Deutschland: Flutkatastrophe im Saarland

Langanhaltender Starkregen verursacht Überflutungen und Erdrutsche im Saarland – Großschadenslage infolge der Flutkatastrophe

Die Unwetterlage im Südwesten Deutschlands spitzte sich gestern weiter zu und weitete sich zu einer Flutkatastrophe aus, in deren Folge die Großschadenslage ausgerufen wurde. Besonders hart traf es das Saarland, aber auch Teile von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurden von heftigen Gewittern heimgesucht. Die Saar und viele ihrer Zuflüsse schwollen durch den Starkregen schnell an und traten über die Ufer.

Hervorzuheben ist die Situation am Bach Theel, der in die Prims mündet, bei der es sich um einen direkten Zufluss der Saar handelt. Hier wurde der Ort Lebach innerhalb kürzester Zeit überflutet.

Auch in der Landeshauptstadt Saarbrücken hieß es entlang der Saar „Land unter“. Straßen wurden überflutet, Keller und Tiefgaragen liefen voll, und Menschen mussten aus einigen Stadtteilen evakuiert werden. In den Hochwassergebieten wurden Strom- und Trinkwasserversorgung abgeschaltet.

An einer Zufahrtstraße zum Flughafen in Saarbrücken kam es zu einem Erdrutsch, der Bäume an einem Hang mitriss und die Straße blockierte.

In Rußhütte, einem Stadtteil von Saarbrücken, dauerten die Evakuierungen bis tief in die Nacht. Helfer setzten Amphibienfahrzeuge und Boote ein. Zehntausende Sandsäcke wurden aus der Landesreserve freigegeben, und es werden Schäden in Millionenhöhe erwartet.

In Blieskastel stiegen die Pegelstände der Blies weiter an. Zahlreiche Helfer versuchen, eine Überschwemmung der Altstadt zu verhindern. Bis jetzt wurden keine Todesopfer gemeldet, jedoch wurde eine Person bei einer Evakuierungsaktion verletzt. Das Lagezentrum in Saarbrücken registrierte mehr als 3000 Polizei- und Rettungseinsätze im gesamten Bundesland.

In Ottweiler steht die Altstadt komplett unter Wasser, nachdem die Dämme nachgaben. Mobile Deichsysteme und Sandsäcke konnten die Wassermassen nicht aufhalten, auch das Landratsamt musste evakuiert werden.

Die Bevölkerung wurde gewarnt, Keller, Gewässer und überflutete Gebiete zu meiden. Die Fluten kommen schnell: Ein Augenzeuge berichtete, dass er in seinem Büro im Keller seines Hauses arbeitete, als das Wasser kam. Innerhalb von 15 Minuten war der gesamte Keller geflutet.

In einigen Regionen fiel innerhalb eines Tages mehr Regen als sonst im gesamten Monat. Zum Vergleich: Im April fielen im Saarland 74 Liter Regen pro Quadratmeter, während in den letzten 24 Stunden in Saarbrücken bis zu 107 Liter pro Quadratmeter gemessen wurden. Obwohl der Regen in den letzten Stunden nachgelassen hat, steigen vielerorts die Pegel weiter, da das Wasser erst nach und nach in den Gewässern ankommt.

Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz sprach von einem Hochwasserereignis, das nur alle 20 bis 50 Jahre vorkommt. Man sieht jedoch, dass sich aufgrund des Klimawandels diese Intervalle immer weiter verkürzen.

Die Höhe der entstandenen Sachschäden ist noch unabsehbar. Doch eines steht fest: Es werden enorme Summen benötigt werden, um die Kosten der Schäden zu decken, da Flutkatastrophen immer schneller aufeinander folgen.

Die Unwetter wüteten auch in den Regionen Frankreichs, die an das Saarland grenzen. In Lothringen und im Elsass traten ebenfalls viele kleine Gewässer über die Ufer und verursachten Überflutungen.

Unwetter gab es in den letzten Tagen auch im italienischen Mailand, wo es durch Starkregen ebenfalls zu Hochwasser kam.