Portugal: Erdbeben Mb 5,7 an der AGFZ

Erdbeben der Magnitude 5,7 zwischen Portugal und den Azoren war auf dem Festland zu spüren gewesen

Datum: 25.07.2025 | Zeit: 01:29:03 UTC | Koordinaten: 37.680 ; -17.913 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Lissabon, 25.07.2025Ein Erdbeben der Magnitude 5,7 erschütterte heute Nacht um 01:29:03 Uhr UTC das Seegebiet zwischen den Azoren und dem portugiesischen Festland. Der Erdbebenherd wurde in 10 km Tiefe fixiert und konnte nicht exakt bestimmt werden. Das Epizentrum lag 549 km nord-nordwestlich von São Vicente. Der Erdstoß konnte sowohl in der Küstenregion des Festlandes als auch auf den Azoren und Madeira gespürt werden. Schäden gab es aber nicht.

Die Daten oben stammen von der IPMA und EMSC. Das GFZ Potsdam bestimmt die Moment-Magnitude mit Mw 5,1. Werte auf der Momentmagnituden-Skala sind immer etwas geringer als andere auf anderen Skalen.

Das Erdbeben manifestierte sich an der Azores-Gibraltar-Fracture-Zone (AGFZ). Hierbei handelt es sich um eine bedeutende geologische Struktur im Nordatlantik, die eine transforme Plattengrenze zwischen der Eurasischen Platte im Norden und der Afrikanischen Platte im Süden darstellt. Sie ist rund 2000 Kilometer lang und verläuft von den Azoren im Westen bis zur Region Gibraltar im Osten. In dem Gebiet des heutigen Erdbebens handelt es sich bei der Störungszone um eine dextrale Transformstörung, entlang der die Platten aneinander vorbeigleiten. Ganz im Osten der Fracture Zone ändert die Störung ihren Charakter und wird zur Abschiebung. Neue Studien zeigen, dass sich die AGFZ in eine Subduktionszone verwandeln könnte, was große Auswirkungen auf den Atlantik haben könnte: Dieser würde sich in Nord-Südrichtung schließen und da die AGFZ nur bis zum mittelatlantischen Rücken reicht, könnte es zu einer Rotation der beteiligten Platten kommen. In einigen Millionen Jahren würde sich das Gesicht der Erdkugel dramatisch verändern.

Das beschriebene Erdbeben bei Portugal war zwar mit das interessanteste des heutigen Tages, aber nicht das stärkste: Das Siegertreppchen heute erklomm ein Erdbeben Mw 6,2 bei Macquarie Island. Kurz vor Mitternacht ereignete sich bei Samoa ein Erdbeben Mw 6,6, allerdings in mehr als 300 Kilometern Tiefe, weshalb es sich an der Erdoberfläche nur schwach auswirkte.

Sulawesi: Erdbebenserie richtete Schäden an

Sulawesi von mehreren Erdbeben getroffen – Leichte bis moderate Schäden

Datum: 23.07.2025 | Zeit: 20:50:45 UTC | Koordinaten: 0.400 ; 122.012 | Tiefe: 150 km | Mw 6,3

Seit gestern Abend gab es auf der indonesischen Insel Sulawesi drei starke Erdbeben mit den Magnituden 6,3, und zwei Mal 5,5. Die Beben standen aber nicht in einem direkten Zusammenhang und die Epizentren wurden an unterschiedlichen Orten im Norden der Insel festgestellt.

Das stärkere Beben manifestierte sich gestern Abend in einer Tiefe von 150 Kilometern. Das Epizentrum lag 118 km westlich von Gorontalo. Dort verläuft eine lokale Störungszone die aber wahrscheinlich nicht das Beben auslöste. Dieses dürfte der Subduktion nördlich Sulawesis geschuldet sein.

Die beiden anderen Erschütterungen, die noch von einer Serie schwächerer Beben begleitet wurden, manifestierten sich heute Nachmittag gegen 13:08 UTC und hatten Hypozentren in 25 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen 49 km südöstlich von Poso. In den sozialen Medien wurden Fotos von Schäden an Häusern und Hütten geteilt, die sich in Poso zutrugen.

Die tektonische Situation von Sulawesi ist sehr komplex, denn hier stoßen gleich drei tektonische Kleinplatten zusammen, die im Kontext der Kollision der Platten von Indo-Australien, Eurasien und dem Pazifik stehen. Bei den Kleinplatten handelt es sich um die Sundaplatte, die Philippinische Platte und die Molukkensee-Mikroplatte. Diese Platten sind von den großen Platten wie in einem dreiseitigen Schraubstock eingespannt – entsprechend groß ist der Druck, der auf sie einwirkt. Die verschiedenen Plattengrenzen bedingen einige große und mehrere kleinere Störungszonen, die allesamt für ihre hohe Seismizität bekannt sind. Die Beben heute Nachmittag ereigneten sich am Kreuzungspunkt der Palu-Koro-Verwerfung mit der Sula-Sorong-Fault.

Im Norden von Sulawesi liegen mehrere Vulkane. Zu ihnen gehören Lokon und Sopotan. Nördlich von Sulawesi befindet sich der Inselvulkan Karangetang. Die Vulkane könnten auch auf die Erschütterungen reagieren. Besonders der Karangetang zeigte in den letzten Tagen schwache thermische Signale, die darauf hindeuten, das Magma im Fördersystem steht.

Campi Flegrei: Eisenbahntunnel nach Erdbeben Md 4,0 gesperrt

Erdbeben Md 4,0 vom 18. Juli verursachte starke Schäden an zwei Eisenbahntunnel der Campi Flegrei- Sie verlaufen durch den Monte Olibano im Süden der Solfatara

Pozzuoli, 24.07.2025Das Erdbeben Md 4,0, das sich am 18. Juli ereignete, verlief anscheinend doch nicht so glimpflich wie zuvor angenommen. Im Gegenteil, es könnte mit die folgenschwersten Schäden verursacht haben, die ein einzelnes Beben bislang in der Region verursachte. Denn wie jetzt bekannt wurde, erlitten zwei Eisenbahntunnel erhebliche Schäden und wurden vor drei Tagen gesperrt. Die Kosten für die Sanierung sind noch nicht absehbar.

Betroffen sind zwei Tunnel der Cumana-Linie zwischen Bagnoli und Arco Felice. Die beiden Tunnel der Eisenbahnstrecke führen ausgerechnet unter dem Monte Olibano durch, der am Südrand der Solfatara liegt und im Verdacht steht, zumindest teilweise ein Lavadom zu sein. Während einer der Tunnel im Betrieb war, handelt es sich um den zweiten Tunnel, der in 300 m Entfernung parallel zum älteren Tunnel verläuft, um einen noch nicht eröffneten Neubau. Dort mussten die Arbeiten nun aus Sicherheitsgründen eingestellt werden, während der sich im Betrieb befindliche Tunnel für den Bahnverkehr gesperrt wurde. Besonders Pendler, die täglich mit der Bahn zur Arbeit fahren, sind von der Sperrung stark betroffen. Da die Bahnreisenden nun aufs Auto umsteigen, sind die Straßen nun doppelt belastet und es kommt zu noch stärkeren Staus als üblich.

In dem alten Tunnel sind zahlreiche neue Risse aufgetreten und bereits bestehende haben sich vergrößert. Sie standen bereits unter Beobachtung. Aber auch der neue Tunnel, der vermutlich den alten ersetzen sollte, wurde stark beschädigt und es entstanden Risse. Gutachter aus Turin prüfen nun, wie stark die Schäden tatsächlich sind und wie man weiter vorgehen soll. Bis auf Weiteres bleiben die Tunnel gesperrt.

Die Turiner Tunnelexperten meinten bereits, dass eines der Hauptprobleme die starre Konstruktion der Tunnelanlagen sei, die nicht mitschwingen könnten. Da fragt man sich als Laie natürlich, warum auch der zweite Tunnel so angelegt wurde, in Zeiten, in denen Erdbeben und Bodenhebung bekannt sind. Die Tunnel liegen nicht nur am Rand des vulkanisch aktiven Gebietes der Solfatara – wo meiner Meinung nach zudem saure Bodenwässer Stahlbetonkonstruktionen besonders schnell erodieren könnten –, sondern auch noch nahe des Gebietes mit der größten Bodenhebung und den stärksten Erdbeben.

Direkt nach dem Erdbeben vom 18. Juli hieß es, es seien keine größeren Schäden entstanden. Es trat aber ein Erdrutsch am Hang der Via Napoli, der Küstenstraße am Fuß des Monte Olibano, auf. Mit diesem Wissen wurde die Untersuchung der Tunnel spät eingeleitet.

Bereits in einem früheren Bericht schrieb ich über die zahlreichen Tunnel, die unter den vulkanischen Erhebungen und Kraterkegeln der Region führen. Zwar hatte ich die besagten Eisenbahntunnel nicht auf dem Radar, aber bei meinem letzten Besuch der Campi Flegrei im März fragte ich mich schon, ob die Tunnel, durch die ich cruisete, erdbebensicher angelegt seien und wie es um diese Nadelöhre im Falle einer Evakuierung bestellt sei. Die Antwort haben wir jetzt. Dummerweise lassen ich die Erdbeben nicht vorhersagen, so dass man hier ggf. ohne Vorwarnung in einem Tunnel erwischt wird.

Ein wenig Kritik über die Anlage des Eisenbahntunnels am Rand der Solfatara entlang kann ich mir auch nicht verkneifen: Bleibt zu hoffen, dass diese Bauplaner nie die Lage für ein Atomkraftwerk ausgewählt haben. Oder kurz gesagt: Bescheuerter geht es nicht!

Kreta: Erdbeben Mb 5,1 westlich der Insel

Mittelstarkes Erdbeben erschütterte das westliche Küstengebiet von Kreta – Urlauber aufgeschreckt

Datum: 23.07.2025 | Zeit: 13:26:52 UTC | Koordinaten: 35.815 ; 23.464 | Tiefe: 50 km | Mb 5,1

Pünktlich zur Urlaubszeit wurde die griechische Ferieninsel Kreta von einem Erdbeben heimgesucht, das am Nachmittag um 13:26:52 Uhr UTC gegen Anwohner und Erholungssuchende gleichermaßen aufschreckte. Doch da das Hypozentrum in 50 Kilometern Tiefe vor der Westküste lag, blieben größere Schäden aus.

Dennoch liegen dem EMSC zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen von Zeugen vor, die sich in der Nähe des Epizentrums befanden, das 40 km nordwestlich von Kíssamos lag. Sie beschrieben den Erdstoß als relativ stark. Der Erdstoß konnte in einem Umkreis von 250 Kilometern noch deutlich gespürt werden. In größerer Entfernung wurde das Beben nur als leichtes Zittern empfunden. Meldungen liegen nicht nur von Kreta und den anderen Inseln der Ägäis vor, sondern auch aus Athen und weiter entfernten Orten.

Während die meisten -aber nicht alle- Anwohner gelassen reagierten, sah es bei einigen Urlaubern anders aus: Ihnen fuhr ein gewaltiger Schreck durch Leib und Seele.

Wer seine Ferien auf Kreta oder im Allgemeinen in der Ägäis verbringt, sollte sich darüber bewusst sein, dass er sich in einer Region begibt, die jederzeit von katastrophalen Erdbeben getroffen werden könnte. Grund hierfür ist die fortschreitende Subduktion der Afrikanischen Platte unter die Eurasische Platte entlang der Hellenischen Subduktionszone. Diese Plattengrenze verläuft südlich der Insel unter dem Meeresboden und ist maßgeblich für die häufigen Spannungsentladungen in der Erdkruste Südeuropas verantwortlich. Wenn sich die aufgestaute Energie plötzlich löst, kommt es zu spürbaren Erschütterungen, wie sie auch beim aktuellen Beben aufgetreten sind. Der tektonische Ursprung dieser Beben erklärt sowohl die Tiefe als auch die häufige Lokalisierung der Epizentren im Seegebiet südlich, aber auch östlich und westlich von Kreta. Dabei ereignen sich die Beben nicht unbedingt an der Hellenischen Subduktionszone selbst, sondern an einer der vielen lokalen Störungszonen der Region, wie es auch heute der Fall war. Solche Ereignisse sind charakteristisch für die gesamte Region und unterstreichen die andauernde geodynamische Aktivität des östlichen Mittelmeerraums.

Schweiz: Erdbeben Mb 4,2 nahe Bern

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,2 erschüttert das Zentrum der Schweiz – Erdstoß bis nach Deutschland spürbar

Datum: 21.07.2025 | Zeit: 10:52:17 UTC | Koordinaten: 46.538 ; 7.860 | Tiefe: 4 km | Mb 4,2

Bern, 21.07.2025Heute Vormittag wurde das Berner Umland in der Schweiz von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,2 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in nur 4 Kilometern Tiefe, weshalb der Erdstoß stärker wahrgenommen wurde, als man anhand der Magnitude meinen würde.

Erdbeben Schweiz. © EMSC

Das Epizentrum des Erdbebens, das sich um 10:52:17 Uhr UTC zutrug, wurde vom EMSC 17 km östlich von Frutigen lokalisiert. Bern liegt 55 Kilometer nordwestlich des Epizentrums. Beim EMSC sind aus einem Umkreis von fast 200 Kilometern zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen eingegangen, davon auch einige aus Deutschland. Bebenzeugen aus der Nähe des Epizentrums beschreiben, dass Gegenstände angefangen haben, zu wackeln, und teilweise auch umgefallen sind. Vor dem Erdstoß war ein tiefes Grummeln zu hören gewesen. Berichte über Schäden liegen nicht vor, es kann aber zu Rissbildungen und Steinschlägen im Gebirge gekommen sein.

Tektonisch betrachtet wird die Region südlich von Bern von einem tektonisch komplexen Übergangsbereich zwischen dem Molassebecken, dem Helvetikum und den alpin geprägten Einheiten dominiert, wobei das Epizentrum bereits im Hochalpin lag.
Eine der bedeutendsten Störungen der Region ist die Rhone-Simplon-Linie, die teilweise dem Rhone-Tal folgt. Hierbei handelt es sich um eine dextrale Transversalverschiebung. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich einige Kilometer von dieser bedeutenden Störungszone entfernt und könnte durch Spannungen in diesem Störungssystem erzeugt worden sein.

Die treibende Kraft hinter der Alpenorogenese ist die Kollision der Afrikanischen Platte mit der Eurasischen Platte, wodurch das Gebirge aufgeschoben wird. Im Prinzip sind es die gleichen Kräfte, die für Erdbeben im Mittelmeerraum verantwortlich sind, die auch die Schweiz zum Beben bringen.

Kamtschatka: Starkbebenserie vor der Küste bei Petropavlovsk

Starkbebenserie Kamtschatka. © ESMC

Serie starker Erdbeben erschüttert Küstenregion von Kamtschatka bei Petropavlovsk – Stärkstes Beben Mw 7,3

Datum: 20.07.2025 | Zeit: 06:49:03 UTC | Koordinaten: 52.898 ; 160.638 | Tiefe: 20 km | Mw 7,3

-Tsunamigefahr-

Petropavlovsk-Kamchatsky, 20.07.2025Heute Morgen wurde die Ostküste der russischen Halbinsel Kamtschatka von einer Serie starker Erdbeben erschüttert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 7,3. Drei weitere Beben hatten Magnituden zwischen 6,7 und 6,0. Darüber hinaus gab es schwächere Nachbeben. Die Sequenz könnte noch nicht beendet sein.

Das stärkste Beben manifestierte sich um 06:49 Uhr UTC (08:49 MESZ; 16:49 Uhr Lokalzeit) in einer Tiefe von 20 Kilometern. Das Epizentrum lag 136 km östlich der Regionalhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.

Beim GFZ wird die stärkste Magnitude mit Mw 7,4 angegeben, wobei eine manuelle Kontrolle der Daten noch aussteht. Die Tiefe wurde anfänglich mit 10 Kilometern angegeben, inzwischen aber ebenfalls auf 20 Kilometer gesetzt. Es werden fünf weitere Beben mit Magnituden im Sechserbereich angezeigt. Das stärkste dieser Beben mit einer Magnitude von 6,7. manifestierte sich 21 Minuten vor dem Beben Mw 7,4.

Erdbeben bzw. Seebeben mit Magnituden über 6,0 – insbesondere ab Mw 7,0 – können Tsunamis auslösen. Entscheidend hierfür ist unter anderem die Tiefe der Hypozentren. Das stärkste Beben mit Mw 7,4 lag jedoch zu tief, um einen größeren Tsunami zu erzeugen. Die Tiefen der meisten Erdbeben im Magnitudenbereich um 6 sind bislang noch nicht bestimmt und wurden vorläufig mit 10 Kilometern angesetzt. Eine Tsunamigefahr kann daher nicht ausgeschlossen werden.

Trotz der vergleichsweise großen Herdtiefen und der Entfernung der Epizentren von über 130 Kilometern zur Regionalhauptstadt könnten signifikante Schäden an der Infrastruktur aufgetreten sein. Kleinere Schäden sind wahrscheinlich.

Tektonisch betrachtet stehen die Erdbeben mit der Subduktion entlang des Kamtschatka-Kurilen-Grabens in Verbindung, der vor der Ostküste der Halbinsel verläuft. Hier taucht die Pazifikplatte unter die Ochotsk-Platte ab und wird im Erdmantel teilweise geschmolzen. Dabei entstehen nicht nur Spannungen, die zu den Erdbeben führen, sondern auch Gesteinsschmelze, die in Form von Lava an den Vulkanen Kamtschatkas eruptiert wird.

Die starke Erdbebensequenz könnte sich auf die Vulkane Kamtschatkas auswirken und deren Aktivität beeinflussen. Im Umland von Petropavlovsk-Kamchatsky liegen etwa die Feuerberge Koryaksky, Avachinsky und Kozelsky. Auch die Vulkane Mutnovsky und Gorely, Zupanovsky und Karymsky liegen in einem Umkreis von 120 Kilometern.

Update: Tsunamialarm gegeben – keine katastrophalen Schäden gemeldet

Gut 90 Minuten nach dem Erdbeben kristallisiert sich ein genaueres Bild der Lage heraus: Größere Schäden sind zumindest in Petropavlovsk-Kamchatsky ausgeblieben. In den sozialen Medien wurden Videos von wackelnden Möbeln und aus Regalen gefallenen Waren in Geschäften geteilt. In einigen Stadtteilen heulten Sirenen und Menschen flüchteten ins Freie. Das „Pacific Tsunami Warning Center“ in Honolulu gab Tsunamialarm für Hawaii heraus.

Campi Flegrei: Erdbebenschwarm hält am 19. Juli an

Weitere Erdbeben unter Campi Flegrei – Randbereich der Hebungszone besonders betroffen

Pozzuoli, 19.07.2025Unter der Caldera in Süditalien gab und gibt es weitere Erdbeben. Nachdem am späten Abend der Schwarm für beendet erklärt wurde, der mit dem Erdbeben Md 4,0 zusammenhing, begann nach kurzer Pause nachts ein weiterer Schwarm. Die Epizentren liegen einerseits in dem Gebiet des 4-er Erdbebens, andererseits aber im Nordwesten der Hebungszone am Monte Gauro. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9.

Sicherlich ist es Definitionssache, ob es sich um ein neues Schwarmbeben handelt oder ob sich das von gestern fortsetzt. Meiner Meinung nach handelt es sich bei den Beben in der Nähe von Bagnoli im Südosten der Hebungszone um eine Fortsetzung des Schwarmes von gestern, während die Beben im Nordwesten einen neuen Schwarm bilden. Verwendet man die Definition des USGS für Schwarmbeben, dann handelt es sich bei der Tätigkeit der letzten Jahre um einen ununterbrochenen Erdbebenschwarm, der infolge der Bodenhebung auftritt. Im Endeffekt ist das aber nur von akademischer Bedeutung. Viel wichtiger ist, was die Schwarmbeben verursacht und welche Folgen sich daraus für die Bewohner der Caldera entwickeln könnten.

Die Zunahme in der Randzone der Hebungsphase ist in meinen Augen alarmierend, denn sie könnte darauf hindeuten, dass es vermehrten Spannungsaufbau entlang von Störungen dort gibt, weil sich entweder die Hebungszone weiter ausbreitet oder dass der Boden in der Haupthebungszone an seine Elastizitätsgrenze gerät. In der Folge entstehen mehr Risse und immer stärkere Erdbeben. Die Risse könnten es magmatische Fluide und letztendlich dem Magma selbst erlauben final aufzusteigen.

Obwohl die Vulkanologen überwiegend beschwichtigen und sagen, es gebe keine Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs, wächst in der Bevölkerung langsam aber sicher die Sorge vor genau so einem Ereignis. Gestern Abend war der Notfallversammlungsplatz auf dem alten NATO-Gelände gesperrt, weil dort eine Veranstaltung stattfand. Besorgte Bürger fragten in den sozialen Medien, wie sie denn im Notfall flüchten sollen, wenn die Fluchtrouten blockiert sind. Ein Kommentator meinte: „Wovor soll man im Falle eines Erdbebens flüchten? Dazu würde es reichen, sich ins Freie zu begeben.“

Alaska: Tsunamiwarnung nach Erdbeben Mw 7,3

Sehr starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,3 erschütterte Küste von Alaska – Tsunamiwarnung ausgegeben

Datum: 16.07.2025 | Zeit: 20:37:39 UTC | Koordinaten: 54.741 ; -160.556 | Tiefe: 12 km | Mw 7,3

Anchorage, 17.07.2025Die Halbinsel des US-Bundesstaates Alaska wurde gestern Abend um 20:37:39 UTC (12:37:39 Ortszeit) von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,3 erschüttert. Das Epizentrum des in 12 Kilometern Tiefe gelegenen Erdstoßes wurde vor der Küste verortet und lag 66 km südlich vom Ort Sand Point, der ca. 1000 Einwohner zählt. Größere Schäden entstanden nicht, aber es wurde Tsunamialarm gegeben, der inzwischen aber wieder aufgehoben wurde.

Die Angst vor einer dieser riesigen Hafenwellen war groß und die Warnung wurde ernst genommen: Videos aus der Stadt Seward zeigen, wie sich die Anwohner im Freien versammelten und auf den Weg in ein höher gelegenes Areal machten, was aufgrund der steilen und dicht bewaldeten Hänge an der Küste Alaskas nicht einfach ist. Außerdem regnete es in Strömen, so dass ein Trek aus Regenjacken unterwegs war. Doch von Panik war keine Spur, die Menschen blieben gefasst und ruhig.

Laut einem CNN-Bericht wurde auch eine Basis der US-Küstenwache auf der großen Insel Kodiak vorsorglich evakuiert. Auch diese Maßnahme ist inzwischen aufgehoben.

Die Tsunami-Warnung, die zunächst auf mögliche größere Wellen hingewiesen hatte, wurde später auf eine weniger drastische Gefahrenmeldung reduziert. Diese forderte die Bevölkerung auf, Strände und Wasserwege zu meiden. Große Wellen blieben aus, aber es wurden ungewöhnliche Schwankungen des Meeresspiegels beobachtet.

Das Erdbeben war im gesamten Süden Alaskas sowie entlang der Halbinsel deutlich zu spüren. Selbst aus dem 950 Kilometer entfernten Anchorage liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Bereits zuvor hatte ein Beben der Stärke 5,2 die Region rund 65 Kilometer südöstlich von Atka Island erschüttert. Zudem gab es zahlreiche schwächere Nachbeben.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifischen Platte unter der Platte Nordamerikas zusammen, die sich entlang des Aleuten-Grabens ereignet. Der 3200 Kilometer lange und bis zu 7822 m tiefe Graben ist das dominierende tektonische Element im Norden des Pazifiks. In Alaska und dem anschließenden Aleuten-Inselbogen gibt es zahlreiche aktive Vulkane. Einer der bekanntesten in direkter Nähe zum Erdbebengebiet ist der Pavlof. Er liegt nur 180 Kilometer von dem Epizentrum entfernt und könnte auf das Beben reagieren.

Alaskas Südküste liegt am geologisch hochaktiven Pazifischen Feuerring. Das stärkste je in Nordamerika gemessene Beben ereignete sich 1964 in dieser Region: Ein Beben der Stärke 9,2 zerstörte große Teile von Anchorage und löste einen verheerenden Tsunami aus, bei dem über 250 Menschen ums Leben kamen.

Philippinen: Erdbeben Mb 5,8 im Norden von Luzon

Starkes Erdbeben Mb 5,8 trifft den Norden der Insel Luzon – Schüler ins Krankenhaus eingeliefert

Datum: 15.07.2025 | Zeit: 02:38:19 UTC | Koordinaten: 18.208 ; 120.632 | Tiefe: 10 km | Mb 5,8

Laoag, 15.07.2025Heute Nacht ereignete sich im Norden der philippinischen Insel ein Erdbeben der Magnitude 5,8. Das Epizentrum lag 4 km ost-nordöstlich von Laoag, wo mehr als 100.000 Menschen leben. Dort war es bereits vormittags 10:38:19 Uhr und die Menschen wurden von dem Erdstoß jäh aus ihrer Tagesroutine und teilweise auch von den Füßen gerissen. Nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatten, verließen sie die Gebäude panikartig. Doch größere Schäden traten offenbar nicht auf. Dennoch mussten einige Schüler ins Krankenhaus gebracht werden, weil sie nach dem Erdbeben unter Übelkeit litten – wahrscheinlich eine Stressreaktion auf Panikattacken.

Erdbeben Philippinen

Die oben genannten Daten stammen vom GFZ-Potsdam. Es gibt abweichende Angaben vom EMSC: Hier wird die Magnitude mit 5,5 angegeben und die Herdtiefe mit 43 Kilometern, was erklären würde, warum es keine größeren Schäden gab. Der philippinische Erdbebendienst verortete das Epizentrum des Bebens zudem nicht nordöstlich der Stadt, sondern nordwestlich, wo es kurz vor der Küste von Luzon gelegen haben soll.

Die tektonische Situation Luzons ist komplex. Der übergeordnete Rahmen wird von den beiden gegeneinander arbeitenden Subduktionszonen östlich und westlich der Insel geprägt, die Luzon wie in einem Schraubstock einspannen. Hinzu kommt, dass im Nordwesten nicht nur der Manila-Graben verläuft, sondern auch der Nord-Luzon-Trog. Je nachdem, welche Lokalisierung des Epizentrums stimmt, könnte sich die dominierende Abschiebung dort für das Beben verantwortlich zeigen. Sollte die Lokalisierung des GFZ korrekt sein, könnte sich das Beben an einer der zahlreichen Störungszonen manifestiert haben, die Luzon in Nord-Süd-Richtung durchziehen. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um Systeme aus Transformstörungen, die infolge der Zangenbewegung der beiden großen Subduktionszonen vor den Küsten entstehen.

Die Philippinen gehören zum zirkumpazifischen Feuerring, der die pazifische Plattengrenze markiert. Hier gab es in den letzten 24 Stunden zahlreiche stärkere Erdbeben. Darunter ein Beben Mb 5,2 bei den Tokara-Inseln des Ryukyu-Archipels und ein Erdstoß Mw 5,8 bei den Kurilen nördlich von Japan.