Campi Flegrei: Doppelschlag und zahlreiche Mikrobeben

Links Campi Flegrei, rechts der Vesuv. Dazwischen Neapel. © INGV

Erdbebenaktivität in den Campi Flegrei bleibt sehr hoch – Doppelschlag überlagerte sich

Der Calderavulkan Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, in den letzten Tagen war die seismische Aktivität sehr hoch. Zwar blieben stärkere Erdbeben mit Magnituden über 3 aus, doch dafür wurden seit gestern über 70 schwache Erschütterungen detektiert. Ein Doppelschlag von Erdbeben mit den Magnituden 2,7 und 2,6, die in nur 11 Sekunden Abstand hintereinander erfolgten, erzeugte auf dem Seismogramm einen Ausschlag, der zunächst an ein stärkeres Erdbeben denken ließ.

Seismogramm. © INGV

Erst die genaue Analyse des Geschehens machte klar, was hinter dem Signal hoher Amplitude stand. Natürlich wurden die beiden Erschütterungen wieder von den Anwohnern der Caldera verspürt. Auch die Epizentren der beiden Beben lagen dicht beieinander und wurden kurz vor der Küste ausgemacht. Die Hypozentren befanden sich in geringen Tiefen.

Ein weiteres Erdbeben Md 2,2 ereignete sich vorgestern an einer bekannten Störungszone, die sich durch den Offshorebereich der Caldera zieht. Das Beben lag in einer Tiefe von mehr als 4 Kilometern, was darauf hindeutet, dass es hier aufgrund magmatischer Prozesse unterhalb des Hydrothermalsystems Gesteinsbruch gibt. Die Störung ist eine signifikante Schwächezone im Calderadach, die man gut unter Beobachtung halten sollte.

Die Vorgänge rufen nicht nur geologische Verwerfungen hervor, sondern auch politische. Vor allem wird kritisiert, dass die Meloni-Regierung versprochene finanzielle Hilfen bis jetzt nicht erfüllt hat, wodurch mehrere Projekte zum Schutz der Infrastruktur ins Stocken gekommen sind. Der Abgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung, Antonio Caso, erkundigte sich beim zuständigen Minister Musumeci nach dem genauen Umsetzungsstand. Die zentralen Maßnahmen betreffen die Erdbebensicherheit und sehen unter anderem funktionsfähige Gemeindezentren, die Sanierung gefährdeter Gebäude, Arbeiten an Schulen und Sporthallen sowie die Sicherung von Fluchtwegen vor. Caso verlangt Klarheit darüber, welche Projekte bereits begonnen wurden, wo es Schwierigkeiten gibt und welche finanziellen Mittel die betroffenen Gemeinden tatsächlich erhalten haben. Zusätzlichen Druck erzeugt das baldige Auslaufen des CAS-Zuschusses für autonomes Wohnen, der zahlreiche Familien in eine prekäre Lage bringen könnte. Caso fordert deshalb mehr Tempo, Transparenz und verlässliche Planung, da die Region nicht länger warten könne.

Es gibt also nicht nur in Deutschland – wo man über 16 Jahre lang an einem Bahnhof in Stuttgart baut – strukturelle Probleme, Fehlkalkulationen, überbordende Bürokratie und nicht eingehaltene Versprechen.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,3 am Dienstagabend

Campi Flegrei © EMSC/Leaflet

Erdbeben Md 3,3 erschüttert Campi Flegrei – Bodenhebung bleibt bei 25 mm im Monat

Datum: 25.11.2025 | Zeit: 22:21:54 UTC | Koordinaten 40.829 ; 14.140 | Tiefe: 10 km | Md 3,3

Am Dienstagabend um 23:21:54 Uhr Lokalzeit wurde die süditalienische Caldera von einem Erdbeben der Magnitude 3,3 erschüttert. Das Hypozentrum lag nur 2,7 Kilometer unter der Solfatara, einem der aktivsten hydrothermalen Austrittsbereiche des Vulkans. Das Ereignis wurde in zahlreichen Orten der Region deutlich verspürt und löste sofort rege Diskussionen in sozialen Netzwerken aus. Wie so oft kam das Erdbeben nicht allein: Seit gestern wurden mehr als 40 Erschütterungen detektiert, was die anhaltende seismische Unruhe im Gebiet der Campi Flegrei unterstreicht.

Die zuständigen Behörden informierten die Bevölkerung über die Ereignisse und erklärten den jüngsten Erdbebenschwarm am Morgen für beendet. Allerdings dürfte es nicht lange dauern, bis der nächste Schwarm einsetzt. Problematisch ist, dass das INGV Neapel derzeit dringende Wartungsarbeiten durchführt, wodurch das Echtzeitwarnsystem zeitweise offline ist. Sollte erneut ein Schwarm beginnen, könnten aktuelle Warnungen verspätet eintreffen.

Gestern veröffentlichten die Vulkanologen auch das neue Wochenbulletin für den Zeitraum vom 17. bis 23. November. In dieser Woche wurden 110 Erdbeben registriert, das stärkste mit Magnitude 3,0. Die Bodenhebung hält unverändert an und beträgt derzeit rund 25 Millimeter pro Monat. Seit November 2005 hob sich der Boden um insgesamt 157 Zentimeter, davon 19,5 Zentimeter allein im Jahr 2025. Diese fortgesetzte Hebung gilt als wichtiger Hinweis auf Druckaufbau im Untergrund, der sich auch in den weiterhin anhaltenden Kohlendioxidemissionen äußert. Sie liegen im Schnitt bei 5000 Tonnen am Tag.

Besorgniserregend ist zudem die konstant hohe Fumarolentemperatur in der Solfatara. An der Bocca Grande werden weiterhin rund 173 Grad heiße Gase emittiert. Dieser Wert gilt inzwischen als stabiler Durchschnitt und nicht mehr als kurzfristige Spitze, was auf ein dauerhaft stark erhitztes hydrothermales System schließen lässt.

Wie im letzten Update zu den Campi Flegrei berichtet, wurde 1935 eine Fumarolentemperatur von bis zu 190 Grad gemessen, als es nahe der Bocca Grande zu einer hydrothermalen Explosion kam, die einen 2 Meter durchmessenden Krater generierte. Zwar werden entsprechende Temperaturen noch nicht erreicht, allzufern ist man von diesem Punkt aber nicht mehr.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 3,0 am Samstagabend

Calderavulkan Campi Flegrei von Erdbeben Mb 3,0 erschüttert – Hydrothermale Explosion im Jahr 1935

Datum: 22.11.2025 | Zeit: 17:55:10 UTC | Koordinaten  40.815 ; 14.160 | Tiefe: 2,4 km | Md 3,0

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde am Samstagabend um 18:55:10 Uhr Ortszeit von einem Erdbeben der Magnitude 3,0 erschüttert. Die Herdtiefe lag in 2,4 Kilometern. Das Epizentrum wurde unmittelbar vor der Küste bei Bagnoli verortet. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor, die sogar zum Teil aus dem benachbarten Neapel kamen. Demnach war der Erdstoß als starker Ruck deutlich spürbar und brachte in Hochhäusern Lampen zum Schwingen.

Campi Flegrei. © EMSC/Leaflet

Bereits am Nachmittag hatte es ein Erdbeben Md 2,2 gegeben, das sich an der Küste südlich der Solfatara zutrug, genauer, am Fuß des Monte Olibano, der inzwischen wegen seines domartigen Charakters, einer Schwereanomalie in der Tiefe und deutlichen Bodendeformationen bekannt ist. Die Schwereanomalie könnte durch eine Magmenintrusion in Form eines Gangs zustande kommen. Bei den Bodendeformationen handelt es sich neben dem allgemeinen Hebungstrend auch um spontane Absenkungen, die mit stärkeren Erdbeben in Verbindung gebracht wurden. Auch der Erdstoß Md 2,2 wurde von den Bewohnern des Areals wahrgenommen.

Das INGV und die Kommune Pozzuoli gaben zu den stärkeren Erdbeben Meldungen heraus. Mit den üblichen Hinweisen und Telefonnummern, unter denen Schäden gemeldet werden können.

Insgesamt gab es seit gestern 25 Erdbeben, was eine vergleichsweise moderate Anzahl darstellt, berücksichtigt man, dass es in den letzten Wochen oft Schwarmbeben mit mehr als 30 Beben pro Tag gab. Dafür entluden sich die angestauten Spannungen dann in dem stärkeren Erdbeben Md 3,0.

Eine nachhaltige Abschwächung der magmatisch bedingten Phänomene in der Caldera ist nicht in Sicht und die Druckbeaufschlagung des Vulkansystems hält weiter an. Früher in der Woche wurde mehrfach das steigende Risiko phreatischer Eruptionen betont, von dem vor allem der Solfatara-Bereich betroffen ist.

Hydrothermale Explosion in 1935 gibt Hinweise auf unbekannte Hebungsphase

In diesem Zusammenhang steht auch eine Meldung aus dem Jahr 1935, die von Anna Peluso – Administratorin der FB-Gruppe zur „Roten Zone der Campi Flegrei“ aus alten Zeitungsarchiven ausgegraben wurde. Damals kam es zu einer hydrothermalen Explosion in der Solfatara, die nicht nur heißen Schlamm förderte, sondern auch Gesteinsbrocken auswarf, als sich ein neuer Schot freisprengte. Vor der Explosion sollen die Fumarolentemperaturen zwischen 160 und 190 Grad geschwankt haben und waren somit deutlich erhöht. Aktuell liegt die Fumarolentemperatur bei 173 Grad.

Diese Erkenntnis ist von großer Relevanz, denn es gibt meines Wissens nach keine Belege dafür, dass es im 20. Jahrhundert vor 1950 bereits eine Bodenhebungsphase gab. Natürlich ist es möglich, dass der Boden damals nicht ständig vermessen wurde und eine Bodenhebungsphase unentdeckt oder unerwähnt blieb. Das würde aber bedeuten, dass der vulkanische Aufheizungsprozess wesentlich früher begann als angenommen oder dass es auch vorher immer wieder zu Hebungs- und anschließenden Senkungsphasen kam und es ein eigenständiges bradyseismisches Phänomen sein kann, unabhängig von einem Aufladen des Vulkans. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gingen zuletzt davon aus, dass die bekannten Hebungsphasen des 20. Jahrhunderts von Aufladungsprozessen des Vulkans zeugten und es die ersten seit der Monte-Nuovo-Eruption 1538 waren.

Campi Flegrei: Anstieg der Fumarolentemperatur

Erdbeben Campi Flegrei. © EMSC/Leaflet

Anstieg der Fumarolentemperatur in der Solfatara – Sorge vor phreatischen Eruptionen in den Campi Flegrei wächst

Die Erdbeben in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bei Neapel gehen weiter und es gibt keine Anzeichen für eine etwaige Entspannung der Situation. Im Gegenteil, die neuesten geophysikalischen Messungen zeigen, dass die Fumarolentemperatur in der Solfatara um 3 Grad auf 173 Grad Celsius angestiegen ist. Auf einer Fachtagung äußerten Vulkanologen, dass die Gefahr phreatischer Explosionen steigt.

In den letzten 24 Stunden gab es unter der Caldera 56 Erdbeben. 43 davon konzentrierten sich auf einen Schwarm, der gestern Vormittag begann und dessen stärkste Einzelerschütterung eine Magnitude von 2,7 hatte. Das Hypozentrum dieses Bebens lag in 2,8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde unter der auslaufenden Tangentiale der Galeria Solfatara nördlich des gleichnamigen Kraters lokalisiert.

BG-Fumarole. © INGV

Dem INGV-Wochenbericht für die Periode vom 10. bis 16. November ist zu entnehmen, dass es in der 46. Kalenderwoche 88 Erdbeben gegeben hatte. Die Bodenhebung blieb bei 25 mm im Monat. Die Rohdaten deuten möglicherweise einen leichten Rückgang an. Der Kohlenstoffdioxidausstoß zeigte keine wesentlichen Schwankungen und ist weiterhin sehr hoch. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole liegt weiterhin bei 94 Grad, gemessen in 5 m Entfernung zum Hauptgasstrom. Angestiegen ist hingegen die Gastemperatur der Fumarole Bocca Grande im Solfatara-Krater. Sie stieg in den letzten Wochen von 169 auf 172 Grad. Ein neu installierter Temperatursensor maß sogar 173 Grad. Dieser Wert wurde schon früher als Maximalwert angegeben, jetzt soll es ein Durchschnittswert sein.

Geowissenschaftler tagten in Bagnoli und diskutierten die Vulkangefahren

Nicht zuletzt die gestiegene Gastemperatur und die beschleunigte Bodenhebung schüren Sorgen um phreatische Explosionen. Auf einer Fachtagung, die letzte Woche Dienstag im Auditorium in Bagnoli abgehalten wurde, wiesen Geowissenschaftler auf die steigende Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieser gefährlichen Phänomene hin und machten deutlich, dass diese dampfgetriebenen Explosionen ohne jegliche Vorwarnung auftreten könnten.

Die Tagung wurde vom INGV-Präsidenten Fabio Florindo eröffnet, der die Bedeutung einer kontinuierlichen Überwachung betonte. Ebenfalls anwesend waren Nello Musumeci, Minister für Zivilschutz und Meerespolitik, Paola Pagliara, Direktorin für Risikovorhersage und Prävention im Zivilschutz, sowie Stefano Branca, Direktor des Vulkan-Departements des INGV. Die wissenschaftliche Leitung übernahm Lucia Pappalardo, Direktorin des Vesuv-Observatoriums und wissenschaftliche Leiterin des LOVE-CF-Projekts, die die neuesten Erkenntnisse zum Zustand des magmatischen Systems präsentierte. Demnach soll sich das Magma vor allem in zwei Tiefenbereichen ansammeln: in rund 6–8 Kilometern sowie in etwa 12–16 Kilometern Tiefe. Annahmen über flachere Magmaakkumulationen wurden verworfen. Stattdessen geht man davon aus, dass magmatische Gänge bis auf 3–4 Kilometer Tiefe vordringen, dort jedoch relativ rasch abkühlen und erstarren.

In einem späteren Rai-Uno-Interview mokierte der Zivilschutz-Minister Nello Musumeci, dass es den Bürgern von Pozzuoli an Risikobewusstsein fehlen würde. Bisher seien auch nur ca. 5% der bereitgestellten Hilfsgelder für freiwillige Umsiedlungsmaßnahmen abgerufen worden. Auch Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gebäudesicherheit würden nicht in genügend großem Umfang durchgeführt werden. Ein Problem bestehe wohl darin, dass viele Gebäude keine gültige Baugenehmigung hätten und Hausbesitzer fürchteten, Hilfsgelder zu beantragen. Eine Baugenehmigung wird wohl unwirksam, sobald durchgeführte Arbeiten von den eingereichten Plänen abweichen. Daher müsse man über eine Generalamnestie in Bezug auf Bausünden nachdenken.

Campi Flegrei: Kontroverse um Schadensursache im Bahntunnel

Die Via Giacomo Matteotti läuft direkt auf den Monte Olibano im Hintergrund zu. © Marc Szeglat

Streit um Tunnel-Schäden in den Campi Flegrei: Erdbeben oder Baufehler?

Die Schließung des Monte-Olibano-Tunnels bei Pozzuoli hat eine kontroverse Debatte ausgelöst, über die das Nachrichtenportal Pozzuolinews24 in zwei Artikeln berichtete. Während das öffentliche Verkehrsunternehmen EAV (Ente Autonomo Volturno) die Schäden auf ein lokales Erdbeben im Juli zurückführt, sieht der Vulkanologe Giuseppe Luongo die Ursache in möglichen Fehlern bei den Bauarbeiten oder in einer unzureichenden geologischen Untersuchung.

Der Tunnel einer wichtigen Eisenbahnlinie in den Phlegräischen Feldern wurde nach einem Erdbeben der Magnitude 4,0, das sich am 18. Juli 2025 ereignet hatte, geschlossen. Kurz darauf wurden strukturelle Schäden festgestellt, darunter die Absenkung eines Tunnelabschnitts um 3,5 Zentimeter. Für EAV steht fest, dass das seismische Ereignis die Ursache war: Trotz der moderaten Magnitude habe die Erschütterung aufgrund der geringen Herdtiefe und der Lage des Tunnels auf einer aktiven Verwerfung außergewöhnlich hohe Bodenbeschleunigungen erreicht. Laut EAV lag die Spitzenbeschleunigung zwischen 33,3 und 37,5 Prozent der Erdbeschleunigung – ein Wert, der nach Angaben des Unternehmens „sehr hoch“ sei und selbst bei kleinen Beben gravierende Auswirkungen auf Bauwerke haben könne.

Luongo hingegen hält diese Erklärung für unplausibel. Die seismische Energie sei zu gering gewesen, um derart massive Schäden zu verursachen. Er vermutet stattdessen, dass der Tunnelbau auf geologische Schwierigkeiten gestoßen sei, die während der Planung oder Ausführung nicht erkannt wurden. Der Monte-Olibano-Tunnel durchquere an einer Stelle schlecht verfestigten Tuff, ein instabiles Vulkangestein, das empfindlich auf Bauarbeiten reagieren könne. Möglich sei eine sogenannte „geologische Überraschung“ – eine unerwartete Gesteinsunterbrechung – oder ein technischer Fehler beim Bohren.

Die Gegendarstellung der EAV fiel deutlich aus: Das Unternehmen betont, dass die seismische Beschleunigung in der Region von unabhängigen Stellen, darunter dem Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia (INGV), bestätigt worden sei. Zudem sei die problematische Lage des Tunnels auf einer aktiven Verwerfung seit seiner Planung in den 1980er Jahren bekannt. EAV habe den Bau damals nicht selbst veranlasst, sondern lediglich die Infrastruktur übernommen.

Um die Stabilität zu überwachen, hat EAV inzwischen ein umfassendes Messsystem installiert: 16 Rissmessgeräte, mehrere Druck- und Beschleunigungssensoren sowie ein digitales Überwachungssystem, das Daten in Echtzeit an das INGV übermittelt.

Tatsächlich hatte sich während des Erdbebens nicht nur der Tunnel gesenkt, sondern ein größerer Abschnitt des Monte Olibano, der aus einem alten Lavadom am Rand der Solfatara besteht. Meiner Meinung nach ein sehr ungünstiger Baugrund und erst recht nicht für Tunnelbohrungen geeignet.

Der Tunnelschaden steht sinnbildlich für die schwierige Balance zwischen Technik und Natur in einem der geologisch aktivsten Gebiete Europas. Schäden an der Infrastruktur sind nicht die einzigen Auswirkungen der geologischen Ereignisse in den Campi Flegrei und Pozzuoli: Italienische Medien berichten über einen gravierenden Leerstand von Gewerbeimmobilien, von dem besonders das historische Stadtzentrum betroffen ist, wo inzwischen über 60 % der Geschäfte geschlossen sind, aufgegeben wurden oder kurz vor der Schließung stehen. Die Geschäftsaufgaben finden ihren Ursprung zum großen Teil ebenfalls in der geologischen Krise: Zum einen gibt es Gebäudeschäden, zum anderen meiden die Bürger die Altstadt aus Sorge, von einem stärkeren Erdbeben erwischt zu werden. Zudem schwindet die Kaufkraft der Bürger. Viele Menschen versuchen, sich Rücklagen zu schaffen, um im Notfall einen Notgroschen zu haben, oder mussten bereits in geschädigte Gebäude investieren.

Campi Flegrei: Bodenhebung beschleunigte sich stärker

Bodenhebung der Campi Flegrei beschleunigte sich stärker als gedacht – Rate beträgt nun 25 mm pro Monat

In den letzten beiden Tagen „normalisierte“ sich die Erdbebentätigkeit auf dem Niveau, das wir seit Jahren als durchschnittlich ansehen, und es gab bis jetzt 14 Beben. Gleichzeitig liegen dem INGV nun die GNSS-Korrekturwerte zu den Satellitenbahnen vor, sodass genauere Werte für die Bodenhebung der letzten Wochen vorhanden sind: Die Bodenhebung beschleunigte sich tatsächlich auf 25 mm pro Monat, anstatt wie zuvor berechnet auf 20 mm. Sollte sich der Boden aktuell noch mit gleicher Geschwindigkeit bei temporär nachlassender Seismizität heben, besteht ein erhöhtes Risiko für mittelstarke bis starke Erdbeben mit Magnituden ab 4 – aufgrund der beschleunigten Bodenhebungen bauen sich größere Spannungen auf, die nicht mehr durch viele schwache Erdbeben abgebaut werden, wodurch das Risiko stärkerer Erdbeben steigt.

Bodenhebung 25 mm. © INGV

Der Rückblick auf die letzte Woche zwischen dem 3. und 9. November 2025 zeigt, dass insgesamt 165 Erdbeben mit einer Magnitude von Md ≥ 0,0 registriert wurden, was etwas mehr als in der Vorwoche war, als es 149 Ereignisse gab. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von Md 2,5. Etwa 61 dieser Erdbeben traten im Rahmen von drei seismischen Schwärmen auf, wie sie für das Gebiet typisch sind.

Die geochemischen Daten bestätigen den langfristigen Trend einer Erwärmung des hydrothermalen Systems und erhöhter Gasemissionen. Im Gebiet von Pisciarelli, am nordöstlichen Außenhang der Solfatara, zeigten die kontinuierlichen Messungen der Station FLXOV8 in der Berichtsperiode keine signifikanten Veränderungen des CO₂-Flusses gegenüber den Vorwochen. Die Fumarolenemissionen – rund fünf Meter vom Hauptaustrittsbereich entfernt gemessen – erreichten in der vergangenen Woche durchschnittlich 94 °C, mit einem Minimum von 91 °C infolge von Regenfällen. Diese Schwankungen deuten laut INGV auf einen zunehmenden meteorologischen Einfluss auf den lokalen Entgasungsprozess hin, was auf eine vorübergehende Verlangsamung der Entgasung schließen lässt.

Anders präsentiert sich die Situation im Kratergebiet der Solfatara: Dort registrierte die Station FLXOV5 an der Hauptfumarole „BG“ eine durchschnittliche Temperatur von etwa 166 °C, mit Spitzenwerten bis 170 °C. Während der monatlichen Probenahmen wurden sogar 173 °C gemessen. Der anhaltende Temperaturanstieg korreliert mit zunehmenden diffusen Gasflüssen und den berechneten Gleichgewichtstemperaturen des hydrothermalen Systems.

Rückblick auf den Oktober

Bereits im Oktober 2025 hatte das Observatorium 1050 Erdbeben in den Campi Flegrei verzeichnet, davon 861 lokalisiert. Die Epizentren lagen überwiegend zwischen Pozzuoli, Agnano, Solfatara-Pisciarelli, Bagnoli und dem Golf von Pozzuoli, in Tiefen bis maximal fünf Kilometern. Der CO₂-Ausstoß im Gebiet von Solfatara lag weiterhin bei rund 5500 Tonnen pro Tag.

Insgesamt bleibt die Situation in den Phlegräischen Feldern angespannt und die Druckbeaufschlagung und Erwärmung des Vulkansystems setzt sich weiter fort: Die Beschleunigung der Bodenhebung, einhergehend mit intensiver seismischer Tätigkeit, hohem Gasausstoß und steigenden Gastemperaturen, sind alarmierende Anzeigen, die sich auch in der Erhöhung der Gefahrenstufe auf „Gelb Phase 2“ widerspiegeln.

Campi Flegrei: Anhaltender Erdbebenschwarm am 09.11.25

Intensiver Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei und Pozzuoli – Über 70 Beben seit gestern

Seit Wochen ist die Erdbebenaktivität in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei signifikant erhöht, sodass man mittlerweile von einem durchgehenden Erdbebenschwarm sprechen kann. Phasenweise verstärkt sich diese seismische Aktivität, sodass die Erschütterungen fast im Minutentakt auftreten. Viele der Beben bleiben unbemerkt, doch mehrere Erdstöße werden von den Bewohnern des Calderavulkans deutlich wahrgenommen und hinterlassen Spuren an der Bausubstanz.

Erdbeben. © INGV

Seit dem 8. November wurden über 70 schwache Erschütterungen registriert. Das stärkste Einzelbeben erreichte am Morgen des 9. November eine Magnitude von 2,2 und ereignete sich in einer Tiefe von 2,3 Kilometern. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara.

Die zahlreichen Erdbeben bauen aufgestaute Spannungen im Untergrund rasch ab, sodass stärkere Erschütterungen in den letzten Wochen ausblieben – doch das muss nicht so bleiben. Die Bodenhebung steigerte sich Mitte Oktober auf etwa 20 Millimeter pro Monat; ungefähr zu diesem Zeitpunkt setzte auch der aktuelle Erdbebenschwarm ein. Ein ähnliches Muster zeigte sich bereits im Frühjahr 2023 und im Sommer des vergangenen Jahres.

Inzwischen wächst das Risiko phreatischer Eruptionen in der Solfatara und im benachbarten Pisciarelli-Gebiet zunehmend. Ob und wann es tatsächlich zu Explosionen kommt, bleibt jedoch ungewiss.

Währenddessen bereiten sich Zivilschutz, Behörden und Bürger der roten Gefahrenzone auf den Ernstfall vor. Am 5. und 6. November fand in der Region Kampanien die nationale Vulkanrisikoübung „Exe Flegrei 2025“ statt. Ziel war es, die Abläufe einer möglichen Evakuierung im Fall eines Vulkanausbruchs zu testen und die nationale Koordination zu stärken.

Neben den lokalen Einsatzkräften nahmen auch das INGV, operative Einheiten sowie die Regionen Sardinien und Sizilien teil. Die beiden Inseln spielen im Ernstfall eine Schlüsselrolle: Sie sollen – laut nationalem Notfallplan – Evakuierte aus dem neapolitanischen Stadtgebiet aufnehmen. Sardinien ist dabei für die Unterbringung der Bewohner des Stadtteils Posillipo vorgesehen.

Während der Übung wurden die Kommunikationswege zwischen den Einsatz- und Koordinierungszentren überprüft und die Evakuierungsroute von den drei Wartebereichen in Neapel – Piazza Vittoria, Piazza Sannazaro und Piazza San Luigi – zum See- und Fährhafen getestet. Dort wurden die Systeme zur Registrierung und Einschiffung der Bevölkerung für die Partnerregionen simuliert.

Die Übung knüpfte an „Exe Flegrei 2024“ an, die im Oktober 2024 bereits Teile des Rückzugsplans erprobt hatte. Auch Schüler und Lehrer des Instituts „Bernini-De Sanctis“ beteiligten sich als Vertreter der betroffenen Stadtviertel.

Der Zivilschutz betonte, dass solche Simulationen entscheidend seien, um die Verfahren zu festigen und sowohl Einsatzkräfte als auch Bevölkerung bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten.

Campi Flegrei: Etablierung eines neuen Warncodesystems

Alarmstufe der Campi Flegrei steht nun auf „Gelb Phase 2“ – Technische Systemänderung der Grund

Der italienische Zivilschutz hat heute in den Campi Flegrei ein neues Vulkan-Warnsystem in Kraft gesetzt, das das bisherige Farbcodesystem um zusätzliche operative Phasen erweitert. Jede der vier Hauptwarnstufen – Grün, Gelb, Orange und Rot – ist nun in zwei Phasen unterteilt, um die Aktivität des Vulkans differenzierter zu erfassen und die entsprechenden Schutzmaßnahmen gezielter steuern zu können.

Während die Hauptfarben weiterhin den allgemeinen Zustand des Vulkans widerspiegeln, definieren die Phasen innerhalb jeder Farbe das Ausmaß der Veränderungen: Phase 1 kennzeichnet den Beginn einer Abweichung vom Normalzustand, Phase 2 steht für eine deutlicher ausgeprägte Aktivitätssteigerung innerhalb derselben Farbstufe.

Derzeit befindet sich die Caldera der Campi Flegrei in „Gelb – Phase 2“, was eine mittlere Alarmstufe bedeutet: verstärkte seismische Aktivität, Bodenhebung und intensivere Gasemissionen, jedoch ohne unmittelbare Gefahr einer Eruption. Das neue System ähnelt dem mexikanischen Popocatépetl-Ampelschema, das ebenfalls Zwischenstufen zur genaueren Risikoabschätzung nutzt.

Die Einführung des neuen Systems war bereits im März beschlossen worden. Damals wurden unter der Bevölkerung bereits Stimmen laut, die eine Erhöhung der Alarmstufe auf „Orange“ forderten. Ab diesem Farbcode können bereits präventive Evakuierungsmaßnahmen in größerem Stil durchgeführt werden – deren Kosten dann der Staat übernehmen muss. Etwas, das Verantwortliche in den Behörden bestimmt nicht gerne oder leichtfertig anordnen. Das neue System erlaubte nun quasi eine leichte Erhöhung der Alarmstufe, ohne gleich Konsequenzen ziehen zu müssen.

Im INGV-Wochenbericht für die KW 44 wurde der gesteigerte Wert für die Bodenhebung von 15 mm auf 20 mm pro Monat bestätigt. Überdies gab es in der Woche 149 Erdbeben, was ein überdurchschnittlich hoher Wert ist. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei 94 Grad, während die Bocca Grande der Solfatara bis zu 170 Grad heiß war.

Campi Flegrei: Erhöhte Erdbebenaktivität am 02.11.2025

Campi Flegrei mit fast 80 Erdbeben seit gestern – Mehrere Erschütterungen Md größer 2,0

Die Campi Flegrei bei Pozzuoli werden weiterhin von Schwarmbeben erschüttert. Seit gestern ereigneten sich fast 80 schwache Erdbeben, von denen drei Magnituden im Zweierbereich erreichten. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 2,7 und 3,2 Kilometern. Die Epizentren verteilten sich leicht: Zwei Erschütterungen wurden direkt unter Pozzuoli registriert, eine weitere nordwestlich der Stadt. Die meisten anderen Beben bewegten sich im Bereich der Mikroseismizität.




Die stärkeren Erschütterungen des Schwarms wurden von den Bewohnern der Caldera deutlich wahrgenommen. Viele Menschen sind mittlerweile für das Thema sensibilisiert, verfolgen die Seismogramme und diskutieren in den sozialen Medien über das Geschehen. Während der Hochphase des Schwarms bebte es zeitweise alle ein bis zwei Minuten. Das INGV und die Kommune gaben die üblichen Warnungen heraus – Warnungen, die allerdings kaum zur Beruhigung der Bevölkerung beitragen und ohne Schutzmaßnahmen sinnlos sind! Es handelt sich im Prinzip um ein durchgehender Erdbebenschwarm, der sich phasenweise verstärkt. Es gibt ein permanentes Risiko stärkerer Erdbeben, unabhängig davon, ob eine intensivere Phase stattfinden oder nicht.

Auch die jüngsten Forschungsergebnisse dürften wenig beruhigend wirken: Sie zeichnen zunehmend das Bild eines Vulkans, der sich auf eine Eruption vorbereitet. Offenbar existiert derzeit noch kein offenes Fördersystem – das Magma steckt in Tiefen unterhalb von fünf Kilometern fest. Doch der steigende Fluiddruck scheint den „Deckel“ der Caldera allmählich aufzubrechen und potenzielle Aufstiegswege zu schaffen. Ob und wann dies gelingt, ist offen. Studien deuten jedoch darauf hin, dass der Aufheizungsprozess länger andauert, als bislang angenommen. Die Bodenhebungsphasen des letzten Jahrhunderts waren demnach keine voneinander unabhängigen Ereignisse, sondern bereits kurzzeitige Episoden derselben thermischen Aktivität. Orientiert man sich an den Ereignissen vor der Monte-Nuovo-Eruption von 1538 – sofern diese korrekt überliefert und interpretiert sind – befindet sich das Gebiet derzeit vermutlich näher an einer möglichen Eruption, als noch vor Kurzem angenommen.