Island: Lavastrom mit Wasser gekühlt

Lavastrom überwand Schutzdeich bei Svartsengi – Lava wurde mit Wasser gekühlt

Gestern drohte ein Lavastrom den Schutzdeich in der Nähe von Svartsengi zu überwinden und es begann ein neues Kapitel im Kampf Mensch gegen Lava: Die Feuerwehr von Grindavik rückte zunächst mit Löschwagen an, um die Lava abzukühlen. Abends verlegte man dann in Zusammenarbeit mit anderen Hilfskräften Schläuche und Rohre von einem Hydranten beim Geothermalkraftwerk zum Schutzdamm und begann gegen 20:30 Uhr, den zähen Aa-Lavastrom in größerem Umfang mit Wasser zu kühlen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Lava tatsächlich die Krone des Damms überwunden und begann auf der anderen Seite hinabzufließen. Zur gleichen Zeit schütteten Bagger weiteres Schottermaterial zur Verstärkung des Damms auf. Offenbar gelang es den Kräften dann, ein weiteres Vordringen der Lavamassen zu verhindern, wobei nicht ganz klar ist, ob das der Verdienst der Menschen war oder ob der Lavanachschub nachließ. Die Feuerwehr war mit ihrer Arbeit nicht ganz zu frienden, denn es gelang nicht, die Lava in ausreichendem Maße abzukühlen, da über die improvisierte Leitung nicht genug Wasser geleitet werden konnte. Jetzt plant man den Bau richtiger Pipelines und den Einsatz starker Pumpen, um größere Wassermassen an die Lavafront bringen zu können, wenn die Lava einen weiteren Anlauf nehmen sollte, die Dämme zu überwinden. Die Einsatzleitung der Feuerwehr ist sich sicher, dass das Geothermalkraftwerk zerstört wird. Sollen die Dämme nachhaltig von Lava überwunden werden.

Das Löschen von Lava hat man auf Island zuletzt 1973 bei der Eruption auf der Westmännerinsel Heimaey erfolgreich durchgeführt.

Was nicht kommuniziert wurde (oder mir vielleicht entgangen ist), war, woher die Lava kam, die den Deich bei Svartsengi überwunden hat. Vermutlich lief wieder der sekundäre Lavasee beim Sylingafell über, wo sich der größte Teil der eruptierten Schmelze ansammelt. Berichte darüber, dass der Grindavikurvegur erneut überflossen wurde, gab es aber nicht. Möglicherweise floss die Lava durch einen unterirdischen Tunnel, was eine weitere Gefahreneinschätzung schwierig macht.

Ein Ende der Eruption ist nicht in Sicht und man weiß auch nicht, ob es nach der aktuellen Eruption an dieser Stelle weitere geben wird. Die Bodenhebung hält auf jeden Fall weiter an und es gibt nur relativ leichte Fluktuationen. Die IMO-Wissenschaftler teilten gestern mit, dass 1 bis 2 Kubikmeter Magma pro Sekunde in dem Reservoire unter Svartsengi gespeichert werden und so die Bodenhebung verursachen. Die Förderrate der Lava am Krater wird mit 10 Kubikmeter pro Sekunde angegeben, so dass insgesamt 12 Kubikmeter Magma aus größerer Tiefe aufsteigen müssen.

Vulcano: Erhöhte Erdbebentätigkeit im Juni

Weitere Erdbeben im Bereich von Vulcano

In den letzten Tagen gab es wieder einige schwache Erdbeben im Bereich der Liparischen Insel Vulcano. Wie man auf der Shakemap des INGVs einsehen kann, ereigneten sich 5 Erschütterungen. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 1,2 und hatte ein Hypozentrum in 16 Kilometern Tiefe. Es könnte von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht worden sein, die in die Erdkruste eingedrungen sind. Dieses Beben manifestierte sich vor der Ostküste von Vulcano. Westlich ereigneten sich 4 schwache Beben mit Magnituden zwischen 1,1 und 0,9. Drei der Beben hatten Erdbebenherde in weniger als 10 Kilometern Tiefe, die anderen beiden lagen darunter. Im Monatsbulletin für den Mai wurde darüber berichtet, dass die Seismizität generell etwas zugenommen hatte. Dieser Trend hält offenbar an. Unklar bleibt, wie es sich mit den zu Letzt deutlich gestiegenen Fumarolentemperaturen am Kraterrand verhält, denn ein Wochenbulletin gibt es immer noch nicht.

Ähnlich verhält es sich mit Informationen zum Ätna, den man an klaren Tagen vom Kraterrand auf Vulcano aus sehen kann. Hier setzte am Freitag letzter Woche eine schwache Aktivität an der Voragine ein, die aus Lavaspattering und schwachen strombolianischen Eruptionen besteht. Das INGV brachte nur eine kurze Notiz, in der die Aktivität bestätigt wird. Es geht aber nicht auf Details ein. Irgendwie scheint man dort schon im Urlaubsmodus zu sein oder leidet unter Personalmangel, um eine vernünftige Kommunikation aufrecht zu erhalten. Aber zum Glück gibt es ja die Bergführer, die den Krater regelmäßig besteigen und neue Aufnahmen des Geschehens mitbringen. Auf einem Video von gestern (das ich hier leider nicht einbetten kann) ist zu erkennen, dass sich die Eruptionsstelle weiter ausgedehnt hat und mehrere Stellen entlang eines kurzen Risses aktiv sind. Der Druck des Spatterings ist so stark, dass der Boden entlang des Risses zu Atmen scheint und sich auf und ab bewegt. Tremor und Seismizität sind relativ unauffällig.

Vom Ätna springe ich in meinem heutigen Update zu den Vulkanen Siziliens wieder zurück zu den Liparischen Inseln, wo sich neben dem Vulcano der aktivere Inselvulkan Stromboli befindet. Er ist weiterhin strombolianisch aktiv. Laut unseres Vereinsmitglieds Wolfgang Künker, der den Stromboli via Livecam beobachtete, entstand vor 2 Tagen vermutlich ein neuer Förderschlot im nordöstlichen Kratersektor, aus dem der Vulkan seine Eruptionen abfeuerte. Möglicherweise gab es diesen Schlot schon früher, trat aber in den letzten Wochen nicht eruptiv in Erscheinung. Das LGS bescheinigt dem Vulkan einen hohen Aktivitätsindex: Insbesondere die Anzahl von thermischen Durchgängen ist sehr hoch und lag gestern bei 604 Ereignissen. Einige der Explosionen erzeugten einen hohen akustischen Druck von mehr als 2 Bar. Die Anzahl der VLP-Erbeben war ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

Mount St. Helens: Erhöhte Seismizität festgestellt

Erhöhte Erdbebentätigkeit am Mount St. Helens – Andere Parameter unauffällig

Der Mount St. Helens ist einer der bekanntesten Vulkane der USA und zugleich einer der gefährlichsten, wie er im Jahr 1980 bewies, als er in einer großen Eruption ein Drittel seiner Höhe einbüßte und große Zerstörungen verursachte. Der letzte Ausbruch dieses Vulkans ereignete sich im Jahr 2008, als ein Lavadom im Krater wuchs. Phasen erhöhter Seismizität sind aus den Jahren 1988-1992, 1995-1996 und 1997-1999 bekannt. Sie wurden wahrscheinlich von Magmenbewegungen ausgelöst, doch sie gipfelten nicht in Eruptionen.

Im vergangenen Jahr begann die Erdbebentätigkeit erneut zu steigen. Anfang 2024 nahm die Seismizität erst wieder etwas ab, bevor sie seit Februar wieder anstieg. Wie das USGS in einem Bulletin mitteilte, registrierte das Pacific Northwest Seismic Network seit dem 1. Februar etwa 350 Erdbeben. Über 95 % dieser Erdbeben hatten eine Stärke von weniger als 1,0 und lagen somit im Bereich der Mikroseismizität. Anfang Juni erreichte die wöchentliche Erdbebenanzahl mit 38 Ereignissen ihren Höhepunkt. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,0 und ereignete sich am 31. Mai. Die Erdbeben manifestierten sich durchschnittlich in 5,7 km Tiefe unter dem Meeresspiegel, was etwa 7,4 km unter dem Kraterboden entspricht.

Die schwachen Erdbeben am Mount St. Helens in größeren Tiefen sind meist auf Druckänderungen im Magmatransportsystem zurückzuführen, ein Prozess, der als Wiederaufladung bezeichnet wird. Das Magma stammt aus etwa 25 km Tiefe und steigt langsam auf, bis es sich in einem Reservoir in 4 bis 10 km Tiefe sammelt. Das Eindringen von Magma in dieses Reservoir kann Spannungen erzeugen, die Erdbeben auslösen.

Hohe seismische Aktivität, die als Wiederaufladung interpretiert wird, kann über viele Jahre hinweg ohne einen Ausbruch auftreten. Andere Überwachungsparameter wie Bodenverformung, vulkanische Gas- oder Wärmeemissionen haben sich nicht signifikant verändert, und es gibt aktuell noch keine erhöhte Ausbruchsgefahr am Mount St. Helens aufgrund dieser Seismizität. Langfristig betrachtet könnte es aber wieder zu Domwachstum kommen.

Von Erdbeben und Bodenhebung auf Island

Eruption auf Island geht unverändert weiter – Erdbebenaktivität zieht an mehrere Lokalitäten an

Auf Island geht der Vulkanausbruch an der Sundhnukur-Spalte ohne großartige Veränderungen weiter. Der aktive Krater wächst weiter und hat inzwischen eine beachtliche Größe erreicht. Gestern näherten sich einige Personen dem Krater und bildeten einen schönen Größenvergleich. Nachts war die Gegend wolkenfrei, und man konnte das Lavaspattering sehr gut beobachten. Dieses fand nicht nur aus dem Krater statt, sondern auch aus dem mit Lava gefüllten Becken an seiner Basis. Die Lava floss überwiegend in Richtung Norden, aber auch im Süden bildete sich ein kurzer Strom, der dann einen Bogen schlug und am Krater vorbeifloss. Die Bodenhebung unter Svartsengi hält an, wodurch die Spannungen an den verschiedenen Risssystemen auf Reykjanes wieder ansteigen. Das führt zu einer Zunahme der Seismizität, von der allerdings die aktive Spalte ausgeschlossen ist.

Erdbeben und Bodenhebung in der Askja-Caldera

Die Seismizität hat nicht nur auf Reykjanes zugenommen, sondern auch an anderen vulkanischen Hotspots, insbesondere im Bereich der Askja, wo sich in den letzten Stunden mehr als 20 Erschütterungen ereigneten. Interessant ist, dass die meisten Beben diesmal nicht am assoziierten Herdubreid stattfanden, sondern einige Kilometer südöstlich davon und vor allem in der Askja-Caldera selbst. Hier kam es östlich des Öskjuvatn zu einem Schwarmbeben. Darüber hinaus setzte auch wieder eine deutliche Inflation ein, die den Boden in der Caldera schnell anhebt. Ob und wann die Inflation in einer Eruption enden wird, ist unklar, doch früher oder später könnte es durchaus zu einer Eruption kommen.

Erdbebenhäufigkeit am Hofsjökull hat zugenommen

In diesem Zusammenhang ist ein Artikel interessant, der in der Zeitschrift Iceland Review erschienen ist. Darin wird beleuchtet, dass in den letzten 10 Jahren die Seismizität unter dem Gletschervulkan Hofsjökull deutlich zugenommen hat: Es ist von einer Verzehnfachung der Aktivität die Rede, was auf eine erhöhte vulkanische Aktivität hindeutet. Auffällig ist ein signifikanter Anstieg seit 2020. Trotz dieser Entwicklungen ist unklar, was das konkret bedeutet, da es seit der Besiedelung Islands keine Ausbrüche des Hofsjökull gegeben hat und davor nur fünf kleinere Ausbrüche innerhalb von 10.000 Jahren.

Hofsjökull ist etwa 1800 Meter hoch, mit einem Durchmesser von 35 bis 40 Kilometern, und speist vier Gletscherflüsse. Bei den bisherigen fünf Ausbrüchen war der Gletscher viel kleiner als heute. Erst 1970 wurde entdeckt, dass sich unter der bis zu 700 Meter dicken Eisschicht ein Vulkan mit großem Krater befindet. Vulkanologe Páll Einarsson zeigt sich gelassen und bezeichnet Hofsjökull als einen der „faulsten“ Vulkane in Island, da er nur während der letzten Eiszeit kleinere Lavafelder produzierte.

Fuego: Professor warnt vor Vulkantourismus

Ein Professor warnt vor den gefährlichen Folgen des Vulkantourismus am Fuego in Guatemala

Dass es an einem aktiven Vulkan gefährlich werden kann, sollte jedem mündigen Bürger klar sein. Trotzdem verspürt vielleicht der eine oder andere Neugierige den Wunsch, sich einen eruptierenden Vulkan einmal aus der Nähe anzuschauen. Für Laien ist es oft nicht klar, wie nahe man bei einer Vulkantour einem Ausbruch kommen kann. Eine pauschale Antwort ist hier nicht möglich, da auch Profis nicht immer vorhersagen können, wie sich ein Vulkanausbruch kurzfristig entwickelt. Daher sollte man immer einen Sicherheitsabstand einhalten. Meiner Erfahrung nach sollte er mindestens dreimal so groß sein, wie die maximale Reichweite der Tephrabrocken. Trotzdem kann es besonders starke Explosionen geben, die diesen Abstand überwinden. Mir selbst ist es mehr als einmal passiert, dass Lavabomben einige Hundert Meter hinter mir landeten.

In diesem Zusammenhang führte die BBC ein Interview mit Matthew Watson, Professor für Vulkane und Klima an der University of Bristol. Er beschreibt die Risiken, die Vulkantouristen am Vulkan Fuego in Guatemala eingehen, und meint, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis es dort Todesfälle unter den Touristen gibt. Auch der INSIVUMEH-Vulkanologe Roberto Mérida ist pessimistisch, dass sich rechtzeitig etwas ändern wird, um eine Katastrophe unter den Vulkantouristen abzuwenden. Die wirtschaftlichen Interessen seien dafür zu groß, meint er.

In den letzten Jahren hat sich am Fuego ein regelrechter Boom entwickelt, und das Geschäft mit den Vulkantouristen floriert. In Antigua, der Stadt am Fuße des Vulkans, gibt es zahlreiche Agenturen, die geführte Touren anbieten. Zwar muss jeder Tourist vor Antritt der Tour eine Verzichtserklärung im Schadensfall unterschreiben, doch die meisten sind sich der Risiken nicht bewusst. Offiziell darf der Vulkan Fuego selbst nicht bestiegen werden; die Touren gehen auf den benachbarten Gipfel des Acatenango, von wo aus die täglichen Eruptionen des Fuego relativ sicher beobachtet werden können. Im Durchschnitt eruptiert der Fuego 6 bis 12 Mal pro Stunde, was mehr als 200 strombolianische Eruptionen pro Tag ergibt. Manche Explosionen sind stärker und bedecken den Gipfelbereich des Fuego mit rotglühender Tephra. Diese Daueraktivität begann im Jahr 1999. Es gab jedoch auch Phasen stärkerer Aktivität, die seit 1999 insgesamt 79 Paroxysmen hervorbrachten, die meisten davon zwischen 2015 und 2018. Im Juni 2018 führte einer dieser Paroxysmen zu einer Katastrophe, als pyroklastische Ströme Dörfer am Fuß des Vulkans zerstörten. Hunderte starben; inoffizielle Zahlen sprechen von bis zu 3.500 Todesopfern. In den folgenden Monaten wurden die Touren auf den Acatenango ausgesetzt, doch inzwischen hat der Vulkan seinen gewohnten Eruptionsrhythmus wieder aufgenommen, und die Touristen strömen in Massen zum Vulkan. Täglich sind es zwischen 200 und 400 Neugierige, an Wochenenden sogar bis zu 1.000, die sich den lokalen Führern anvertrauen. Das Gefährliche ist nicht die normale Tour auf den Acatenango, sondern die Erweiterung, die viele Führer anbieten. Vom Camp aus, das sich auf Terrassen etwa 300 Höhenmeter unterhalb des Acatenango-Gipfels befindet, wagen sich einige Gipfelstürmer auf einen Grat hinaus, der beide Vulkane miteinander verbindet und bis zum Krater des Fuego führt. Dorthin geht es in Spezialtouren, und die Gruppen nähern sich dem Krater bis auf wenige Hundert Meter. Sie bleiben gerade außerhalb des Bereichs, in dem die Lavabomben niederprasseln. Viele zeigen sich begeistert von dem Erlebnis, doch oft wird ihnen erst im Nachhinein bewusst, in welcher Gefahr sie sich befanden.

Das Nationale Tourismusinstitut von Guatemala (INGUAT) gibt Empfehlungen zur Risikoprävention, hat jedoch keine Kontrollbefugnisse. Lokale Behörden profitieren wirtschaftlich vom Vulkantourismus und setzen selten Beschränkungen durch. Experten betonen die Notwendigkeit besserer Kommunikation und Schulungen für Reiseleiter sowie die Einrichtung von Sperrzonen basierend auf der Vulkanaktivität.

Der Fuego hat dem Stromboli – wo die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verstärkt wurden – inzwischen den Rang als „Einsteigervulkan“ abgelaufen. Doch sollte sich am Fuego eine Tragödie ereignen, wie von Prof. Watson prognostiziert, besteht die Gefahr, dass es auch hier zu massiven Einschränkungen kommen wird, unter denen schließlich auch die weniger risikobereiten Vulkantouristen leiden werden.

Ich plädiere an den Verstand eines jeden Einzelnen: Spätestens wenn man Angst bekommt, sollte man seine Annäherung stoppen! Führern sollte man nicht bedingungslos vertrauen, denn manche gehen in Ländern wie Guatemala oder Indonesien größere Risiken ein, um den Touristen den gesuchten Nervenkitzel zu bieten. Das schönste Selfie ist wertlos, wenn man anschließend tot ist. Andererseits bin ich gegen immer weiter ausufernde Restriktionen, weil sie auch Menschen, die in Eigenverantwortung unterwegs sind und sich bewusst auf die Gefahren des Vulkanismus einlassen, immer mehr einschränken.

Auf dem Foto oben sieht man den Grat, der zum Gipfel des Fuegos führt. Gipfelstürmer wagen sich bis jenseits der Vegetationszone.

Ätna und die Aktivität der Voragine am 17. Juni

Lavaspattering aus der Voragine am Ätna geht weiter – Schlot erweitert sich langsam zum Riss

Die eruptive Aktivität am Ätna auf Sizilien ging auch gestern Abend weiter. Videoaufnahmen belegen die Tätigkeit, die am Freitag begann und das Wochenende über anhielt. Auf dem aktuellsten Video ist zu sehen, dass sich der neue Förderschlot im oberen Bereich der Kraterinnenflanke zu einem kleinen Riss ausdehnt, entlang dem an drei Stellen Lava unter Hochdruck aus dem Boden emporspritzt.

Die Tremoramplitude stieg in den letzten Stunden minimal an und bewegt sich jetzt an der Basis des gelben Bereichs. Es ereigneten sich auch einige schwache Erdbeben, die sich über den gesamten Vulkan verteilten. Im Großen und Ganzen sind Tremor und Seismizität aber weiterhin vergleichsweise niedrig, was eine Vorhersage kommender Ereignisse schwierig macht. Bevor das Lavaspattering einsetzt, dachte ich: „Der Ätna ist sowas von tot, da tut sich in nächster Zeit nichts.“ Allerdings darf man nicht vergessen, dass manche Prozesse an Vulkanen für unser Empfinden langsam ablaufen können, obwohl sie in geologischen Zeiträumen betrachtet natürlich kurzweilig sind. So gab es im Januar ein kleines Schwarmbeben im Südwesten des Vulkans, das durch Magmenaufstieg ausgelöst worden sein konnte. Diese Schmelze könnte nun an der Voragine austreten.

Aus dem Weltraum lässt sich die Aktivität in Form einer geringen thermischen Anomalie detektieren, die nur einige Pixel groß ist. Der Südostkrater bleibt (noch) kalt.

Bei der Voragine handelt es sich um einen der vier Hauptkrater des Ätnas. Zusammen mit dem Krater Bocca Nuova, von dem die Voragine nur durch einen vertieft liegenden Rand getrennt ist, bildet sie den zentralen Kraterkomplex des Ätnas. Die Voragine war zuletzt im Jahr 2019 aktiv. Die Aktivität begann im September und hielt mehrere Monate an. In der Voragine wuchs ein neuer Krater. Später stimmte die Bocca Nuova in die Eruptionen ein und der Krater verfüllte sich. Ob sich die bis jetzt geringe Aktivität wieder soweit steigern wird, ist nicht vorhersagbar.

Übrigens hat es zuletzt einige schwache Erdbeben im Bereich der Liparischen Insel gegeben. Zu diesem Archipel nördlich von Sizilien gehören die Vulkaninseln Vulcano und Stromboli.

Weiterführender Link: Mein Bildbericht aus 2019

Island: Wanderweg zum Aussichtspunkt geöffnet

Eruption geht weiter – Wanderweg A zum Aussichtspunkt am Fagradalsfjall geöffnet

Auf Island geht der Vulkanausbruch am Krater auf der Sundhnukur-Eruptionsspalte ohne große sichtbare Änderungen weiter. Im Krater köchelt ein Lavateich, von dem Lavaspattering ausgeht, das allerdings kaum über den hoch angewachsenen Kraterrand spritzt und so via den Livecams am Hegafell und Thorbjörn nicht einsehen kann. Einsehen konnte, muss es heißen, denn am späten Nachmittag kam es zu einem Kollaps am Krater, bei dem ein Stück der oberen Kraterwand abgetragen wurde. Nun kann man durch die Lücke wieder etwas Lava spritzen sehen.

Der größte Teil der Lava fließt in Richtung Norden und sammelt sich in einem Becken am Fuß des Kraterkegels. Die Höhe des Lavapegels variiert, und besonders wenn die Lava in einem nicht einsehbaren Ablauf verschwindet, kommt es zu Lavaspattering in dem Becken. Es kam inzwischen auch zu einem kurzweiligen Überlauf der Lava aus ihrem Kanal.

Die Lava emittiert eine Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1400 MW, was auf einen mittelgroßen Lavastrom hindeutet, der ca. 1000 m lang ist.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht auf niedrigem bis moderatem Niveau weiter. Seitdem sie wieder nachweisbar ist, hat sich der Boden bei Svartsengi um gut 4 cm angehoben. Parallel zur Bodenhebung hat auch die Seismizität auf Reykjanes in den letzten Tagen wieder leicht zugenommen. Innerhalb von 48 Stunden wurden 48 Erschütterungen registriert. Die meisten Beben gab es am Fagradalsfjall und bei Krysuvik.

Eine gute Nachricht gibt es für all jene, die in den Ferien einen Urlaub auf Island geplant haben: Die Zugangsbeschränkungen wurden gelockert, und man darf von Osten kommend an der Küstenstraße (427 Suðurstrandarvegur) bis zum Parkplatz P1 am Fagradalsfjall fahren. Von dort aus kann man den Wanderweg A bis zum Rand des Hügelkomplexes wandern, von wo aus man aus gut 2500 m Entfernungen einen Blick auf das aktuelle Eruptionsgebiet bei Sundhnukur hat. Bleibt zu hoffen, dass die Eruption lange genug andauert, damit Urlauber auf ihre Kosten kommen. Und falls ihr plant, gleich loszulaufen: Denkt an plötzliche Wetterumschwünge auf Island und rüstet Euch gut aus.

Ätna: Anhaltende Aktivität aus der Voragine

Aktivität im Ätna-Hauptkrater hielt gestern an – Heute ist die Situation unklar

Der Ätna auf Sizilien setzte auch gestern Mittag seine strombolianische Aktivität aus dem neuen Schlot im Kraterrand der Voragine fort. Gasreiche strombolianische Eruptionen lockten Schaulustige in geführten Gruppen auf den Hauptkraterkomplex des sizilianischen Vulkans, von wo aus sie das Spektakel aus nächster Nähe beobachteten. Auch Videofilmer vom Local-Team befanden sich unter den Schaulustigen und sendeten einen kurzen Livestream vom Gipfel des höchsten Vulkans des geologischen Europas.

Die Aktivität zeichnete sich durch Phasen starker Entgasungen aus, die durch einen Rohrartigen Schlot in der inneren Kraterwand stattfanden und dabei glühende Tephra und ein wenig Vulkanasche mit sich rissen. Das Ganze glich eher einem pulsierenden Düsentriebwerk und weniger explosiven Eruptionen: Ein zu anfangs stotternder Gasjet, der seinen Ursprung in einiger Tiefe gefunden haben muss, stieß zuerst Asche aus, in der sich mehr und mehr größere Tephrabrocken mischen, bis nach einigen Sekunden nur noch glühende Tephra ausgestoßen wurde.

Ob die Aktivität heute Vormittag anhält, ist nicht ersichtlich. In den sozialen Medien sind mir bis jetzt keine weiteren Aufnahmen untergekommen, was auch daran liegen könnte, dass das Wetter nicht berauschend ist und von Dunst dominiert wird. Die Tätigkeit verursacht weder erhöhten Tremor noch andere seismische Signale, die sich in den öffentlich zugänglichen Daten widerspiegeln würden. Generell bleibt die Seismizität am Ätna ungewöhnlich niedrig, was auch für den Tremor gilt, der sich seit Tagen im oberen grünen Bereich bewegt. Ich weiß gar nicht, wann ich am Ätna zuletzt so einen niedrigen Tremor gesehen habe, der über längere Zeit anhielt. Hier scheint es einen Widerspruch zur Aktivität in der Voragine zu geben, der zeigt, dass glühendes Magma hoch im Fördersystem stehen muss und auch so viel Gas vorhanden ist, dass der Druck ausreicht, um ein wenig der Schmelze ans Tageslicht zu bringen. Vielleicht ist es ja die berühmte Ruhe vor dem Sturm, die wir gerade am Ätna erleben. Die Vulkanologen vom INGV äußerten sich bis jetzt nicht zu den Vorgängen. Offenbar sieht man in den Eruptionen keine größere Gefahr, da auch der Zugang zum Gipfel -der obligatorisch nur in geführten Gruppen erlaubt ist- noch offen ist.

Semeru steigert Aktivität im Juni

Explosionshäufigkeit am Semeru hat zugenommen – Häufiger Abgang glühender Schuttlawinen

Der Vulkan Semeru auf Java eruptierte in den vergangenen Wochen deutlich häufiger als üblich und Vulkanasche steigt bis zu 600 m über Kraterhöhe auf. Er könnte seine Aktivität weiter steigern. Grund zu dieser Annahme liefert diesmal nicht etwa eine gesteigerte Aktivität, sondern der Verlauf des Histogramms zur Eruptionshäufigkeit, der eine gleichmäßig steigende Kurve ergibt. Eine Trendumkehr ist nicht abzusehen, könnte aber natürlich jederzeit eintreten. Gestern registrierte das VSI 182 seismische Explosionssignale, die bis zu 132 Sekunden andauerten. Es wurden auch mehr glühende Schuttlawinen als üblich beobachtet, wobei es einen Zusammenhang mit der Steigerung der Explosivität geben kann. Ein Teil der ausgestoßenen Tephra kann auf der Vulkanflanke niedergehen und dort Schuttlawinen verursachen. Gestern wurden 47 dieser Abgänge detektiert, die bis zu 145 Sekunden andauerten.

Im Krater des Semeru wächst ein flacher Lavadom. Die Kraterwand ist nach Südosten hin offen, sodass sich eine hufeisenförmige Depression ergibt. Durch die Bresche in der Kraterwand reicht eine Lavazunge bis auf den oberen Flankenbereich des Vulkankegels hinaus. Von der Front dieser Lavazunge brechen Lavablöcke ab, die für den größten Teil der Schuttlawinen verantwortlich sind. Sollte die Lavazunge wachsen, wird die Gefahr größer, dass pyroklastische Ströme entstehen. Diese treten am Semeru immer wieder auf und können bewohntes Gebiet erreichen. Besonders gefährdet sind die Arbeiter, die in den Flussbetten nahe des Vulkanhangs Schotter schürfen. In den letzten Jahren kam es hier immer wieder zur Zerstörung von Lastkraftwagen.

Besonders während der Regenzeit entstehen Lahare, die ebenfalls Zerstörungen im Bereich der Flussläufe anrichten und auch bewohntes Gebiet heimsuchen. Aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials ist eine Besteigung des Semeru verboten. Es gilt eine 5 Kilometer durchmessende Sperrzone um den Krater. Im Südosten des Vulkans gilt eine 13 Kilometer große Sperrzone, da hier das Risiko von Abgängen besonders hoch ist. Bevor das Domwachstum einsetzte, war der Gipfel des Vulkans ein beliebtes Trekkingziel.