Campi Flegrei: Eisenbahntunnel nach Erdbeben Md 4,0 gesperrt

Den Eingang zum Eisenbahntunnel sieht man unten links der Mitte. Oben rechts die Solfatara der Campi Flegrei. ©, Google Maps

Erdbeben Md 4,0 vom 18. Juli verursachte starke Schäden an zwei Eisenbahntunnel der Campi Flegrei- Sie verlaufen durch den Monte Olibano im Süden der Solfatara

Pozzuoli, 24.07.2025Das Erdbeben Md 4,0, das sich am 18. Juli ereignete, verlief anscheinend doch nicht so glimpflich wie zuvor angenommen. Im Gegenteil, es könnte mit die folgenschwersten Schäden verursacht haben, die ein einzelnes Beben bislang in der Region verursachte. Denn wie jetzt bekannt wurde, erlitten zwei Eisenbahntunnel erhebliche Schäden und wurden vor drei Tagen gesperrt. Die Kosten für die Sanierung sind noch nicht absehbar.

Betroffen sind zwei Tunnel der Cumana-Linie zwischen Bagnoli und Arco Felice. Die beiden Tunnel der Eisenbahnstrecke führen ausgerechnet unter dem Monte Olibano durch, der am Südrand der Solfatara liegt und im Verdacht steht, zumindest teilweise ein Lavadom zu sein. Während einer der Tunnel im Betrieb war, handelt es sich um den zweiten Tunnel, der in 300 m Entfernung parallel zum älteren Tunnel verläuft, um einen noch nicht eröffneten Neubau. Dort mussten die Arbeiten nun aus Sicherheitsgründen eingestellt werden, während der sich im Betrieb befindliche Tunnel für den Bahnverkehr gesperrt wurde. Besonders Pendler, die täglich mit der Bahn zur Arbeit fahren, sind von der Sperrung stark betroffen. Da die Bahnreisenden nun aufs Auto umsteigen, sind die Straßen nun doppelt belastet und es kommt zu noch stärkeren Staus als üblich.




In dem alten Tunnel sind zahlreiche neue Risse aufgetreten und bereits bestehende haben sich vergrößert. Sie standen bereits unter Beobachtung. Aber auch der neue Tunnel, der vermutlich den alten ersetzen sollte, wurde stark beschädigt und es entstanden Risse. Gutachter aus Turin prüfen nun, wie stark die Schäden tatsächlich sind und wie man weiter vorgehen soll. Bis auf Weiteres bleiben die Tunnel gesperrt.

Die Turiner Tunnelexperten meinten bereits, dass eines der Hauptprobleme die starre Konstruktion der Tunnelanlagen sei, die nicht mitschwingen könnten. Da fragt man sich als Laie natürlich, warum auch der zweite Tunnel so angelegt wurde, in Zeiten, in denen Erdbeben und Bodenhebung bekannt sind. Die Tunnel liegen nicht nur am Rand des vulkanisch aktiven Gebietes der Solfatara – wo meiner Meinung nach zudem saure Bodenwässer Stahlbetonkonstruktionen besonders schnell erodieren könnten –, sondern auch noch nahe des Gebietes mit der größten Bodenhebung und den stärksten Erdbeben.

Direkt nach dem Erdbeben vom 18. Juli hieß es, es seien keine größeren Schäden entstanden. Es trat aber ein Erdrutsch am Hang der Via Napoli, der Küstenstraße am Fuß des Monte Olibano, auf. Mit diesem Wissen wurde die Untersuchung der Tunnel spät eingeleitet.

Bereits in einem früheren Bericht schrieb ich über die zahlreichen Tunnel, die unter den vulkanischen Erhebungen und Kraterkegeln der Region führen. Zwar hatte ich die besagten Eisenbahntunnel nicht auf dem Radar, aber bei meinem letzten Besuch der Campi Flegrei im März fragte ich mich schon, ob die Tunnel, durch die ich cruisete, erdbebensicher angelegt seien und wie es um diese Nadelöhre im Falle einer Evakuierung bestellt sei. Die Antwort haben wir jetzt. Dummerweise lassen ich die Erdbeben nicht vorhersagen, so dass man hier ggf. ohne Vorwarnung in einem Tunnel erwischt wird.

Ein wenig Kritik über die Anlage des Eisenbahntunnels am Rand der Solfatara entlang kann ich mir auch nicht verkneifen: Bleibt zu hoffen, dass diese Bauplaner nie die Lage für ein Atomkraftwerk ausgewählt haben. Oder kurz gesagt: Bescheuerter geht es nicht!

Campi Flegrei: Erdbebenschwarm hält am 19. Juli an

Weitere Erdbeben unter Campi Flegrei – Randbereich der Hebungszone besonders betroffen

Pozzuoli, 19.07.2025Unter der Caldera in Süditalien gab und gibt es weitere Erdbeben. Nachdem am späten Abend der Schwarm für beendet erklärt wurde, der mit dem Erdbeben Md 4,0 zusammenhing, begann nach kurzer Pause nachts ein weiterer Schwarm. Die Epizentren liegen einerseits in dem Gebiet des 4-er Erdbebens, andererseits aber im Nordwesten der Hebungszone am Monte Gauro. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9.

Sicherlich ist es Definitionssache, ob es sich um ein neues Schwarmbeben handelt oder ob sich das von gestern fortsetzt. Meiner Meinung nach handelt es sich bei den Beben in der Nähe von Bagnoli im Südosten der Hebungszone um eine Fortsetzung des Schwarmes von gestern, während die Beben im Nordwesten einen neuen Schwarm bilden. Verwendet man die Definition des USGS für Schwarmbeben, dann handelt es sich bei der Tätigkeit der letzten Jahre um einen ununterbrochenen Erdbebenschwarm, der infolge der Bodenhebung auftritt. Im Endeffekt ist das aber nur von akademischer Bedeutung. Viel wichtiger ist, was die Schwarmbeben verursacht und welche Folgen sich daraus für die Bewohner der Caldera entwickeln könnten.

Die Zunahme in der Randzone der Hebungsphase ist in meinen Augen alarmierend, denn sie könnte darauf hindeuten, dass es vermehrten Spannungsaufbau entlang von Störungen dort gibt, weil sich entweder die Hebungszone weiter ausbreitet oder dass der Boden in der Haupthebungszone an seine Elastizitätsgrenze gerät. In der Folge entstehen mehr Risse und immer stärkere Erdbeben. Die Risse könnten es magmatische Fluide und letztendlich dem Magma selbst erlauben final aufzusteigen.




Obwohl die Vulkanologen überwiegend beschwichtigen und sagen, es gebe keine Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs, wächst in der Bevölkerung langsam aber sicher die Sorge vor genau so einem Ereignis. Gestern Abend war der Notfallversammlungsplatz auf dem alten NATO-Gelände gesperrt, weil dort eine Veranstaltung stattfand. Besorgte Bürger fragten in den sozialen Medien, wie sie denn im Notfall flüchten sollen, wenn die Fluchtrouten blockiert sind. Ein Kommentator meinte: „Wovor soll man im Falle eines Erdbebens flüchten? Dazu würde es reichen, sich ins Freie zu begeben.“

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,0 bei Bagnoli

Weiteres mittelstarkes Erdbeben Md 4,0 erschüttert Campi Flegrei – Epizentrum bei Bagnoli

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde heute Morgen erneut von einem mittelstarken Erdbeben erschüttert. Der Erdstoß der Magnitude 4,0 ereignete sich um 09:14 Uhr Lokalzeit (07:14 UTC) und hatte eine Herdtiefe von 2500 m. Das Epizentrum wurde an der Küste von Dazin bei Bagnoli lokalisiert und lag damit zwischen den Gemeinden Pozzuoli und Neapel. Der Erdstoß war nicht nur hinsichtlich seiner vergleichsweise hohen Magnitude ungewöhnlich, sondern insbesondere seiner Lage am südöstlichen Randbereich der Hebungszone. Hier hatte es bereits am 13. März eines der stärksten je in den Campi Flegrei registrierten Erdbeben gegeben. Es hatte eine Magnitude von 4,6 und verursachte einige Schäden.

Das Erdbeben schreckte die Bevölkerung der Campi Flegrei auf und viele Menschen stürmten auf die Straßen und auch auf den Notfall-Versammlungsplatz des alten Natogeländes. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, doch es gab weitere Rissbildungen in Gebäuden. Zudem kam es an der Steilküste zu Felsstürzen. Einsatzkräfte kontrollierten mehrere Gebäude, darunter drei Wohnhäuser.

Das Beben war von den Anwohnern in einem Umkreis von 30 Kilometern um das Epizentrum deutlich zu spüren gewesen, wobei diesmal ungewöhnlich viele Wahrnehmungsmeldungen von Bürgern der Kommune Neapel eintrafen.

Natürlich kam das Beben Md 4,0 nicht alleine, sondern war Teil eines stärkeren Erdbebenschwarms, der bis jetzt aus mehr als 30 Beben besteht. Die meisten Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Viele der Beben manifestierten sich im Südostrand der Solfatara.

Das Beben, das unter die Top Ten der stärksten Beben in den Campi Flegrei fällt, stellt einen weiteren Höhepunkt der Bradyseismos-Phase dar, die seit 20 Jahren anhält und sich insbesondere seit 2018 signifikant steigerte. Meiner Meinung nach ein Anzeichen, dass der Calderavulkan aufheizt und sich langfristig betrachtet auf eine Eruption vorbereitet.

Campi Flegrei: Erdbeben und Anstieg des Gasausstoßes

Der Krater des Monte Nuovo. © Marc Szeglat

Erdbeben Md 2,1 am Monte Nuovo – Gasausstoß wieder auf vorheriges Niveau angestiegen

Pozzuoli, 16.07.2025Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei kam es gestern Nachmittag erneut zu einem erwähnenswerten Erdbeben. Es hatte die Magnitude 2,1 und eine Herdtiefe von 2700 m. Das Besondere: Das Epizentrum befand sich an der südwestlichen Basis des Monte Nuovo. Hierbei handelt es sich um den jüngsten Schlackenkegel in der Caldera. Dort mündet eine Störungszone, die in der Mitte des golfs von Pozzuoli beginnt.

Der Erdstoß am Monte Nuovo war im näheren Umkreis des Epizentrums zu spüren gewesen, obwohl die Magnitude unter der offiziell gültigen Wahrnehmbarkeitsschwelle von M 3,0 lag. In den Campi Flegrei ist es aber nicht unüblich, dass auch schwächere Erdbeben von der Bevölkerung wahrgenommen werden, was zum einen an der dichten Besiedlung der Region liegt und zum anderen an den geringen Herdtiefen. Zudem scheint der Kessel der Caldera Erdbebenwellen zu reflektieren, so dass die Beben in der Caldera verstärkt wahrgenommen werden.

Gestern erschien auch der INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 7. bis 13. Juli 2025. In dieser Periode wurden 32 Beben festgestellt. In der Vorwoche waren es 56. Die Seismizität war also relativ niedrig. Die Bodenhebung blieb aber bei einer Geschwindigkeit von 15 mm im Monat, was davon zeugt, dass es trotz der vergleichsweise geringen Seismizität keine nachhaltige Entspannung der Situation gibt. Im Gegenteil: Je weniger schwache Erdbeben es gibt, die die Spannungen im Boden abbauen, die durch die Hebung entstehen, desto größer ist die Gefahr für stärkere Erdbeben.

Der Gasausstoß erhöhte sich wieder auf das Niveau, wie es vor dem Rückgang im Juni gemessen wurde. Der Kohlendioxidausstoß dürfte somit wieder bei ca. 5000 Tonnen am Tag gelegen haben, was ein beachtlicher Wert ist. Er zeugt davon, dass sich in der Tiefe ein großer Magmenkörper befindet, von dem das Gas ausgeht. Ein signifikanter Anstieg der Schwefeldioxidemissionen würde anzeigen, dass das Magma weiter aufsteigt, wodurch sich die Eruptionsgefahr deutlich erhöhen würde.

Die maximale Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad. Das Minimum von 92 Grad wurde während eines Regenschauers gemessen.

Campi Flegrei: Neue Löcher im Asphalt

Neues Loch im Straßen-Asphalt der Campi Flegrei – Fumarole brannte sich durch

Pozzuoli, 12.07.2025In den Campi Flegrei gab es am 9. Juli den bislang letzten Erdbebenschwarm. Er bestand aus 18 Einzelbeben geringer Magnituden. Das stärkste Beben brachte es auf Md 1,8. Am gleichen Tag manifestierte sich ein neues Loch im Asphalt einer frisch sanierten Straße – heiße Gase einer Fumarole hatten sich ihren Weg gebahnt und den Teer geschmolzen.

Bilder des ortsansässigen Fotografen Enzo Buono zeigen das Loch im Asphalt der Via Antiniana, die im südöstlichen Außenbereich der Solfatara liegt und nach Pisciarelli führt, wo die aktivste Fumarole der Campi Flegrei liegt. Wie Enzo in einem FB-Beitrag schreibt, wurde der Asphalt der Straße erst kürzlich saniert. Das kreisrunde Schmelzloch entstand in einem Straßenabschnitt, in dem es immer wieder zu solchen Ereignissen kommt. Bei genauerer Betrachtung der Fotos erkennt man weitere Absenkungen im Asphalt, die sich wie die Perlen einer Kette aneinanderreihen. Entweder wandert die Fumarole unterirdisch auf einer Linie entlang einer Schwächezone, oder der gesamte Hang der Solfatara bewegt sich infolge der Bodendeformation über eine ortsstabile Fumarole hinweg. Unklar ist, ob sich das Fumarolenfeld im Außenhang der Solfatara erst in den letzten Jahren gebildet hat, oder ob man so optimistisch war, die Straße hierdurch zu führen und dann auch noch Fumarolen zu überbauen. Letztendlich ein Zeugnis der Erdgewalten in den Campi Flegrei und ein Anzeichen dafür, dass sich hier Größeres zusammenbrauen könnte.

Dass sich in dem Areal der Campi Flegrei früher oder später eine bedeutende Naturkatastrophe ereignen wird, ist ziemlich offensichtlich. Letztendlich werden die beobachteten Phänomene in einem Vulkanausbruch resultieren, dem starke Erdbeben vorangehen und die sehr wahrscheinlich mit extremen Bodendeformationen einhergehen werden. Erdrutsche sind in diesem Zusammenhang wahrscheinlich. Die Frage ist nur, in welchem Zeitrahmen sich so eine Katastrophe ereignen wird. Bleibt den Menschen nur noch wenig Zeit, um sich vorzubereiten, oder dauert der Aufheizungsprozess des gigantischen Calderavulkans noch Jahrhunderte? Eine Frage, die die Wissenschaft bis jetzt nicht sicher beantworten kann, da Vergleichsdaten fehlen.

Fest steht, dass die aktuelle Unruhephase seit 20 Jahren anhält und damit signifikant länger ausfällt als vorherige, auch wenn die Bodenhebung langsamer abläuft. Die Erdbeben werden immer stärker und es werden große Mengen magmatischer Gase ausgestoßen, auch wenn deren Konzentration in den letzten Wochen etwas zurückging: Im Juni betrug der Kohlendioxid-Ausstoß 4500 Tonnen am Tag. Im Vormonat waren es 5000 Tonnen am Tag. Die Bodenhebung summierte sich in den 20 Jahren auf 148 Zentimeter. Die monatliche Hebungsrate liegt aktuell bei 15 mm. Nach dem Erdbebenschwarm vom 9. Juli ist die Seismizität vergleichsweise niedrig, was aber kein Grund zur Entwarnung darstellt. Im Gegenteil: Die Bodenhebung geht weiter, wodurch sich Spannungen aufbauen. Je weniger schwache Erdbeben es gibt, desto größer wird die Gefahr, dass sie sich nach einigen Wochen in stärkeren Erdbeben entladen, denen dann ein moderates Zerstörungspotenzial innewohnt.

Campi Flegrei: Weitere Erdbeben am 4. Juli

Die Pisciarelli-Fumarole gilt als möglicher Ort phreatischer Eruptionen. © Marc Szeglat

Weitere Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – Steigender Druck schürt Sorgen

Pozzuoli, 04.07.2025In den Campi Flegrei kam es zu einem weiteren Schwarmbeben. Italienische Geowissenschaftler befürchten, dass steigernder Druck stärkere Erdbeben hervorbringen werden. Es besteht die Gefahr phreatischer Explosionen.

Erdbeben CF

Campi Flegrei – hinter diesem Namen verbirgt sich ein Vulkan, von dessen tatsächlicher Größe frühe Siedler der Gegend südwestlich von Neapel nichts ahnten. Diese Ahnungslosigkeit veranlasste sie dazu, sich mitten in der größten Caldera Europas niederzulassen – eine folgenschwere Entscheidung, wie sich in den letzten Jahren herausstellt: Seit 20 Jahren kommt es immer wieder zu Schwarmbeben, die seit 2018 stetig an Intensität und Stärke zunehmen. Die Beben gehen einher mit einem Phänomen, das als Bradyseismos bezeichnet wird. Hierunter versteht man Hebungen und Senkungen des Bodens, die sich noch im letzten Jahrhundert abwechselten. Doch seit 2005 kennt der Boden nur noch eine Richtung und die ist oben. Diese Hebung verursachte in den letzten Monaten zwei der stärksten Beben, die hier seit Beginn der Messungen registriert wurden. Sie hatten die Magnituden 4,6 und manifestierten sich am 13. März und am 1. Juli. Doch auch das jüngste dieser Beben reichte nicht aus, um die Spannungen im Boden abzubauen, denn gestern gab es einen weiteren spürbaren Erdstoß der Magnitude 2,6. Das Epizentrum befand sich nordöstlich der Solfatara und südlich vom Astroni-Krater. Die Herdtiefe lag bei 2200 m. Es folgten 19 weitere Beben, die überwiegend im Bereich der Solfatara lagen.

Steigender Gasdruck besorgt zwei Geowissenschaftler

Die Bewohner der Caldera reagieren zunehmend nervös und auch die Wissenschaftler werden immer unruhiger. Der neapolitanische Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo gab gegenüber lokalen Medien zu, dass sich die aktuelle Situation von den vorherigen Bradyseismos-Phasen unterscheidet, und findet das beunruhigend. Die vorherigen Hebungsphasen dauerten meistens keine 2 Jahre. In dieser Zeit hob sich der Boden deutlich schneller als es jetzt der Fall ist, die Erdbeben erreichten aber nicht so hohe Magnituden wie jetzt. Beunruhigend ist auch, dass das Beben vom 1. Juli im Randbereich der Hebungszone lag und nicht in ihrem Zentrum. Zudem manifestierte sich das Beben in fast 5 Kilometern Tiefe, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Nach Meinung des Wissenschaftlers belegt dies, dass der Gasdruck stärker ist als bei früheren Phasen und dass auch eine Gefahr noch stärkerer Erdbeben für den Randbereich der Caldera besteht.
Der höhere Druck könnte ein weiterer Beleg dafür sein, dass das Gas von einer flacher liegenden Magmaquelle stammt, als es bei den vorherigen Phasen der Fall gewesen ist.

Ein anderer INGV-Vulkanologe – Roberto Isaia – arbeitete an einer Studie mit, die mit Hilfe von geoelektrischen Messmethoden die Verwerfungen im Bereich von Solfatara und Pisciarelli eingehender untersucht. Diese Verwerfungen dienen als Aufstiegswege magmatischer Fluide und münden in den Fumarolengebieten, die einen Teil des Gasdruckes abbauen. Vor Jahrtausenden gab es hier verstärkt phreatische Eruptionen, deren Spuren noch heute nachweisbar sind. Roberto fand heraus, dass diese Aufstiegswege durch Rutschungen und Erdbewegungen verstopfen könnten, wodurch auch heute die Gefahr phreatischer Eruptionen steigen würde: Mit ein Grund, warum der Zugang zur Solfatara und dem Pisciarelli-Gebiet bereits vor Jahren gesperrt wurde.

Tatsächlich ließ vor 3 Wochen der Gasausstoß bei Pisciarelli überraschend nach, ein Indiz, dass es zu einer Blockade der Aufstiegswege gekommen sein könnte.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,6 im Westen der Caldera

Blick über die Erdbebenregion im Westen der Campi Flegrei. Pennata in der Bildmitte. © Marc Szeglat

Erdbeben der Magnitude Md 4,6 im Westen der Campi Flegrei – stärkstes Beben bei Bacoli

-Der Artikel erhielt um 17 Uhr ein größeres Update-

Datum: 30.06.2025 | Zeit: 10:47:11 UTC | Koordinaten: -60.958 ; -38.947 | Tiefe: 4,9 km | Md 4,6

Pozzuoli, 30.06.2025Die süditalienischen Campi Flegrei (Phlegräischen Felder) wurden heute Mittag um 12:47:11 Uhr (MESZ) von einem vergleichsweise starken Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Das Epizentrum lag vor der Küste von Bacoli im Westen der Caldera. Die Herdtiefe wurde in 4,9 Kilometern Tiefe festgestellt. Die Daten stammen vom INGV und sind erst wenige Minuten alt. Daher könnten sie noch korrigiert werden. 

Erdbeben Md 4,6. © INGV

Es folgten mehrere Nachbeben, darunter eines mit einer Magnitude 2,2, das 4 Minuten nach dem Hauptbeben auftrat. Das EMSC meldete bislang nur diesen Erdstoß.
Bei dem Beben handelt es sich zusammen mit dem gleichstarken Erdstoß vom 13. März um das stärkste Beben, das je in der Caldera gemessen wurde. Erstmals trat so ein starker Erdstoß vor der Küste von Baccoli auf. Ob es dort Schäden gab, ist noch unklar. Die Kommune Pozzuoli gab Entwarnung und meinte, es wären einer ersten Sichtung zufolge keine Schäden aufgetreten. Dennoch gab das Bürgermeisteramt ein Statement zu den Erschütterungen heraus und veröffentlichte erneut Kontaktdaten, unter denen Bürger Schäden melden können.

Menschen verließen fluchtartig die Gebäude – Schulen wurden evakuiert

Das Erdbeben kam für viele Abiturienten zu einer Unzeit, denn an einigen Gymnasien des Großraums Neapel wurden die mündlichen Abiturprüfungen absolviert. Da die Schulen im Fall spürbarer Erdbeben kurzfristig evakuiert werden, mussten alle Schüler die Gebäude verlassen, was die Prüfungen unterbrach.
Ersten Medienberichten zufolge kam es auch jenseits der Schulen und öffentlichen Gebäude zu Fluchtbewegungen, als Tausende besorgter Bürger nach dem starken Erdstoß die Gebäude verließen und auf Straßen und Plätzen flüchteten.

Nahe des Capo Miseno ganz im Südwesten der Caldera kam es zu Steinschlägen an der Steilküste der kleinen Insel Pennata, die eine Bucht begrenzt, die einen natürlichen Hafen bildet. Dort sind die Kampanischen Ignimbrite aufgeschlossen, die während der calderabildenden Eruption von vor 39.000 Jahren entstanden. Aufnahmen zeigen, wie auf breiter Front entlang der Klippen Gesteinsstaub aufgewirbelt wurde. Angesichts der Bilder kann ich mir schwer vorstellen, dass es in dem Gebiet zwischen Bacoli und Miseno nicht zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein soll.

Bei Miseno handelt es sich um einen durchaus geschichtsträchtigen Ort: Von hier aus beobachtete der Gelehrte Plinius der Jüngere im Jahre 79 n.Chr. den katastrophalen Ausbruch des Vesuvs. Seine Beschreibungen der Eruption prägten später den Begriff „plinianische Eruption“. soll.

Inzwischen wird das Beben auch beim EMSC angezeigt. Die Lage des Epizentrums wurde vom INGV aber etwas korrigiert: Demnach befand es sich weiter von der Küste entfernt, als zunächst angegeben, und wird nun in jenem Bereich des Golfs von Pozzuoli angezeigt, in dem eine Störungszone verläuft, die bereits einige Erdbeben hervorgebracht hat. Die Tiefe des Hypozentrums spricht dafür, dass es sich um ein Beben handelt, das mit Rissbildung im Deckgestein der Caldera einhergegangen sein kann. Es unterscheidet sich auf jeden Fall von den zahlreichen schwachen Erdbeben innerhalb des Hydrothermalsystems.

Das Beben kam nicht sonderlich überraschend, denn in den letzten Tagen hatte nach einer Phase der relativen Ruhe die Seismizität wieder leicht angezogen. Doch solange die Bodenhebung anhält, wird es keine längerfristige Entspannung der Situation in den Campi Flegrei geben. Im Gegenteil: Die Spannungen im Untergrund werden durch die sich summierende Bodenhebung immer größer. Irgendwann wird auch der Punkt erreicht sein, ab dem das System nicht mehr plastisch reagiert. Dann kommt es zu immer stärkeren Erdbeben infolge von Gesteinsbruch nebst Rissbildung.

Campi Flegrei: Schwarmbeben mit 22 Erschütterungen

Schwarmbeben erschüttert erneut Campi Flegrei – 22 Beben innerhalb von 24 Stunden

Pozzuoli, 25.06.2025Pozzuoli und die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) wurden gestern erneut von einem Erdbebenschwarm heimgesucht: Innerhalb von 24 Stunden manifestierten sich 22 Beben. Die stärksten drei Erschütterungen hatten die Magnituden 1,8 und 2 Mal 1,5.

Erdbeben Campi Flegrei. © INGV

Die Hypozentren befanden sich in Tiefen zwischen 2,9 und 2,2 Kilometern. Die Epizentren konzentrierten sich in dem Bereich nordwestlich der Solfatara, in dem es letzte Woche ein stärkeres Erdbeben gegeben hatte, aber auch unter der Solfatara bebte es. Mindestens eine der Erschütterung konnte von Anwohnern gespürt werden, obwohl die Magnituden eigentlich unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze lagen. Das Beben der Magnitude 1,8 manifestierte sich offshore im Westen des Golfs von Pozzuoli und ereignete sich vor dem eigentlichen Schwarmbeben.

Das INGV und die Kommune alarmierte die Bevölkerung und wies auf den Schwarm hin, der größtenteils unbemerkt ablief. Dennoch kann es besonders in solchen Phasen zu stärkeren Erdbeben kommen, die Schäden verursachen könnten, daher die Warnung an die Menschen. Außerdem werden mit den Warnungen auch immer Telefonnummern veröffentlicht, an die sich von Schäden betroffene Bürger melden können. Schäden wurden diesmal aber nicht gemeldet.

In dem gestern veröffentlichten INGV-Bericht für den Beobachtungszeitraum 16. bis 22. Juni ist zu lesen, dass in dieser Woche 58 Erdbeben registriert wurden. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,2.

Die Bodenhebung setzte sich mit einer Geschwindigkeit von 15 mm pro Monat fort, so wie sie es seit April tut. Die geophysikalischen Parameter bewegten sich in der Bandbreite des Üblichen und zeigten keine signifikanten Änderungen im Vergleich zur Vorwoche. Somit wurde der langfristige Trend der Druckzunahme des Systems fortgesetzt. Auffällig ist allerdings der Temperaturrückgang der Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole von 96 auf 94 Grad. Hier hatte es zuvor auch einen Drop in der Kohlendioxid-Emission gegeben. Möglicherweise bahnt sich hier eine Änderung im System an, wobei ich mir 2 Szenarien vorstellen kann: Der Zustrom heißer Fluide aus der Tiefe hat nachgelassen oder es ist zu einer teilweisen Blockade des Fördersystems gekommen.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,2 am 21. Juni

Großraum Napoli: Links Campi Flegrei mit Pozzuoli, mittig Neapel und der Hafen, rechts der Vesuv. Entfernung CF-Vesuv ca. 25 Kilometer Luftlinie. © EMSC

Spürbares Erdbeben Md 3,2 erschütterte Campi Flegrei – Epizentrum nahe der Tangenziale

Pozzuoli, 21.06.2025Pozzuoli und die Campi Flegrei wurden heute Nacht wieder von einem Schwarmbeben erschüttert, das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3,2. Das Hypozentrum befand sich in 2700 m Tiefe und damit in der Deckschicht unterhalb des Hydrothermalsystems.

Zwei weitere Erschütterungen brachten es auf Md 2,2 und 2,0. Letzteres Beben manifestierte sich nur wenige Sekunden nach dem stärksten Beben, das andere knapp 5 Minuten zuvor. Alle drei Beben lagen nahe der Tangenziale nordöstlich der Solfatara. Bei der Tangentiale handelt es sich um eine Art Stadtautobahn, die Pozzuoli mit Neapel verbindet und quer durch den Ballungsraum am Golf von Neapel zieht. Sie ist die Haupt-Evakuierungsroute aus dem Kessel der Campi Flegrei und wird auch durch Tunnel geleitet, die unter die vulkanisch geprägten Hügel der Caldera hindurchführen. Die aktuellen Epizentren zeigen, dass es auch im Randbereich des Haupthebungsgebietes zu stärkeren Erdbeben kommen kann. Sollte es hier zu Erdbeben mit Magnituden größer 5 kommen, ist eine Beschädigung der Tangentiale durchaus möglich – schlecht, wenn der wichtigste Weg aus der gefährdeten Stadt heraus so exponiert ist. Im Falle starker Erdbeben oder eines Vulkanausbruchs sehe ich pessimistisch einer Evakuierung in letzter Minute entgegen. Meiner Meinung nach führt die sicherste Evakuierungsroute über See. Entsprechende Kapazitäten sollte man aufbauen.

Der aktuelle Erdstoß konnte wieder von den Anwohnern der Gegend gespürt werden. In den sozialen Medien wurden entsprechende Kommentare gepostet. Ein Bebenzeuge hoffte, dass sich der Erdstoß nicht wieder negativ auf die Ruinen von Pompeji ausgewirkt hat. Bei einem vergleichbaren Beben im letzten Monat war hier eine Mauer eingestürzt. Pompeji liegt östlich des Vesuvs, den man im oben eingebundenen Satelliten-Panorama am rechten Bildrand sieht, dort, wo zwei kleine Wolken zu erkennen sind. Die Lage der Campi Flegrei sieht man gut an den Markierungen der drei stärksten Beben des Schwarms, der übrigens aus gut 30 Einzelbeben bestand und um 23:00 Uhr UTC begann.

Gestern schrieb ich noch, dass in Pozzuoli wieder die Hoffnung aufkeimte, dass sich die Aktivität generell abschwächen würde, nur weil es einige Tage weniger Erdbeben als zuletzt gab. Solche Hoffnungen sind bis jetzt nur unbegründetes Wunschdenken, denn tatsächlich folgt auf jede vermeintlich ruhigere Phase eine intensivere. Die Krise wird umso stärker, je länger die Periode mit der geringeren Aktivität andauerte. Solange die Bodenhebung weitergeht, wird es auch immer weiteren Spannungsaufbau und Erdbeben geben. Und wie wir seit 2018 gesehen haben, kann es auch zu einer mehrmonatigen Abschwächung der Hebegeschwindigkeit auf unter 10 mm im Monat kommen, ohne dass das Ende der Unruhephase erreicht wäre.