Campi Flegrei: Weiterer Erdbebenschwarm am 31. Mai

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei – Wöchentliche Treffen des Krisenstabs

Heute begann ein weiteres Schwarmbeben in der Caldera Campi Flegrei, die bei uns als die Phlegräischen Felder bekannt ist und den Golf von Pozzuoli bildet. Der Erdbebenschwarm besteht bis jetzt aus 24 Einzelbeben, von denen das stärkste eine Magnitude von 1,5 hatte. Der Erdbebenherd wurde in 2,3 Kilometern Tiefe detektiert. Das Epizentrum befand sich im Bereich der Pisciarelli-Fumarole, die auf der nordöstlichen Außenflanke des Solfatarakraters liegt. Viele der anderen Beben manifestierten sich ebenfalls im Bereich der Solfatara. Wahrscheinlich handelt es sich um einen klassischen Schwarm im Hydrothermalsystem und steht sehr wahrscheinlich mit Fluidbewegungen im Zusammenhang.

Obwohl die Seismizität in den vergangenen Tagen gering gewesen ist, herrscht in Pozzuoli immer noch Aufregung wegen dem Beben Mb 4,4. Inzwischen gibt es praktisch täglich neue Statements der kommunalen Politiker, sowie wöchentliche Krisentreffen mit Forschern und Zivilschutz.

Gestern tagte die Nationale Kommission für Prognose und Prävention von Hochrisikogebieten und stellte fest, dass sich der Zustand des Vulkans seit dem 22. Mai nicht wesentlich verändert hat, weshalb die Alarmstufe „gelb“ bestehen bleibt.

Laut einer Pressemeldung diskutierte man mit internationalen Experten die Genauigkeit kurzfristiger Eruptionsprognosen anhand des Beispiels einer aktuellen Vulkankrise. Sie betonten, dass vulkanische Reaktivierung oft über Monate oder Jahre durch seismische Phänomene, Bodenverformungen und geochemische Veränderungen erfolgt. Anschließend gibt es eine recht kurzweilige voreruptiven Phase die Stunden oder Tage anhält und eine stärkere Dynamik der Veränderungen mit sich bringt.

Angesichts dieser Erkenntnisse unterstrich die Kommission die Notwendigkeit, die Alarmstufen der Campi-Flegrei-Notfallpläne sofort zu aktualisieren, um sie an den aktuellen wissenschaftlichen Stand anzupassen. Das Ministerium für Katastrophenschutz plant, die Alarmstufen kontinuierlich zu überarbeiten und die entsprechenden operativen Maßnahmen anzupassen.

Meiner Meinung nach sollten das eigentlich keine neuen Erkenntnisse sein, sondern lang erprobter Standard. Wenn man erst jetzt Merkmale erarbeitet, ab denen die Alarmstufe „Orange“ ausgerufen wird, kann ich nur mit unverständlichem Kopfschütteln reagieren.

Campi Flegrei: 272 Erdbeben in einer Woche

Statistik zur Campi Flegrei zeigt 272 Erdbeben innerhalb einer Woche – Bodendeformation mit plötzlichem Abfall

Obwohl es in den letzten 2 Tagen vergleichsweise wenige Erdbeben unter den Phlegräischen Feldern gab, gibt es hier heute ein Update zum süditalienischen Calderavulkan, denn das INGV veröffentlichte sein Bulletin für den Beobachtungszeitraum vom 20. bis 26. Mai 2024. In dieser Woche manifestierte sich das stärkste Erdbeben, das seit der instrumentalen Erfassung der Seismizität dort registriert wurde. Es hatte eine Magnitude von 4,4 und erschütterte nicht nur den Boden, sondern auch das Gemüt der Bewohner der Caldera. Zudem entfaltete das Beben eine überproportionale mediale Wirkung, deren reißerische Schlagzeilen von einem „brodelnden Supervulkan der kurz vor einem Ausbruch steht“ kaum noch ertragen sind.

Neben dem Erdbeben registrierte das INGV 271 weitere Erschütterungen, die sich überwiegend auf 3 Schwärme verteilten. Zwei der Schwärme streuten ihre Erdbeben über einen größeren Bereich, doch auch immer gab es Erdbeben in der Solfatara. Auf diesen Krater konzentrierte sich der Dritte Schwarm. Neben dem starken Beben – das realistisch betrachtet gerade einmal als mittelstark eingestuft werden muss – beobachteten die Vulkanologen vom INGV, dass es unmittelbar nach dem Schwarm vom 20.-21.05.24 eine Absenkung des Bodens um ca. 1 cm gab. Anschließend kehrte die Bodenhebung wieder auf die Werte zurück, die seit Mitte April gemessen wurden und eine Bodenhebung von 20 mm pro Monat nahelegen.

Die Forscher betonen, dass die vermeintliche Subsidenz des Untergrunds erst noch durch die Verwendung anderer Programme bestätigt werden muss, denn der tatsächliche Wert der Bodendeformationen lässt sich immer erst mit 14 Tagen Verzögerung genau berechnen, wenn entsprechende Korrekturwerte vorhanden sind, die einflussnehmende Effekte auf GNNS-Messungen herausrechnen können. Generell erscheint eine plötzliche Absenkung des Bodens infolge eines Erdbebens ohne eine Eruption unwahrscheinlich. Es sei denn, es hätte sich an anderer Stelle ein magmatischer Gang gebildet, der bis jetzt unentdeckt blieb.

Letzte Woche hatte ich gemutmaßt, dass es zu einer Beschleunigung der Hebungsrate gekommen sei. Wir werden sehen, wie die Wissenschaftler die Bodendeformation bewerten, nachdem alle Korrekturwerte zur Verfügung stehen.

Campi Flegrei: Ausbau des Überwachungsnetzwerks

Ausbau des Überwachungsnetzwerks in der Caldera Campi Flegrei – Weitere Unterwassersensoren werden installiert

Die anhaltende bradyseismische Aktivität in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei (Phlegräische Felder) sorgt weiterhin für viel Aufregung in Pozzuoli und den umliegenden Gemeinden, die zum größten Teil in der großen vulkanischen Depression liegen. Die Stimmung wurde zuletzt durch einen starken Erdbebenschwarm aufgeheizt, der sich am Montag ereignete und zu den stärksten Ereignissen der aktuellen Hebungsphase zählt, die im Jahr 2005 begann. Tatsächlich ereignete sich im Rahmen dieses Schwarmbebens der stärkste Erdstoß seit Beginn der Messungen im frühen 20. Jahrhundert: Er hatte eine Magnitude von 4,4, richtete leichte Gebäudeschäden an und sorgte für eine enorme Verunsicherung in der Bevölkerung sowie verstärkte die kontroversen Diskussionen unter den Wissenschaftlern. Während die eine Fraktion glaubt, dass sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung verbirgt, die für den Bradyseismos verantwortlich ist, glaubt die andere Fraktion weiterhin, dass Fluide (Wasser, Gas) hinter dem Phänomen stecken. Unter den Anhängern der These des flach liegenden Magmenkörpers gibt es wiederum einige, die einen bevorstehenden Vulkanausbruch vermuten, und der eine oder andere schließt auch eine Supervulkaneruption nicht aus, wie sie sich vor 39.000 Jahren manifestierte. Soviel zur Ausgangssituation.

Die Ängste vor einem starken Erdbeben oder einem Vulkanausbruch wurden gestern noch durch den Umstand befeuert, dass sich vor dem evakuierten Gefängnis an der Küste von Pozzuoli ein Senkloch auftat und die Straße kurzzeitig gesperrt werden musste. Außerdem blieben die Schulen in Pozzuoli die ganze Woche über geschlossen und sollen erst Montag wieder öffnen.

Die kommunale Verwaltung und der Zivilschutz tun in Zusammenarbeit mit dem INGV ihr Bestes, um der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und zu zeigen, dass alles getan wird, um sie zu schützen. Bereits jetzt zählt der Calderavulkan der Phlegräischen Felder zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt, doch in dieser Woche wurden täglich zusätzliche mobile Messungen durchgeführt. Außerdem verkündete man den weiteren Ausbau mariner Messstationen vor der Küste im Golf von Pozzuoli. Dort arbeitet in der Region des Meeresbodens, die als „Secca delle Fumose“ bekannt ist, schon das Sensorensystem „Medusa“. Dieses soll jetzt durch eine weitere Messstation ergänzt werden, die neben Wassertemperatur und Strömungsgeschwindigkeit auch die Kohlendioxidkonzentration des Wassers misst. Das Kohlendioxid ist magmatischen Ursprungs und entströmt unterseeischen Mofetten. Das System wird von Tauchern des INGV installiert und gewartet.

Auch wenn es immer einen gewissen Unsicherheitsfaktor in der Vorhersage von Vulkanausbrüchen gibt, sollten den INGV-Forschern signifikante Änderungen in Bezug auf die magmatische Aktivität im Untergrund nicht entgehen, so dass vor einer größeren Eruption rechtzeitig gewarnt werden kann. Phreatische Eruptionen im Bereich des Solfatara-Kraters sind in dem aktuellen Zustand des Vulkans jederzeit möglich und können ohne Vorwarnungen auftreten.

Campi Flegrei: Neues Erdbeben Mb 3,6

Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,6 in der Campi Flegrei – Gefängnis wurde evakuiert

Datum: 22.05.2024 | Zeit: 06:28:00 UTC | Lokation: 40.8075 ; 14.1103 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,6

Gestern Abend verkündete das INGV das offizielle Ende des Erdbebenschwarms, der am Montag begonnen hatte und für viel Aufregung gesorgt hatte. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4 und war das stärkste Erdbeben, das in der Caldera gemessen wurde. Das heißt nicht, dass es nicht zuvor stärkere Erdbeben gegeben haben kann, etwa im Vorfeld der Monte-Nuovo-Eruption. Die Magnitude dieser Beben lässt sich im Nachhinein jedoch nicht mehr exakt bestimmen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 168 Erschütterungen. Dabei kam es zu einer relativ großen Streuung einzelner Beben.

Nach einer relativ ruhigen Nacht ereignete sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben, das weithin spürbar war und eine Magnitude von 3,6 hatte. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 2,5 Kilometern angegeben. Das Epizentrum befand sich im Westen des Golfs von Pozzuoli und manifestierte sich an einer lokalen Störungszone, die in den vergangenen Wochen öfter ähnliche Erschütterungen hervorbrachte. Ein größerer Erdbebenschwarm ist bis jetzt ausgeblieben.

In Pozzuoli glätten sich die Wogen langsam nach den Ereignissen vom Montag, doch es wurden weitere Schäden an Gebäuden gemeldet. Laut einem Video von Local Team wurde gestern das Frauengefängnis von Pozzuoli vorsorglich evakuiert. Alle 140 Insassen wurden in andere Einrichtungen verlegt. Als Grund wurde die Erdbebentätigkeit genannt.

Die Ereignisse der letzten Tage werden von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Auch wenn man in den Wochen zuvor erkennen konnte, dass immer mehr Forscher die Seiten gewechselt haben und eine Eruption für möglich halten, gibt es immer noch ein Lager, das dies nicht denkt. Hier lautet der Grundtenor, dass die Existenz des Magmenkörpers, der sich nach einer neuen Studie in 5 Kilometern Tiefe befinden soll, erst noch durch weitere Studien bestätigt werden muss. Allerdings gab es bereits vor der neuen Studie wissenschaftliche Arbeiten, die Magma in 4-5 Kilometern Tiefe zumindest vermuten ließen. Die Forscher, die nicht an einen Magmenkörper in geringer Tiefe glauben, gehen von der Existenz eines größeren Magmenreservoirs in größeren Tiefen jenseits von 8 Kilometern aus. Von dort sollen die magmatischen Fluide aufsteigen, die für den Bradyseismos verantwortlich sind. Die Gretchenfrage ist jedoch, ob in diesen Magmenkörper weiterhin Magma aus noch größeren Tiefen aufsteigt oder nicht.

Da es, wie so oft, wenn es um die Prozesse im Erdinneren geht, vieles im Verborgenen bleibt und niemals Klarheit besteht, ob und wann z.B. ein großes Erdbeben kommt oder ein Vulkan ausbricht, muss man sich natürlich fragen, ob es empfehlenswert ist, mitten in einer aktiven Caldera zu siedeln.

Campi Flegrei: Angst vor Vulkanausbruch steigt

Nach starkem Erdbeben steigt die Angst vor einem Vulkanausbruch – Vulkanologen beruhigen

Der starke Erdbebenschwarm von gestern Abend beunruhigte die betroffenen Menschen sehr und viele übernachteten im Freien. Die Kommunalverwaltung hatte auf öffentlichen Sammelplätzen vier große Zelte aufstellen lassen, in denen Anwohner unterkommen konnten, die nicht in ihren Häusern übernachten wollten: Die Angst vor einem stärkeren Erdbeben war bei manchen groß. Es wurde auch psychologische Betreuung angeboten.

In vielen Medien ist zu lesen, dass die Menschen in Panik verfielen, doch auf den zahlreichen Aufnahmen in den sozialen Medien sieht man zwar rege Betriebsamkeit in den Straßen und auf den für Notfälle ausgewiesenen Sammelplätzen am Ende der Evakuierungsrouten, doch die Leute wirken zum großen Teil ruhig und gefasst und nicht panisch oder verzweifelt.

Erdbeben Mb 4,4 verursachte leichte Schäden in Pozzuoli

Das Beben verursachte leichte Schäden an Gebäuden und Straßen. Vornehmlich kam es zu Rissbildungen, aber es sind auch kleinere Fassadenteile wie Putz und Verzierungen auf die Straßen gefallen. Es kam zu Verkehrsbeeinträchtigungen und der Bahnverkehr wurde eingestellt, da man die Gleise überprüfen musste. Am Rand der Solfatara ereigneten sich Steinschläge und Erdrutsche.

Das INGV hat die Magnitude des stärksten Erdbebens bei Mb 4,4 belassen, ohne sie zu korrigieren. Beim EMSC hingegen wurde die Magnitude auf 4,2 herabgestuft und das Epizentrum vor die Küste von Ischia verlagert, was mir wenig plausibel zu sein scheint. Aber auch mit einer reduzierten Magnitude liegt das Beben im Spitzenbereich der letzten 40 Jahre und teilt sich den Titel des stärksten Erdstoßes dann mit dem Beben Ende September 2023.

Obwohl das Beben immer als stark beschrieben wird, muss man das relativ sehen: Für ein Erdbeben mit vulkanischem Hintergrund ist es ein starkes Erdbeben gewesen und auch das stärkste je gemessene Erdbeben in der Campi Flegrei. Dennoch muss man es aufgrund der Magnitude im 4-er-Bereich als mittelstark einordnen. Es war zwar gut zu spüren gewesen, hatte aber nur ein geringes Zerstörungspotenzial. Es gibt noch Luft nach oben, bevor man mit katastrophalen Schäden rechnen muss. Vulkanisch bedingte Erdbeben werden selten noch stärker. Werden sie es doch, dann ist in der Regel Magma unterwegs, so wie wir es am 10. November auf Island sahen, als sich ein magmatischer Gang unter Grindavik ausbreitete, der sogar zu einem Rifting-Prozess geführt hat. Damals gab es Erdbeben bis zur Magnitude 5,2.

Vulkanologen beruhigen: Keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch

Fumarole SolfataraWährend sich die Anwohner der Campi Flegrei also Sorgen machen, dass der Calderavulkan ausbrechen könnte, beruhigen die INGV-Vulkanologen. Sie schrieben in einem Statement, dass es keine anderen Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch gäbe. Weder die Bodenhebung hat sich beschleunigt, noch hat sich die chemische Zusammensetzung der Gase geändert, die von den Fumarolen im Bereich der Solfatara ausgestoßen werden. Wäre Magma bis kurz unter die Oberfläche aufgestiegen, würde man einen erhöhten Schwefeldioxid-Ausstoß erwarten.

Was die Bodenhebung anbelangt, bin ich skeptisch und gehe davon aus, dass wir in den nächsten Stunden schon eine Verstärkung der Hebungsrate sehen werden: Wahrscheinlich stand das starke Schwarmbeben mit magmatischen Fluiden in Verbindung, die die Deckschicht in 3 Kilometern Tiefe durchdrungen haben. Es dauert natürlich eine Weile, bis das Material durch die Risse aufsteigt und sich in den schwammartigen Ablagerungen des Hydrothermalsystems akkumulieren und so den Untergrund anheben.

Wenig Vertrauen schaffen da einige Aussagen von Politikern, die in lokalen Medien verlautbart wurden, indem man die aktuelle Krise mit jener von 1982/84 vergleicht. Zwar ist es richtig, dass die Bodenhebungsrate damals deutlich höher war als jetzt und zeitweise 92 mm pro Monat betrug (jüngste Messungen kommen aktuell auf 20 mm), doch was die schiere Anzahl der Erdbeben anbelangt, lag der April tatsächlich auf gleichem Niveau wie damals, als pro Monat knapp 1300 Erschütterungen detektiert wurden. In den Berichten ist oft zu lesen, dass es im April nur ca. 450 Beben gewesen sein sollen. Doch diese Zahl bezieht sich auf Erdbeben, die in Schwärmen auftraten. Also, entweder werden unbeabsichtigt falsche Zahlen verbreitet, oder man will beruhigen.

Generell muss man sich auch fragen, was die früheren Bradyseismos-Phasen von der aktuellen Phase unterscheidet. Die letzten Phasen dauerten meistens selten länger als 2 Jahre, während die aktuelle Phase bereits 19 Jahre anhält. Dafür läuft sie deutlich langsamer ab, wobei in den letzten Jahren eine deutliche Beschleunigung zu sehen ist. Man darf sich natürlich auch fragen, ob man im letzten Jahrhundert genau genug gemessen hat, um die langsamen Anfänge einer neuen Phase mitzubekommen. Geht man davon aus, dass vermehrt magmatische Fluide freigesetzt werden, wenn sich im tieferen Untergrund eine größere Magmamenge ansammelt, dann sieht es so aus, als wäre bei früheren Phasen eine Magmablase aus der Tiefe aufgestiegen und hat in 4-5 Kilometern Tiefe ihren Aufstieg gestoppt. Jetzt sieht es eher nach einem kontinuierlichen Zustrom von Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aus, so dass sich über die Jahre hinweg eine kritische (eruptionsfähige) Menge Schmelze ansammeln könnte. Kurzum: Je länger der Prozess anhält, desto größer die Ausbruchswahrscheinlichkeit. Einen VEI7-Ausbruch (Supervulkanausbruch) sehe ich noch nicht anstehen. Sollte die Hebung aber noch Jahrzehnte anhalten, kann ich mir so etwas auch vorstellen.



Campi Flegrei: Starkes Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara

Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei – Stärkstes Erdbeben der Hebungsphase verursacht Besorgnis

Datum: 20.05.2024 | Zeit: 18:10:03 UTC | Lokation: 40.828 ; 14.138 | Tiefe: 3 km | Mb 4,4

Am Abend manifestierte sich ein Erdbeben der (vorläufigen) Magnitude 4,4 unter dem Westen des Solfatara-Kraters in der Campi Flegrei. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 3 Kilometern angegeben. Das EMSC verortete das Beben 11 Kilometer west-südwestlich von Neapel. Sollten sich die Angaben zur Magnitude bestätigen, wäre es nicht nur das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, sondern der stärkste jemals gemessene Erdstoß in der Caldera Campi Flegrei. Das bisher stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,2 und wurde Ende September letzten Jahres detektiert.

Das Erdbeben ereignete sich um 20:10:03 Lokalzeit (18:10:03 UTC) und war Teil eines sehr intensiven Schwarmbebens, das bis zur Stunde anhält und aus ca. 140 Erschütterungen besteht. Knapp 20 Minuten vor dem Beben Mb 4,4 gab es ein Beben Mb 3,5, das sich nordwestlich der Solfatara ereignete. Schon durch dieses Beben waren die Anwohner aufgeschreckt, doch nach dem Beben Mb 4,4 herrscht vor Ort große Besorgnis, um nicht zu sagen fast Panik. Menschen versammelten sich im Freien und entlang der Fluchtrouten. Einsatzkräfte sind unterwegs und kontrollieren die Infrastruktur auf schände. Der Bahnverkehr wurde eingestellt.

Leichte Schäden an der Infrastruktur in der Campi Flegrei

Erste Bilder zeigen leichte Schäden wie umgestürzte Absperrzäune und einen umgekippten Verkaufsstand. Eine lokale Nachrichtenseite (fanpage.it) berichtet, dass bei der Feuerwehr Meldungen über leichte Gebäudeschäden wie Risse in Mauern und herabgestürzten Gesimse eingegangen seien. Die Stadtverwaltung hat eine Notfallnummer veröffentlicht, unter der die Menschen Schäden melden können. Allerdings ist diese Nummer wohl ständig belegt und die Mobilfunknetze und Internetverbindungen sind überlastet.

Beim EMSC sind bereits jetzt viele Wahrnehmungsmeldungen eingegangen. Sie stammen aus einem Umkreis von 20 Kilometern und reichen fast bis an den Fuß des Vesuvs heran. Auch von der Insel Ischia stammt eine Meldung. Der Tenor der Meldungen ist, dass es ein starker Erdstoß war, der deutlich länger anhielt als die üblichen Beben, die man bis jetzt spürte. Ein Bebenzeuge schreibt, dass er ca. 20 Sekunden lang anhielt.




Sehr wahrscheinlich geht das Schwarmbeben mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einher. Der Ort des Bebens unter dem Solfatara-Krater gibt zusätzlichen Grund für Besorgnis, besonders, da erst gerade die neuen Forschungsergebnisse enthüllt wurden, nach denen sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung befindet.

Campi Flegrei: Hebungsphasen der letzten 100 Jahre

Bradyseismos der Campi Flegrei – Hebungs- und Senkungsphasen wechselten sich ab

Schon zu Zeiten der Römer kannte man den Bradyseismus der Campi Flegrei, den man damals jedoch nicht unbedingt mit dem Vulkanismus der Caldera in Verbindung brachte. Es war bekannt, dass der Untergrund entlang des Golfs von Pozzuoli alles andere als stabil ist und sich im Laufe der Zeit um mehrere Meter heben und senken kann. Besonders gut sieht man das an den Säulen des Macellums, das auch als Serapeum bezeichnet wird: Diese sanken einst so weit ab, dass sie sich unter Wasser befanden, was man an zahlreichen Löchern in den Säulen erkennen kann, die von Bohrmuscheln stammen. Schwankungen von bis zu 6 Metern sollen so im Laufe der Jahrhunderte zusammengekommen sein.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert konnte man die Höhen der Schwankungen genau bestimmen: zuerst mit verschiedenen geodätischen Nivelliertechniken, heutzutage mit Hilfe von Satelliten, indem man GPS und Interferometrie einsetzt.




Zwischen 1905 und 1945 zeigten die Messungen eine kontinuierliche Absenkung des Campi-Flegrei-Gebiets um etwa 100 cm, gemessen in der Nähe des Macellums, mit einer durchschnittlichen Senkungsrate von etwa 2,5 cm pro Jahr. Danach kehrte sich der Trend um, und der Boden begann zwischen 1945 und 1953 wieder um mehr als 50 cm zu steigen, ohne nennenswerte Erdbebentätigkeit zu verursachen. In den Jahren 1970–1972 und 1982–1984 folgten dann zwei schwere bradyseismische Krisen.

365 Zentimeter Bodenhebung seit Anfang des 20. Jahrhunderts

Die Krise der 70er Jahre begann tatsächlich bereits 1968. Sie war durch eine Anhebung des Bodens von etwa 177 cm gekennzeichnet. Die Hebungsgeschwindigkeit betrug ca. 6,2 cm pro Monat. Im Jahr 1970 verursachten diese Hebungen Schäden an der Cumana-Eisenbahnlinie sowie an Gebäuden im historischen Zentrum von Pozzuoli. Fischer berichteten über Hinweise auf die Bodenerhebung, wie veränderte Neigungen der Fährlaufstege. Die Hebung wurde von seismischen Schwärmen geringer Stärke begleitet, die meist unbemerkt blieben. Zwischen dem 28. Februar und dem 30. Oktober 1970 wurden rund 2.600 Erschütterungen registriert. Am 3. März 1970 begann die Evakuierung des Rione Terra, da viele Häuser beschädigt waren. Am Ende der Krise begann eine langsame Absenkung des Bodens um etwa 21 cm.

Es wurde ein Sondergesetz erlassen, das die Einhaltung der Bauvorschriften für Erdbebenzonen sichern sollte.

Die Krise der 80er Jahre erreichte eine maximale Hebung von 179 cm, was insgesamt 334 cm im Vergleich zu 1970 ergab, mit einer maximalen Hebungsrate von 14,5 cm im Monat. Über 16.000 Erdbeben wurden registriert, darunter zwei mit einer Stärke von M=4,0. Ab Frühjahr 1983 nahm die Seismizität zu, und zwischen dem 4. September und dem 4. Oktober 1983 wurde ein Erdbeben der Stärke M=4,0 registriert, das in Pozzuoli Schäden und Panik auslöste. Ein Teil der Bevölkerung wurde umgesiedelt.

Ab 1985 setzte eine Phase der Bodenabsenkung ein, die bis November 2004 etwa 94 cm erreichte, unterbrochen von kurzen Hebungsepisoden in den Jahren 1989, 1994 und 2000, die jeweils weniger als 10 cm betrugen.

Netto kam es im betrachteten Zeitraum bis zum Einsetzen der aktuellen Hebungsphase zu einer Bodenhebung von ca. 240 Zentimetern.

Im Jahr 2005 setzte die aktuelle Hebungsphase ein. Sie ist bereits die längste Phase der letzten 120 Jahre. Sie begann vergleichsweise langsam und beschleunigte sich seit 2011 zusehends. Der Boden hob sich bis zum April 2024 um bis zu 125 Zentimeter. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts erlebten die Campi Flegrei eine Bodenhebung von bis zu 365 Zentimetern.

Die Hebung wurde durch magmatische Fluide verursacht, bei denen es sich zum Teil um Magma handelt, das in weniger als 5 Kilometern Tiefe akkumulierte. Magma und Fluide steigen von einem tiefer gelegenen Magmenkörper unbekannter Dimension auf. (Quelle: regione.campania.it)

Campi Flegrei mit Erdbeben am 18.05.24

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Bodenhebung bei 20 mm im Monat

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei ist die Erdbebentätigkeit weiterhin hoch. Heute früh startete ein Erdbebenschwarm, dessen stärkste Erschütterung eine Magnitude von 2,8 aufwies. Zuerst wurde die Magnitude mit 3,7 angegeben und später korrigiert. Die Tiefe des Hypozentrums betrug 2,8 Kilometer. Das Epizentrum lag nördlich des Solfatara-Kraters. Ein weiterer Erdstoß erreichte eine Magnitude von 2,2. Er manifestierte sich an der Küste von Bagnoli, südöstlich der Solfatara. Seit gestern wurden mehr als 40 Erschütterungen registriert.

Eine Abschwächung des Geschehens ist nicht in Sicht, eher im Gegenteil: Die Erdbebentätigkeit scheint weiterhin zuzunehmen und das Gleiche gilt für die Bodenhebung. Diese ist zwar von ihrem Höhepunkt im April etwas zurückgegangen, doch wurde sie im INGV-Bericht der letzten Woche mit 20 mm angegeben. Das ist ein Durchschnittswert, bei dem die schubartigen Anstiege vom April eingerechnet sind. Sollte sich ein langfristiger Trend etablieren, dann handelt es sich um die stärkste durchschnittliche Bodenhebung seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005. Seitdem hob sich der Boden um 126 Zentimeter.

Übrigens wurden in der Woche zwischen dem 6. und 12. Mai 2024 184 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,7. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag weiterhin bei 95 Grad Celsius, gemessen in 5 Metern Abstand zur Fumarolenöffnung.

Ich habe mir auch den Monatsbericht für April 2024 angeschaut: Die INGV-Wissenschaftler berichteten, dass es 1252 Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,9. Der April war der Monat mit den meisten Erdbeben seit Beginn der Hebungsphase und übertraf sogar die Erdbebenhäufigkeit der kurzen, aber starken Hebungsphase von 1982/84. Damals hob sich der Boden allerdings um 179 Zentimeter. Die monatliche Durchschnittsrate lag bei 14,5 Zentimetern. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 4,0. Der schnelle Bodenanstieg und die starke Erdbebentätigkeit hinterließen ihre Spuren an der alten Bausubstanz in Pozzuoli und anderen Orten der Region. Es kam zur Räumung zahlreicher Gebäude in der Altstadt, die aufwendig restauriert wurden. Tatsächlich wurden damals bereits viele Anwohner dauerhaft umgesiedelt.




Vielleicht wird sich noch herausstellen, dass es ein Fehler war, Pozzuoli zu sanieren und nicht aufzugeben. Zwar sind die Schäden der aktuellen Hebungsphase bei weitem nicht so groß wie damals, was auch an der Renovierung liegen dürfte und daran, dass sich die aktuelle Phase deutlich langsamer abspielte als in den 1980er Jahren. Doch seit feststeht, dass die Bodenhebung wenigstens teilweise von Magma verursacht wird, das sich in etwa 5 Kilometern Tiefe ansammelt, muss man davon ausgehen, dass es irgendwann zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Wenn nicht in der aktuellen Hebungsphase, dann in einer anderen. Die Probleme müssen gelöst werden, doch sie werden immer weiter verschoben, wie praktisch alles, was dem Menschen unangenehm ist, in weiter Zukunft zu liegen scheint und dennoch nach Lösungen schreit.

Campi Flegrei: Neue Studie enthüllt Magmenkörper

Neue Studie zur Campi Flegrei enthüllt Rätsel und weist Magma in 5 Kilometern Tiefe nach

Eine zu Recht als bahnbrechend bezeichnete Studie scheint nun ein Rätsel gelöst zu haben und erklärt gleichzeitig den Paradigmenwechsel, den viele Wissenschaftler in den letzten Wochen durchlebten: Viele Geoforscher sind nicht mehr ausschließlich der Meinung, dass das Phänomen des Bradyseismos der Campi Flegrei ausschließlich eine Folge der Ansammlung magmatischer Fluide im Untergrund ist, sondern dass auch Magma in relativ geringer Tiefe vorhanden sein könnte. Damit ist dann auch ein gewisses Eruptionsrisiko verbunden.

Forscher des INGV und der Universität Mailand-Bicocca haben eine innovative Methode angewendet, um die innere Struktur der Caldera zu visualisieren. Sie nutzten eine 4-dimensionale seismische Tomografie, um Veränderungen im Laufe der Zeit zu erfassen, was bisher noch nicht gemacht wurde und wiesen einen Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe nach.

Die detaillierten Bilder der Caldera wurden durch die Analyse der Geschwindigkeitsänderungen seismischer Wellen über die Jahre gewonnen. Dabei wurden auch die wichtigsten Eigenschaften des vulkanischen Systems und die Unterschiede zwischen Phasen der Ruhe und Unruhe untersucht, einschließlich der Untersuchung von Gesteinsbrüchen.

Die Studie untersuchte die Mikroseismizität von 1982 bis 2022, um Veränderungen im Untergrund über einen Zeitraum von 40 Jahren zu erfassen. Dabei wurde eine nichtlineare, probabilistische Methode verwendet, um die Beziehung zwischen verschiedenen Wellentypen zu untersuchen.




Der probabilistische Ansatz ermöglichte es den Forschern, Unsicherheiten in den Daten zu berücksichtigen und ein Bild der Caldera zu erhalten, das bis in eine Tiefe von 6 Kilometern reichte.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Unruheepisoden von 1982 bis 1984 als auch von 2005 bis 2022 durch Aufstieg und Ansammlung von magmatischen Gasen und Magma im Zentrum der Caldera gekennzeichnet waren. Dies deutet darauf hin, dass beide Prozesse beim Bradyseismus eine wichtige Rolle spielen könnten.

Die Forscher arbeiten nun daran die Veränderungen seit 2022 zu erfassen um das Eruptionsrisiko besser einschätzen zu können.

(Quellen: INGV, Giacomuzzi, G. et all, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X24001778?