Vesuv: Schwarmbeben detektiert

Der Gran Cono des Vesuvs. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm im Vesuv-Kraterbereich – 19 Einzelbeben detektiert

Neapel, 22.05.2025Am neapolitanischen Vulkan Vesuv (Italien) kam es gestern zu einem Erdbebenschwarm, der aus 19 Einzelbeben bestand. Die Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Stärkste brachte es auf Md 1,4. Der Erdbebenherd wurde in einer Tiefe von 100 m ausgemacht, wobei man normalerweise den Meeresspiegel als Referenz heranzieht und nicht das Gipfelniveau des Berges. Das Epizentrum lag auf dem Ostrand des Kraters. Auch die restlichen Beben verteilten sich unter dem Bereich des Gran Cono. 

Scharmbeben am Vesuv. © INGV

Solche Schwarmbeben gibt es am Vesuv immer wieder, wobei ihre Häufigkeit im letzten Jahr zunahm, als 1124 Erdbeben am Vesuv registriert wurden. In den Jahren davor waren es weniger als 700 Erschütterungen.

Die Vulkanologen vom INGV sind der Meinung, dass die Erdbeben überwiegend Setzungserdbeben sind, da es eine leichte Subsidenz im Bereich des Gran Cono gibt. Demnach werden sie nicht von den Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst, was auf einen Magmaaufstieg hindeuten würde.

Während die Subsidenz im Gipfelbereich des Vesuvs anhält, hat sie im Küstenbereich an der Ostflanke des Vulkans deutlich abgenommen und ist fast zum Erliegen gekommen. Das Bodensenkungsniveau ist geringer als es vor 2006 der Fall war, als sich die Subsidenz am Vesuv beschleunigte. Ob das allerdings eine Trendwende einleitet, die auch auf den Gipfelbereich übergreifen wird, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen. Kurz- und mittelfristig betrachtet sieht es am Vesuv aber nicht so aus, als ob sich eine neue Eruptionsphase anbahnt. Auch mit stärkeren vulkanisch bedingten Erdbeben muss man nicht rechnen.

Anders sieht es in den benachbarten Campi Flegrei aus. Zwar ist die Erdbebentätigkeit dort nach dem stärkeren Erdbeben vom 13. Mai auf vergleichsweise niedrigem Niveau angekommen, doch aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Ruhe nicht lange währen: Hier geht die Bodenhebung weiter, wodurch sich Spannungen im Untergrund aufbauen, die sich unweigerlich in Erdbeben entladen werden. Aber auch hier ist es ungewiss, wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es dort früher oder später einen geben wird.

Obgleich die Caldera Campi Flegrei ungleich gefährlicher ist als der Vesuv, wenigstens wenn es zu einer der stärkst möglichen Eruptionen kommen sollte, ist der Vesuv der bekanntere der beiden Vulkane, die in Sichtweite zueinander liegen. Der Vesuv ist für den Untergang der Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae verantwortlich, die zu Zeiten der Römer vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Besonders in Pompeji werden bei Ausgrabungsarbeiten immer wieder neue Entdeckungen gemacht, die nicht selten vom Überlebenskampf der Menschen während der Eruption des Vesuvs zeugen.

Kreta: Starkes Erdbeben Mw 6,1 vor der Nordküste

Starkes Erdbeben Mw 6,1 nördlich von Kreta – Leichte Schäden und erhöhte Alarmbereitschaft

Datum: 22.05.2025 | Zeit: 03:19:36 UTC | Koordinaten: 35.725 ; 25.876 | Tiefe: 75 km | Mw 6,1

Heraklion, 22.05.2025Die griechische Insel Kreta wurde von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Beben manifestierte sich am Donnerstagmorgen um 06:19 Uhr Ortszeit (03:19:36 UTC) vor der Nordküste der bei Urlaubern beliebten Insel in der Ägäis.

Laut dem Geodynamischen Institut des Nationalen Observatoriums Athen lag das Epizentrum etwa 56 Kilometer nordnordöstlich der Stadt Heraklion. Das Epizentrum wurde in einer Tiefe von rund 60 Kilometern festgestellt. Das EMSC kommt auf abweichende Daten: Demnach lag das Epizentrum 80 Kilometer nordöstlich der Inselhauptstadt. Näher lag der Küstenort Ágios Nikólaos, der 61 Kilometer vom Epizentrum entfernt lag. Die Herdtiefe wurde mit 75 Kilometern bestimmt. Unmittelbar nach dem Hauptbeben kam es zu mehreren Nachbeben.

Obwohl es sich um ein Seebeben unter dem Meeresboden handelte, bestand aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds keine Tsunamigefahr.

Das Beben war auf ganz Kreta deutlich spürbar, ebenso auf den Ägäischen Inseln und in Teilen des griechischen Festlands. Auch in Athen berichteten viele Menschen von Erschütterungen. Besonders stark wurde das Beben in den Städten Chania und Rethymno wahrgenommen, wo es vergleichsweise lange andauerte. Mobiltelefone empfingen automatische Warnmeldungen mit Verhaltensempfehlungen.

Erste Meldungen aus betroffenen Gebieten berichten von leichten Gebäudeschäden in einigen Küstenorten Kretas, darunter Risse in Mauern sowie herabgestürzte Fassadenteile und Dachziegel. In den Gebirgsregionen wurden zudem kleinere Steinschläge verzeichnet.

Die Feuerwehr wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Einsatzfahrzeuge sind in betroffenen Gebieten unterwegs, um mögliche Schäden zu erfassen.  Die Regionalbehörden und die Kommunen Kretas stehen in engem Austausch und sind ebenfalls in verstärkter Bereitschaft.

Tektonische Hintergründe des Erdbebens bei Kreta

Geologisch betrachtet steht das Beben bei Kreta im Zusammenhang mit der komplexen Plattentektonik des östlichen Mittelmeers, insbesondere der Kollision zwischen der Afrikanischen und der Eurasischen Platte. Zwar verläuft die Hauptsubduktionszone des Hellenischen Bogens südlich von Kreta, doch auch im Norden existieren aktive Störungszonen, die parallel zum Hellenischen Bogen verlaufen – wenn auch weniger ausgeprägt. Ungewöhnlich ist allerdings die Herdtiefe des Bebens, so dass es wahrscheinlich ist, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter afrikanischer Kruste ereignet hat, das bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist und dort Spannungen verursacht hat, die sich in dem Beben entlanden haben.

Das Beben ereignete sich zudem in dem Gebiet einer Verwerfung des Ägäischen Riftsystems. Dieses erstreckt sich nördlich von Kreta innerhalb der Ägäischen Mikroplatte, wo die Erdkruste gedehnt und dadurch verdünnt wird. Das Riftsystem liegt zwischen dem nicht-vulkanischen Inselbogen, dem Kreta angehört, und dem weiter nördlich gelegenen vulkanischen Inselbogen, dessen bekanntestes Mitglied die Insel Santorin ist. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und den seismischen Unruhe bei Santorin besteht jedoch nicht.

Das starke Erdbeben lag aber in relativer Nähe zu den Vulkanen des vulkanischen Inselbogens und könnte sich auf deren Aktivität auswirken. Auch die tektonischen Prozesse bei Santorin könnten beeinflusst werden, indem sich das regionale Spannungsfeld der Kruste ändert. Letztendlich könnten auch die unterirdischen Magmabewegungen verändert werden, die als Ursache der Beben bei Santorin vermutet werden.

Island: Hohe Bebentätigkeit am 21. Mai

Starke Erdbebentätigkeit auf Island – auch Reykjaneshalbinsel betroffen

Reykjavik, 21.05.2025Auf Island wurden innerhalb von 48 Stunden 210 Erdbeben registriert. Die meisten verteilen sich auf vier Gebiete, die nicht nur für ihre tektonische Aktivität, sondern auch für ihre vulkanische Geschichte bekannt sind.

Erdbebenschwarm bei Sundhnúkur. © vafri.is

Gestern berichtete ich in meinem Artikel über die Bodenhebung bei Svartsengi noch von einer vergleichsweise geringen Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel, doch das hatte sich im Laufe des Nachmittags bereits geändert. Es begann ein Schwarmbeben entlang der Eruptionsspalte Sundhnúkur, das bis heute aktiv ist. Der Erdbebenschwarm besteht aus gut 40 schwachen Einzelbeben, die sich überwiegend entlang der Kraterreihe zwischen Sýlingarfell und Stóra-Skógfell ereigneten. Einige Beben traten jedoch auch nördlich von Grindavík auf.

Auch entlang anderer Spaltensysteme auf Reykjanes kam es zu Erschütterungen, unter anderem im Norden des Fagradalsfjall-Gebiets sowie im Hengill-System. Insgesamt wurden 78 Beben auf der Halbinsel registriert.

Die Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich unvermindert fort. Ihre Geschwindigkeit ist mit jener im September des vergangenen Jahres vergleichbar. Die Aufstiegsrate des Magmas dürfte bei etwa 4 Kubikmetern pro Sekunde liegen. Ich rechne mit einer neuen Eruption im Juli oder August, wobei es auch früher oder später losgehen könnte.

Das stärkste Beben der letzten Stunde ereignete sich jedoch nicht auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern weiter nördlich beim Grjótárvatn. Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in zehn Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 27 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet.

Der dritte Bebenschwerpunkt liegt weiterhin im Norden Islands, wo es östlich der vorgelagerten Insel Grímsey bebt. Entlang eines schmalen Segments der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ), dort, wo sie das submarine Vulkanfeld bei Grímsey durchzieht, ereigneten sich 97 Beben.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Erschütterungen im Bereich des Gletschers Vatnajökull. Dort wurden 13 Beben registriert – sie ereigneten sich am Herðubreið, an der Askja und an der Bárðarbunga.

Kurzfristig rechne ich in den drei zuletzt genannten Regionen nicht mit Eruptionen. Langfristig betrachtet könnten sich aber auch dort vulkanische Aktivitäten anbahnen.

Campi Flegrei: 151 Erdbeben in der vergangene Woche

Bereich der Grand Fumarole in der Solfatara. © Marc Szeglat

Wochenbericht zur Campi Flegrei liegt vor – Chefvulkanologe spricht von hoher Dynamik des Geschehens

Pozzuoli, 21.05.2025 – Der Wochenbericht des INGV zum Zustand des Calderavulkans Campi Flegrei wurde gestern Nachmittag veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass im Beobachtungszeitraum vom 12. bis 18. Mai 151 Erdbeben detektiert wurden. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 4,4 und war das zweitstärkste, das jemals unter der Caldera registriert wurde. Es war Teil eines Schwarms, der sich am Dienstag und Mittwoch ereignete und insgesamt 122 Beben umfasste.

Entgegen meinen Erwartungen beschleunigte sich die Bodenhebung nicht und lag in der vergangenen Woche weiterhin bei 15 mm pro Monat. Die übrigen geophysikalischen und geochemischen Parameter zeigten, dass sich das hydrothermale System weiterhin aufheizt und dem langjährigen Trend der Druckzunahme folgt.

Diese Daten griff der Chefvulkanologe des INGV Neapel, Mauro Di Vito, auf einer Tagung des Umweltausschusses des italienischen Senats auf. Er bestätigte dem Vulkan eine intensive Dynamik, die sich weiterhin beschleunigt. Di Vito geht davon aus, dass diese Entwicklung vorerst anhalten wird – obwohl er noch Ende April in einem Zeitungsinterview meinte, es gebe Anlass zur Hoffnung, dass sich die Aktivität abschwächt. Damals hatte sich die Bodenhebung von 30 mm auf den aktuellen Wert reduziert. Die 30 mm pro Monat traten nach dem bislang stärksten Beben (Magnitude 4,6) am 13. März auf. Nun also, nach dem jüngsten Schwarmbeben in der vergangenen Woche, die Kehrtwende.

Mauro Di Vito ergänzte seine Einschätzung mit der Bemerkung, dass das Unbehagen in der Bevölkerung weiter anhalten werde. Diese fühlt sich derzeit mehr als nur unwohl – in Pozzuoli greift angesichts der maroden Bausubstanz vieler Gebäude zunehmend die Angst um sich. Man fürchtet sich vor stärkeren Erdbeben, die ernsthafte Schäden verursachen oder Gebäude gar zum Einsturz bringen könnten. Selbst im Freien ist man in den engen Gassen nicht sicher, denn auch wer sein Haus rechtzeitig verlassen kann, hat kaum Platz, um herabfallenden Dach- oder Fassadenteilen auszuweichen.

Ganz neu ist die Situation für viele alteingesessene Pozzuolaner jedoch nicht: Während der Bradyseismos-Krise von 1982 bis 1984 wurde die Altstadt teilweise evakuiert, und die Menschen wurden in schnell errichteten Fertighäusern untergebracht, die zum Teil heute noch bewohnt werden.

Doch nicht nur die Erdbeben geben Anlass zur Sorge: Die Gastemperaturen der Fumarolen im Solfatara-Gebiet sind in den vergangenen Monaten weiter angestiegen. Die Oberflächentemperaturen liegen bei 168 Grad, während die Fluide im Inneren des hydrothermalen Systems bis zu 350 Grad heiß sind – ein Wert, der sich jenem nähert, ab dem an anderen Vulkanen mit einem Ausbruch gerechnet wird. Hinzu kommen große Mengen an Kohlendioxid, die ausgestoßen werden: Die Werte schwanken um 5000 Tonnen pro Tag. Da CO₂ schwerer als Luft ist, kann es sich in Senken und Kellern ansammeln – mit potenziell lebensgefährlichen Folgen.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,2 am 20. Mai

Erdbeben Mb 4,2 erschütterte Südostflanke des Kilauea – Vulkan bereitet sich auf nächsten Ausbruch vor

Datum: 20.05.2025 | Zeit: 19:37:36 UTC | Koordinaten: 19.147 ; -155.395 | Tiefe: 35 km | Mb 42

Hawaii/Pāhala, 21.05.2025 –  Kurz vor der Südostküste von Big Island ereignete sich gestern Abend um 19:37:36 UTC ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Epizentrum wurde 11 Kilometer ostsüdöstlich von Pāhala lokalisiert. Der Ort liegt auf der Küstenebene des Vulkans Kīlauea. Die Tiefe des Hypozentrums wird vom EMSC mit 35 Kilometern angegeben.

Aus den Daten geht hervor, dass sich das Beben in einer Zone manifestierte, die bis Anfang letzten Jahres regelmäßig seismisch aktiv war. Die damaligen Erschütterungen wurden durch Magmenaufstieg verursacht – das Magma migrierte vom Mantelplume in einen tief liegenden Magmenkörper, der sowohl den Kīlauea als auch den Mauna Loa mit Schmelze versorgt. Ob der aktuelle Erdstoß den Beginn einer neuen Aufstiegsphase markiert, ist noch ungewiss und bedarf weiterer Beobachtungen.

Da sich das Epizentrum offshore befand, schaltete sich das Pacific Tsunami Warning Center ein. Es klassifizierte das Beben zunächst mit einer Magnitude von Mb 4,0, hob den Wert später jedoch ebenfalls auf 4,2 an. Das Zentrum erklärte, dass das Erdbeben zu schwach war, um einen Tsunami auszulösen.

Obwohl keine Tsunamigefahr bestand und auch keine Schäden gemeldet wurden, war der Erdstoß auf weiten Teilen der Insel deutlich zu spüren. Wahrnehmungsmeldungen kamen unter anderem aus Hilo im Osten der Insel.

Nächste eruptive Episode am Kilauea steht in den Startlöchern

Das Hawaiian Volcano Observatory (HVO) teilte mit, dass das Beben bislang keine Auswirkungen auf die beiden Vulkane hatte. Am Kīlauea setzt sich die Magmenakkumulation unter dem Gipfel fort und nähert sich langsam einer kritischen Grenze, ab der eine neue Eruption einsetzen könnte. Die Vulkanflanke hat sich um fast 8 Mikroradianten versteilt. Auf den Livecams ist bereits rot illuminierter Dampf zu sehen, der aus den Förderschloten aufsteigt; erstes Lavaspattering wurde beobachtet.

Magemnakkumulation am Mauna Loa setzt sich fort

Auch am Mauna Loa schreitet die Magmenakkumulation weiter voran: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden im Gipfelbereich um gut 100 Millimeter. Es fehlen noch etwa 50 Millimeter, bis der Stand vor dem letzten Ausbruch im Dezember 2022 erreicht ist. Die Seismizität bleibt bislang jedoch vergleichsweise gering und ist vor allem durch Mikroerdbeben geprägt.

Papua Neuguinea: Starkes Erdbeben Mw 6,4 am 20. Mai

Starkes Erdbeben erschütterte Vulkangebiet im Norden von Papua Neuguinea

Datum: 20.05.2025 | Zeit: 15:05:58 UTC | Koordinaten: -3.850 ; 144.766 | Tiefe: 10 km | Mw 6,4

Papua Neuguinea, 20.05.2025Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 hat am 20. Mai 2025 um 15:05 UTC die Region nahe der Nordküste Neuguineas in Papua-Neuguinea erschüttert. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern und wurde in einem abgelegenen Gebiet rund 81 Kilometer nordöstlich der Ortschaft Angoram lokalisiert, in der etwa 1.600 Menschen leben. Zum Zeitpunkt des Bebens war es dort bereits nach Mitternacht (01:05 Ortszeit).

Über mögliche Schäden oder Opfer lagen zunächst keine Informationen vor. Aufgrund der geringen Herdtiefe ist jedoch nicht auszuschließen, dass es in der näheren Umgebung zu spürbaren Erschütterungen gekommen ist, insbesondere in leichter bebauten Siedlungen entlang der Küste oder auf nahegelegenen Inseln.

Die Region rund um die Nordküste Neuguineas gehört zu den geologisch aktivsten Zonen der Erde. Sie liegt in einem komplexen Grenzbereich zwischen mehreren tektonischen Platten – insbesondere der Pazifischen Platte, der Australischen Platte sowie kleineren Mikroplatten wie der Bismarck- und der Manus-Platte. Das aktuelle Erdbeben ereignete sich entlang einer aktiven Störungszone, die mit der Grenze zwischen der Bismarck- und der Manus-Platte assoziiert ist – einem Gebiet, das für häufige, teils starke Erdbeben bekannt ist.

Vulkaninseln nahe des Epizentrums

Für die Leser von Vnet dürfte besonders interessant sein, dass das Epizentrum des Bebens zwischen den beiden bekannten Inselvulkanen Kadovar und Manam lag. Während der Kadovar nach seiner eruptiven Phase im Jahr 2018 weitgehend ruhig geblieben ist, zeigte Manam in den letzten Jahren eine deutlich höhere Aktivität. Die letzten stärkeren paroxysmalen Eruptionen des Manam ereigneten sich erst vor etwa zwei Jahren. Der Vulkan gilt als einer der gefährlichsten in Papua-Neuguinea und hat in der Vergangenheit wiederholt zu Evakuierungen geführt.

Es ist nicht auszuschließen, dass das aktuelle Erdbeben eine Reaktivierung magmatischer Prozesse auf Manam anstoßen könnte. In den kommenden Tagen dürfte daher eine verstärkte Überwachung vulkanischer Aktivität in der Region empfehlenswert sein.

Griechenland: Erdbeben auf Euböa

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,5 erschüttert Euböa – Menschen aus dem Schlaf gerissen

Datum: 19.05.2025 | Zeit: 00:23:32 UTC | Koordinaten: 38.740 ; 23.530 | Tiefe: 8 km | Mb 4,5

Euböa, 19. Mai 2025Letzte Nacht wurde das Zentrum der griechischen Insel Euböa von einer Erdbebenserie erschüttert, die die Anwohner des Ortes Mantoúdi aus dem Schlaf riss. Das Epizentrum des Hauptbebens mit einer Magnitude von 4,5 lag 8 Kilometer südöstlich von Mantoúdi. Der Erdbebenherd befand sich in nur 8 Kilometern Tiefe, was die zahlreichen Wahrnehmungsmeldungen erklärt, die beim EMSC eingegangen sind. 

Zeugen beschrieben den Erdstoß als ungewöhnlich lang anhaltend und empfanden ihn als stark. Viele schätzten die Magnitude sogar um etwa eine Stufe höher ein, als sie tatsächlich war. Auch zwei schwächere Nachbeben mit Magnituden im Dreierbereich wurden wahrgenommen. Übrigens war es nicht das erste Mal, dass die Erde in der Region bebte – bereits am Samstag hatte sich dort ein Erdbeben ereignet.

Die tektonische Situation von Euböa ist komplex: Die Insel liegt im Westen der Ägäischen Mikroplatte, im Backarc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone, und zeigt eine ausgeprägte Horst-und-Graben-Struktur mit zahlreichen Normalverwerfungen. Diese Struktur ist das Ergebnis der Krustendehnung im Randbereich der Ägäischen Platte. Zudem läuft im Norden der Insel die auslaufende Nordanatolische Störung aus. In diesem Bereich treten viele heiße Quellen auf, was auf Magmatismus im Untergrund hindeutet. Das tektonische Setting führt zu Spannungsaufbau im Untergrund, der vermutlich eine kleinere Störungszone im Inselinneren aktivierte. Diese verläuft parallel zu den beiden Hauptstörungen entlang der West- und Ostküste.

Mittelstarke Erdbeben sind in der Region nicht ungewöhnlich: Mantoúdi wurde bereits im November 2023 von einem Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Damals kam es zu leichten Schäden, Steinschlägen sowie zur Schließung von Schulen und öffentlichen Gebäuden.

Erdbeben nordöstlich von Santorin

Weiter südöstlich bei Santorin gab es auch weitere Erdbeben. Diese ereigneten sich am nördlichen Randbereich des bekannten Erdbebengebiets vor der Ostküste der Insel. Genaugenommen muss man diese Beben der Insel Amorgos zuordnen, vor deren Südküste eine größere Störungszone verläuft, die das Potenzial hat, Erdbeben mit Magnituden größer 7 hervorzubringen. Eine Aktivierung der Amorgos-fault-zone wurde bereits zum Jahresanfang befürchtet.

Island: Status Bodenhebung und Erdbeben am 18. Mai

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island geht weiter – Erdbebenaktivität im Norden noch erhöht

Reykjavik, 18. Mai 2025Auf Island gibt es sowohl Erdbeben als auch Bodenhebung, nur nicht unbedingt am gleichen Ort. Die meisten Erdbeben gibt es nach wie vor an der Tjörnes-Fracture-Zone vor der Nordküste der Insel. Hier bebt es unter einem submarinen Vulkanfeld östlich der Insel Grimsey. Während IMO-Naturgefahrenexpertin Ingibjörg Andrea Bergþórsdóttir am 13. Mai in einem VISIR-Interview noch meinte, die Beben seien tektonischer Natur, gehen die Meinungen diesbezüglich inzwischen auseinander und mehrere isländische Geowissenschaftler schließen eine magmatische Ursache hinter der Bebentätigkeit nicht aus.

Meiner Erfahrung nach sind langanhaltende Erdbebenschwärme in Vulkangebieten zum größten Teil magmatisch bedingt. Selbst wenn sich die Erdbeben an Störungszonen ereignen, werden sie indirekt von Magma-Akkumulationen verursacht, indem sie Spannungen erzeugen, die die Störungszonen aktivieren. Wissenschaftliche Nachweise sind insbesondere bei submarinen Ereignissen schwierig. Wenn sie erbracht werden, dann oft erst im Rahmen von Studienarbeiten, die Monate oder Jahre nach dem Ereignis veröffentlicht werden.

In den letzten 48 Stunden wurden an der TFZ gut 200 Beben registriert. Unter Gesamtisland waren es 293. 47 der übrigen Erschütterungen manifestierten sich unter der Reykjanes-Halbinsel, wo gegenüber den letzten Tagen die Seismizität wieder zunahm. Man könnte meinen, dass es sich umgekehrt proportional zur Abnahme der Seismizität entlang der TFZ verhält, denn als dort der seismische Schwarm voll im Gange war, wurden auf Reykjanes nur sehr wenige Erschütterungen detektiert. Möglich, dass die Beben im Norden die Registrierung der Erschütterungen im Süden stören.

Zunahme der Bodenhebung auf Reykjanes

Nicht nur die Erdbeben haben auf Reykjanes wieder zugenommen, sondern auch die Bodenhebung bei Svartsengi, wobei ich davon ausgehe, dass sich diese nicht abgeschwächt hatte, sondern nur die Messdaten ungenau waren, wie häufig um den Voll- und Neumond herum. Wahrscheinlich bewirken die Gezeitenkräfte dann Bahnabweichungen der Satelliten, die mittels GPS ihre Entfernung zum Untergrund auf den Millimeter genau messen. Weichen die Satelliten etwas von ihrer üblichen Bahn ab, schlägt sich das in entsprechenden Messungenauigkeiten nieder. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Bodenhebung geht auf etwa gleichbleibendem Niveau weiter und nähert sich der 200-mm-Marke an. Gemessen seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai.

Campi Flegrei: Vandalismus und Diebstahl an Messstationen

Hier sieht man an den unteren Bildrändern die Messstationen an der Pisciarelli Fumarole im Schlammpool. © Marc Szeglat

Diebstahl und Vandalismus an Messstationen in Pisciarelli – Weitere Erdbeben in den Campi Flegrei

Pozzuoli, 18. Mai 2025 Die Erdbebentätigkeit in den Campi Flegrei geht weiter und hat sich wieder dem Niveau angenähert, das wir seit 2018 als normal empfinden, obgleich es in anderen Vulkangebieten für Alarmismus sorgen würde. So gab es seit gestern 16 Erschütterungen, überwiegend mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Beben hatte heute Morgen eine Magnitude von 2,0.

Um die Erdbeben und andere geophysikalische und geochemische Parameter des Vulkans zu überwachen und seinen Puls zu fühlen, wird vom INGV ein umfangreiches Netzwerk an Messinstrumenten betrieben, das Millionen kostet. Kurz vor der neuerlichen Verstärkung der Krise am 13. März wurde das Budget der Geoforscher vom INGV Neapel um 6 Millionen Euro aufgestockt. Die Gelder wurden vom Ministerium für Universität und Forschung zur Verfügung gestellt. Die Caldera Campi Flegrei zählt zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt. Rechnet man alle Instrumente zusammen, so sind in der Caldera gut 120 Messgeräte verschiedenster Art verteilt, darunter mehrere automatische Multiparameter-Stationen. Vier überwachen den Meeresboden im Golf von Pozzuoli, vier weitere das Solfataragebiet einschließlich des Thermalgebiets von Pisciarelli. Dort gibt es auch eine neue GEMMA-Station, die sich in der Testphase befindet. Nun wurde ausgerechnet die Multiparameter-Station von Pisciarelli Opfer von Diebstahl und Vandalismus. Bislang unbekannte Täter haben den geochemischen Teil der Station stark beschädigt: Antennen, Batterien und Kupferkabel wurden gestohlen und Sensoren zerstört. Davon betroffen sind nicht nur Sensoren, die den Kohlendioxid-Ausstoß messen und die Daten in Echtzeit ins Observatorium übertragen, sondern auch der Temperatursensor im Gasstrom der Hauptfumarole. Diese Daten sind essentiell für die Vulkanbeobachtung.

Das Pisciarelli-Areal ist nicht einfach zugänglich und durch mehrere Zäune und ein meterhohes Tor gesichert. Hier einzudringen, bedarf es schon einiger krimineller Energie. Der Zugang erfolgt über das Gelände einer Sportanlage, die nur für Clubmitglieder zugänglich ist. Um die schweren Batterien abzutransportieren, müssen sich die Täter hier Zutritt verschafft haben.

Die Wissenschaftler und Techniker vom INGV sind bemüht, die demolierte Anlage schnell wieder online zu bringen. Darin haben sie Übung, denn es war nicht das erste Mal, dass sich Idioten an den Überwachungsanlagen in den Campi Flegrei (und auch am benachbarten Vesuv) vergangen haben.