Stromboli mit zahlreichen Eruptionen am 14. Mai

Stromboli mit 800 Explosionen am Tag – Aktivitätsindex weiter hoch

Der Stromboli liegt nördlich von Sizilien und ist der aktivste Vulkan Europas, zumindest, wenn man die Anzahl der Eruptionen betrachtet: Er gilt seit Jahrtausenden als daueraktiv und war in der Antike als „Leuchtfeuer des Mittelmeeres“ bekannt, da seine frequenten Eruptionen nachts weithin sichtbar waren und den Seefahrern einen guten Orientierungspunkt lieferten. Seit einigen Tagen ist der Inselvulkan nun besonders aktiv und erzeugt am Tag bis zu 800 Explosionen. Das bedeutet, dass die Explosionen im Abstand von weniger als 2 Minuten kommen. Natürlich werden viele dieser Eruptionen vergleichsweise klein sein, doch es mischen sich auch größere Ausbrüche darunter, die ihre glühende Fracht bis zu 80 m hoch auswerfen.

Das LGS berichtete gestern, dass der akustische Explosionsdruck relativ schwach war und meistens ca. 0,5 Bar betrug. Am Vortag gab es aber Explosionen, die einen akustischen Druck von bis zu 1 Bar erzeugten. Solche Eruptionen erreichen Auswurfshöhe von bis zu 100 Metern. Doch die Anzahl der Explosionen ist nicht das einzige Merkmal, das auf eine erhöhte Aktivität des Vulkans hindeutet, denn es werden auch überdurchschnittlich viele VLP-Erdbeben registriert und auch die Tremoramplitude zeigte sich erhöht.

Die Aktivität begann sich zu steigern, als sich in den vergangenen Tagen einige schwache Erdbeben im Küstenbereich von Stromboli manifestierten. Höchstwahrscheinlich kommen diese Beben durch veränderte Spannungen im Untergrund zustande, wenn neues Magma in ein tief gelegenes Magmenreservoir eindringt. Zu einer ungewöhnlichen Bodenhebung kam es allerdings nicht. Daher meine Vermutung, dass sich die Schmelze in größerer Tiefe befindet. Allerdings gibt es dann einen Druckanstieg im Fördersystem und es kommt zu vermehrten Explosionen bereits aufgestiegener Schmelze.

Vor einigen Jahren konnte ich in einen Förderschlot des Strombolis blicken, der sich im nördlichen Kratersektor befand. Der Schlot war als solcher nicht zu erkennen, denn er war bis zum Kraterboden mit erkalteter Tephra gefüllt. Sekunden vor der Explosion begann sich der Kraterboden bzw. die Tephra im Schlot anzuheben, und es bildete sich quasi eine Blase aus Lavabrocken, die dann platzte, wobei die Lavabrocken aus dem Schlot katapultiert wurden. Unter der Oberfläche befand sich rotglühende Tephra, die mit aufstieg. Es gibt allerdings auch rohrartige Schlote am Stromboli, aus denen dann die Tephra wie aus einem Kanonenrohr hervorschießt.

Der Stromboli gehört zum Liparischen Archipel, der aus insgesamt 7 Inselvulkanen besteht. Das INGV meldete vorgestern ein Erdbeben Mb 2,5, das sich in 8 Kilometern Tiefe, ca. 6 Kilometer südlich von Alicudi, ereignete. Dieser Inselvulkan gilt zwar als inaktiv, doch der Untergrund ist alles andere als ruhig.