Erdbeben Neukaledonien – News vom 20.05.23

Weitere starke Erdbeben erschüttern Pazifikregion

Datum 20.05.23 | Zeit: 01:51:00 UTC | 22.94 S ; 170.56 E | Tiefe: 30 km | Mw 7,1

Im Südosten des Pazifiks bei Neukaledonien und den Loyalty-Islands kam es zu weiteren starken Erdbeben. Damit setzte sich die Sequenz fort, die gestern mit einem Erdbeben MW 7,7 begann. Der stärkste Erdstoß heute Nacht brachte es auf Mw 7,1 und lag damit recht nahe am initialen Erdbeben der vorherigen Nacht, weshalb ich es auch nicht als Nachbeben einstufen würde. Der Erdbebenherd lag wieder in 30 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 316 km ost-südöstlich von Tadine verortet. ein weiteres Erdbeben hatte die Magnitude Mw 6,5. Sieben Erdstöße hatten Magnituden im 5er Bereich. Seit gestern registrierte das EMSC 46 Beben in der Region. Ein großer Teil der Erschütterungen wurde von den Anwohnern der Inselwelt wahrgenommen.

Die Erdbeben manifestierten sich am Vanuatu-Fidschi-Graben, der in zwei Segmente eingeteilt wird und unter verschiedenen Namen bekannt ist. So sind in der Literatur auch die Bezeichnungen Santa-Cruz-Graben und Torres-Graben im Umlauf. Das etwa 500 km lange Teilstück des Fidschigrabens liegt an seiner tiefsten Stelle 6492 m unter dem Meer. Der Vanuatugraben (Neuherbridengraben) ist 320 m lang und bis zu 7570 m tief. Die aktuellen Erdbeben ereigneten sich in der Übergangsregion zwischen den beiden Teilabschnitten des Graben.

Betrachtet man die weiter gefasste Erdbebenkarte des EMSC, dann erkennt man, dass es auch im Bereich von Vanuatu Erdbeben gegeben hat. Sie brachten es auf die Magnituden 4,9 und 5,0. Fast täglich kommt es in der Region zu moderaten Erschütterungen. Das letzte starke Erdbeben ereignete sich Anfang März und hatte eine Magnitude von 6,5. Bei den zahlreichen starken Erdbeben am aktuellen Bebenspot, vermute ich, dass es in den nächsten Wochen und Monaten auch wieder stärkere Erdbeben entlang der anderen Bereiche des Grabens geben wird. Von diesen wird Vanuatu bestimmt nicht verschont werden.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Kreta: Erdbeben Mb 4,5

Datum 20.05.23 | Zeit: 00:48:13 UTC | 34.94 N ; 24.84 E | Tiefe: 2 km | ML 4,5

Auf oder viel mehr unter der griechischen Insel Kreta gab es ebenfalls weitere Erdbeben. Das Stärkste brachte es auf ML 4,5. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km südlich von Moíres lokalisiert. In der Region hatte es bereits gestern gebebt. Auf der Shakemap sieht man, dass sich inzwischen ein ordentlicher Cluster gebildet hat. Das Beben wurde von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen.

Sehr starkes Erdbeben in der Südsee am 19.05.23

Erdbeben Mw 7,7 löst Tsunamialarm bei Neukaledonien aus

Datum 19.05.23 | Zeit: 02:57:05 UTC | 23.19 S ; 170.76 E | Tiefe: 30 km | Mw 7,7

Heute Nacht um 02:57:05 UTC (13:57:05 Lokalzeit) manifestierte sich östlich von Neukaledonien und den Loyalty Islands ein sehr starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 7,7. Das Hypozentrum befand sich in 30 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 348 km ost-südöstlich von Tadine auf Neukaledonien verortet. In relativer Nähe befinden sich auch die Inselstaaten Vanuatu und Fidschi. Das Beben war so stark, dass Tsunamialarm gegeben wurde. Betroffen war der Südostpazifik. Neben der Inselwelt von Neukaledonien, Vanuatu, Fidschi und den Salomonen. Tatsächlich wurden höhere Wellen als gewöhnlich beobachtet, doch ein echter Tsunami mit katastrophalen Folgen blieb aus. Auf Vanuatu waren die Wellen ca. 60 cm hoch.

Es wurden mehrere moderate bis starke Nachbeben registriert. Das Stärkste brachte es auf Mb 5,9. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach wurde das Beben selbst in mehr als 400 km Entfernung stark gespürt. Meldungen über Schäden liegen nicht vor.

Das Beben ereignete sich am Vanuatu-Fidschi-Graben, der einen Bogen zwischen Vanuatu und Fidschi beschreibt. Entlang des Tiefseegraben stoßen die Indoaustralische Platte und die Neue-Hebriden-Platte als Teilplatte des Pazifiks zusammen und es kommt zur Subduktion. Die Platten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 75 mm im Jahr aufeinander zu.

Das USGS erklärt das Beben gut, indem es schreibt, dass solche Erdbeben auf Karten zwar punktförmig dargestellt werden, in Wirklichkeit aber größere Flächen entlang einer Störungszone beteiligt sind, die ruckhaft aneinander vorbeigleiten. Die am Erdbeben beteiligte Fläche soll ein Gebiet von 85 x 35 km umfassen. Große Tsunamis entstehen dann, wenn es auf einer so großen Fläche zu einem horizontalen Versatz kommt, bei denen eine der beteiligten Platten nach oben schnellt und viel Wasser verdrängt.

Entlang des Vanuatu-Fidschi-Grabens gibt es zahlreiche Vulkane. Viele davon in Form von submarinen Vulkanen. Am Bekanntesten sind aber die Vulkane Vanuatus, die sich noch im Wirkungskreis des Erdbebens befinden. Man geht davon aus, dass dieser Wirkungskreis bei starken Erdbeben mit Magnituden über 6 ungefähr 1000 km groß ist. Noch ein Jahr nach dem Erdbeben können die Vulkane auf die Erschütterungen reagieren.

Erdbeben auf Kreta – News am 18.05.23

Erdbeben M 4,4 unter dem Süden von Kreta

Datum 17.05.23 | Zeit: 19:55:54 UTC | 34,88 N ; 24,88 E | Tiefe: 0 km | ML 4,4

Der Süden der griechischen Insel Kreta wurde von einer Erdbebenserie heimgesucht. Die stärkste Erschütterung hatte eine Lokal-Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 0 km Tiefe. Insgesamt manifestierten sich im Bereich von Kreta seit gestern zwölf Beben. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 0 und 45 km. Die Epizentren streuen über einen größeren Bereich, so dass ich nicht von einem Schwarmbeben schreiben mag. Sechs der Erschütterungen hatten Magnituden ab 3,0 und konnten von den Anwohnern der Insel gespürt werden. So liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor. Nennenswerte Schäden entstanden nicht.

Schaut man sich die Shakemap eines größer gefassten Areals an, dann sieht man, dass es derzeit in der Ägäis sehr viele schwache bis moderate Erschütterungen gibt. Sie stehen im Zusammenhang mit der Plattenkollision zwischen Afrika und Europa. Entlang der Ost-West-streichenden Störungszonen im Mittelmeerraum entstehen so Erdbeben, in denen die Spannungen entladen werden, die sich durch die Stauchung der Platten aufbauen. Südlich von Kreta verläuft der Hellenische-Graben und durch Kreta streichen Störungszonen in Nordost-Südwest-Richtung, die in den Hellenischen-Graben münden und aus Richtung der Ostanatolischen Verwerfung kommen. Sie sind überwiegend als Transformstörungen angelegt. Eine dieser Störungszonen verläuft in dem Gebiet der Epizentren und könnte Schauplatz der beschriebenen Beben gewesen sein.

Darüber hinaus gibt es auf Kreta zahlreiche lokale Störungszonen die mit der Gebirgsbildung des Hellenischen Orogens assoziiert sind. Hierbei handelt es sich um ein teilweise submarin verlaufendes Gebirge, dessen Bildung vor gut 5 Millionen Jahren als Folge der oben beschriebenen Plattenkollision begann und bis heute anhält. Zum Zusammenstoß der beiden Platten kam es bereits vor 70 Millionen Jahren. Der hellenische Gebirgszug besteht aus Kalk- und Sandsteinen die sich am Meeresboden ablagerten und aufgeschoben wurden. Außerdem gibt es kristalline Gesteine. Vor der Küste Kretas befindet sich zudem ein Akkretionskeil. Kreta war Teil dieser Gebirgsbildung und erhob sich über den Meeresspiegel.
Originalmeldung EMSC:

Größe ML 4.4
Region KRETA, GRIECHENLAND
Datum/Uhrzeit 2023-05-17 19:55:54,5 UTC
Standort 34,88 N ; 24,88 E
Tiefe 0 km
Entfernungen 55 km südsüdwestlich von Irákleion, Griechenland / Einwohnerzahl: 137.000 / Ortszeit: 22:55:54,5 2023-05-17
19 km südöstlich von Moíres, Griechenland / Einwohnerzahl: 6.300 / Ortszeit: 22:55:54,5 2023-05-17

Erdbeben in Guatemala – News vom 18.05.23

Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Guatemala

Datum 17.05.23 | Zeit: 23:02:01 UTC | 15.09 N ; 90.88 W | Tiefe: 255 km | Mw 6,1

Gestern Abend wurde das lateinamerikanische Land Guatemala on einem starkem Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 255 km Tiefe und damit im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 14 km nordwestlich von Joyabaj lokalisiert. Der Ort bildet die Nordspitze eines Dreiecks zwischen den Vulkanen Fuego und Santiaguito, die beide etwa 60 km vom Epizentrum entfernt liegen und sich im Wirkungskreis des Bebens befinden. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass einer (oder beide) der Vulkane auf den Erdstoß mit einer stärkeren Eruption reagieren wird.

Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, u.a. aus Antigua, der Stadt am Fuße des Vulkans Fuego. Dort konnte der Erdstoß trotz der großen Tiefe des Erdbebenherdes deutlich wahrgenommen werden und Lampen fingen an zu schwingen. Aufgrund der großen Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche schwächer aus, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Es gab offenbar keine Schäden.

Die Tektonik Guatemalas wird durch die Plattenkollision bestimmt: Vor der Pazifischen Südküste befindet sich die kontinentale Naht zwischen der Cocos-Platte und der Karibischen Platte, auf der Mittelamerika liegt. Die Ozeanische Cocos-Platte wird unter die Platte der Karibik subduziert und partiell aufgeschmolzen. Die Tiefe des aktuellen Erdbebens deutet darauf hin, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete, dass trotz der hohen Druck-Temperatur-Bedingungen im oberen Erdmantel noch nicht plastisch verformbar geworden ist.

Die Vulkane Guatemalas erhalten ihre Schmelze genau von diesem Prozess: entlang der Subduktionszone taucht Ozeankurste in den Erdmantel ab und wird dort teilweise geschmolzen. Ca. 100 bis 150 km hinter der Subduktionszone steigt ein Teil der Schmelze auf und eruptiert an den Vulkanen. Sie bilden eine Kette hinter und parallel der Subduktionszone. Im Falle des Pazifischen Ozeans entstand so der „Ring of Fire“.

Erdbebenserie vor Japan – News am 15.05.23

Erdbeben erschüttern Izu-Inseln vor der Bucht von Tokio

Datum 15.05.23 | Zeit: 10:11:34 UTC | 33.39 N ; 139.36 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Gestern kam es zu mehreren moderaten-starken Erdbeben im Bereich des Izu-Archipel, das einige hundert Kilometer südlich der Bucht von Tokio liegt. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 148 km südsüdöstlich von Shimoda verortet. Die Bebenserie bestand aus 11 Erschütterungen, von denen sieben Magnituden im 5er-Bereich hatten. Das Archipel liegt an der tektonischen Grenze zwischen der Pazifischen- und Ochotskplatte, die der Nordamerikanischen Platte vorgelagert ist. Vor der Bucht von Tokio treffen diese auf die Eurasische Platte und bilden dort eine Dreierkreuzung, an der es erst in der letzten Woche vergleichbare Erdbeben gegeben hatte. Sie wurden in der Hauptstadt deutlich wahrgenommen. Diesmal liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor, obwohl die meisten Inseln des Archipels bewohnt sind und sogar von Touristen besucht werden. Aber wahrscheinlich hielt sich dort niemand auf, dem das EMSC bekannt gewesen wäre.

Die Izu-Inseln sind vulkanischen Ursprungs und selbst auf der größten Insel gibt es einen als aktiv eingestuften Vulkan: der Mihara ist als Wandergebiet erschlossen. Der Vulkan erinnert mich ein wenig an Vulcano auf den Liparischen Inseln, brach im letzten Jahrhundert aber deutlich öfters aus. Bis 1990 wurden 38 Eruptionsphasen gemeldet. Die stärksten Ausbrüche brachten es dabei auf einen VEI 2. Seit 1990 schweigt der Vulkan allerdings. Die letzten Tätigkeitsberichte stammen aus den Jahren 2011/11, als eine Magmenintrusion für Bodenhebung sorgte. Der Mihara liegt auf der Insel Oshima, die sich allerdings deutlich näher an Tokio befindet, als an den Epizentren der Erdbebenserie. Von diesen liegt sie gut 170 Kilometer entfernt. Allerdings immer noch im Wirkungskreis der Erschütterungen, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass diese Erdbebenserie einen Ausbruch des Vulkans verursacht. Wesentlich näher am Epizentrum liegt der Vulkan Hachijo-jima, der ebenfalls auf die Erschütterungen reagieren könnte, wenn er denn geladen ist.

Erdbeben in den USA – News vom 12.05.23

Erdbeben Mw 5,4 erschüttert Nordkalifornien

Datum 11.05.23 | Zeit: 23:19:41 UTC | 40.20 N ; 121.11 W | Tiefe: 6 km | Mw 5,4

Update: Mittlerweile ist ein richtiger Beben-Cluster aus mehr als 20 Erschütterungen entstanden. In den Sozialen Medien wird oft ein direkter Zusammenhang zum Lassen-Vulkan hergestellt, den ich allerdings nicht erkennen kann.

Originalmeldung: Gestern Abend wurde der Norden des US-Bundesstaates Kalifornien von einem moderaten-straken Erdbeben der Magnitude 5,4 erschüttert. Das Hypozentrum lag in nur 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 16 km südöstlich von Chester verortet. Es liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Erdbeben in einem großen Umkreis gespürt wurde. Das Epizentrum des Bebens lag am Südwestufer des Lake Almanor. Das ist ein großer Stausee im nordwestlichen Plumas County.

Für uns relevanter ist die Information, dass der als aktiv eingestufte Lassen-Vulkan nur 40 km nordwestlich des Epizentrums liegt. Neben dem bekannten Lassen-Peak, der in einem Naturschutzgebiet mit einem interessanten Thermalgebiet liegt, gibt es in der Region mehrere Manifestationen des Vulkanismus, wie z.B. die Poison Lake-Kette im Caribou-Vulkanfeld. Die Schlotreihe war vor gut 100.000 Jahren aktiv gewesen. Der Vulkanismus der Region und ihr tektonisches Umfeld steht im Zusammenhang mit der Basin-and-Range Provinz im Westen der USA, die sich über eine Länge von 2700 km parallel zu den Rocky Mountains erstreckt. Die Topografie mit zahlreichen Horst- und Grabenstrukturen verdankt ihre Existenz der Krustendehnung. So ist auch der Lake Alamanor Graben auf diese Krustendehnung zurückzuführen. Der Graben in Form eines Rifts mündet in das Störungssystem der Vulkanregion weiter nördlich. Das aktuelle Erdbeben hat sich an der westlichen Grabenstörung ereignet.

Generell ist es nicht auszuschließen, dass sich moderate-starke Erdbeben auf Vulkane auswirken und Eruptionen triggern. Wie wir jetzt im Fall vom Anak Krakatau gesehen haben, reichen schon Erdbeben mit Magnituden größer 5 aus, um Ausbrüche auszulösen, sofern es tatsächlich an den Erdbeben lag, das der Vulkan nun wieder eruptiert. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Anak Krakatau geladen war und ein Magmenkörper mit hohem Schmelzanteil unter dem Vulkan liegt. Entsprechendes ist unter dem Lassen-Vulkan wohl nicht der Fall, so dass man kurzfristig keinen Vulkanausbruch befürchten muss.

Erdbeben in Tokio – News vom 11.05.23

Erdbeben MW 5,2 nahe japanischer Hauptstadt Tokio

Datum 10.05.23 | Zeit: 19:16:42 UTC | 35.11 N ; 140.12 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,2

Ein moderates bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 erschütterte gestern Abend die Metropolregion Tokio. Das Beben hatte eine Herdtiefe von 40 km und ein Epizentrum, das 2 km nordöstlich von Kamogawa verortet wurde. Tokio liegt ca. 50 km nördlich des Epizentrums. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß als stark empfunden wurde. Vor Ort war es nachts und viele Menschen wurden vom Beben aus dem Schlaf gerissen. Auf der Shakemap sieht man auch die Markierung eines Bebens, das sich zuvor direkt unter Tokio ereignete. Dieses Beben hatte eine Magnitude von 4,1 und manifestierte sich in 70 km Tiefe. Die Tiefe der Beben deutet darauf hin, dass sie sich nicht direkt an einer Störungszone eigneten, sondern an einem Stück subduzierter Ozeankruste.

Tatsächlich haben sich die Japaner einen der ungünstigsten Orte für die Errichtung ihrer Hauptstadt ausgesucht, den man sich aus tektonischer Sicht hätte aussuchen können. Zu ihrer Entschuldigung muss man sagen, dass die Stadt seit 1886 Hauptstadt ist und dass man damals natürlich noch nicht über das geologische Wissen von heute verfügte. Die Einfahrt der Bucht von Tokio grenzt an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen am Sagami-Graben zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird. Außerdem liegt einige hundert Kilometer östlich die Pazifische Platte, die am Japangraben auf die Ochotskische-Platte und Philippinenplatte drückt und ebenfalls subduziert wird. Dieses tektonische Setting bedingt eine der erdbebengefährdetsten Zonen, in der sich eines größten Ballungszentren der Erde befindet. Da scheint mir die Katastrophe vorbestimmt zu sein, selbst wenn neue Gebäude in Tokio unter hohen Standards in Bezug auf die Erdbebensicherheit errichtet werden.

Apropos Japan und Erdbeben: ein weiteres interessantes Erdbeben manifestierte sich südlich von Kagoshima auf Kyushu. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 40 km Tiefe. Ich erwähne es, weil es sich im Norden des Ryukyu-Archipels ereignete, genauer vor der Küste der Vulkaninsel Kuchinoshima. Die große Kikai-Caldera liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Starkes Erdbeben erschüttert Tonga am 10.05.23

Erdbeben der Magnitude Mw 7,6 nördlich von Tonga

Datum 10.05.23 | Zeit: 16:02:00 UTC | Lokation: 15.57 S ; 174.58 W | Tiefe: 200 km | Mw 7,6

Heute Nachmittag ereignete sich ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,6 im „Dreiländereck“ von Fidschi, Samoa und Tonga. Es wurde vom EMSC zwar der Region Tonga zugeordnet, aber dann 309 km süd-südwestlich von Asau auf Samoa verortet. Manchmal sind die Zuordnungen beim EMSC echt seltsam! Zum Glück lag das Hypozentrum in 200 km Tiefe, sodass sich der Erdstoß an der Oberfläche weniger stark auswirkte, als man es aufgrund der Magnitude vermuten würde. Auch ein echter Tsunami kann nicht entstehen, wenn der Erdbebenherd quasi im Erdmantel liegt.

Solche Mantelbeben manifestieren sich für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Erdkruste, die bis in den Erdmantel abgetaucht ist und dort trotz der erhöhten Temperaturen nicht schmilzt. Unter welchen Bedingungen subduziert Kruste erhalten bleibt, ist nicht hinlänglich erforscht. Denkbar sind mehrere Gründe, etwa zu niedrige Temperatur/Druck Verhältnisse des Mantels, oder eine besonders wasserarme subduzierte Kruste. Auch die Kristallstruktur kann entscheidend für die Schmelztemperatur eines Gesteins sein. Wobei, genaugenommen muss das Krustenmaterial nicht schmelzen, sondern nur plastisch verformbar werden, damit sich keine Spannungen aufbauen, die letztendlich zum Gesteinsbruch führen und Erdbeben auslösen.

Die meisten Erdbeben in der Region, die Fidschi, Samoa und Tonga umfasst, werden durch die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Australische Platte verursacht. Dort wo die Pazifische Platte unter die Australische Platte abtaucht, entsteht eine Tiefseerinne. Hier handelt es sich um den Tonga-Graben. Eine Besonderheit der Region ist das Fidschi-Becken, dass eine der größten und ältesten Back-Arc-Becken des Planeten ist. In der Region gibt es mehrere Subduktionszone, die in unterschiedliche Richtungen subduzieren, was die gesamttektonische Situation sehr komplex macht.

Die Region liegt im sogenannten „Ring of Fire“, einer Zone entlang des Pazifischen Ozeans, die durch hohe seismische- und vulkanische Aktivität gekennzeichnet ist. Am „Ring of Fire“ treffen mehrere tektonische Platten aufeinander, darunter die Pazifische Platte, die Australische Platte, die Philippinische Platte sowie die Platten von Nord- und Südamerika. Darüber hinaus gibt es weitere Platten. Die Pazifikplatte bildet quasi das Zentrum des Feuerrings.

Erdbeben nahe Vulkan Krakatau – News vom 10.05.23

Erdbeben Mb 5,0 erschüttert Sunda-Strait nahe Krakatau

Datum 10.05.23 | Zeit: 04:24:51 UTC | 6.62 S ; 104.80 E | Tiefe: 35 km | Mb 5,0

Heute Nacht erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,0 den indonesischen Sunda-Strait zwischen den Inseln Java und Sumatra. Das Beben löste eine Serie von Nachbeben aus, die einen schönen Cluster auf der Shakemap des EMSC bilden. Das Besondere an den Beben ist, dass sie sich in der Nähe des Inselvulkans Krakatau ereigneten, der mit einer Eruption auf die Bebenserie regieren könnte. Offiziell verortet wurde das Beben 117 km west-südwestlich von Labuan. Der Erdbebenherd lag 35 km tief. Trotz der Tiefe liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen aus einem Ort vor, der mehr als 200 km vom Epizentrum entfernt liegt.

Anak Krakatau zeigt sich bis jetzt von den Erdbeben unbeeindruckt. Zwar dampft der Krater munter vor sich her, doch Eruptionen gibt es seit einigen Tagen nicht. Auch die Seismizität unter dem Vulkan ist gering. Einzig am 29. Mai gab es eine erwähnenswerte Seismizität mit ca. 20 vulkanisch-bedingten Erdbeben.

Bei dem Erdbeben von heute Nacht handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein tektonisch bedingtes Erdbeben. Insgesamt wurden 18 Beben gezählt. Wie der Name der Meerenge vermuten lässt, verläuft westlich vom Strait der Sunda-Graben, an dem die Australische Platte unter die Mühlen der Sunda-Platte vor Asien gerät. Im Bereich des Epizentrums verläuft allerdings eine Zone kurzer Störungszonen, die parallel zum Sunda-Graben streichen. Außerdem gibt es auch einige senkrecht dazu streichende kurze Blattverschiebungen. Der Seismologe bzw. Tektoniker spricht hier von einem extensional tectonic regime (Ausdehnungszone) da sich die Meerenge in einem Bereich befindet, an dem zwei unterschiedliche Subduktionsarten aufeinandertreffen. Aufgrund der Tiefe des Erdbebens lässt sich nicht eindeutig festlegen, ob der Erdstoß mit einer der lokalen Störungszonen im Graben westlich des Sunda-Straits zusammenhing, oder ob es sich an einem Teil der subduzierten Platte ereignete.

Update: Nun gibt es eine VONA-Meldung, nach der Vulkanasche bis auf 1500 m Höhe aufsteigt.