Erdbeben im Golf von Aden – News vom 03.06.23

Erdbeben Mw 5,8 im Golf von Aden

Datum 03.06.23 | Zeit: 07:17:48 UTC |  12.62 N ; 47.93 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8 erschütterte heute Morgen den Golf von Aden. Das Erdbeben war der stärkste Erdstoß einer Serie aus sieben Beben die bereits nachts begann. Das initiale Beben brachte es auf MW 5,2. Die Hypozentren lagen zwischen 2 und 40 km tief. Die Epizentren wurden 165 km nordnordwestlich von Las Khorey in Somalia lokalisiert.

Der Golf von Aden ist eine 1000 km lange und 350 km breite Meerenge, die das Arabische Meer mit dem Roten Meer verbindet. Er liegt zwischen der Arabischen Halbinsel im Norden und dem Horn von Afrika im Süden und erstreckt sich vom Jemen im Westen bis zur Küste von Somalia im Osten. Der Golf von Aden ist eine wichtige Schifffahrtsroute.

Tektonisch betrachtet ist der Golf von Aden ein Teil des Grabens, in dem auch das Rote Meer liegt. Am Horn von Afrika verzweigt sich das Ostafrikanische Riftvalley in einen östlichen Arm und westlichen Arm. Das Rote Meer liegt im Ostarm, während der Golf von Aden im Westarm des Rifts liegt. Insofern steht die Region auch in Verbindung zum Afar-Dreieck, dessen Küsten zum Teil an den Golf von Aden grenzen. Im Afar-Dreieck liegt eine Reihe interessanter Schildvulkane, dessen interessantester Vertreter der aktive Erta Alé ist.

Plattentektonisch gesehen treffen in der Region die Arabische Platte, die Afrikanische Platte und die Platte des Indischen Ozeans zusammen. Die aktuelle Erdbebenserie ereignete sich am mittelozeanischen Rücken des Indischen Ozeans, der hier seine Finger in den Golf von Aden ausstreckt und die Plattengrenze zwischen den Erdkrustenplatten darstellt.

Die Bildung des Golfes von Aden begann vor etwa 35 Millionen, als sich die Arabische Platte und die Afrikanische Platte voneinander zu entfernen begannen, was zur Bildung des Roten Meeres führte. Die Bewegung der Platten verursachte eine Ausdünnung der Erdkruste und führte zum Auseinanderbrechen des Kontinents. Dieser Prozess wird als kontinentales Rifting bezeichnet.

Erdbeben in Peru – News vom 03.06.23

Erdbeben Mw 5,5 nahe peruanischem Vulkan Sabancaya

Datum 03.06.23 | Zeit: 01:49:14 UTC | 15.70 S ; 71.51 W | Tiefe: 2 km | Mw 5,5

Heute Nacht ereigneten sich in der Region Arequipa und nahe dem peruanischen Andenvulkan Sabancaya ein moderates-starkes Erdbeben der Magnitude 5,5. Da das Hypozentrum laut EMSC in nur 2 km Tiefe lag, wirkte sich das Erdbeben möglicherweise stärker aus, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Allerdings wurde die Herdtiefe vom USGS mit 10 km angegeben. Es gibt Medienberichte über leichte bis moderate Schäden an der Infrastruktur in Orten nahe des Epizentrums. Dieses wurde 9 km nordwestlich von Huarancante verortet. Hierbei handelt es sich nicht um einen Ort, sondern um einen Berg in der Nähe des aktiven Vulkans Sabancaya. Dennoch gibt es entlang eines Flusstals mehrere Ortschaften, die von dem Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen worden sind. In Ichupampa wurde ein Haus so schwer beschädigt, dass die Anwohner evakuiert werden mußten. Die Kirche des Ortes wurde ebenfalls beschädigt. Außerdem blockierten Steinschläge und Erdrutsche einige Zufahrtsstraßen zu Dörfern.

Bereits in den letzten Tage gab es in der Region moderate Erdbeben, die bis an der Nordostfuß des Vulkans Sabancaya heranreichten. Der Sabancaya ist seit 2016 aktiv und eruptiert Aschewolken. temporär wächst im Krater ein Lavadom, von dem ein erhöhtes Gefahrenpotential ausgehet, denn wenn er über den Kraterrand hinausragt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass pyroklastische Ströme generiert werden. In umliegenden Gemeinden kommt es immer wieder zu einer erhöhten Belastung mit Vulkanasche, die auf Dauer eine Gesundheitsgefahr für die Anwohner darstellt.

Ob das Beben in direktem Zusammenhang mit der Aktivität des Vulkans stand ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Allerdings gab es in der Gegend bereits öfters vergleichbare Erdbeben, die sich ereigneten, obwohl der Vulkan nicht ausbrach. Eine Studie zeigte, dass magmatische Fluidbewegungen im Bereich des Vulkans regionale Verwerfungen aktivierten und es so zu den Erdbeben kam. Die damals angesprungenen Verwerfungen befanden sich in 1-2 km Tiefe, was zu den Herdtiefenangaben des EMSC passen würde.

Vulkan Kilauea mit Erdbeben am 02.06.23

Erdbeben am Kilauea auf Hawaii halten an

Die Erdbebenserie am Kilauea auf Hawaii reißt nicht ab. Gestern wurden gut 120 Erschütterungen am Vulkan detektiert. Die seismische Aktivität fluktuiert zwar ein wenig, bleibt aber generell hoch und liegt deutlich über dem normalen Niveau. Die Beben konzentrieren sich in zwei Bereiche. So meldete das HVO gestern 58 Beben im Bereich der Kilauea-Gipfelcaldera. Der zweite Bebenspot liegt in der Region Pahala, einem Ort an der Südküste von Big Island. Die Beben dort liegen meistens in Tiefen größer als 30 km und werden von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in einem Magmenkörper akkumuliert. Von diesem Magmenkörper aus verteilt sich die Schmelze in flache gelegene Magmen-Reservoirs unter dem Kilauea, aber auch in Richtung Mauna Loa. daher kommt es auch unter den Gipfelregionen beider Vulkane zur Inflation. Die Bodenhebung am Kilauea liegt deutlich über dem Niveau vor der letzten Eruption. Seit Januar hob sich der Boden um gut 25 cm. Seit dem Ende der Leilani-Eruption sind es mehr als 120 cm Bodenhebung. Außer Erdbeben und Inflation gibt es einen weiteren Hinweis auf aufsteigendes Magma: es wurde ein Schwefeldioxid-Ausstoß von 126 Tonnen am Tag registriert.

Am oberen Ostrift wird hingegen weiterhin eine schwache Subsidenz gemessen und es sieht nicht danach aus, als ob auf absehbare Zeit das Leben in den Pu’u’O’o-Krater zurückkehren wird.

Die Bodenhebung am Mauna Loa wird von den HVO-Vulkanologen als schwach bezeichnet, doch betrachtet man sich die Grafen zur Bodendeformation, dann sieht man, dass er deutlich steiler verläuft als es in den Monaten vor der Eruption im letzten Herbst der Fall war. Seitdem sind ebenfalls gut 25 cm Bodenhebung zusammen gekommen. Es lassen sich zwar keine wissenschaftlich exakten Prognosen anstellen, wann es zu den nächsten Eruptionen kommen wird, doch ich denke, dass wir keine Ewigkeiten mehr warten müssen.

Erdbeben Neuseeland – News vom 31.05.23

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert Auckland Island Region

Datum 31.05.23 | Zeit: 02:21:21 UTC | 49.60 S ; 163.92 E | Tiefe: 0 km | Mw 6,2

Nachts bebte die Erde im Bereich der neuseeländischen Auckland-Inseln. Anders, als man vielleicht meinen mag, liegt das Archipel südlich der Neuseeländischen Südinsel. Das Erdbeben hatte eine Magnitude von 6,2 und ein Hypozentrum in 0 Kilometern Tiefe. Ein Erdbeben auf Höhe des Meeresspiegels finde ich im Ozean schon etwas seltsam und man darf sich fragen, ob die Lokalisierung der Erschütterung beim EMSC stimmt. Das Epizentrum befand sich demnach 467 km südwestlich von Bluff.

Bei den Auckland-Inseln handelt es sich um ein kleines Archipel vulkanischen Ursprungs, das seit 1863 zu Neuseeland gehört. Der Vulkanismus gilt hier aber als erloschen, die letzten Eruptionen soll es während des Miozäns gegeben haben. Das Archipel liegt bereits in subantarktischen Breiten und zählt seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Tektonik der Region wird durch den Puysegur-Graben dominiert, an dem die Australische Platte mit der Pazifikplatte kollidiert. Es bildet sich die Alpin-Störungszone, die als Transformstörung einmal längst durch die Südinsel Neuseelands verläuft und für mehrere starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen verantwortlich ist. Die Alpin-Störungszone hat aber nicht nur die Charakteristik einer Blattverschiebung, an der die Platten horizontal aneinander vorbeigleiten, sondern auch eine konvergente Vertikalkomponente: Die australische Platte schiebt sich über die Pazifikplatte. In der Folge schieben sich die neuseeländischen Alpen der Südinsel mit einer Rate von 7 mm pro Jahr auf.

Am 6300 m tiefen Puysegur-Graben ändert sich der Charakter der Störungszone in eine normale Subduktionszone, an der die australische Platte und die Platte des Pazifiks subduziert wird. Dabei taucht die Platte mit einer Geschwindigkeit von 38 mm im Jahr ab. An dieser Subduktionszone hat sich der aktuelle Erdstoß ereignet. Das interessante an dieser Störungszone ist, dass hier die kontinentale Platte Australiens unter die Ozeanplatte des Pazifiks abtaucht. Dieser ungewöhnliche Zustand wird dadurch erklärt, dass dieses Stück Pazifikplatte in Wirklichkeit der Überrest des versunkenen Kontinents Zealandia ist. Die südlichen Auckland-Inseln liegen am rand des alten Kontinents.

Auf der Shakemap erkennt man, dass es in den letzten Tagen auch zu einigen moderaten Erdbeben an der Südspitze Neuseelands kam. Sie hatten Magnituden im 3er-Bereich.

Vulkan Ätna – News am 28.05.23

Neue Erdbebensequenz am Ätna

Update: Wieder am heimischen PC sitzend, habe ich gesehen, dass das Schwarmbeben stärker war, als ich zunächst sehen konnte. Hier noch mal eine neue Shakemap in Ergänzung des Originalberichts.

Originalmeldung: Heute Morgen gab es eine weitere Erdbebensequenz am sizilianischen Vulkan Ätna. Laut INGV begannen die Erdstöße um 04:34:41 UTC Im Nordosten des Vulkans, mit einigen Erschütterungen mit Magnituden kleiner 2. Nur 10 Minuten später gab es ein moderates Erdbeben ML 4,0, das von Anwohnern wahrgenommen worden war. Es hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Es folgten weitere schwächere Erdbeben. Die Epizentren lagen im Randbereich des Valle del Bove, ca. 1,2 km vom Refugio Citelli entfernt.

Die Vulkanologen vom INGV brachten zeitnahe zwei Meldungen zu den Beben heraus. In den Medien äußerte sich auch Vulkanologe Alessandro Bonforte zu der Bebenserie. Er meinte sinngemäß, dass die Erschütterungen nicht im Zusammenhang mit der letzten Eruption stehen. Realtivierend sagt der INGV-Forscher, dass sich der Vulkan bereits seit einiger Zeit wieder auflädt, und dass weitere Forschungen (die bereits laufen) zeigen sollen, ob es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handelte, oder um tektonische. Wobei ich denke, dass sich am Ätna das oft gegenseitig bedingt.

Tatsächlich bin ich gerade am Ätna, doch weder mein Sohn, noch ich spürten die Erschütterungen, wobei ich um die Zeit der Beben wohl wach geworden bin, aber ohne mich an Erschütterungen erinnern zu können. Allerdings schliefen wir auch im Süden des Vulkans und einige Kilometer von den Epizentren entfernt.

Tagsüber waren wir oben am Ätna unterwegs und konnten einen stark dampfenden Neue Südostkrater bewundern. Eruptionen sahen wir aber nicht. Auch nachts zeigte sich der Vulkan ohne Rotglut.

Für uns stellt sich natürlich die Frage, ob die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen. Jetzt ist es aber noch völlig offen ob- und wann es zur nächsten Erupiton kommen wird. Heute übernachten wir in Milo, praktisch in Sichtweite der Epizentren von gestern. Mal sehen, ob hier heute was wackeln wird!

Erdbeben-News am 27.05.23: Tokio

Erdbeben Mw 6,1 bei Tokio

Datum 26.05.23 | Zeit: 10:03:24 UTC | 35.57 N ; 140.52 E | Tiefe: 46 km | Mw 6,1

Gestern Vormittag manifestierte sich im Großraum der japanischen Hauptstadt Tokio ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Da das Hypozentrum in 46 km Tiefe lag, waren die oberflächlichen Auswirkungen des Erdstoßes aber geringer als man anhand der Magnitude hätte meinen können. Trotzdem wurde der Erdstoß von den Anwohner der Metropolregion deutlich wahrgenommen. In den Medien wird darüber berichtet, dass Hochhäuser schwankten, Berichte über nennenswerte Schäden liegen nicht vor, dennoch könnte es zu kleineren Schäden an der Infrastruktur nahe dem Epizentrum gekommen sein. Dieses befand sich ca. 40 km von Tokio entfernt, kurz vor der Küste der Insel Honshū und wurde vom EMSC 14 km ost-nordöstlich von Tōgane lokalisiert.

In den letzten Wochen ereigneten sich auffallen viele moderate bis starke Erdbeben in der Region. wie schon bei einer früheren Gelegenheit geschrieben, liegt Tokio tektonisch besonders ungünstig, denn vor der Bucht von Tokio treffen gleich drei tektonische Plattengrenzen aufeinander. Erdbeben in größeren Tiefen könnten sich aber auch an einem Stück subduzierter ozeanischer Erdkruste ereignen, die sich vor Tokio in der Asthenosphäre befindet und dort aufs Recycling wartet. Offenbar steht die Erdkruste in der Region unter großen Spannungen, die sich nun in mehreren Erdbeben ereignen, die zwar schon eine recht hohe Intensität haben, aber noch keine größeren Schäden verursachten. Das dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass die Baustandards der Region hoch sind und neue Gebäude erdbebensicher gebaut werden. Dennoch könnten sich Erdbeben mit Magnituden größer 7 manifestieren, bei denen dann Schäden entstehen.

Ein Starkbeben kann sich jederzeit ereignen und schwebt wie ein Damoklesschwert über Tokio. Sollten im Extremfall große Schäden in einem der globalen Finanzzentren entstehen, wird ein Kollaps der Börse befürchtet. Ob die Gefahr dafür nun größer ist als sonst, lässt sich kontrovers Diskutieren: einerseits scheinen große Spannungen in der Erdkruste zu bestehen, andererseits entladen sie sich momentan in Erdbeben noch vertretbarer Magnituden, so dass sich die Wahrscheinlichkeit für ein Starkbeben reduzieren könnte. Im Endeffekt lassen sich aber keine Prognosen treffen, ob- und wann so ein Megabeben auftreten wird.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Tonga: Erdstoß Mw 6,0

Datum 27.05.23 | Zeit: 00:11:01 UTC | 18.43 S ; 175.25 W | Tiefe:  219 km | Mw 6,1

Heute Nacht bebte es in der Region des Tonga-Archipels mit einer Magnitude von 6,0. Das Hypozentrum befand sich in 219 km Tiefe und damit im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 136 km westlich von Neiafu lokalisiert.


Yellowstone: Erdstoß ML 2,8

Datum 26.05.23 | Zeit: 05:40:15 UTC | 44.78 N ; 110.80 W | Tiefe:  8 km | ML 2,8

Einen leichten Erdstoß gab es gestern im Nordwesten des Yellowstone-Nationalparks. Das Beben der Magnitude 2,8 wurde 27 km nordöstlich von West Yellowstone lokalisiert und lag in einer Tiefe von 8 km.


Island mit Schwarmbeben

Das Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island hält weiter an. IMO registrierte in den letzten 2 Tagen 99 Erdstöße. Elf hatten Magnituden im 2er-Bereich. Auch auf Reykjanes gab es einige Erdbeben.


Über Pfingsten werde ich mit Leroy am Ätna unterwegs sein. Daher wird vulkane.net nicht so regelmäßig wie gewohnt aktualisiert werden. Ich wünsche allen Lesern ein paar schöne freie Tage.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 25.05.23

Weiteres Schwarmbeben erschüttern die Campi Flegrei

Datum 25.05.23 | Zeit: 14:24:05 UTC | 40.8400 ; 14.1188 | Tiefe: 3,3 km | Md 1,9

Heute gab es wieder eine rege Erdbebentätigkeit unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Es manifestierten sich 22 schwache Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Das stärkste Neben hatte eine Magnitude von 1,9 und eine Herdtiefe von 3,3 km. Das Epizentrum lag am Ostfuß des Monte Nuovo und ausnahmsweise nicht in der Solfatara. Aber keine Sorge, unser liebster Krater der Phlegräischen Felder ist nicht etwa still geworden, denn die meisten anderen Beben ereigneten sich in seinem direkten Umfeld.

Am Dienstag erschien das wöchentliche Bulletin des INGV mit den Daten zum Beobachtungszeitraum 15. bis 21. Mai 2023. In dieser Woche wurden 49 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die Hebungsrate des Bodens blieb bei dem bekannten Wert von 15 mm im Monat. Er wird als relativ hoch eingestuft. Seit Januar 2011 hob sich der Boden an der Messstation RITE um 103,5 cm. Die Dampftemperaturen an der Hauptfumarole in Pisciarelli lag bei Durchschnittlich 96 Grad. Gemessen wird in 5 m Entfernung zum Dampfaustritt, was es schwierig macht den Wert mit Fumarolentemperaturen anderer Vulkans zu vergleichen.

In den sozialen Medien wurde eine Fotoserie geteilt, auf der man umgekippte Zäune im Solfatarakrater sieht. Das Gebiet des Campingplatzes sah hingegen aufgeräumt aus. Doch insgesamt schaut es mir nicht danach aus, als würde man den Zugang zum Krater zeitnahe wieder öffnen. Ich erwähne dass, weil vor einige Wochen entsprechende Meldungen durchs Netz geisterten, die ich hier aufgegriffen hatte. Auf jeden Fall scheint es mir verfrüht einen Urlaub dort zu planen. Schade eigentlich, denn seit dem Jahr 1900 war das Gebiet für Besucher offiziell zugänglich. Neben der erhöhten seismischen Aktivität in der Campi Flegrei, war ein Unfall mit 3facher Todesfolge der Grund für die Schließung des parkähnlichen Areals im Jahr 2017.

Erdbebenschwarm am Ätna

Da ich gerade über Erdbeben in Süditalien schreibe: am Ätna auf Sizilien gab es am 23. Mai ein vergleichbares Schwarmbeben wie heute an der Campi Flegrei. Somit setzte sich die erhöhte Seismizität, die wir vor der Eruption am Sonntag beobachten konnten fort. Die Beben manifestierten sich diesmal im westlichen Gipfelbereich, hatten schwache Magnituden und lagen nahe der Erdoberfläche. Ihre Herkunft ist unklar, könnte aber im Zusammenhang mit dem Lavastrom stehen, der zwei Tage zuvor in dem Areal noch aktiv war. Allerdings streuen die Beben über eine größere Fläche und folgen nicht exakt der Bahn des Lavastroms, wobei sich natürlich die Frage stellt, wie exakt sie lokalisiert wurden. Denkbar ist auch, dass sie menschengemacht waren.

Erdbeben-News am 25.05.23: Panama-Kolumbien

Starkes Erdbeben Mw 6,6 in Grenzregion zwischen Panama und Kolumbien

Datum 25.05.23 | Zeit: 03:05:38 UTC | 8.86 N ; 77.25 W | Tiefe: 40 km | Mw 6,6

Heute Nacht erschütterte ein starkes Offshore-Erbeben der Magnitude 6,6 die Grenzregion zwischen Kolumbien und Panama. Das Beben manifestierte sich um 03:05:38 UTC  (22:05:38 Lokalzeit) direkt auf der verlängerten Grenzlinie zwischen den beiden Staaten. Das Epizentrum lag im Golf von Darien und wurde vom EMSC 39 km nördlich von Acandí (Kolumbien) lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in 40 km Tiefe. Eine Tsunamigefahr bestand aufgrund der großen Herdtiefe nicht. Trotz der relativ großen Tiefe wurde der Erdstoß in der Küstenregion deutlich wahrgenommen und als stark empfunden. Er riss die Menschen aus dem Schlaf, die sich zum Teil erschrocken zeigten. Das Beben war sogar in Teilen von Panama City zu spüren gewesen. Über Schäden ist bis jetzt nichts bekannt geworden, was auch daran liegt, dass die Gegend nur dünn besiedelt ist. Die Küstenregion ist als Darien Gap bekannt und von dichtem Urwald bedeckt.

Darien Gap stellt eine wichtige Landroute für Migranten auf dem Weg von Südamerika nach Norden dar. In den letzten Jahren haben Hunderttausende von Migranten dieses Gebiet durchquert, heißt es in den lokalen Medien.

Die tektonische Situation der Region ist komplex, denn an den tektonischen Prozessen der Region sind mehrere Erdkrustenplatten beteiligt. Zum einen ist da die Platte Südamerikas, der in der Region des nördlichen Kolumbiens eine Mikroplatte vorgelagert ist. Dabei handelt es sich um die Nordanden-Platte. Westlich davon liegt die kleine Panama-Platte als Teil Mittelamerikas. Im Süden stoßen die Kokosplatte und die Nazca-Platte gegen die beiden zuerst genannten Platten. Im Norden stößt die Karibikplatte an die Kontinentalplatten und wird subduziert. Dabei bildet sich eine Dreierkreuzung mit der Panama- und der Nordanden-Platte. Im Bereich dieser Triplejunction manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Wie so oft der Hinweis, dass starke Erdbeben Vulkanausbrüche auslösen können. So liegt der kolumbianische Vulkan Nevado del Ruiz gut 500 km vom Epizentrum entfernt und damit noch innerhalb des Wirkungskreises des Erdbebens. Nevado del Ruiz ist aktiv und eruptiert Aschewolken, die heute bis auf einer Höhe von 6500 m aufsteigen. Seit Monaten wird ein größere Vulkanausbruch befürchte.

Erdbeben auf Island – News vom 24.05.23

Schwarmbeben im Norden von Island

Datum 23.05.23 | Zeit: 19:22:41 UTC |  66.55 ; -17.75 | Tiefe: 14,2 km | Mb 3,8

Gestern Abend setzte vor der isländischen Nordküste ein Schwarmbeben ein. Laut IMO wurden innerhalb von zwei Tagen 84 Erschütterungen detektiert. Zwei Beben hatten Magnituden, die größer als 3 waren. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Mb 3,8 (Laut EMSC M 4,1) und hatte eine Herdtiefe von 14,2 km. Es war der initiale Erdstoß der Serie. Er manifestierte sich um 19:22:41 UTC in 11.3 Kilometer Entfernung östlich der kleinen Insel Grímsey. Die Gegend ist bekannt für ein submarines Vulkanfeld, unter dem es bereits früher intensive Schwarmbeben nebst Bodenhebung infolge von Magmenintrusion gab. Tatsächlich spricht die Tiefe der Erdbebenherde dafür, dass die Beben durch aufsteigendes Magma verursacht werden, das im oberen Bereich der Asthenosphäre gegen die Ozeankruste drückt und in sie eindringen will. In den Jahren 1867-1868 wurde über eine submarine Eruption im südöstlichen Teil des Spaltensystems vor der Nordküste Islands unmittelbar nördlich der Insel Manareyjar berichtet.

Die Beben könnten aber auch rein tektonischen Ursprungs sein, denn sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone, die als eine der seismisch aktivsten Störungszonen im Nordatlantik bekannt ist. Die TFZ ist eine Transformzone, die die nördliche Riftzone Islands mit dem Kolbeinsey-Rücken verbindet. Hierbei handelt es sich um einen Teil des Mittelatlantischen Rückens. Diese divergente Störungszone markiert die Grenze zwischen der eurasischen Platte und der nordamerikanischen Platte, die hier auseinander driften. Das Auseinanderdriften der Platten führt zu Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von Erdbeben entladen können.

Was ist sonst auf Island los?

Ansonsten war es in den letzten Tagen unter Island verhältnismäßig ruhig. Die Seismizität konzentrierte sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, war aber nicht intensiv genug, um sie als Anzeichen weiteren Magmenaufstiegs zu sehen. Erdbeben gab es auch im Bereich des Vatnajökulls. Unter Katla scheint sich die Situation vorerst beruhigt zu haben.

Die Bodendeformation in den meisten Vulkanregionen auf Island ist aktuell unspektakulär, mit Ausnahme der Askja. Hier liegt nach der Winterpause nun auch wieder ein Signal der Messstation OLAC vor: die Bodenhebung kumulierte sich auf gut 60 cm. Damit nahm sie seit dem Ausfall der Station im März um fast 10 cm zu. Auch die anderen Messstationen in der Caldera verzeichneten eine Bodenhebung. Es dringen also weiterhin magmatische Fluide in den Untergrund der Askja ein.

Zusammenfassung:

  • Seit gestern manifestiert sich ein kleiner Erdbebenschwarm an der TFZ.
  • Innerhalb von 2 Tagen gab es 84 Beben.
  • Die Bodenhebung der Askja hält an und beträgt fast 60 cm.