Erdbeben-News 23.02.23: Tadschikistan

Erdbeben Mw 6,8 in Tadschikistan

Datum: 23.02.23 | Zeit: 00:37:40 UTC | 38.06 N ; 73.22 E | Tiefe: 20 km | Mw 6,9

Die raue Bergwelt Tadschikistans wurde heute Nacht um 00:37:40 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,8 erschüttert. Die Herdtiefe wurde auf 20 km bestimmt. Das Epizentrum lag 66 km west-südwestlich von Murghob, einem kleinen Ort mit 10.800 Einwohnern. Das Erdbeben war in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge schrieb, dass er den Erdstoß deutlich stärker als andere Erdbeben zuvor gespürt hat. Er befand sich in 162 km Entfernung zum Epizentrum. Über Schäden liegen keine Meldungen vor, obwohl der Erdstoß stark genug war, um welche zu verursachen. Grund dürfte die dünne Besiedlung der Region sein.

Eingangs schrieb ich von der rauen Bergwelt Tadschikistans, womit das Pamir-Gebirge gemeint ist. Es ist nach dem Himalaya das zweithöchste Gebirge der Welt, dessen höchster Gipfel des Bergs Kongur 7649 m hoch ist. Das Pamir Gebirge grenzt im Südwesten an das afghanische Hindukush-Gebirge und ist im Süden über mehrere Bergketten hinweg mit dem Himalaya verbunden. Im Osten schließt sich das Becken der Taklamakan-Wüste an, die nach der Sahara die zweitgrößte Sandwüste der Welt ist. Eine Gegend also, die von zahlreichen Superlativen bestimmt wird.

Ein weiteres Superlativ ist die Tektonik des Gebirges, dessen Orogenese mit der des Himalayas und allen anderen Gebirgsketten der Region verknüpft ist: das Faltengebirge des Pamir entstand infolge der Plattenkollision des Indischen Subkontinents mit der Eurasischen Platte. Entlang einer großen Ost-West-verlaufenden Störungszone, dem bogenförmig verlaufenden Main-Pamir-Thurst im Norden des Gebirges, gab es sogar Subduktion. Es gibt mehrere große Störungszonen, die parallel zum Main-Pamir-Thurst verlaufen und ihren Charakter verändern: Im Mittelteil des Bogens sind diese Störungen als Auf- bzw. Abschiebungen angelegt und zu ihren Rändern gehen sie in Blattverschiebungen über. So wird das Pamir-Gebirge in mehrere Blöcke aufgeteilt. Das aktuelle Beben manifestierte sich an einer dieser Störungszonen, die die Grenze zwischen Zentralpamir und Südpamir darstellt.