Island: Gefahrenkarte wurde aktualisiert

Sichtbare Aktivität am Krater lässt nach – Trotzdem Erhöhung der Gefahrenstufe für Grindavik

Heute wird das Wetter auf der isländischen Reykjaneshalbinsel vom Nebel dominiert, und nicht jede LiveCam zeigt einen freien Blick auf den noch aktiven Krater bei Sundhnukar, denn die Kameras auf den Erhebungen liegen teilweise in den Wolken. Dort, wo der Blick möglich ist, sieht man ein wenig glühende Tephra über den Kraterrand spritzen, doch wir sind ein gutes Stück von der Aktivität entfernt, wie wir sie in den letzten Wochen sehen durften. Inzwischen ist auch der sichtbare Teil des Lavastroms zum Erliegen gekommen. Heute Nacht gab es einen kurzen Lavadurchbruch an der Basis des Kegels, doch er währte nicht lange. Drohnenaufnahmen zeigten gestern einen deutlichen Rückgang des Lavaspiegels im Krater, und es sieht so aus, als würde er nicht mehr lange durchhalten und seine Aktivität in den nächsten Tagen einstellen, vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem Schub frischer Schmelze. Damit rechnen die Vulkanologen auf Island bereits seit Tagen.

In einem IMO-Bericht vom 30. April – der bis jetzt nur auf der isländischen Seite veröffentlicht wurde – heißt es, dass sich die Förderrate der Lava bereits in der Vorwoche auf etwa 1 Kubikmeter pro Sekunde reduziert hatte. Zuvor war die Rede davon, dass sie nach wie vor bei 3 Kubikmetern pro Sekunde gelegen haben soll, was ich bezweifelte.

Es liegen auch neue Daten zum Lavafeld vor: Es bedeckt eine Fläche von 6,16 Quadratkilometern, hat eine Mächtigkeit von durchschnittlich 5,5 Metern und ein Volumen von 34 Millionen Kubikmetern, wobei die Toleranz bei fast 2 Millionen Kubikmetern liegt.

Die Auswertung der aktuellen Daten bestätigt einen weiteren Magmenaufstieg in das flach gelegene Reservoir unter Svartsengi. In dem Bericht heißt es noch, dass die Bodenhebung nachgelassen habe. Bei gleicher Rate des Magmenaufstiegs würde das dann eine zusätzliche Komprimierung der Schmelze im Speichersystem bedeuten, wodurch der Druck steigt und das Eruptionsrisiko zunimmt. Inzwischen zeigen die GPS-Messungen aber, dass sich der Boden mit ähnlicher Geschwindigkeit hebt wie vor dem vermeintlichen Nachlassen der Hebung. Wie dem auch sei, inzwischen haben sich mehr als 10 Millionen Kubikmeter Magma im Reservoir angesammelt, und das Zeug wird über kurz oder lang raus wollen.

Die Risikobewertung wurde wieder aktualisiert. Die IMO-Forscher sehen ein geringeres Risiko, dass durch den Auswurf von Pyroklastika in der Nähe des Kraters besteht. Dafür wurde die Risikoeinschätzung für Grindavik in Bezug auf Lavaströme im Stadtgebiet erhöht. Grund hierfür lieferte am Wochenende die kleine Lavazunge, die über den Damm geflossen war. An einigen Stellen überragt die Lava die Schutzwälle um bis zu 4 Meter. Es stellt sich die Frage, ob unterirdisch noch Lava durch Tunnel fließt.