Island: Erdbeben M 3,3 unter Hofsjökull

Erdbeben M 3,3 erschüttert Gletscher Hofsjökull – schwächere Erschütterungen folgten

In den letzten 48 Stunden war die Erdbebenaktivität unter Island vergleichsweise hoch, auch wenn mit 105 registrierten Erdbeben keine Spitzenwerte erreicht wurden. Das stärkste Erdbeben dieser Periode ereignete sich gestern Abend um 20:48:39 UTC und brachte es auf eine Magnitude von 3,3. Das Hypozentrum befand sich in knapp 9 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter dem Gletscher Hofsjökull und wurde vom IMO 26.0 km ostnordöstlich von Hveravellir verortet. Das ist interessant, weil sich bei Hveravellir ein Thermalgebiet befindet, das eigentlich dem Langjökull-System zugeschrieben wird. Hierbei handelt es sich um einen weiteren subglazialen Vulkan, der in den letzten Monaten öfters seismisch aktiv war, weswegen Geoforscher annehmen, dass auch er langsam aktiv werden könnte. Ähnliche Spekulationen gab es auch bereits in Bezug auf den Schauplatz des aktuellen Bebens unter dem Hofsjökull, denn auch dieser Gletscher bedeckt einen Calderavulkan. Über welche Zeiträume sich diese Aufheizperioden erstrecken könnten, ist unklar. Vermutlich dauern sie Jahrzehnte oder noch länger.

Darüber hinaus gab es auch Beben an bekannteren Bebenspots der letzten Wochen, wie jenem bei Borganes am Grjotarvatn. Einige Beben wurden am Bardarbunga und unter der Katla festgestellt.

Auf der Reykanes-Halbinsel konzentrierten sich die Beben am Bláfjallaskáli und bei der Lavahöhle von Raufarhólshellir. Auch am Fagradalsfjall gab es einzelne Erschütterungen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi und Sundhnúkur hält unverändert an. Die Kurve des Graphen der GPS-Messungen verläuft verhältnismäßig steil und eine etwaige Verlangsamung der Bodenhebung, wie sie von einem bekannten isländischen Vulkanologen vorhergesagt wurde, ist nicht zu erkennen. Weitere Eruptionen im Sundhnúkur-Gebiet sind wahrscheinlich. Damit rechnen auch die Behörden vor Ort, denn es wurde erneut begonnen, die Schutzdämme um Svartsengi zu verstärken. Tatsächlich sollen sie um bis zu 6 m erhöht werden. Bleibt zu hoffen, dass die Schutzmaßnahmen weiter wirken werden, denn wenn nicht, waren alle Bemühungen des letzten Jahres umsonst.

Chile: Erdbeben Mw 6,4 im Vulkangebiet

Starkes Erdbeben an der argentinischen Grenze in Chile – Vulkane in der Nähe

Datum 13.12.24 | Zeit: 23:38:17 UTC | Koordinaten: -35.330 ; -70.682 | Tiefe: 104 km | Mw 6,4

Gestern Abend ereignete sich um 23:38:17 UTC ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4. Das Epizentrum lag nahe der Grenze zu Argentinien, 64 Kilometer ost-südöstlich von Curicó, einer Stadt mit 102.000 Einwohnern. Die größere Stadt Talca befindet sich 89 Kilometer vom Epizentrum entfernt. In den Städten schwankten Hochhäuser, obwohl das Hypozentrum in einer Tiefe von 104 Kilometern lag. Die Erschütterungen waren in einem Umkreis von 600 Kilometern um das Epizentrum zu spüren, und die Erdbebendienste erhielten zahlreiche Meldungen besorgter Bürger. Es ist vermutlich der großen Tiefe des Hypozentrums zu verdanken, dass es keine größeren Schäden an der Infrastruktur gab. Dennoch könnte das Beben folgenschwere Auswirkungen haben, da es sich in einer Region mit mehreren Vulkanen ereignete, die auf den Erdstoß reagieren könnten.

Der Vulkan Descabezado Grande liegt 30 Kilometer südlich des Epizentrums, während der bekanntere Komplexvulkan Planchón-Peteroa nur 12 Kilometer entfernt ist. Das Erdbeben ereignete sich in einem Flusstal zwischen den beiden Vulkanen. Historische Aufzeichnungen belegen, dass der Descabezado Grande zwischen 1846 und 1967 insgesamt 14 Ausbrüche hatte. Eine Eruption im Jahr 1932 wurde als besonders stark eingestuft. Die vulkanische Aktivität des Planchón-Peteroa ist jüngeren Datums: Seit dem Jahr 2000 gab es drei Eruptionsphasen mit einem VEI 2, die letzte davon im Jahr 2019.

Die tektonischen Prozesse in Chile werden maßgeblich durch die Subduktion der ozeanischen Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte bestimmt. Diese Plattenkollision entlang des Peru-Chile-Grabens führt zur Entstehung der drei großen morphologischen Einheiten Chiles, die parallel zur Küstenlinie verlaufen: das chilenische Küstengebirge, das chilenische Zentraltal und die Anden. Forscher vermuten, dass die Nazca-Platte in einem ungewöhnlich flachen Winkel unter den Kontinent abtaucht, wodurch die aufsteigende Schmelze erst in größerer Entfernung zur Subduktionszone im Bereich der Anden austritt und dort die Vulkankette formt. Aufgrund des flachen Einfallswinkels der subduzierten Nazca-Platte und der großen Tiefe des Hypozentrums könnte der Erdstoß durch Spannungen im subduzierten Krustenmaterial ausgelöst worden sein. Diese Annahme wird durch drei schwächere Erdbeben gestützt, die sich in der Maule-Region in ähnlicher Tiefe, aber in gewisser Entfernung vom aktuellen Beben ereigneten.

Griechenland: Mittelstarkes Erdbeben auf Chalkidiki

Erdbeben Mw 4,7 erschüttert griechische Halbinsel Chalkidiki – Beben weithin spürbar

Datum 13.12.24 | Zeit: 08:34:12 UTC | Koordinaten: 40.293 ; 24.134 | Tiefe: 10 km | Mw 4,7

Die Drei-Finger-Halbinsel Chalkidiki ist eine beliebte Ferienregion. Sie liegt südöstlich von Thessaloniki im Nordosten Griechenlands. Heute erlitt die Urlaubslaune dort allerdings einen Dämpfer, denn der nördliche Arm der Halbinsel wurde von einem mittelstarken Erdbeben der Momentmagnitude 4,7 heimgesucht. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe, während das Epizentrum 20 km ost-nordöstlich von Néa Róda lokalisiert wurde. Das größere Thessaloníki liegt 100 Kilometer entfernt. Es gab mehrere schwächere Erdbeben und natürlich auch unterschiedliche Angaben zur Erdbebenstärke. Nach Angaben lokaler Erdbebendienste brachte es das Beben auf ML 5,1.

Ob 4,7 oder 5,1, das Erdbeben war jedenfalls stark genug, dass es in einem Umkreis von fast 400 Kilometern deutlich gespürt werden konnte. Ein Bebenzeuge in ca. 40 Kilometern Entfernung beschrieb das Beben so: „Es kam grollend heran. Die Schränke vibrierten. Das ganze Haus bebte“.

Es gab nicht nur Nachbeben, sondern auch zwei Vorbeben der Magnituden 3,1 und 3,8. Sie konnten ebenfalls von Bewohnern der Halbinsel gespürt werden und schürten erste Sorgen vor stärkeren Erschütterungen.

Die tektonische Situation der Chalkidiki-Region ist komplex, denn hier verlaufen mehrere Störungszonen, die einerseits vom Serbo-Macedonian-Massiv aus Richtung Nordwesten kommen und im Thessaloniki–Rentina Fault System münden, andererseits aus östlicher Richtung kommend vor der Küste verlaufen und die Verlängerung der Nordanatolischen Verwerfung darstellen. Durch die vielfältigen Erdkrustenbewegungen entstanden auf und um Chalkidiki zahlreiche kurze Störungen. Das aktuelle Erdbeben stand mit einer dieser lokalen Störungen in Verbindung, die westlich des Berges Athos verläuft.

Die Region hat eine Geschichte verheerender Erdbeben. Im September 1932 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,1 den Nordosten von Chalkidiki und zerstörte die Stadt Ierissos. Die Katastrophe forderte 83 Todesopfer, verletzte über 300 Menschen und zerstörte allein in Ierissos 650 Häuser. Mehr als 2000 Häuser in den umliegenden Dörfern wurden entweder zerstört oder unbewohnbar gemacht. Aufgrund dieser Historie reagieren die Anwohner der Region empfindlich und besorgt auf spürbare Erdbeben.

Türkei: Mittelstarkes Erdbeben besorgt Bürger

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,5 war im weiten Umkreis spürbar – Meldungen besorgter Bürger

Datum 12.12.24 | Zeit: 11:34:52 UTC | Koordinaten: 40.429 ; 26.230 | Tiefe: 12 km | Mb 4,5

Heute Mittag manifestierte sich um 11:34:52 UTC (14:34:52 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude Mb 4,5. Das Hypozentrum wurde in 12 Kilometern Tiefe verortet. Das Epizentrum befand sich laut EMSC-Angaben 34 km nordwestlich von Çanakkale, kurz vor der Nordwestküste des Mittelmeeres und nahe der Grenze zu Griechenland. Obwohl es sich nur um ein mittelstarkes Erdbeben handelte, war es in einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern zu spüren gewesen. Dem EMSC gingen sogar Meldungen aus Bulgarien und Istanbul ein. Vermutlich dachten die Anwohner von Istanbul, dass sich ein Beben in ihrer Nähe ereignet hatte, denn die Stadt liegt an der Nordanatolischen Verwerfung und gleicht einem tektonischen Pulverfass, denn man wartet seit Jahren auf das „Big One“: ein Starkbeben mit großer Zerstörungskraft. Seismologen berechneten eine 70-prozentige Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben innerhalb der nächsten 30 Jahre mit der Magnitude 7 oder mehr. Dementsprechend nervös ist man am Bosporus.

Das aktuelle Beben ereignete sich am Nordarm der Nordanatolischen Verwerfung, die sich am Marmara-Meer in drei Arme teilt. Bei der Störung handelt es sich um eine rechtsversetzende Blattverschiebung, die dem San-Andreas-Fault in den USA gleicht, und sie bildet die Grenze zwischen der Anatolischen Platte und dem eurasischen Kontinent. Die Relativgeschwindigkeit der Platten entlang der Verwerfung beträgt etwa 20–25 mm pro Jahr. Da die Platten nicht widerstandslos aneinander vorbeigleiten, kommt es zu Blockaden und Spannungsaufbau entlang der Störung. Sie lösen sich in einem fast als explosiv zu beschreibenden Ereignis, das die Erdbebenwellen auslöst.

Die südliche Grenze der Anatolischen Platte ist nicht weniger gefährlich, denn hier manifestierte sich das verheerende Gaziantep-Erdbeben. Ein Erdbeben nahe Istanbul hätte wahrscheinlich ähnlich dramatische Folgen.

Gestern ereignete sich übrigens ein vergleichbares Erdbeben (Mb 4,5) südwestlich von Kreta. Betrachtet man die Shakemap genau, dann erkennt man auch wieder ein schwaches Beben nördlich der Vulkaninsel Santorin. Hier kam es in den letzten Tagen häufiger zu Erschütterungen.

USA: Erdbeben Mw 5,8 in Nevada

Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,8 erschütterte Gegend um Yerington bei Silver Springs in Nevada

Datum 09.12.24 | Zeit: 23:08:33 UTC | Koordinaten: 39.165 ; -119.049 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Gut eine Woche nach dem starken Erdbeben der Magnitude 7,1 vor der Küste Nordkaliforniens wurde die USA erneut von einem Erdbeben erschüttert, das stärker als die alltäglichen Beben war. Diesmal erreichte es eine Magnitude von 5,8 und traf die Region um Yerington im Bundesstaat Nevada. Nach Angaben des EMSC lag das Epizentrum 32 km südöstlich von Silver Springs. Die nächstgelegene größere Stadt ist Reno, 77 km entfernt, mit einer Bevölkerung von rund 241.000 Menschen. Dort wurden viele von dem Beben überrascht, das sich um 15:08:33 Uhr Ortszeit ereignete. Während in Reno und noch weiter entfernten Orten das Beben lediglich spürbar war, sorgte es näher am Epizentrum für deutlich stärkere Erschütterungen. Leichte Schäden wie Risse in Mauern wurden gemeldet, und in zahlreichen Geschäften fiel Inventar aus den Regalen. Berichte über Verletzte oder Tote liegen jedoch nicht vor.

Wie man auf der Shakemap oben sieht, gab es eine große Anzahl schwächerer Nachbeben.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben im Zusammenhang mit einer Störung entlang der Walker Lane. Dabei handelt es sich um ein etwa 100 Kilometer breites Störungssystem, das in der Literatur oft als diffus bezeichnet wird, da es keine klar definierten seitlichen Begrenzungen aufweist und keine dominierende Hauptverwerfung besitzt. Stattdessen gibt es mehrere parallel zur Längserstreckung der Sierra Nevada verlaufende Normal- und Transversalverschiebungen. Diese Zone streicht in Richtung Südost-Nordwest und erstreckt sich von der Garlock-Verwerfung am Death Valley bis zur Honey Lake Valley-Region im Norden.

Wie der Geoforscher Ian Pierce von der University of Oxford in einer Studie zur Walker-Lane schrieb, werden etwa 20 Prozent der jährlichen rechtsseitigen Scherbewegung von 50 Millimetern zwischen der Pazifischen und der Nordamerikanischen Platte durch das Walker Lane-Verwerfungssystem aufgenommen. Die restlichen 80 Prozent verlaufen entlang des bekannteren San-Andreas-Verwerfungssystems. Die Walker Lane nimmt somit Energie auf, was stärkere Erdbeben in den Ballungsräumen entlang der Pazifikküste verhindern oder verzögern kann. Diese aufgenommene Energie führt jedoch dazu, dass sich entlang der Walker Lane Spannungen aufbauen, die schließlich in Erdbeben freigesetzt werden.

Im Kontext von Vulkanismus ist bemerkenswert, dass auch die Vulkane der Mono-Lake-Region und die angrenzende Long-Valley-Caldera am südwestlichen Randbereich der Walker-Lane-Zone liegen.

El Salvador: Erdbeben Mw 5,6

Starkes Erdbeben erschüttert Küste von El Salvador – Vulkane in der Nähe

Heute Nacht manifestierte sich um 03:50:29 UTC ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6 in El Salvador. Das Epizentrum befand sich 13 km südlich von La Unión am Golf von Fonseca. In dem Ort leben 26.800 Einwohner. Die Tiefe des Hypozentrums wurde auf 15 Kilometer festgelegt. Es folgten bis jetzt mehr als 50 Nachbeben geringerer Magnituden.

Meldungen über größere Schäden oder Verletzte liegen nicht vor. Dennoch wurde der Erdstoß von zahlreichen Menschen gespürt. Den Erdbebendiensten liegen Meldungen von Bebenzeugen vor, die über die Grenzen El Salvadors hinausgingen. Der Erdstoß wurde sogar in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, und auch in Teilen Nicaraguas gespürt. Nach Angaben des PAGER-Systems des USGS waren rund 12.000 Menschen sehr starken Erschütterungen ausgesetzt, während etwa 97.000 Menschen starke Erschütterungen wahrnahmen.

El Salvador liegt in einer geologisch aktiven Zone entlang des pazifischen Feuerrings, wo die Cocos-Platte unter die Karibische Platte subduziert wird. Diese Subduktionszone, auch bekannt als Mittelamerika-Graben, ist maßgeblich verantwortlich für die hohe seismische Aktivität in der Region, einschließlich Erdbeben und Vulkanismus. Das aktuelle Erdbeben entstand jedoch an einer Störungszone regionaler Bedeutung, die parallel zum Mittelamerika-Graben verläuft. Bei dieser Störungszone handelt es sich um die El Salvador Fault Zone. In dieser Zone gibt es mehrere lokale Störungszonen. Konkret war wahrscheinlich die Intipuca-Störung an dem Erdbeben schuld.

Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass das Hauptbeben an der südlichen Basis des Vulkans Conchagua lag, während sich die Mehrzahl der Nachbeben nordöstlich des Vulkans ereignete. Allerdings war der Volcán de Conchagua in den letzten 10.000 Jahren nicht aktiv, so dass man es als sehr unwahrscheinlich ansehen kann, dass sich das Beben auf den Vulkan auswirken wird. Es gibt in der Gegend weitere als aktiv eingestufte Feuerberge.

Vulkane in der Nähe:

Die Region um das Epizentrum ist vulkanisch aktiv und gehört zum Zentralamerikanischen Vulkangürtel. Zu den bedeutenden Vulkanen in der Nähe gehören:

  • San Miguel (Chaparrastique): Ein aktiver Stratovulkan nahe der Stadt San Miguel, bekannt für regelmäßige kleinere Ausbrüche.
  • Tecapa: Ein weiterer Vulkan in der Region, bekannt für den Kratersee Laguna de Alegría.
  • Usulután: Ein erloschener Vulkan westlich von San Miguel.

Teneriffa: Erdbeben Mb 3,3 an der Nordküste

Erdbeben Mb 3,3 erschütterte die Nordküste von Teneriffa – Seismische Aktivität generell erhöht

Datum 08.12.24 | Zeit: 15:04:10 UTC | Koordinaten: 28.413 ; -16.536 | Tiefe: 20 km | Mb 3,3

An der Nordküste der Kanareninsel Teneriffa manifestierte sich gestern Nachmittag um 15:04 Uhr ein Erdstoß der Magnitude 3,3. Das Epizentrum wurde 3 km nordwestlich von La Orotava verortet. Tatsächlich lag das Epizentrum am Ostrand des Touristenortes Puerto de la Cruz. Das Hypozentrum befand sich in 20 Kilometern Tiefe, was der Grund für eine geringe Anzahl an Wahrnehmungsmeldungen sein dürfte. Heute gab es 116 Kilometer nördlich der Küste von Teneriffa einen Erdstoß Mb 3,2 in 30 Kilometern Tiefe. Dem nicht genug, findet zu Stunde ein kleines Schwarmbeben an der Nordwestküste der Insel statt: Seit dem 5. Dezember gab es hier 8 schwache Erschütterungen. Auslöser dürfte ein Beben Mb 2,1 gewesen sein.

Generell ist die Seismizität auf Teneriffa erhöht. So gab es seit Monatsanfang im Bereich des Pico del Teide und der Caldera 14 schwache Erschütterungen. Wie wir es von anderen Vulkanen her kennen, könnten diese Erdbeben mit Fluidbewegungen in einem sich aufheizenden Hydrothermal- oder Magmaspeichersystem einhergehen. Zumindest bei den Erdbeben im Calderabereich spricht INVOLCAN von vulkanotektonischen Erdbeben. Mittelfristig betrachtet könnte sich hier ein Vulkanausbruch zusammenbrauen. Das „Mittelfristige“ bezieht sich auf einen Zeitraum, der mehrere Jahre umfassen kann. Und wie wir inzwischen wissen, kann sich eine Eruption auch schneller ereignen, als man zunächst denkt.

Weil das natürlich auch die Geowissenschaftler von INVOLCAN wissen, bringen sie wöchentliche Infografiken zur vulkanologischen und seismologischen Situation auf Teneriffa und La Palma heraus, die für gewöhnlich freitags erscheinen. Demnach gab es im Bereich von Teneriffa zwischen dem 30. November und dem 6. Dezember 39 Erdbeben. Hier werden auch die Beben im Bereich des submarinen Vulkans Enmedio zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria mitgezählt. Veränderungen in der Geochemie ausgestoßener Gase oder der Bodentemperatur gab es allerdings nicht.

Während auf Teneriffa die Vulkanwarnampel auf „Grün“ steht, bleibt die von La Palma auf „Gelb“. Hier ereigneten sich vergangene Woche 13 Erdbeben. Das Stärkste brachte es auf 1,8. Die anderen Parameter bleiben ebenfalls nahezu unverändert. Die Tätigkeit hier kann als Nachwehen der Eruption von 2021 angesehen werden und ist schwächer als die Seismizität, die wir gerade auf Teneriffa sehen.

Aleuten: Starkbebenschwarm bei Andreanof-Inseln

Andreanof-Archipel der Aleuten von Starkbebenschwarm getroffen – Stärkstes Einzelbeben Mw 6,3

Datum 08.12.24 | Zeit: 19:57:08 UTC | Koordinaten: 50.952 ; -177.338 | Tiefe: 18 km | Mw 6,3

Das Andreanof-Archipel gehört zum vulkanischen Inselbogen der Aleuten, der sich zwischen Alaska und Kamtschatka aufspannt. Südlich des Inselbogens verläuft der Aleutengraben, und die dort stattfindende Subduktion ist Quelle für Erdbeben und Vulkanausbrüche. So auch diesmal, als gestern Abend ein Schwarm starker Erdbeben begann, dessen erstes um 19:57:08 UTC registriert wurde. Es handelte sich um ein Erdbeben der Magnitude 6,3 mit einem Hypozentrum in 18 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 801 km südwestlich von Unalaska (USA) und 1654 km östlich von Petropavlovsk-Kamchatsky (Russland) lokalisiert. Ein weiteres gleichstarkes Erdbeben ereignete sich in der vergangenen Nacht um 00:15:31 UTC, gefolgt von einem Beben der Magnitude 6,0. Doch das war nicht alles: Das GFZ registrierte insgesamt elf Beben mit Magnituden größer als 5,0.

Ein Blick auf die Topografie des Meeresbodens der Region zeigt, dass sich die Erdbeben im Delta eines submarinen Grabens manifestierten, entlang dem der Sockel der Aleuten stark abfällt. Dies ist eine Region, die für submarine Erdrutsche prädestiniert ist.

Die Beben ereigneten sich südlich einer Region, in der mehrere als aktiv eingestufte Vulkane liegen. Einer der bekanntesten Feuerberge in der Nähe ist der Great Sitkin, der derzeit in Eruption steht und effusiv tätig ist. Das Alaska Volcano Observatory (AVO) hat für den Vulkan die Warnstufe „Orange“ ausgegeben. Der Great Sitkin liegt nur etwa 150 Kilometer von den Epizentren entfernt, sodass die Beben potenziell das Verhalten des Vulkans beeinflussen könnten. Die seismische Messstation am Great Sitkin registrierte die Beben jedenfalls sehr deutlich.

Neben dem Great Sitkin gibt es weitere potenziell aktive Vulkane in der Nähe des Erdbebengebiets. Dazu gehören die Vulkane Mount Adagdak und Mount Moffett auf Adak Island sowie die Inselvulkane Kanaga und Tanaga. Insbesondere der Tanaga-Vulkan fiel im letzten Jahr durch Schwarmbeben auf, was zu Spekulationen über eine bevorstehende Eruption führte.

Erdbeben im Andreanof-Archipel, wie auch in den restlichen Aleuten, entstehen durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Nordamerikanische Platte entlang der Aleuten-Subduktionszone. Diese Zone ist eine der aktivsten tektonischen Grenzen der Welt und Teil des sogenannten Pazifischen Feuerrings. Im Jahr 1957 ereignete sich vor der Küste des Andreanof-Archipels ein Megathrust-Erdbeben mit einer Magnitude von 8,6. Dieses Erdbeben löste einen Tsunami aus, der sogar auf Hawaii messbar war.

Island: Starkes Erdbeben Mb 5,1 unter Bardarbunga

Starkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert Calderavulkan Bardarbunga – Zahlreiche Erdbeben gingen voran

Datum 08.12.24 | Zeit: 01:49:45 UTC | Koordinaten: 64.521 ; -17.569 | Tiefe: 3,9 km | Mb 5,1

Heute Nacht bebte es um 01:49:45 Uhr UTC unter dem isländischen Calderavulkan Bardarbunga mit einer Magnitude von 5,1. Das Epizentrum wurde 4,1 km ost-südöstlich des Calderazentrums verortet. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des IMO in 3,9 Kilometern Tiefe. Es war das zweite starke Erdbeben unter der Caldera in diesem Jahr. Am 21. April gab es sogar ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,4.

Dem aktuellen Erdbeben gingen einige Tage erhöhter seismischer Aktivität voraus, die sich besonders gestern im Tagesverlauf steigerte. Obwohl der Erdstoß vergleichsweise stark war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, was der Abgeschiedenheit der Region geschuldet sein dürfte.

Tatsächlich hielt ich mich 2014 wenige Tage vor der Eruption nur 50 Kilometer vom Bardarbunga entfernt auf und konnte auch keines der stärkeren Erdbeben dort spüren.




Laut IMO sind solche Erschütterungen unter dem Vulkan nicht unüblich, allerdings auch nicht alltäglich. Sie weisen darauf hin, dass sich unter dem Vulkan etwas tut. Was genau der Auslöser des Bebens war, bleibt jedoch spekulativ. Bereits während der großen Eruption im Jahr 2014 sackte das Dach der Caldera um mehr als 100 Meter ab. Erdbeben könnten also weiterhin eine Erscheinung dieser Subsidenz sein. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass direkt nach der Eruption eine erneute Magmenakkumulation einsetzte, ähnlich wie im Fall von Svartsengi. In diesem Fall könnten starke Beben auch mit Magmenaufstieg zusammenhängen, indem aufsteigendes Magma Druck auf das Calderadach ausübt und Erdbeben entlang von Störungszonen in diesem Gesteinsdeckel auslöst. Last but not least kommen rein tektonische Prozesse infrage, denn wie die meisten großen Zentralvulkane Islands liegt auch die Bárðarbunga-Caldera im Bereich des Störungsgürtels, der mit dem mittelatlantischen Rücken in Zusammenhang steht, der sich in zwei Armen geteilt quer durch Island zieht.

Die Bardarbunga-Caldera liegt unter dem großen Eisschild des Vatnajökull. Der Gletscher ist der mächtigste in Europa und bedeckt mehrere große Calderavulkane. Dass sich gerade hier so viele Vulkane befinden, liegt nicht nur an der großen divergenten Störungszone, sondern auch am Island-Mantelplume, dessen Zentrum unter dem Vatnajökull vermutet wird. Dass ausgerechnet unter dem größten Gletscher Europas vermutlich der größte Mantelplume liegt, der Schmelze aus dem Erdmantel zur Oberfläche transportiert, mutet ein wenig skurril an: Zwei gegensätzliche Superlative aus Feuer und Eis treffen hier aufeinander. Na, wenn das mal kein Stoff für Mythen und Legenden ist.