiert dem Stromboli einen mittelstarken Aktivitätsindex: Gestern wurden pro Stunde 11,1 VLP-Erdbeben registriert, die Tremoramplitude bewegt sich im gelben Bereich und es wurde wenig Schwefeldioxid emittiert. Die Kohlendioxidwerte waren mit 456 Tonnen am Tag moderat und höher als in den Vortagen. Es wurde eine hohe Infraschalltätigkeit registriert, was auf häufige strombolianische Eruptionen schließen lässt, der Schalldruck war aber niedrig, so dass die Eruptionen eher klein gewesen sein müssen.

Aufräumarbeiten nach Schlammlawinen auf Stromboli

Doch die Inselbewohner dürfte die Aktivität des Vulkans momentan ziemlich wurscht sein, denn sie kämpfen mit anderen Naturgewalten: Wie vorgestern beschrieben, kam es zu einem Unwetter mit starken Regenfällen, die wieder Schlamm- und Schuttströme ausgelöst haben, die durch die Gassen von Stromboli Ort flossen. Dabei kam es auch zu Schäden an der Infrastruktur. Man ist mit Aufräumarbeiten beschäftigt und macht sich zunehmend Sorgen, wohin das alles noch führen soll. Der Boden erodiert weiter, Vegetation fasst nur schwer Fuß und die Abflussrinnen werden immer tiefer. Da es in Zukunft aufgrund des Klimawandels immer extremere Niederschlagsereignisse geben wird, ist die Prognose für Stromboli nicht gut. Immer mehr Menschen fordern Hilfe von der Regierung, die bis dato aber ausblieb. Nicht nur für die Bewohner ist das schlecht, sondern auch für die Touristen, für die die Insel immer unattraktiver wird: Nach den Unwettern wird Stromboli oft tagelang von den Tragflächenbooten nicht angesteuert, die Gassen und Pfade sind kaputt und der Aufstieg zum Gipfel gesperrt. Die Strafen restriktiv, sollte man die Verbote ignorieren und erwischt werden. Die goldenen Zeiten für Vulkanbeobachter scheinen vorbei zu sein!

Türkei: Erdbeben Mb 5,0 bei Konya

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0 erschütterte Provinz Konya in der Türkei

Datum: 15.05.2025 | Zeit: 12:46:36 UTC | Koordinaten: 39.058 ; 33.268 | Tiefe: 7 km | Md 5,0

Am Donnerstagnachmittag um 15:46 Uhr Ortszeit wurde die Zentraltürkei von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,0 erschüttert. Diese Magnitude stammt vom GFZ. Der türkische Erdbebendienst meldete eine Magnitude von 5,2. Das Hypozentrum lag in nur 7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich in der Provinz Konya und wurde 17 km östlich des Ortes Kulu verortet. Hier leben 47.000 Menschen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden dabei jedoch keine unmittelbaren Schäden oder Verletzten gemeldet.

Die Erschütterungen waren auch in mehreren benachbarten Provinzen spürbar, darunter in der Hauptstadt Ankara. Dem EMSC liegen aus einem 500 Kilometer messenden Umkreis zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Das Erdbeben wurde teilweise als stark empfunden und dauerte 30 bis 40 Sekunden.

Konya-Gouverneur İbrahim Akın erklärte gegenüber der Presse, dass lokale und nationale Einsatzkräfte im betroffenen Gebiet unterwegs waren, um die Lage zu begutachten. Größere Schäden wurden dabei nicht festgestellt. In Moscheen in Kulu seien kleinere Risse an Minaretten festgestellt worden. Viele Anwohner nahe des Epizentrums waren ins Freie geflüchtet und harrten dort eine Weile aus, da man sich vor einem noch stärkeren Beben fürchtete.

Tektonischer Hintergrund des Bebens bei Kulu

Tektonisch betrachtet liegt das betroffene Gebiet in Zentralanatolien weit entfernt zwischen den beiden dominierenden tektonischen Strukturen der Türkei. Bei diesen handelt es sich um die Nord- und Südanatolische Verwerfungen, die den Anatolischen Block gegen Eurasien und Arabien abgrenzen. Während diese Störungen grob in Ost-West-Richtung verlaufen, gibt es in Zentralanatolien Intraplattendeformationen, die Störungszonen verursachen, die mehr oder weniger senkrecht zu den beiden großen Blattverschiebungen verlaufen.  Zu diesen Störungen zählen zwei Systeme, die das Tuz-Gölü-Becken haben absinken lassen. Bei diesen Störungen handelt es sich um die Şereflikoçhisar-Aksaray-Verwerfungslinie und die Chianbely-Sultanhan-Verwerfungszone. Zwischen diesen Verwerfungen liegt die Senke des Salzsees Tuz-Gölü, an dessen Nordende sich das Beben manifestierte.

Vulkanische Landschaft Zentralanatoliens

In der Erdbebenregion gibt es mehrere vulkanische Manifestationen, die aber als erloschen oder schlafend gelten. Von daher ist es unwahrscheinlich, dass das Erdbeben eine Eruption auslöst. Das nächste große vulkanische Zentrum ist das Karapınar-Vulkanfeld, ca. 80–100 km südlich von Kulu. Hier gab es zuletzt vor ca. 3000 Jahren Eruptionen. Näher am Tuz-Gölü liegen mehrere Dagi – hierbei handelt es sich um wahrscheinlich erloschene Vulkane.